14. Das Blut Jesu Christi, des Sohns Gottes u.s.w.

[449] Hier steh' ich armer Mensch und schäme mich vor mir,

mit so viel Häßlichkeit der Sünden ganz beklecket.

Mein erstes schönes Kleid, wie ist es doch beflecket,

wie hat doch dieser Wust ersticket alle Zier


Die schwache Seele tut kaum noch ihr Häupt herfür,

weil sie der tiefe Schlam mit Wuste ganz bedecket

und der versinkenden kein Arm wird zugerecket,

ihr Loch, ihr Kot, ihr Tod ist der Leib, dieser hier.


Gott Jesu, Christe Mensch, nur deine Hand, die fromme,

die kan es, daß ich auf aus dieser Höllen komme.[449]

Zeuch, starker, mich heraus und mache mir ein Bad,


ein Bad, ein rotes Bad von deinem teuren Blute.

Viel darfstu dessen nicht vergießen mir zu gute,

an einem Tröpflein nur, Erlöser, ist es satt.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 449-450.
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