7. Auf Herrn Tobias Hübners Ableben

[456] 1636 August.


Der deutsche Helikon hatt' einen schwarzen Flor

um sich gezogen her, die trübe Hippokrene[456]

floß durch den jungen Moß ein seufzendes Getöne.

Melpomene, die bließ in ihr betrübtes Rohr,


dem innig hörte zu Olympus ganzer Chor.

Zythere hing ihr Häupt und ihre jungen Söhne

verkehrten Flitz' und Pfeil' und ihre schöne Schöne.

Mit dem tät Morfeus auf das lichte Sternentor.


Die Augen wachten auf, das Herze schlief in Sorgen,

ich träumte wachend fort. Der zweifelhafte Morgen

verhieß ein trübes Licht. Matuta war zu rot


und Zynthius zu blaß. Da hört' ich erst verlesen,

warum Parnassens Volk so traurig ist gewesen.

Ach! allzuwahrer Traum, sein Hübner, der ist tot!


Unter Kassan in Zeremissen der Reußen, im Augustmonate 1636.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 456-457.
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