XVIII
DIE SCHÖNHEIT

[35] Ihr menschen · ich bin schön · ein traum von stein!

Mein busen der zu blutigen küssen treibt:

Dem dichter flösst er eine liebe ein

Die stumm ist wie der stoff und ewig bleibt.


Ich bin die sfinx die keiner noch erfasst ·

Die herz von schnee und schwanenkleid vereint ·

Die jedes rücken an den linien hasst –

Ich habe nie gelacht und nie geweint.


Die dichter all vor meinem grossen wesen

– An stolzen bauten scheint es abgelesen –

Zerquälen ständig sich in strengen schulen.


Für sie besitz ich · die gefügen buhlen ·

Wo alles schöner spiegelt · eine quelle:

Mein aug · mein weites aug von ewiger helle.

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 35-36.
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