XXXII
DER VAMPIR

[49] Du die wie ein messerstoss

Ins klagende herz mir zückte

Wie schwärme von teufeln stark und gross

Kamest du Tolle Geschmückte


Und machtest zu haus und bette

Meinen erniedrigten sinn –

Ruchlose! eins mit dir bin

Ich wie sträfling mit kette[50]


Wie spieler mit ihrer sucht

Wie trinker mit ihrem glase

Wie das gewürm mit dem aase –

Verflucht seist du! verflucht!


Ich flehte zu schwertes schnelle:

›Gib mir meine freiheit zurücke!‹

Ich sprach zu des giftes tücke:

›Sei meiner schandtat geselle!‹


Da hat das gift und das schwert

Verächtlich zu mir gesprochen:

›Aus deinen verwünschten jochen

Dich reissen bist du nicht wert.


Du tor wenn auch unsre streiche

Dich lösten aus dem verschluss

So weckte wieder dein kuss

Deines vampirn leiche.‹

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 49-51.
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