DIE FREMDE

[43] Sie kam allein aus fernen gauen

Ihr haus umging das volk mit grauen

Sie sott und buk und sagte wahr

Sie sang im mond mit offenem haar.


Am kirchtag trug sie bunten staat

Damit sie oft zur luke trat ..

Dann ward ihr lächeln süss und herb

Gatten und brüdern zum verderb.


Und übers jahr als sie im dunkel

Einst attich suchte und ranunkel

Da sah man wie sie sank im torf –

Und andere schwuren dass vorm dorf


Sie auf dem mitten weg verschwand ..

Sie liess das knäblein nur als pfand

So schwarz wie nacht so bleich wie lein

Das sie gebar im hornungschein.

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 43-44.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod
Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel
Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 5: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel
Der Teppich Des Lebens: Und Die Lieder Von Traum Und Tod Mit Einem Vorspiel (German Edition)