Von der Beschneidung Christi
Warum machet solche Schmerzen

[28] 1.

Warum machet solche Schmerzen,

Warum machet solche Pein,

Der von unbeschnittnem Herzen,

Dir, herzliebstes Jesulein,

Mit Beschneidung, da du doch

Frei von des Gesetzes Joch.

Weil du, einem Menschenkinde

Zwar gleich, doch ganz ohne Sünde?


2.

Für dich darfst du dies nicht dulden,

Du bist ja des Bundes Herr,

Unsre, unsre große Schulden,

Die so grausam, die so schwer

Auf uns liegen, daß es dich

Jammert herz- und inniglich,

Die trägst du ab, uns zu retten,

Die sonst nichts zu zahlen hätten.


3.

Freut, ihr Schuldner, euch deswegen,

Ja, sei fröhlich alle Welt,

Weil heut anhebt zu erlegen

Gottes Sohn das Lösegeld;

Das Gesetz wird heut erfüllt,

Heut wird Gottes Zorn gestillt.

Heut macht uns, so sollten sterben,

Gottes Blut zu Gottes Erben.


4.

Wer mag recht die Gnad erkennen?

Wer kann dafür dankbar sein?

Herz und Mund soll stets dich nennen

Unsern Heiland, Jesulein![29]

Deine Güte wollen wir

Nach Vermögen preisen hier,

Weil wir in der Schwachheit wallen;

Dort soll baß dein Lob erschallen.

Quelle:
Paul Gerhardt: Dichtungen und Schriften, München 1957, S. 28-30.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Wach auf, mein Herz, und singe: Vollständige Ausgabe seiner Lieder und Gedichte
Erinnerungen 2014: Postkartenkalender - Christliche Lieder & Gedichte
Wach auf, mein Herz, und singe. Gesamtausgabe seiner Lieder und Gedichte
Gedichte Von Paulus Gerhardt (German Edition)