1804

17/4801.


An den Herzog Carl August

Ew. Durchl.

nehmen, was wir, in dem Ihrigen und aus dem Ihrigen, hervorzubringen und zu bilden gewagt, gnädig auf, als Zeugniß des Wunsches, daß Ihnen ein langer und froher Genuß des vielfältig gestifteten Guten werden möge.

Weimar d. 1. Jan. 1804.

Goethe.[1]


17/4801a.


An Johann Ludwig von Herda?

Man wünscht zu erfahren was eine Medaille kosten könnte, etwa drey Leipziger Zoll im Durchmesser, wovon die eine Seite ein Brustbild, die andere drey Figuren vorstellte, in Silber etwa 7 Loth schwer. Wie viel würde der Stempel, wie viel das Exemplar, in Gold, Silber oder Kupfer kosten?

Möchten Ew. Hochwohlgeb. wohl bey Herrn Loos in Berlin vorstehende Anfrage thun? ohne jedoch woher sie komme auszusprechen; so würden Sie mich sehr verbinden. Der mich zu geneigtem Andenken empfehle. Weimar am 3. Jan. 1804.

Goethe.[80]


17/4802.


An Friedrich Schiller

Beyliegendes Blättchen wollte besonders abschicken, als mir die Balladen wieder in die Hände fielen, welche ich schon vor einiger Zeit erhielt; sie haben etwas Gutes ohne gut zu seyn. Ich wünsche Ihr Urtheil zu hören.

Weimar am 4. Jan. 1804.

G.


17/4803.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Um nach und nach Verschiedenes, was in Gegenwart des Herrn Professor Wolf zur Sprache gekommen[1] und wovon Ew. Wohlgeb. auch schon zum Theil unterrichtet sind, der Ausführung näher zu bringen, will ich einiger vorzüglicher Puncte erwähnen.

1. Es wäre sehr schön, wenn Herr Hofrath Voß sich entschließen könnte irgend eine Karte seiner Alten Geographie, vielleicht die zum Äschylus gehörige, auf Ostern zum Titelkupfer des zweyten Vierteljahres zu bestimmen und das Nöthige in einem kleinen Programm dabey zu sagen. Soviel ich mich erinnere, ist die Zeichnung gemacht und wir könnten sie hier von einem geschickten Manne in Kupfer stechen lassen, wenn wir sie zeitig erhielten. Sollte ja noch etwas an der Zeichnung verändert werden, so könnte man den Künstler hinüberschicken.

2. Herr Hofrath Wolf ist geneigt die Werke des Cesarotti gemeinschaftlich mit Herrn Fernow zu recensiren und zwar wollte er die Theile übernehmen, welche das auf Homer Bezügliche enthalten, und wünscht, daß ihm selbig bald zugeschickt werden.

3. Unter den Strich hat er einzelne Sprachbemerkungen versprochen, wovon er mir einige im Entwurf gezeigt, welche daselbst gar wohl stehen würden.

4. Die von Herrn Professor Wolf genannten Recensenten lege auf einem besondern Blatte bey.


[2] Herr Hofrath Wolf ist gestern, Freytag den 6. Januar, unter vielen Empfehlungen an Sie und Herrn Hofrath Voß abgereist.

Da ich wohl später als ich dachte nach Jena zurückkehren werde, so will ich, damit Verschiedenes nicht stocke, schriftlich einiger Puncte erwähnen.

1. Wenn die Herrn von Stein auf seinen Brief nach Befinden der Umstände antworten wollen, so lege ich hier eine Antwort von meiner Seite an denselben bey, in welcher ich bloß im Allgemeinen bleibe und ihm sage, daß er das Nähere sowie Contracte und dergleichen von Ew. Wohlgeb. erhalten werde.

Muntern Sie ihn ja auf, daß er das Interesse für diese Anstalt in seinem Wirkungskreis verbreite. Er kann in manchem Sinne sehr nützlich seyn und ist ein Höchster wackerer, wohldenkender junger Mann.

2. Was die Vorerinnerung betrifft, so habe ich diese Tage vergebens mich zu sammeln gesucht, um mir eine Anstalt, wie die Jenaische Allgemeine Literaturzeitung seyn und werden soll, dergestalt zu vergegenwärtigen, daß ich ihre Hauptsumme gegen das Publicum auszusprechen wagte. Ich sehe auch dergleichen ruhige Stunden keineswegs vor mir, daher will ich einen andern Vorschlag thun.

Ew. Wohlgeb. schreiben selbst dergleichen Aufsätze mit Glück und großer Leichtigkeit, wie aus den jüngst nach Berlin communicirten zu ersehen gewesen.

[3] Wollten Sie daher wohl selbst mit Einstimmung unseres Voß nicht eine solche Einleitung entwerfen und mir solche alsdann zuschicken? ich würde daran einen Anhalt und Anlaß finden, was ich selbstgedacht zu sammeln und mitzutheilen, auch andre wohlwollende Freunde zu befragen. Auf diese gemeinschaftliche Weise geht die Sache gewiß am geschwindesten, woran Ihnen doch wie billig viel gelegen ist.

3. Schon Serenissimo war die erste Division unserer Kanonirbote am Neujahrstag sehr angenehm, auch hat mir nunmehr die erste Sendung viel Vergnügen gemacht. Bleiben Sie überzeugt, daß ich gewiß bey einer Anstalt festhalte, welcher Sie mit so viel männlicher Festigkeit und Gewandheit vorstehn. Ich habe noch gar manches im Sinne, das ich nach und nach, wie das Geschäft weiter rückt, entwickeln werde.

Die Theilname solcher Männer wie Voß und Wolf ist ganz unschätzbar; mit ihnen in Verhältniß zu seyn und zu bleiben erhöht das Gefühl für eine Anstalt, welche ein solches Band immer fester knüpfen muß.

4. Das Blatt wegen Wagner sende wieder zurück; ich habe es gelassen wie es war, weil eine neue Bearbeitung mich zu weit geführt hätte. Zugleich folgt eine andere kleine Kunstnachricht.

5. Von Reichardts Briefen sende nächstens[4] eine kurze Recension; ein gleiches würde mit den Campischen und Meyerischen Reisebeschreibungen thun, wenn sie nicht schon recensirt oder ausgetheilt wären. Dergleichen Beyträge kann ich in meiner jetzigen Lage wohl liefern, ob ich gleich die ernsteren Dinge nicht außer Acht lasse.

6. Indem ich für das überschickte gute Exemplar der Zeitung danke, ersuche ich Ew. Wohlgeb. mir auch ein gewöhnliches zugleich zuzuschicken, damit ich solches actenmäßige heften und etwaige Anmerkung dabey anbringen kann.

7. Die Länge der Meyerischen beykommenden Recension wird wohl durch die Wichtigkeit des Werks und durch die Competenz des Recensenten entschuldigt werden. Vielleicht bringen Sie solche erst gegen Ende des Januars, da man ohnehin im Programm schon so viel von Kunst gehört hat.

Die Vergleichung des Originals mit der Übersetzung bringe ich nach; es kommen recht bedeutende Dinge dabey zur Sprache.

8. Mit Falk will ich suchen die Sache abzuthun.

9. Noch einen Gedanken muß ich mittheilen;

Ich wünschte, daß wir im stillen den Charakter aller mit uns gleichzeitiger kritischen Blätter beobachteten, Richtung und Thon im Allgemeinen, Vorzüglichkeit in gewissen Fächern, Schwächen in andern u.s.w. Denn wenn man andere beobachtet, kommt man weniger in den Fall einseitig zu werden.[5] Ew. Wohlgeb lesen selbst so manches Blatt; auch wäre vielleicht Dr. Gruber dazu zu brauchen, ohne daß man ihm gerade den Zweck davon entdeckte.

10. Auch sende ich ein Blatt der Hamburger Zeitung; sollte man auch nicht zu Ende Januars ebendaselbst und in anderen Blättern unsere vorzüglichsten Recensionen anzeigen und so von Monat zu Monat fortfahren?

11. Das erste Heft des Beckerischen Augusteums ist hier; Sie erhalten davon eine kurze Voranzeige. Überhaupt wird es gut seyn mancher Bücher, sobald sie herauskommen, in gedrängter Kürze zu erwähnen; so kann Autor, Buchhändler und Leser zufrieden seyn und man gewinnt auch dabey, daß man manches nicht ex professo zu behandeln braucht.

12. Auch liegt ein Gothaisch-Reichardischer Brief bey.

Leben sie recht wohl und empfehlen mich Herrn Hofrath recht vielmals.

Weimar den 7. Januar 1804.

G.


17/4804.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Heute nur weniges!

Die Natürliche Tochter übergeben Sie nur immer Herrn Schaumann; da aus seinen Briefen ein sehr gesetzter Mann hervorscheint, so wird er, indem er[6] seine Gesinnung unbewunden vorträgt, immer im Auge haben, in welchem nahen Verhältniß ich mit der Zeitung stehe. Behandlung und Styl wird er schon einzurichten wissen, daß keine invidia erregt werde. Offerieren Sie ihm auch Schlegels Spanisches Theater. Von allem Übrigen morgen.

Weimar am 9. Januar 1804.

G.


17/4805.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

erhalten hier die Recension Bouterweks, welche mir ganz brauchbar scheint.

Die andere hingegen möchte uns wenig Ehre bringen. Ich kann es zwar wohl leiden, daß man sich mit Anthropologie und empirischer Psychologie mitunter abgiebt; nur wenn solche Schriften da sind, müssen sie aus dem höheren Gesichtspunct betrachtet werden, wozu denn freylich der gute Recensent nicht gelangt ist. Haben Sie die Güte dieses Stückchen Arbeit abzulehnen. Überhaupt wird uns diese Feder wenig Erfreuliches bringen, doch muß man nicht verzweifeln.

Ich hoffe Herr Schaumann soll uns auch in solchen Materien gut zu statten kommen.

Professor Meyers Recension des Augusteums folgt gleichfalls.

[7] Auch liegt meine Recension von Reichardts Reisen bey, wobey ich auch die Druckofficin benenne und den Druckern zu Leibe gehe. Wir werden uns um die deutsche Literatur ein großes Verdiensterwerben, wenn wir gegen dieses unerträgliche Unwesen zu Felde ziehen.

Adelungs Wörterbuch werden Sie erhalten haben. Buchner findet sich nicht.

Wenn Meyers Briefe und Campens Reise schon beurtheilt sind, so ist es schon recht gut.

Von englischen Journalen kann ich leider nichts schicken; Gores lassen sie nur bandweise kommen. Französische will ich suchen die neusten von Durchl. dem Herzog zu erhalten.

Wegen Lüders schreibe ich diese Tage an Professor Sartorius.

Mit Schlegels Europa halten Sie noch zurück; vielleicht giebt das etwas für Schaumann. Soviel für heute! Verzeihen Sie meine Eile.

Vielleicht verschaffe ich Ihnen eine Recension von Vossens Gedichten zum Februar.

Weimar am 11. Januar 1804.

G.


17/4806.


An August Wilhelm Schlegel

Daß wir von einem Posttage zum andern auf Ihre bedeutende Beyträge warten, können Sie wohl selbst denken. Von Ihnen, Steffens, Bernhardi,[8] Schleyermacher vernehmen wir kein Wort, möchten Sie doch sämtlich bald sich desto erfreulich zeigen! Mehr sage ich nicht und sage nur ein herzliches Lebewohl hinzu.

Weimar am 12. Jan. 1804.

Goethe.


17/4807.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

belieben nach einem beygesteckten Zettelchen1 eine Stelle meiner Recension zu verändern.

Doctor Schelle macht seine Sache ganz gut, nur will es mit dem Styl noch nicht recht fort, besonders anfangs; es ist als wenn er sich erstlich warm schreiben müßte. Dagegen ist der Nonconformist M.C. ein armer Teufel, von dem sich wenig erwarten läßt; zeigen Sie mir doch einige frühere Recensionen oder eine Schrift von ihm an, daß ich ihn näher kennen und beurtheilen lerne.

Eschenmayers Recensent ist niemand anders als Werneburg in Göttingen.

Lassen wir das philosophische Wesen immer noch ein wenig liegen. Ich habe allerley Gedanken, Hoffnungen und Aussichten.

[9] Heute ist Schlegel erinnert worden.

Eine spätere ausführliche Beurtheilung des Augusteums kann recht gut angekündigt werden.

Johannes Müller soll hoch leben und herzlich willkommen seyn.

Muth und Geduld!

Weimar den 12. Januar 1804.

G.


1 So wird z.B. das Wort fein so oft wiederholt, daß es seine Bedeutung zuletzt selbst aufzehrt.


17/4808.


An Ferdinand von Lamezan

Hochwohlgeborner Freyherr.

Hochgeehrtester Herr.

Ew. Hochwohlgeb. erstatte meinen lebhaftesten Dank, daß dieselben mich mit einer so zutraulichen Anfrage beehren und zugleich ein fortgesetztes angenehmes Verhältniß zusichern.

Wenn ich bey einem jeden Geschäfte dieser Art mich sehr gern, so weit meine Einsichten und Kräfte reichen, mit Rath und That willig finden lasse, so wird mir bey dem gegenwärtigen ein ernsterer Antheil um so mehr zu Pflicht, als ich selbst dem unschätzbaren Manne, von dem die Rede ist, wegen eigner Bildung und Förderung, ein Denkmal zu setzen Ursache hätte.

Indessen erlauben Ew. Hochwohlgeb. daß ich, als ein von manchen Seiten bedrängter, mich über diese Angelegenheit so kurz und möglich erkläre,[10] und haben die Güte was etwa zur Form und sonstiger Verknüpfung gehören möchte, gefälligst zu suppliren.

Unter allen Denkmalen, die einem bedeutenden Manne gesetzt werden können, hat freylich das plastisch-ikonische den Vorzug; allein welch ein Auf wand, welch eine Zeit welch eine Gelegenheit wird hierzu nicht vorausgesetzt! Nur der, dem die Ausübung der Majestätsrechte zusteht, darf ein solches Unternehmen denken.

Die plastisch-architektonischen Monumente, wie z.B. das Geßnerische bey Zürch, sind gleichfalls großen Schwierigkeiten unterworfen, die ich, wenn es erfordert würde, darzulegen bereit wäre.

Die pur-architektonische find vor der Nullität kaum zu schätzen: die dabey anwendbaren Formen sind schon so durchgebraucht, daß ein sehr genialischer Künstler und reiche Unternehmer vorausgesetzt würden, um etwas für den echten Geschmack nur einigermaßen Erfreuliches zu leisten.

Mit Vergnügen habe ich daher aus Ew. Hochwohlgeb. Schreiben ersehen, daß es Ihnen und Ihren werthen Herrn Commitenten nicht unangenehm seyn würde, wenn man den Vorschlag zu einer Medaille thäte.

Wollten Sie daher wohl die Güte haben mir vor allen Dingen anzuzeigen: ob sich die Gesellschaft wohl auf eine Schaumünze zu fixiren geneigt wäre? Möchten Sie die Summe bestimmen, die Sie als Preis auszusetzen[11] gedächten; so würde ich Anschläge, Vorschläge u.s.w. bald zu überschicken im Stande seyn.

Die großen Vorzüge welche, unter den gegebenen Umständen, ein solches Monument vor anderen hat, werden alsdann gleichfalls zur Sprache kommen.

Der ich um Vergebung verspäteten Antwort, sowie des Gebrauchs einer fremden Hand, angelegentlich bittend, mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne

Ew. Hochwohlgeb.

Weimar

ganz gehorsamster

d. 12. Jan.

Diener

1804.

J. W. Goethe.


17/4809.


An Friedrich Schiller

Das ist denn freylich kein erster Act, sondern ein ganzes Stück und zwar ein fürtreffliches, wozu ich von Herzen Glück wünsche und bald mehr zu sehen hoffe. Meinem ersten Anblick nach ist alles so recht und darauf kommt es denn wohl bey Arbeiten, die auf gewisse Effecte gerichtet sind, hauptsächlich an. Zwey Stellen nur habe ich eingebogen; bey der einen wünschte ich, wo mein Strich lauft, noch einen Vers, weil die Wendung gar zu schnell ist.

Bey der anderen bemerke ich so viel: der Schweizer fühlt nicht das Heimweh, weil er an einem andern Orte den Kuhreigen hört, denn der wird, so viel ich weiß, sonst nirgends geblasen, sondern eben weil er[12] ihn nicht hört, weil seinen Ohr ein Jugendbedürfniß mangelt. Doch will ich dieß nicht für ganz gewiß geben. Leben Sie recht wohl, und fahren Sie fort uns durch Ihre schöne Thätigkeit wieder ein neues Lebensinteresse zu verschaffen. Halten Sie sich auch wacker im Hades der Societät und flechten Sie Schilf und Rohr nur fein zum derben Stricke, damit es doch auch was zu kauen gebe.

Gruß und Heil.

Weimar am 13. Jan. 1804.

G.


17/4810.


An Friedrich Schiller

[14. Januar.]

Auf Ihre freundlichen Abendworte erwiedere ich folgendes: Ich wünsche recht herzlich Sie bald zu sehen, ob ich mich gleich sehr in acht nehmen muß. Eine Unterredung mit Herrn Geh. Rath Voigt ist mir gestern gar nicht wohl bekommen. Ich fühle jetzt erst daß ich schwach bin.

An Ihrer Exposition habe ich mich recht gelabt und indessen davon gezehrt. Es ist recht gut daß Sie den Widerspruch gegen die zudringliche Nachbarin durch eine solche gleichzeitige That äußern, sonst müßte der Zustand auch ganz unerträglich seyn.

Da ich jetzt krank und grämlich bin, so kommt es mir fast unmöglich vor jemals wieder solche Discourse[13] zu führen. Man begeht doch eigentlich eine Sünde wider den heiligen Geist, wenn man ihr auch nur im Mindesten nach dem Maule redt. Wäre sie bey Jean Paul in die Schule gegangen; so hielte sie sich nicht so lange in Weimar auf; sie mags auf ihre Gefahr nur noch drey Wochen probiren.

Ich bin die Zeit immer beschäftigt gewesen und da ich nichts leisten konnte, habe ich manches gethan und gelernt; nur muß ich mit den Gegenständen wechseln und Pausen dazwischen machen.

Die angekommenen Hackertischen Landschaften haben mir auch einen heiteren Morgen gemacht; es sind ganz außerordentliche Werke, von denen man, wenn sich auch manches dabey erinnern läßt, doch sagen muß, daß sie kein anderer Lebender machen kann, und wovon gewisse Theile niemals besser gemacht worden sind.

Leben Sie recht wohl und wenn Sie morgen nach Hofe fahren, so kommen Sie einen Augenblick vorher zu mir; mein Wagen kann Sie abholen und so lange warten.

Das Rütli wird mir große Freude machen. Ich verlange sehr das was einzeln so gut eingeführt ist, nun im Ganzen beysammen zu sehen.

G.[14]


17/4810a.


An Anne Germaine de Staël-Holstein

[Weimar, Mitte Januar 1804?]

Encore quelques jours, Madame, et m'eveillerai comme d'un long reve en Vous revoyant. C'est allors que je Vous remencierai de Votre indulgence, de la bonté avec la quelle Vous Vous interesses a mes petites choses, en Vous avouant que j'ai un peu honte de mon indisposition prolongée qui auroit du disparoitre deja longtemps en honneure et gloire de Votre presence. Adieu Madame, au plaisir de Vous revoire bientot. Mes complimens et mes excuses pour Mr d. Constant.

Goethe.[80]


17/4811.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

So habe ich denn doch fünf Stücke des European Magazine für Sie erbeutet, die ich aber recht bald zu benutzen und mir zurückzusenden bitte.

Ich habe gedacht, ob man nicht zu solchem Zweck jemanden in Göttingen anstellen sollte, wohin doch solche Zeitschriften alle gelangen, die bey uns gar spärlich ankommen. Professor Sartorius übernähme ja wohl eine Aussicht darüber.

Dieser hat eine vortreffliche Recension über Thornton geschickt, die ich gleich beylege. Hoffentlich werden Setzer und Correctoren sich aus dem Manuscript finden können, sonst wäre es wohl der Mühe werth sie nochmals abschreiben zu lassen und sie genau durchzugehen. Zu dieser letzten Bemühung erbiete ich mich allenfalls, da mich Materie und Recensent interessiren.

Auch die Recension über Kants Pädagogik liegt bey. Vielleicht helfen Sie dem trüben Eingangsperioden zur Klarheit. Das sich, wo ich es mit Bleystift hingesetzt, scheint mir die Intention des Verfassers deutlicher zu machen, doch ist der Periode immer noch nicht gut.

An Jacobi schreibe ich auch gelegentlich, wenn unser Wesen nur erst einmal im Gang ist.

[15] Das Papier zum Intelligenzblatt ist freylich nicht lobenswerth.

No. 7 des guten Exemplars fehlte bey der Sendung, welche gefällig nachzusenden bitte.

Nächstens wieder eine Kleinigkeit von mir in Erwartung, daß etwas Größeres fertig werde.

Soviel in Eile mit einem aufrichtigen Lebewohl und herzlicher Empfehlung an Voß und Fernow.

Weimar den 16. Januar 1804.

G.[16]


17/4813.


An Friedrich Schiller

[17. Januar.]

Daß Sie auch körperlich leiden ist nicht gut; man sollte, wenn man sich nicht sonderlich befindet, die Übel seiner Freunde mittragen können, welches ich unter gegenwärtigen Umständen recht gern übernehmen wollte.

Ihr Beyfall, den Sie den ersten Zeitungsblättern geben, hat mich sehr beruhigt. Fast alles ist bey einem solchen Institut zufällig und doch muß es wie ein Überlegtes werden und aussehen. Die Sache ist indessen auf gutem Wege, und wenn Sie einigen Antheil daran nehmen wollten, so würden Sie solche sehr fördern; es brauchten vorerst keine vorsätzliche, lange Recensionen ex professo zu seyn, sondern von Zeit zu Zeit eine geistreiche Mittheilung, bey Gelegenheit eines Buchs das man ohnehin liest. Auch verdiene ich wohl daß man sich ein wenig verstärkt; denn ich habe die vergangenen vier Monate mehr als billig an diesem Alp geschleppt und geschoben.

Auch freue ich mich sehr daß Sie mit der kleinen Einleitung in die Philosophie der Nationen zufrieden sind. Wenn es glückt in andern Fächern auch dergleichen aufzustellen, ehe man das einzelne bringt, so wird es auf alle Weise unterhaltend und belehrend seyn. Der Verfasser möchte schwer zu errahten seyn,[17] denn noch ist er ein nahmenloses Wesen. Überhaupt aber habe ich bey dieser Gelegenheit erfahren, daß eine gewisse höhere Bildung in Deutschland sehr verbreitet ist, deren Inhaber sich alle nach und nach an uns heranziehen werden.

Ich danke daß Sie die Leseprobe des Mithridates übernehmen wollen. Schreiben Sie mir doch wie sie abgelaufen ist und was Sie überhaupt auguriren.

Den schönsten guten Abend

G.


17/4814.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

erhalten hiebey einige Blättchen von Herrn Professor Wolf, zu successivem Gebrauch, der besonders wegen seiner Chiffern ein strenges Geheimniß wünscht.

In acht Tagen erhalten Sie eine Recension von ihm. Sollte Vita Ruhnkenii per Wyttenbach noch nicht ausgetheilt seyn, so wär' er auch zu einer Recension dieses Buchs erbötig, weshalb ich ihm bald Nachricht zu geben bitte.

Die Absendung des Exemplars an Serenissimum bitte nun auch das größere Kupfer nachgeliefert werden.

Sollte sich wieder Gelegenheit finden, daß ein Recensent seiner frühern Arbeit in der alten Allgemeinen[18] Literaturzeitung gedächte, so lassen Sie solche nicht verabsäumen.

Der ich wohl zu leben wünsche.

Goethe.


Anbey den versprochenen kleinen Nachtrag zu Füeßli.

Weimar am 18. Januar 1804.


17/4815.


An Friedrich Schiller

Hier kommt auch die Rütli zurück, alles Lobes und Preises werth. Der Gedanke gleich eine Landsgemeinde zu construiren ist fürtrefflich, sowohl der Würde wegen, als der Breite die es gewährt. Ich verlange sehr das übrige zu sehen. Alles Gute zur Vollendung.

Weimar am 18. Jan. 1804.

G.


17/4816.


An Nikolaus Meyer

Sie haben uns so mancherley Gutes zugesendet für Küche und Keller, für Natur und Kunstsammlung, daß wir Ihnen allerdings viel Dank zu sagen haben; ich hoffe die Meinigen haben schon geschrieben und ich verfehle auch nicht von meiner Seite bestens zu danken.

[19] Zu den schönen Gemähldekauf wünschen wir Glück. Sie selbst und Ihre einsichtsvollen Freunde werden bey Reinigung und Aufstellung dieser Schätze gewiß aufs sorgfältigste verfahren, worauf denn freylich sehr vieles ankommt. Es giebt Grundlage zu einem Cabinet, das Sie durch Tausch und Kauf nach und nach zu einem hohen Werth erheben können.

Was das mir übersendete Stückchen zum neuen Jahre betrifft, so ließe sich auf diesem Wege wohl was Gefälliges leisten; daß Sie aber den guten Bremensern zumutheten dergleichen anzuhören, konnte wohl von keinem glücklichen Erfolg begleitet seyn.

Man muß einer Poesie, wo sich die individuelle Laune so manches erlaubt, schon einigermaßen günstig seyn, man muß gewisse geistreiche Blitzfunken, gewisse zarte Empfindungsklänge zu schätzen wissen, wenn man etwas, dem man weder Form noch eigentlichen Sinn abgewinnen kann, noch auf einige Weise soll gelten lassen. Wenn Sie Ihren Landsleuten künftig etwas geben wollen, so rathe ich einen recht guten klaren Gedanken wie es gehen will zu verkörpern und ihn vielseitig darzustellen, sich alles Barocken und Paradoxen zu enthalten und sowohl das Einzelne als das Resultat faßlich und genießbar zu machen, welches Sie alles zusammen recht wohl zu leisten im Stande sind; so wird es Ihnen gewiß nicht fehlen allgemeine Zufriedenheit zu erregen.

In meiner Rechnung habe ich eine Quittung über[20] die Lotterielose der Rudolfstädter beygelegt. Die Expedition, bey der es nicht zum ordentlichsten zugehen mag, macht mir wegen dieser Zahlung Mäuse, ich bitte daher mir gedachte Quittung gelegentlich wieder beyzulegen. Der ich mich geneigtem Andenken bestens empfehle.

Weimar den 18. Jan. 1804.

Goethe.


17/4817.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Die dritte Drucksrevision von Sartorischen Recension werde ich gern durchsehen.

Was Sie zur Klarheit und Gefälligkeit des Styls der Recensionen beytragen können, thun Sie ja; es ist ein großes Verdienst um die Sache und um den Leser.

Für die übersendeten großen Kupfer danke ich recht sehr.

Leider fehlt mir No. 7 des guten Exemplars der Zeitung. Die erste Sendung ging von 1 bis 5, die zweyte von 6 bis 13; in der ersten konnte No. 7 nicht strecken und in der zweyten war sie gewiß nicht, die ich gleich beim Aufmachen durchsah. Es können freylich solche Versehen bey so mannigfaltiger Arbeit passiren.

Die beyden Recensionen von Füeßli belieben Sie nur nach Gefallen zu vereinigen. Dabey aber haben Sie die Güte sie in Ihren Registern auseinander zu halten: die erste ist von Meyer, die zweyte von mir.

[21] Überhaupt ersuche ich Sie, wenn Sie bey denen von mir einzusendenden Recensionen irgend ein Bedenken haben, mir solches gleich ganz freymüthig mitzutheilen. Ich werde nur um desto heiterer zu Werke gehen, wenn ich weiß, daß mich jemand controllirt, der die Effecte nach außen besser kennt, als ich, um die mich leider niemals bekümmert habe.

Die beyden übersendeten Recensionen haben mich aber nicht sehr erbaut: der Medicus schleicht ums Buch herum und der Philosoph tappt recht gerade hinein. Lassen Sie uns mit diesen Dingen noch ein wenig anhalten; es giebt einen Ausweg aus diesem Wirrwarr und einen Einweg ins Rechte, und mit einiger besonnener Ruhe werden wir ihn treffen.

Hierbey liegt eine kleine, aber interessante Recension von Meyer, allenfalls ohne Zeichen abzudrucken.

Mit den besten Wünschen mich unterzeichnend.

Weimar am 19. Januar 1804.

Goethe.


17/4818.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Herr Schelle von Leipzig hat sich sowohl bey Serenissimo als bey dem Ministerio gemeldet, um bey der neuen Einrichtung nach Böttigerischem Abhang an hiesigem Gymnasio anstellt zu werden; ich erhalte daher den Auftrag mich bey Ew. Wohlgeb. nach seiner Lebens- und Lehrweise, nach seinem Vortrag und[22] sonstigen Eigenschaften zu erkundigen. Hiebey gebe ich Ew. Wohlgeb. im engsten Vertrauen zu bedenken: ob man nicht, wenn man sich entschlösse einen so jungen Mann beim Gymnasio anzustellen, dadurch Kaum gewinnen könnte unsern Voß zu erhalten, indem man sich ihn herüberzöge und ihm eine Oberaufsicht nicht sowohl über die Schule, als über die Lehrer anvertraute.

Dieser schon frühere Gedanke wurde nur durch die Besorgniß gehemmt, ob dann wohl auch Voß seine eutinische Pension behalten würde, wenn er eine neue Stelle annähme. Doch hievon äußern Sie noch nichts, nur lassen Sie im Gespräch den werthen Mann bedenken was er, der Erzprotestant, wagt, sich in ein solches Pfaffennest zu begeben. Man muß den Katholicismus wenig kennen wenn man denkt, daß diese scheinbare Humanisation stattfinden werde.

Senden Ew. Wohlgeb. doch auch ein gutes Exemplar für Durchl. die Herzogin mit; beyde gnädigste Herrschaften werden es nicht umsonst verlangen.

Unter uns darf ich wohl sagen, daß der Entwurf einer Recension der vier Voßischen Bände beynahe fertig ist. Den muß ich denn freylich einige Zeit liegen lassen bis er mir wieder fremd wird, doch ist die Hauptsache gethan und wenn ich nicht sehr gestört werde, können Sie für die Hälfte Februars darauf rechnen. Die hallische will ich nicht eher lesen, als bis ich mit meinem Entwurf fertig bin. Ich bin[23] doch neugierig zu sehen, was sie mir weggenommen haben. Das beste Befinden wünschend

Weimar am 21. Januar 1804.

Goethe.


17/4819.


An Johannes von Müller

Herzlich willkommen, fürtrefflicher Mann! Eine kleine Unpäßlichkeit hält mich zu Hause. Jeden Augenblick wird mich Ihre Gegenwart erfreuen.

Daß wir aber methodisch verfahren; so bitte abzuwarten, ob Sie nach Hofe geladen werden, welches vermuthe; sonst sollen Sie mir heut am kleinen Familientische willkommen seyn.

Gehn Sie aber nach Hofe, so würde ich Sie mit Vergnügen, vor zwölfen, oder nach Tafel gegen fünf Uhr sehen, wenn Sie dort loskommen. Mögen Sie einen Theil des Abends bey mir zubringen; so finden Sie junge Leute und Musik und einen wahrhaft ergebnen

W. d. 22. Jan. 1804.

Goethe.


17/4820.


An Friedrich Schiller

Eben war ich im Begriff anzufragen, wie es Ihnen gehe, denn bey diesem langen Auseinanderseyn wird es einem doch zuletzt wunderlich.

[24] Heute habe ich zum erstenmal Mad. de Stael bey mir gesehen; es bleibt immer dieselbe Empfindung; sie gerirt sich mit aller Artigkeit noch immer grob genug als Reisende zu den Hyperboreern, deren capitale alte Fichten und Eichen, deren Eisen und Bernstein sich noch ganz wohl in Nutzen und Putz verwenden ließe; indessen nöthigt sie einen doch die alten Teppiche als Gastgeschenk, und die verrosteten Waffen zur Vertheidigung hervorzuholen.

Gestern habe ich Müller gesehen, wahrscheinlich wird er heute wiederkommen. Ich werde Ihren Gruß ausrichten. Er ist über das weimarische Lazareth freylich betroffen, denn es muß recht übel aussehen, wenn der Herzog selbst auf dem Zimmer bleibt. Bey allen diesen Unbilden habe ich den Trost daß Ihre Arbeit nicht ganz unterbrochen worden, denn das ist das Einzige von dem was ich übersehe, das unersetzlich wäre; das wenige, was ich zu thun habe, kann noch allenfalls unterbleiben. Halten Sie sich ja stille bis Sie wieder zur förmlichen Thätigkeit gelangen. Wegen Müllers hören Sie morgen bey Zeiten etwas. Das schönste Lebewohl.

Weimar am 23. Jan. 1804.


Auch die neue Litteraturzeitung schicke vielleicht noch heute Abend.

G.[25]


17/4812.


An Friedrich Schiller

[23. Januar.]

Hier die neuen Zeitungen, mit Bitte sie sodann an Meyer zu schicken; besonders empfehle ich No. 13. Ist denn doch nichts Neues unter der Sonne! und hat nicht unsere vortreffliche Reisende mir heute früh, mit der größten Naivität, versichert: daß sie meine Worte, wie sie solcher habhaft werden könne, sämmtlich werde drucken lassen. Diese Nachricht von Rosseau's Briefen macht wirklich der gegenwärtigen Damen bey mir ein böses Spiel. Man sieht sich selbst und das fratzenhafte französische Weiberbesterben im adamantinen [darüber: diamantnen] Spiegel. Die besten Wünsche für Ihr Wohl.

G.[16]


17/4821.


An Charlotte von Stein

Der gute Kriegsrath meldet mir seine Verlobung, wozu ich von Herzen Glück wünsche. Mögten Sie vielleicht da es ein so schöner Morgen ist mich etwa um eilf Uhr mit Frau v. Helvig besuchen und erlauben daß ich Ihnen, im kleinsten Zimmer meines Hauses, die für politische und Kunstgeschichte sehr interessante Münzsammlung vorzeige.

d. 24. Jan. 1804.

Goethe.


17/4822.


An Friedrich Schiller

[24. Januar.]

Noch eine Abendanfrage wie Sie sich befinden? Mit mir geht es ganz leidlich. Heute Abend war Johannes v. Müller bey mir und hatte große Freude an meinen Münzschubladen. Da er so unerwartet unter lauter alte Bekannte kam, so sah man recht wie er die Geschichte in seiner Gewalt hat; denn selbst die meisten untergeordneten Figuren waren ihm gegenwärtig und er wußte von ihren Umständen und Zusammenhängen. Ich wünsche zu hören daß die Schweizer Helden sich gegen ihre Übel wacker gehalten haben.

G.[26]


17/4823.


An Christian Gottlob Voigt

Möchten Sie wohl, verehrtester Freund, die von Eichstädt aufgesetzte und von Voß revidirte Vorerinnerung, welche Ende Januars nebst dem Titel des ersten Vierteljahrs ausgeben werden soll, gefällig durchsehen. Denn eine solche Erklärung als eine Art von Manifest ist immer wichtig und hat oft unangenehme Folgen.

Fol. 1. Würde des Entgegenstrebens nicht gern gedenken, vielleicht könnte man setzen: »Doppelt schwer die Ausführung in unsere Lage, die uns an statt einer ausführlichen Ankündigung nur einige einfache Bemerkungen zu Eröffnung des ersten Jahrganges räthlich macht.« Oder so etwas dergleichen.

Fol. 2. Möchte ich die Zahl der Recensenten nicht gern ausgesprochen haben. Die 400 haben für mich etwas lächerliches. Mag es doch wohl daher kommen daß man beym ersten Anblick sich überzeugt, daß unter einer so großen Masse mancher incompetente Richter stecken müsse. Wie sich denn leider auch schon hie und da eine Recension zeigt, die man zurücklegen muß.

Weiter ist mir so eben nichts aufgefallen. Vielleicht ließen Sie das Blatt auch Ihrem Herrn Sohn sehen. Auch communicire heute früh noch etwas anders.

Herzlich grüssend

d. 25. Jan. 1804.

G.[27]


17/4824.


An den Herzog Carl August

Unterthänigstes Promemoria.

Aus beyliegendem kurzen Aufsatze wird Ew. Durchl. zu gnädiger Erinnerung vorgetragen werden können, daß wie Unterzeichneter schon vorläufig mündlich erwähnt, einige Künstler die Absicht haben mit Höchst Ihro gnädiger Genehmigung verschiedene Zimmer des neuen Schlosses, in architektonisch-perspectivischen Rissen, herauszugeben.

Ein solches Unternehmen, das sie aus eignen Kräften zu wagen gedenken, verdient um so mehr eine gnädige Rücksicht, als die Zeitumstände es nöthig machen die Künstler nach und nach auf sich selbst zu stellen, damit sie, bey modewerdenden Auswanderungen bisheriger Unternehmer, nicht außer Brot gesetzt, oder genöthigt werden es auswärts zu suchen.

In den gegenwärtigen Falle suchen sie nur um die gnädigste Erlaubniß an, sich der vorhandenen Risse bescheidentlich bedienen, auch an Ort und Stelle einige Maßen nehmen zu dürfen. Professor Meyer, der sich der Sache anzunehmen zugesagt hat, würde diejenige Person seyn auf welche Höchstdieselben allenfalls eine solche Vergünstigung stellen, der sich dann mit den Behörden des weitern zu benehmen hätte.

Mich mit lebenslänglicher Verehrung unterzeichnend

Ew. Durchl.

W. d. 25. Jan.

unterthänigst

1804.

treugehorsamsterJ. W. v. Goethe.[28]


17/4825.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

erhalten mit morgender Post den wohlgeschriebenen Aufsatz zurück mit einigen kleinen Erinnerungen.

Beyliegender Brief von Schlegel wird Ihnen gewiß angenehm seyn.

Über die Meyerischen Recesionen weiß ich freylich nicht recht etwas zu sagen. Wir werden noch öfters zu bemerken Ursache haben, in was für einen sonderbaren Zustand sich sonst tüchtige Männer befinden, die auf den Weg der neuen philosophischen Cultur nicht achten. So sehr der Recensent auch Recht haben mag, so will es doch nichts heißen, weil er den Autor nicht mit gleichen Waffen bekämpft. Wie anders hätte er Herrn Behr zu Leibe gehen können und müssen!

Nächstens mancherley! Der Auszug aus Winckelmanns Briefen in das Intelligenzblatt ist fertig; sobald ich eine kleine Einteilung dazu machen kann, schicke ich ihn.

Hiebey einige Kleinigkeiten von Professor Meyer; Hofrath v. Müller grüßt zum besten und schönsten und wird in einiger Zeit seinen Besuch abstatten. Ich empfehle mich zu geneigtem Andenken.

Weimar am 25. Januar 1804.

Goethe.[29]


17/4826.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeb. schicke den Schlüssel zu den Steinschränkchen in meinem Zimmer im Schlosse. In der obern Schublade werden Sie die Atmosphärilien finden, nun muß ich Sie inständig ersuchen sie gleich unter Glas zu bringen, damit sie nicht betastet werden. Oculis non manibus muß hier die immer wiederholte Loosung seyn, denn was bey andern Mineralien der frische Bruch ist, das ist bey diesen der schwarze reine Überzug, den sie mitgebracht haben, von so hohem Werth als der Aerugo noblis für den Münzkenner.

Übrigens wünsche ich Glück und Behagen zu allem Guten, besonders zur ersten Hauptfeyer. Siegel und Kupferplatte sind auch in Arbeit.

Der ich recht wohl zu leben und Sie bald wiederzusehen wünsche.

Weimar am 25. Jan. 1804.

G.


17/4827.


An Caroline von Humboldt

[Concept.]

[25. Januar.]

In wie mancher Stunde habe ich nicht, mit wahrer und lebhafter Theilnahme, an Sie gedacht und mich fast eben so über den frevelhaften Vorsatz verwundert den man aussprechen kann, sich, in so großer[30] Entfernung, monatlich zu schreiben. Die Entfernung schließt das Nahe eben aus; wie kann man sich das täglich erfreuende und bedrängende mittheilen, wenn die Stimme so langsam herüber und hinüberklingt, und dann treten die unerwarteten Vorfälle eben ein, die auf einmal uns außer Geschick setzen, und indem man fortfahren will, weiß man nicht wo man anfangen soll.

Dießmal gedenk ich in Erinnerung an so manches Vergangene, in Absicht auf manches Künftige, Ihnen einen langen Brief zu schreiben, damit der Faden wieder so fortfließe.

Sie haben indessen einen großen Verlust erlitten von dem ich schweige. Möge alles, was die Natur dem Menschen von Linderungsmitteln solcher Schmerzen zugedacht hat, Ihnen geworden seyn und werden; denn sie kann allein das Übel das sie zufügt, wieder ersetzen. Indessen ist Fernow bey uns angekommen, er hält sich wacker und gut; aber ein unglückliches Fieber macht ihm viel zu schaffen. Das ihm ernst ist um das was er treibt und er von Hause eine redliche Natur ist; so haben wir gute, nützliche und angenehme Zeit zusammen.

Riemer ist bey meinem August und ich hoffe, sie sollen sich recht wohl zusammen befinden.

Schiller geht, nach seiner Art, mit großen Schritten immer vorwärts, sein Tell ist fürtrefflich angelegt und was ich davon gesehen habe, meisterhaft ausgeführt.

[31] Mich selbst hat er in die Jenaischen Herren, besonders aber in die Unternehmer der ALZ. gefahrene Schwindelgeist in die traurige Nothwendigkeit versetzt, für diesen antiken Stadt und Lehrkörper wieder einmal persönlich zu wirken und vorzüglich eine dito ALZ. in Jena zu conserviren, zu instauriren, zu restauriren, womit ich denn beynahe vier Monate für mich verlohren habe; nicht eben daß ich viel that, aber weil doch alles gethan sein will und alles was man thun muß Zeit wegnimmt, und darum könnte ich aus dem letzten Vierteljahr auch nicht einmal mit einem Liedchen dienen.

Indessen hat das Leben manches Interessante gebracht. Prof. Wolf von Halle ist vierzehn Tage bey uns gewesen, jetzt ist Johannes von Müller hier, und Fr. v. Stael beehrt uns auch schon vier Wochen mit ihrer Gegenwart.

Die von Fernow mitgebrachten Zeichnungen des verstorbenen Carstens haben mir viel Vergnügen gemacht, weil ich dadurch erst dieses seltne, freylich, in früherer Zeit durch Umstände zurückgehaltne und dann zuletzt auch noch unreif weggemähte Talente haben kennen lernen.

Ein Paar große Bilder von Hackert sind hierher gekommen, die als praktische Nachbildung des Wirklichen vielleicht nichts vollkommneres denken lassen.

Was meine Studien und Liebhabereyen betrifft, so weiß ich nicht ob ich Ihnen etwas von meiner[32] modernen Medaillensammlung in Erz und Kupfer gesagt habe, die von der zweyten Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts anhebt und sich bis auf die neusten Zeiten erstreckt.

Ich bin bey meiner Bearbeitung Cellinis darauf gekommen; denn da man sich im Norden mit Brosamen genügen muß, so schien es mir nur möglich durch Originalmedaillon aus verschiedenen Jahrhunderten, die doch immer, wie bekannt, zur Bildhauerkunst ihrer Zeit anzunähern wußten, irgend etwas anschauliches über die bildende Kunst zu erhalten, und es ist mir schon sehr, durch Bemühung, Gunst und Glück, gelungen, etwas Bedeutendes zusammen zu bringen. Erlauben Sie daß ich ein Paar Aufträge und Wünsch beylege.

1. Wegen ein Paar alten Medaillen, welche Mercandetti besitzen soll.

2. Wegen Päpstlicher Medaillon von Innocenz XIII. an incl; die Hameranische von Clemens XI. habe ich sehr schön.

3. Wegen einer bey Mercandetti zu bestellenden Medaille, welches letztere ich besonders sowohl Ihnen als Humboldt recht ans Herz lege; weil die Entreprise allerdings ernsthaft ist. Wobey am Ende wohl einige Zufriedenheit zu gewinnen, sollte sie aber verunglückt, Geld zu verlieren und Verdruß einzuerndten ist.[33]


17/4828.


An Friedrich Schiller

Frau von Stael war heute bey mir mit Müller, wozu der Herzog bald kam, wodurch die Unterhaltung sehr munter wurde und der Zweck eine Übersetzung des Fischers durchzugehen vereitelt wurde.

Hier schicke ich meinen Adelung. Verzeihen Sie daß ich den Ihrigen wohl eingepackt an Voß geschickt habe, der dessen zu einer Recension von Klopstocks Grammatischen Gesprächen höchst nöthig bedurfte. Auch sende ich die ersten Stücke Zeitungen außer 1 und 2 was mir sonst an dieser Sendung auch fehlt.

Ihr Gedicht ist ein recht artig Stieg auf den Gotthardt, dem man sonst noch allerley Deutungen zufügen kann, und ist ein zum Tell sehr geeignetes Lied. Morgen Abend um fünf Uhr kommt Constant zu mir; mögen Sie mich später besuchen, so soll mirs sehr angenehm seyn.

Wohl zu schlafen wünschend.

Am 26. Jan. 1804.


17/4829.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Da ich Gelegenheit finde, so will ich die für morgen vorbereitete Sendung heute wegschicken. Sie enthält:

[34] a. die Vorerinnerung, wobei fol. 1 das Entgegenstreben, fol. 2 die ausgedruckte Zahl der Recensenten abgeändert, sowie auch am Schluß eine Kleinigkeit bemerkt worden;

b. die Schlegelische Sendung, wozu ich Glückwünsche; da er sich mit allen seinen Buchstaben unterzeichnet, so stünde das Ich wohl auch ganz gut im Context, welches, wenn ich nicht irre, auch Wolf in seinen Recensionen zu brauchen gedacht;

c. die staatsrechtlichen Recensionen; ich weiß nicht, ob Sie solche für druckbar halten: sie sind mir beym zweyten Lesen noch schwächer, als das erste Mal erschienen;

d. ein geheimnißvolles Distichon, sich auf Verhältniße zu einem entfernten Leser beziehend;

e. ein russisches Buch mit einer französischen Recension desselben. Es liegt ein Billet des Herrn Geheimde Rath Voigt bey und überlasse die nähere Beherzigung der von demselben vorgeschlagenen Vor sichtigkeitsmaßregeln. Übrigens scheint mir aus der Recension das Werk übersehbar: was von dem Werth russischer geistlicher Schriften, Annalen, Chroniken u.s.w. gesagt ist, trifft mit dem überein, was wir durch Schlözer wissen und das übrige Raisonnement ziemt wohl einem Sprachpatriot.


Die hinzugefügten Notizen sind interessant genug fürs Intelligenzblatt. Da unsere Zeitung in Petersburg[35] bey Hof gelesen wird, so ist bedeutend, daß auch dortige Verhältnisse bey uns im richtigen Sinn ausgesprochen erscheinen.

f. drey kleine, in doppeltem Sinn akademische Schriften; baldmöglichst im Auszug zu benutzen.

Diese russischen Dinge bitte nach gemachtem Gebrauch zurück.

Außer diesem will ich noch einiges bemerken.

In den Recensionen des Herrn Fy, die sich sonst ganz lustig lesen lassen, auch wie ich wohl weiß, im Publicum – unter uns gesagt – wohl gefallen, erscheinen mitunter einige Härten gegen die Consularregierung in Frankreich worauf ich zu achten bitte, weil solche Äußerungen, wenn sie dem Institut auch keinen Verdruß machen, keineswegs in einem solchen Blatte am Platze sind.

Mögen doch Völker und Gouvernements sehen wie sie miteinander fertig werden! Erst wenn ihre Händel zu Papier sind, dann gehören sie für eine Allgemeine Literaturzeitung und ein ächter Literator kann Gott danken, daß er das Weltwesen historisch zu tractiren befugt ist.

Wegen des Osterkupfers und der Beylage will ich nur folgendes bemerken.

Ich fühle zwar sehr gut, daß man unsern Voß, der jetzt mit den Grammatischen Gesprächen beschäftigt ist, nicht wegen der alten Geographie quälen darf; können wir aber nicht bald anfangen die Karte zu[36] stechen, so wird es alsdann zu spät und Sie wissen am besten, daß bey dieser verwünschten Garküchenmanier immer alles lange voraus zugeschnitten werde muß.

Glauben Sie also nicht, daß man beyzeiten einen von den Voßischen Rissen erhalten könnte (welches ich sehr wünsche, weil ich alsdann auf Johanni wieder etwas tüchtiges leisten könnte; Voß gäbe alsdann wieder zu Michael ein Programm und zu Neujahr käme das unsrige), so will ich sehen was zu thun ist und das Nöthige vorbereiten.


Verzeihen Sie die Eile. Ich habe noch vieles zu sagen und wünsche bald wieder eine Unterredung. Sollte ich was vergessen haben, so folgt es morgen mit den Boten.

Weimar am 27. Januar 1804.

G.


17/4830.


An Friedrich Schiller

Indem ich frage wie Sie sich befinden? und zugleich versichre, daß es mir, unter der Bedingung daß zu Hause bleibe, ganz leidlich gehen kann, gebe ich Nachricht von zwey Kunstwerken, die bey mir angelangt sind.

Erstlich ein Gemählde, von einem alten Manieristen aus dem 17. Jahrhundert, vorstellend jede Weiber, die[37] sich entblößen, um das fliehende Heer aufzuhalten und es gegen die Feinde zurückzutreiben, mit so viel Geist, Humor und Glück vorgestellt, daß es ein wahrhaftes Behagen erregt.

Zweytens ein Stück von Calderon. Fernando, Prinz von Portugal, der zu Fetz in der Sklaverey stirbt, weil er Ceuta, das man als Löserpreis für ihn fordert, nicht will herausgeben lassen. Man wird, wie bey den vorigen Stücken, aus mancherley Ursachen im Genuß des einzelnen, besonders beym ersten Lesen, gestört; wenn man aber durch ist und die Idee sich wie ein Phönix aus den Flammen vor den Augen des Geistes emporhebt; so glaubt man nichts vortrefflicheres gelesen zu haben. Es verdient gewiß neben der Andacht zum Kreuze zu stehen, ja man ordnet es höher, viel leicht weil man es zuletzt gelesen hat und weil der Gegenstand so wie die Behandlung im höchsten Sinne liebenswürdig ist. Ja ich möchte sagen, wenn die Poesie ganz von der Welt verloren ginge, so könnte man sie aus diesem Stück wieder herstellen.

Fügen Sie nun zu diesem günstigen Aspecten irgend einen Act von Tell hinzu, so kann mich in der nächsten Zeit kein Übel anwehen.

Ruhe zu Nacht und gute Stimmung bey Tage wünscht herzlich

Weimar am 28. Jan. 1804.

G.[38]


17/4831.


An Johann Heinrich Meyer

Durchl. der Herzog werden dem Rath Spilker anbefehlen, zu dem bekannten Entzweck, die erforderlichen Schloßbaurisse, an den Prof. Meyer, auf jedesmaliges Verlangen, gegen Schein, abzugeben, sowie auch der Conducteur Kirchner Befehl erhalten wird, die vorzunehmenden Messungen zu befördern.

Weimar am 29. Jan. 1804.

Goethe.


17/4832.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

communiciren über die Schlegelische Recension folgende Betrachtung.

Sollte man den directen und harten Angriff auf Hofrath Schütz nicht mäßigen und in eine ruhig stylisirte Kritik verwandeln können?

Daß die beiden Allgemeinen Literaturzeitungen früher oder später aneinander gerathen werden, läßt sich voraussehen; ebenso gewiß ist, daß diejenige, die den angreifenden Theil spielt, sie mag nun in der Sache recht haben oder nicht, vor dem lieben deutschen Publico Unrecht behalten und der andern dadurch gut Spiel machen wird.

[39] Soviel habe ich nur zu gefälliger Überlegung anheimgeben wollen.

Alles Gute wünschend.

Weimar den 29. Januar 1804.

Goethe.


17/4833.


An die Herzogin Louise

[Concept.]

[30. Januar.]

Einen schriftlichen Glückwunsch nehmen Ew. Durchl. gewiß auch gnädig auf, da Höchstdieselben von dem Antheil überzeugt sind, mit welchem ich ein Fest im Stillen feyere das, uns allen so theuer und heilig, dießmal in seinem Gefolg noch so manches Glück verspricht. Möge das Ferne bald nahe werden und Ew. Durchl. Sich heiter und gesund alles des Guten freuen das ihren Familienkreis verschönern soll.

Sey es mir erlaubt zugleich eine Entschuldigung beyzubringen, daß ich das Programm der Kunstausstellung Ew. Durchl. nicht zu Füßen gelegt habe. Die guten Exemplare kamen später an und nun hat sie die Ungeschicklichkeit des Buchbinders dergestalt verdorben, daß ich sie nicht zu überreichen wage. Möchten Ew. Durchl. diesem Institut Ihre Gnade nicht entziehen.

Sodann bitte ich um gnädigste Nachsicht gegen eine Gesellschaft heranwachsender Schauspieler, welche die bey kürze des Mithridates überbleibende Zeit durch Aufführung des Stammbaums auszufüllen wagen wird.[40]


17/4834.


An Friedrich Carl Graf von Thürheim

[Concept.]

[30. Januar.]

P. P.

Ew. Exzellenz werden das gegenwärtige Scheiben, mit der Beylage, nach Dero, mir von so vielen Seiten bekannt gewordenen Gesinnungen, gewiß entschuldigen.

Nicht um einen jungen Künstler erst Hochdenenselben bekannt zu machen und zu empfehlen, der gewiß schon bekannt und durch sein Talent empfohlen ist, sondern aus der Überzeugung daß es eine angenehme Empfindung erregt, wenn die unsrigen die wir schätzen auch von andern hochgehalten werden, nehme ich mir diese Freyheit.

Der junge Wagner verdient allerdings, so wie ich ihn aus seinen Arbeiten und schriftlichen Äußerungen kennen lernen, Unterstützung und Beförderungen, wozu er wohl, innerhalb des, durch Ew. Exzellenz ausgebreitete Thätigkeit, neubelebten Staatskreises am ersten gelangen kann.

Möchten Ew. Exzellenz geruhen ihm seinen Pariser Aufenthalt zu erleichtern, und eine Reise nach Italien, besonders nach Rom, zu begünstigen; so läßt sich vorsehen, daß derselbe sowohl durch eigne Werke seinem Vaterland Ehre machen, als auch durch Bildung heranwachsender Künstler vorzügliche Dienste leisten werde.

[41] Treffen diese meine Hoffnung mit Ew. Überzeugung zusammen; so bleibt für den jungen Mann nichts zu wünschen übrig, daß er, bey einem, wie es scheint, geregelten und gesitteten Wesen, einer dauerhaften Gesundheit genieße, um seinem Gönner durch glücklichen Erfolg die schönste Gegengabe darzubringen.

Der ich mit aufrichtiger Verehrung und Ergebenheit mich zu unterzeichnen die Ehre habe.


17/4835.


An Johann Friedrich Rochlitz

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Münzen – – – – – – – – – – – – – – an; könnte ich von derselben auch einen Katalog mit beygeschriebenen Preisen, für ein Billiges, erhalten; so würde es mir gleichfalls sehr angenehm seyn.

Auch bin ich so frey einer Liebhaberey zu erwähnen, die mich gegenwärtig beschäftigt; vielleicht kommt Ihnen, bey Ihren vielfachen Connexionen, etwas zufällig in die Hände, das in meinem Kram dient.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Sie verzeihen mir gewiß diese kleinen Aufträge, die Sie wohl nach Bequemlichkeit auszurichten belieben. Ich wünsche, daß ich dagegen auch etwas Angenehmes erzeigen könnte. Der ich von Herzen wohl zu leben wünsche.

[42] Möchten die ersten Stücke des Jenaischen ALZ. Sie bald anregen uns auch von Ihren Urtheilen etwas zu schencken, worum ich abermals gebeten haben will.

Alles Gute anwünschend.

W. d. 30. Jan. 1804.

G.


17/4836.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Hierbey die Recension von Sartorius zurück, bey deren Durchsicht ich des Manuscripts sehr vermißt habe. Meine Bemerkungen sind von dreyerley Art:

1. habe ich die offenbaren Schreib- und Druckfehler corrigirt;

2. auch einiges verbessert, das der Verfasser wohl verzeihen wird;

3. habe ich drey offenbar corrupte Stellen herzustellen gesucht und deshalb Blättchen angeklebt.

Haben Ew. Wohlgeb. die Güte nochmalige Vergleichung mit dem Manuscript anzustellen und meine Correcturen nochmals zu prüfen; es ist eine sehr schwere Materie, bey der man immer seine Gedanken ganz zusammen nehmen muß, und die Zeit zur Revision war sehr beschränkt.

Daß durchaus »Füeßli« gedruckt werde, ist ganz recht.

[43] Morgen mit dem Boten ein mehreres.

Alles Gute wünschend.

Weimar am 31. Januar 1804.

Goethe.


[Beilage.]

An der Stelle von kaum müßte ein Wort wie Unfall oder dergleichen stehen, oder aber zwischen kaum und erschütterten etwas eingerückt werden, wie etwa kaum vorauszusehender Vorfall. Vielleicht giebt das Manuscript Auskunft.


16/4837.


An Charlotte von Schiller

[Anfang Februar.]

Hier, wertheste Freundinn, die Recension von Hackerts Bildern. Bey näherer Überlegung finde ich daß man besser thut sich nicht mit der Commission zu befassen, wenigstens sich nicht anzubieten. Indessen will ich ihm schreiben, wenn er von dorther Aufträge erhält sich gewissenhaft ans Werck zu machen. Wohlbefinden und Freude!

G.


17/4838.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

erhalten hiebey die mitgetheilten Recensionen zurück. Ich sollte denken: wenn man die von mir an der eingeschlagenen[44] Stelle mit rother Dinte ausgestrichenen Zeilen, als welche sich auf Privatverhältmisse beziehen, wegließe, so möchte das Übrige wohl hingehen.

Wenn wir diese hesiodische Karte in der Zeichnung in drey bis vier Wochen haben können, so wird der Stich derselben noch vor Ostern zu leisten seyn. Freilich wissen Sie, daß gegen die Messe hin Kupferstecher und Drucker sehr beschäftigt sind.

Wegen der Recension von Kilians Differenz habe ich einige Schritte gethan und hoffe zu reussiren.

Was die philosophischen Recensionen betrifft, lassen Sie uns nur eine kurze Zeit passen. Es zeigt sich von mancherley Seiten eine Theilnahme, deren wir uns zum Besten des Ganzen gewiß bedienen können. So hat man mir eine Recension von Schellings Methodologie zugesandt, nicht aus der Schule selbst, aber günstig und recht gut gefaßt, nur ein wenig zu lang, die wir denn freylich nicht brauchen können, weil wir eine von anderswoher erwarten.

Die kurze Schilderung auswärtiger Philosophien im Intelligenzblatte nimmt sich ganz gut aus und findet auch im Publicum Gunst; nur scheint es mir eigen, daß der Verfasser, der nach außen gerecht und billig seyn will, sich noch immer keine freye Aussicht verschafft hat. Leider hatte ich zu der Zeit, als ich das Manuscript durchlas, den Kopf mit andern Dingen gefüllt, sonst hätte ich ihm von gewissen[45] Stellen abgerathen, die mit Liberalität des Ganzen im Widerspruch stehen.

Es ist immer gut, daß man bey einer solchen Unternehmung über das Geschehene gleich reflectire und, da sich nicht alles vermeiden läßt, in der Folge so schnell als möglich wieder einlenke. Ich verspare manches auf eine baldige Zusammenkunft und freue mich indessen, daß unsere Blätter sich so tüchtig und gründlich ausnehmen. Ich wünsche den glücklichsten Fortgang und hoffe meine wohlgesinnte Theilnahme noch lange fortsetzen zu können.

Gesundheit und Zufriedenheit!

Weimar am 1. Februar 1804.

Goethe.


17/4839.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Weimar am 2. Februar 1804.

Die Revisionen der Recensionen von Sartorius folgt hiebey. Ich fand nur wenig zu bemerken.

Auf der 228. Spalte wollen wir den Markt stehen lassen; es ist dem Sinne völlig gemäß.

Herr Geh. Assistenzrath Thon hat seine Recension auch noch einmal durchgesehen. Vielleicht übernimmt er Jaups Abhandlung welche mir zu senden bitte.

Reybergs Schrift über den Adel hat Sartorius übernommen; ich erinnere ihn morgen freundlich.

[46] Mögen Apoll und die Musen dem Verfasser des hier rückkehrenden Nekrologs bald die Einsicht geben über das, was ihm fehlt; denn so ist z.B. die von mir angestrichene Stelle ganz jämmerlich. Dergleichen wird aber mehr vorkommen. Übrigens ist's recht schade um ihn, weil er im gewissen Sinne schon viel gethan hat und, wie es scheint, zu thun fortfährt. Übrigens werden Sie das Gartenmesser freylich bey diesem Aufsatz, der viel üppige Schößlinge treibt, stark ansetzen.

Was Sie nach Petersburg befördert wünschen, erbitte mir Mittwochs den 8ten mit dem Boten; früher sage ich noch ein Wort über Hupel. Die Recension der Natürlichen Tochter erbitte mir, wenn sie ankommt. Mir hat man auch schon eine zugeschickt. Vorerst könnten wir statt Ergänzungsblättern Doublettenblätter drucken lassen.

Heute nur noch einen Wunsch einer fortgesetzten Thätigkeit

G.


17/4840.


An Wilhelm von Wolzogen

Weimar, 4. Februar 1804.

Darf ich denn auch einmal, verehrter Freund, Sie in Ihrem glänzenden und immer beschäftigten Leben aus meiner ganz verborgnen Einsiedeley ansprechen, Ihnen zu allem Guten Glück wünschen was sich diese[47] Zeit her so glatt und so schön nach einander gefügt hat. Seyn Sie überzeugt, daß wir wohl fühlen was Ihre einsichtsvolle Leitung hiebey vermochte. Zugleich versäume ich nicht Ihnen Dank zu sagen für den thätigen Antheil, den Sie an unsern litterarischen Wagnissen zu nehmen geruthen. Fürwahr wir haben hier nichts aus frevelhaftem Dünkel, oder sonst irgend einem scheltenswerthen Antrieb, unternommen und gern wären wir des ganzen Geschäfts überhoben geblieben, allein die Tücke der abscheidenden Unternehmer konnte nicht ungestraft und Jena nicht ohne Anstalt bleiben, die ihm von je her ein gewisses Ansehen unter den Academien gab. Auch ist gegenwärtig dieses Institut, indem sein glücklicher Anfang einen gleichen Fortgang verspricht, ein Anker geworden, woran sich die Academie im Sturme eine Weile hält, bis günstigere Witterung eintritt und die übrigen Schäden nach und nach reparirt werden können. Von dem was Sie uns zuletzt mitgetheilt, werden wir ungesäumt Gebrauch machen. Haben Sie ja die Güte auf diese Weise fortzufahren und uns dort Freunde und Theilnehmer zu verschaffen, die uns auch künftig mit Urtheilen und Nachrichten an Handen gehen und die Kenntniß jenes großen und wichtigen Reiches immer mehr verbreiten.

Sie verzeihen, daß ich von dem spreche was mir zunächst liegt, um so mehr als ich überzeugt bin, Sie freuen sich, wenn wir uns an denen Stellen wacker[48] halten, an die Sie doch auch, nach vollbrachten auswärtigen Geschäften, zurückkehren.

Wie glänzend Weimar gegenwärtig sey, mögen Sie von andern erfahren. Daß ich nur Frau v. Stael nenne, welche sich seit vier Wochen sich bey uns aufhält, und Hofrath v. Müller von Wien, zwey der interessantesten Personen unserer Zeit.

Darf ich nun auch noch einer Liebhaberey gedenken die Sie mir schon kennen? darf ich Sie um Beförderung derselben bitten?

Meine Sammlung eherner und kupferner Medaillen, von der Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts an, ist in dieser Zeit sehr angewachsen, daß sie sich wohl schon auf tausend Stücke erstreckt. In Rußland hat man, seit Peter dem Großen, wohl auch vorher, diese Art von Monumente sehr geliebt und es sind auf alle Souverains so wie auf verdiente Particuliers Medaillen geschlagen worden. Da meine Absicht bloß auf die Einsicht in die Kunst geht, so würden Sie mir ein besonderes Vergnügen machen, wenn Sie mir von bedeutenden Meistern die in Petersburg gearbeitet einige Medaillen in kupfernen Exemplaren verschafften. Wenn ich nicht irre, giebt es dort eine Art von Academie der Medailleurs, auch hat man die Stempel in eine Sammlung gebracht, so daß Sie vielleicht meinen Wünschen freundschaftlich zu entsprechen im Stande sind. Schon besitz ich durch ihre Gunst den schönsten Medaillon meiner Sammlung, welchen Herr[49] Geh. Rath Voigt mir zu verehren die Gefälligkeit hatte. Lassen Sie sich beym Anblick so vieles Goldes und Silbers, so vieler Juwelen und Kostbarkeiten das geformte Erz für Ihre Bemühungen nicht zu gering scheinen.

Der ich in Hoffnung baldigen Wiederzusammenseyns und Wirckens mich bestens empfehle.

Goethe.


17/4841.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Da es möglich ist, daß der Courier schon Mittwoch nach Petersburg abgeht, so erbitte mir, was Sie mitzuschicken gedenken, etwas früher.

Wegen einer Adresse für Hupel kann ich vielleicht nächstens Auskunft geben.

Herr Bergamtsassessor von Charpentier zu Kupferberg in Schlesien erbietet sich das Fach der schlesischen Mineralogie zu übernehmen.

Auch übersende hiebey das würzburgische Regierungsblatt, drittes Stück. Ich werde damit fortfahren; es findet sich doch wohl darin mitunter etwas für's Intelligenzblatt.

Herr Professor Wolf, in einem neuerlichen Briefe, beweist sich uns noch immer sehr geneigt und erbietet sich zur Recension von Creuzers Büchlein über griechische Historik. Wollen Sie ihm direct oder mir ein Wort darüber sagen? Würden Sie ihm ein Verzeichniß[50] von recensirbaren philologischen Werken schicken, besonders kleinere, so würde er uns vor Ostern noch mit mancher Recension bedenken.

Herr Hofrath Voß sollte sich durch die Gegenwart der Frau von Stael nicht abhalten lassen herüber zu kommen; denn sonst besucht sie ihn in Jena, wie sie sich fest vorgenommen hat. Sie hier zu sehen würde viel bequemer seyn; ich offerire mich zu der ungenirtesten Einleitung. Kein Quartier kann ich anbieten, aber ein kleines Zimmer in meiner Nachbarschaft, worin auch Wolf gewohnt; sodann Tisch und Unterhaltung bey mir. Es sollte mir sehr angenehm seyn Ew. Wohlgeb. bey dieser Gelegenheit auch wieder zu sehen, da es doch mancherley zu besprechen giebt.

Wenn Sie die Bernhardische Recension nicht gleich abdrucken lassen, so wäre ich neugierig sie zu sehen.

Herr Hofrath von Müller scheint unverrückt bey uns halten zu wollen.

So viel für heute! Der ich wohl zu leben und alles Gute wünsche.

Weimar den 4. Februar 1804.

Goethe.


17/4842.


An August Wilhelm Schlegel

Könnt ich einen bessern Dank für das Überschickte und einen bedeutenden Gruß als durch Herrn Hofr. v. Müller übermachen.

W. d. 7. Febr. 1804.

G.[51]


17/4834.


An Carl Friedrich Zelter

Das Siegel, das schon den ganzen Winter bey mir liegt, bringt Herr Hofrath von Müller, den Sie, eine kürzere oder längere Zeit, mit großer Theilnahme ergreifen werden. Mit der Post erhalten Sie einen Brief von mir. Zu dem Ring, den ich Ihnen versprach, ließ ich einen Javanischen Calcedon in Dresden schleifen, unglücklicherweise hat er die reizende weingelbe Farbe des rohen Steins jetzt nur zur Hälfte und ist so gut wie nichts werth. Indessen wenn meine Freunde aushalten und warten können; so kommt doch noch und nach mein guter Wille zur That.

Weimar am 7. Febr. 1804.

G.


17/4844.


An Ferdinand von Lamezan

P. P.

Aus beyliegendem kleinen Aufsatze, für dessen Form und Styl ich Nachsicht erbitten muß, belieben Ew. Hochwohlgeb. zu ersehen, was ich zu Einleitung und Vorbereitung des bewußten Geschäftes am räthlichsten finde. Erhält es den Beyfall der verehrlichen Societät, so soll sogleich die Expedition nach Rom, so wie das Privatcircular an eine Anzahl Künstler abgehen und es bleibt uns in der Zwischenzeit noch immer[52] Raum genug die Sache nach allen Seiten hin zu überlegen, wie ich denn das Gutachten einsichtsvoller Freunde, die ich darum gebeten, noch zu erwarten habe. Haben Sie die Güte jedes Bedenken welches Ihnen beyginge, zu eröffnen und was Sie der Sache vortheilhaft glauben, mitzutheilen.

Im Fortschreiten des Geschäftes wird noch verschiedenes zur Sprache kommen, durch dessen frühzeitige Erwähnung die Ansicht eher beschränkt als erweitert würde. Es kommt noch vorzüglich darauf an, ob der vorgeschlagene Operationsplan im Ganzen Beyfall findet, für das Detail der Ausführung kann man ohnehin nur zu rechter Zeit und Stunde sorgen; auch treten manche hülfreiche Zufälligkeiten ein, die man alsdann zu nutzen oder abzulenken hat.

Doch was brauche ich Ew. Hochwohlgeb., als einem Geschäftsmanne, dasjenige bey diesem besondern Falle zu sagen was im allgemeinen bey jedem menschlichen Unternehmen gilt; deshalb man sich denn eben das höchste erreichbare Ziel vorstecken muß, weil man in der Ausführung oft selbst hinter diesem, leider, zurückbleibt.

Darf ich hiernächst noch eine mit diesem Geschäft verwandte Bitte Ew. Hochwohlgeb. vortragen.

Vor ungefähr 18 Jahren ward in Rom, von einem geschickten Stempelschneider Schwendimann, eine Medaille auf den Churfürsten von Pfalz-Bayern geschnitten,[53] die ich, bey der gegenwärtigen Gelegenheit, wohl zu sehen wünschte, um sie mit der Arbeit von Mercandetti zusammen zu halten. Wäre es daher möglich, daß Ew. Hochwohlgeb. mir diese Medaille zu eigen verschaffen könnte, so würde mir ein gutes Exemplar in Silber, vorzüglich aber in Kupfer aber sehr angenehm seyn, weil der Stamm meiner modernen Medaillensammlung aus Kupfer und Bronce besteht. Allenfalls aber würde das Original nur auf kurze Zeit, oder ein Abguß in feinem Gips zu der anzustellenden Vergleichung hinreichen und mich belehren, in wie fern man die neuere Arbeit der ältern an die Seite zu hoffen darf.

Noch eines muß ich gedenken: Ew. Hochwohlgeb. wünschen, mit Recht, daß nicht etwa eine andere Societät, oder wer es auch sey, der diesseits gefaßten Idee zuvorkomme und deßhalb bald etwas ins Publikum ergehen zu lassen, für räthlich halten. Mein Vorschlag wäre deswegen, man setze in das Intelligenzblatt der Jenaischen Allgem. Litt. Zeitung eine kurze Notiz etwa nachstehendes Inhalts:

Eine Gesellschaft dankbarer Verehrer des Herrn Erzkanzlers Churfürstl. Gnaden (hier kommt es darauf an, ob man die Societät und das Motiv der Dankbarkeit näher bezeichnen will) hege den Vorsatz durch eine demselben zu widmende Medaille ihre Empfindungen auszudrücken und der Nachwelt zu überliefern, wozu die Anstalten schon getroffen seyen; man[54] hoffe dem Publikum bald das nähere, nebst einer Einladung zur Theilnahme, bekannt zu machen.

Auf diese Weise salvirt man die Priorität und man kann von Zeit zu Zeit, wie man in dem Geschäft sieht, mit Ankündigung und Einladung fortfahren.

Schließlich noch eine Anfrage: Sollte nicht nöthig seyn eine Erlaubniß zu einer solchen Dedication eines Monuments von dem verehrten Fürsten zu erlangen? doch vielleicht sind Ew. Hochwohlgeb. schon davon versichert.

Verzeihen Dieselben nur, wenn ich so weitläufig werde und in einigen Puncten vielleicht allzubedenklich erscheine; man hat es aber für das ganze Geschäft zu gut, wenn man anfangs das Ganze in allen seinen Theilen zu übersehen strebt.

Auch muß ich bitten, bey der Eile, womit diese Blätter verfaßt wurden, nur auf die Absicht zu sehen und meiner Danckbarkeit für das geschenckte Vertrauen gewiß zu seyn.

Ew. Hochwohlgeb.

Weimar

ganz gehorsamster

d. 8. Febr.

Diener

1804.

J. W. v. Goethe.


Pro Voto.

Eine Medaille hat durch ihre mögliche Verbreitung, durch ihre Dauer, durch Überlieferung der Persönlichkeit[55] in einem kleinen Raum, durch Documentirung allgemein anerkannter Verdienste, durch Kunst- und Metallwerth, so viel vorzügliches, daß man, besonders in unsern Zeiten, Ursache hat sie allen andern Monumenten vorzuziehen.

In dem gegenwärtigen Falle, daß des Herrn Erzkanzlers Churfürstl. Gnaden eine Medaille gewidmet werden soll, stimme ich dafür daß sie in Rom gearbeitet werde.

In Deutschland, bey sehr lobenswürdiger Technik, wüßte ich nirgends ein Zutrauen auf höhere Kunstleistung zu fassen.

Die Franzosen machen ihre Sachen ganz wacker und brav; aber ich würde ihnen eher einen Generalissimus, als einen geistlichen Herrn anvertrauen; denn es ist immer etwas manierirtes und für unsern Zweck fremdartiges in ihren Arbeiten.

Daher scheint in manchem Sinne räthlich die gegenwärtig bestimmte Medaille in Rom arbeiten zu lassen.

Es befindet sich daselbst ein Stempelschneider Mercandetti, dessen neueste Arbeit, eine Medaille auf Galvani, ich in Gips Probedruck in Händen habe, ein Mann, der, nach Herrn Fernows neusten Versicherungen, der beste dortige Arbeit ist, so daß ich nur so viel sagen kann, daß mir in der Zeit, in der wir gerade leben, auch kein besserer bekannt ist.

Hiezu kommt noch die Betrachtung, daß zu Ehren unsers fürtrefflichen Fürsten eine Medaille in Rom[56] schneiden lassen, eben so viel heißt als ihm das Monument in Rom selbst setzen.

Der Stempelschneider wird sich geehrt finden eine Medaille zum Andenken des ersten deutschen geistlichen Fürsten zu schneiden.

Der Papst und die Cardinäle werden, wenn irgend noch eine Spur von altem römischen Hof- und Weltwesen übrig seyn sollte, wie höchst wahrscheinlich ist, sogleich hievon informirt werden und der Künstler sich dadurch doppelt und dreyfach angefeuert fühlen etwas gutes zu machen, was ihn nach allen Seiten empfehlen könne, so daß wir auf diesem Wege, wenn wir uns nicht ganz betrügen, das beste was von jener Seite erhalten werden kann, entzwecken werden.

Demohngeachtet würde ich, wegen der Entfernung und so mancher eintretender Zufälligkeiten, den Muth nicht haben einen solchen Vorschlag zu thun, wenn nicht Herr von Humboldt sich an Ort und Stelle befände, der, mit uns, von gleicher Verehrung gegen den fürtrefflichen Fürsten belebt, das Geschäft sowohl im artistischen als im technischen und ökonomischen Sinne, wie wir gewiß voraussetzen können, zu behandeln geneigt wäre.

Die Medaille würde, nach beygezognem Zirkelkreise, nicht ganz drey Zoll Leipziger Maßes enthalten.

Auf der Hauptseite zeigte sie das Bildniß des verehrten Fürsten. Wir könnten von hier aus, nach einer Büste und einiger Portraiten, eine dergestalt[57] ausgeführte Zeichnung, in gehöriger Größe, liefern, daß ein römischer Medailleur darnach arbeiten könnte.

Was die Kleidung so wie die Umschrift betrifft, wäre weitere Überlegung zu pflegen.

Die Rückseite betreffend bemerke ich folgendes: Vorerst wünschte ich deßhalb mit denen Künstlern, welche mir schon bekannt sind, privatim zu conferiren. Die Preisaufgaben in so fern die Kunst sich selbst überlassen und sich noch im allgemeinen halten, mögen wohl, wie eine fünfjährige Erfahrung gelehrt hat, nicht ohne Nutzen fürs ganze seyn; Allein für ganz besondere Zwecke, wie der gegenwärtige, ist davon wenig zu hoffen und ich würde dagegen mich lieber erbieten, durch Privatcorrespondenz mit Künstlern, deren Erfindungsvermögen und Denkweise mir bekannt ist, mich zu benehmen. Ein zweckmäßiges Circular soll sogleich verfaßt werden.

Um vorläufig auch hierüber meine Gedanken mitzutheilen, so sage ich, daß mir die Darstellung des Moses, der an den Felsen schlägt (nicht historisch mit dem ganzen Israelitischen Volke, sondern symbolisch und plastisch mit wenigen schöpfenden) unübertreffbar scheint, weil hier von Seiten des Gedankens alles gegeben ist und der Kunst die höchste Freyheit bleibt.

Allein vielleicht ist es möglich aus der Bibel überhaupt, besonders aus dem alten Testamente, irgend ein Factum zu finden, das sich dem genannten in[58] Ausdruck und Simplicität an die Seite stellen dürfte, welches wir denn erwarten wollen.

Dieß widmeten wir der Verehrung eines solchen Mannes, wo der speciale Fall zugleich im allgemeinen begriffen wäre. Wollte man das Specialere aussprechen, so würde eine zweyte Rückseite mit Schrift, (es ist von je her die Gewohnheit zu einer gelungenen Portraitseite mehrere Rückseiten schneiden zu lassen) keinen großen Aufwand machen.

Indessen nun hierüber Versuche gemacht werden und Rath gepflogen wird, wäre das nächste nach Rom zu schreiben und die nöthigen Anfragen dahin gelangen zu lassen.

Vorausgesetzt, was hier schon oben angeführt ist, so wäre nunmehr die Frage, was Mercandetti für eine Hauptseite mit dem Bildniß und für die Rückseite mit einigen Figuren (für die Stempel) verlangte.

Ferner, weil es nicht rathsam ist die Stempel kommen und in Deutschland prägen zu lassen, fragt sich was er für eine dort ausgeprägte Medaille in Silber verlangt? Wenn wir sie zu 6 Loth annehmen, so würde das Metall ohngefähr 4 1/2 rthlr. sächs. betragen; nun fragte sichs, wie viel er (vorausgesetzt daß ihm die Stempel bezahlt sind) für das Stück Ausgeprägte Medaille verlangen kann.

Ich bemerke, daß man in Deutschland, wo das Technische im Gange ist, dem Medailleur bey einer bestellten Medaille 1 rthlr. 12 gr. fürs Loth zahlt,[59] ohne sich übrigens zu bekümmern, ob ihm Stempel springen oder nicht. In dieses Verhältniß müßte man sich auch mit dem Römer setzen und die zu bestellenden Medaillen dort auf der Stelle prägen lassen, weil die Kosten ihres Transports hierher, und der Rimesse des Gelds hinein, immer lieber zu übernehmen sind als die Gefahr fremde Stempel in irgend einer Münzstätte, besonders in solcher Größe, zu wagen.

Alles dieses sind freylich nur vorläufige Bedenken; allein ich will noch eine allgemeine Berechnung hinzufügen.

Ein deutscher Medailleur nimmt für das ausgeprägte Loth einer Medaille 1 rthlr. 12 gr. sächs.

Unsere Medaille würde also nach diesem Maßstab 9 rthlr. zu stehen kommen.

Leiten wir die Entreprise nach Rom; so ist es offenbar daß die Medaille um etwas theurer kommen müsse.

Hier tritt also auf eine, wie mich dünkt, ganz gemäße Weise die Pflicht dererjenigen ein, welche dem vortrefflichen Fürsten die Medaille widmen.

Es versteht sich, daß demselben wenigstens Eine goldene dargebracht werde, zugleich eine schickliche Anzahl silberner, eine größere kupferner, damit er in alle Classen der Seinigen nach freygebiger Lust diese Gabe vertheile.

Diese Kosten sowie alles was von Transport, Rimessen und sonst erforderlich wäre, hätte die widmende[60] Societät zu tragen und das übrige Publikum nähme, mit Vergnügen, die Medaille um einen mäßigen Preis und zahlte denn doch in der Masse mit an der ganzen Unternehmung.

Dieses sind allgemeine Vorschläge, welche erst durch die Zeit und besonders durch eine Antwort von Rom ihre nähern Bestimmungen erhalten werden.

W. d. 8. Febr. 1804.

s. m.

Goethe


17/4845.


An Friedrich Schiller

Mit den besten Grüßen hierbey verschiedenes:

Erstlich drey Stück allgem. Zeitung, wovon besonders eines, wegen einer merkwürdigen Schulchrie, wichtig ist.

2. Einige Rollen, die noch in Macbeth zu besetzen sind, weßhalb ich auch die Austheilung überschicke.

3. Ihr schönes Berglied.

4. Ein, ich fürchte, abermals verunglückter Versuch ein griechisches Trauerspiel heranzurücken; besonders scheint mir der an den alten, für uns vielleicht zu schweren Schritt des Trimeters ohne Vermittlung angeknüpfte gereimte Chor sehr unglücklich.

Mögen Sie mich heute Abend besuchen; so befehlen Sie dem Überbringer die Stunde des Wagens.

W. am 8. Febr. 1804.

G.[61]


17/4846.


An Johann Heinrich Voß

Von Herrn Hofrath Eichstädt vernehme ich daß Sie, verehrter Freund, noch in dieser Woche herüber zu kommen denken. Ich wünsche daß es morgen, Donnerstags, geschehen könne, Weil Herr Geheimde Rath Voigt die folgenden Tage sehr beschäftigt ist, morgen aber wohl mit uns speisen und bis gegen Abend verweilen könnte. Sie könnten gleich bey mir absteigen und dadurch ein mehreres incognito, wie Sie wünschen, erhalten. Wollen Sie die Nacht über bleiben, so findet sich alsdann schon ein Quartier. Herr Hofrath Eichstädt, so wie ihr Herr Sohn, welchen ich mich schönstens empfehle, sollen uns beyde willkommen seyn. Ich schicke einen Boten, um vor Abend von Ihrem Entschluß Nachricht zu erhalten.

Der ich mich recht von Herzen auf ein baldiges Wiedersehen freue.

Weimar am 8. Febr. 1804.

Goethe.


17/4847.


An Johann Friedrich Fuchs

[Concept.]

Es ist mir jederzeit sehr angenehm zu hören, daß Sie in Ihrem wichtigen Geschäft mit Succeß vorwärts gehen.

[62] Freylich wäre zu wünschen gewesen, daß wir mit unserm Vorschuß bis Ostern gereicht hätten, indem ich kaum früher mir höhern Orts etwas zu erbitten wage. Indessen werde ich gern in Betracht der mannigfaltigen Schwierigkeiten die Ihnen entgegenstehen, das mögliche thun, um Sie von desfallsigen Sorgen zu befreyen.

Doch wünsche ich daß Sie sich bis zu meiner nächsten Ankunft nach Jena gedulden mögen, da ich denn gern ein weiteres Arrangement zu treffen die Hand bieten werde.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 8. Febr. 1804.


17/4848.


An Anton Genast und Heinrich Becker

[Concept.]

Was Dem. Brand zu ihrer Entschuldigung, wegen Außenbleibens bey der Clavierprobe des ersten Theils der Saalnixe, vorgestellt und gebeten, wird denen Herrn Wöchnern hierdurch originaliter mitgetheilt, um hierüber bey Rücksendung des Exhibiti Fürstl. Commission nähere Auskunft zu geben.

Weimar am 9. Febr. 1804.

Fürstlich Sächsische zum Hoftheatergnädigst verordnete Commission.[63]


17/4849.


An Johann Christian Lindenzweig

[Concept.]

Der Souffleur Herr Behling wird am nächsten Gagetag wegen am 1ten dieses auf dem Theater gegen Herrn Graff ausgestoßenen Unziemlichkeiten mit 2 rthlr., ingl. Herr Brand wegen versäumtem Auftreten im 1ten Finale der Hauptprobe des Deserteurs Freytag den 3. Febr. mit einem halben Thaler in Strafe genommen, wozu der Fürstl. Hofregistrator Lindenzweig als Theatercasse-Rechnungsführer hierdurch autorisirt und angewiesen wird.

Weimar d. 9. Febr. 04.

Fürstlich sächsische zum Theater

gnädigst verordnete Commission.


17/4850.


An Anton Genast und Heinrich Becker

Sobald sich jemand krank meldet, werden die Herren Wöchner in dem gegenwärtigen Falle so wie künftig das Attestat eines Arztes verlangen, weil ohne dieses niemand für krank gelten, sondern vielmehr als ein Aussenbleibender gestraft werden muß.

Weimar am 11. Febr. 1804.[64]


17/4850a.


An Christian Gottlob Voigt

Der junge Voß ist angekommen und ich finde ihn, nachdem ich ihn gestern viel gesehen, an Geist und Gemüth und Wissen als einen Abdruck der väterlichen Eigenschaften. Was ich über Sprache, Autoren, Alterthümer, Geschichte, Poesie, Rythmick pp gesprochen hat mir durchaus einen guten Begriff von ihm gegeben, überall bemerckt man des Vaters Kenntnisse, Gesinnungen, Methode. Freylich ist ihm für den ersten Anblick das Äusserliche nicht günstig. Ein gesencktes Haupt, eine leiste Sprache deuten auf eine zu beschränckte zu enge Erziehung; doch löst sich auch das bald zu seinem Vortheile auf, wie ich gestern Abend gesehen, da ich ihn in eine muntre Gesellschaft versetze. Mögen Sie eine Stunde bestimmen so wird er aufwarten. Mit dem besten Morgengrus.

– W. d. 13. Febr. 1804.

G.[20]


17/4851.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt


[Brief Eichstädts:]

1.

Herr Güßefeld, um uns Recensionen liefern zu können, wiederholt seinen Wunsch, einige neuere und wichtige Landkartenwerke aus herzogl. Bibliothek zu erhalten. Könnte er ihm vielleicht gewährt werden?


Herrn Güßefeld habe ich ersucht, nur jedesmal, was er wünsche, zu verzeichnen und mir zuzuschicken; ich will alsdann sorgen, daß er es erhalte.


2.

Von Herrn Koch in Rudolstadt liegt eine Recension und ein Brief bey. Sollte der Mann nicht für Schriften von nicht allzuwichtigem Inhalte brauchbarer seyn? zumal wenn dem Style nachgeholfen und die Weitschweifigkeit beschränkt wird.


Wegen Herrn Koch meine Gedanken in der Beylage.


3.

Soll das von Herr Oldendorp eingeschickte Inserat ohne weiteres abgedruckt werden?


Kann im Intelligenzblatt abgedruckt werden.


4.

Reichardts Romanzen nebst seiner Bemerkung lege ich[65] auch bey. Wollen Ew. Hochgeboren deshalb Herrn Zelter ermuntern? Vielleicht demselben auch Reichardts neue Lieder, 1. und 2. Stück, Leipzig bey Fleischer, übertragen, welche ich anfangs für Rochlitz, den Faulen, bestimmt hatte.


Siehe Beylage ad No. 2.


5.

Wollen Ew. Hochgeboren wegen der Herren Klein und Schmalz ein paar Worte an Herrn Reichardt erwiedern oder soll ich es thun?


Der Brief an Reichardt liegt hiebey, wenn Ew. Wohlgeb. zu schreiben sich bemühen wollen.


Auf jeden Fall erbitte ich mir Reichardts Brief zurück sowie den Hasischen aus Paris, weil ich auf beyde antworten will.


Liegt gleichfalls bey.


6.

Ein paar Recensionen von Herr Stütz sind noch bey Ihnen. Heute schickt mir der Mann die beyfolgenden zwey Bücher nebst dem inliegenden Briefe. Was ist mit ihm für die Zukunft zu thun?


Wegen Stütz in der Beylage.[66]


[Beilage I.]

Herr Koch gefällt mir ganz wohl und seine Recension scheint mir aus dem rechten Gesichtspuncte die Angelegenheit selbst sowohl, als das vorliegende Werk zu behandeln. Wenngleich auch hie und da in stylo etwas zu ändern seyn möchte, so würde ich doch rathen viel wegzuschneiden, weil es recht gut ist, daß dieses wichtige Kirchenbedürfniß in unsern Blättern einmal recht deutlich ausgesprochen werde. So würde ich diesem Ehrenmanne gleichfalls die Reichardtische Romanzen zutheilen, umsomehr, als dieses gleich Gelegenheit gäbe seine Urtheilsweise über den Figuralgesang kennen zu lernen.

Erhielte man diese Recension bald, so könnte man ihm auch alsdann Reichardts neue Lieder übertragen: denn bey der Lässigkeit unserer berliner und leipziger Freunde möchte ein solcher Arbeiter in der Nähe sehr willkommen seyn.

Weimar am 15. Februar 1804.

G.


[Beilage II.]


Über Herrn Stütz theile folgende Bemerkungen mit, wie sie bey flüchtigem Durchblättern seiner kleinen Schriften sich mir aufgedrungen.

Die erste über Medicin und Chirurgie etc., etwa vor drey bis vier Jahren geschrieben, enthält Beobachtung des gemeinen Lebens, von einem verständigen Manne zusammengestellt und beurtheilt.

[67] Ebenso der erste Theil der Abhandlung über den Wunderstarrkrampf mit erforderlicher Belesenheit.

Die zwey folgenden Theile gedachten Buchs lassen, als theoretisch, schön die chemisch-organischen und Brownische Erklärungsarten sehen.

In der uns neulich übersendeten Recension erscheint nun die Terminologie der Naturphilosophie und zwar noch ziemlich unverdaut, sodaß ich mir Herrn Stütz als einen Mann vorstelle, der früher auf dem Wege des gemeinen Menschenverstandes ein praktisches Leben geführt und seine Studien nach einer natürlichen, angebornen Methode getrieben, später aber theoretische Bedürfnisse empfunden und sich nach den neusten physischen, chemischen, philosophischen Methoden auszubilden angefangen. Ob ich mich an ihm irre, wird die Folge zeigen. Vor allem wünscht' ich zu erfahren, wie alt er ist; denn freylich wenn das, was er jetzt angenommen hat, ganz sein eigen werden, in ihm zur Reise kommen soll, so muß er noch Jugend haben. Ich dächte daher man machte noch einige Versuche mit ihm, etwa mit denen von ihm vorgeschlagenen Werken, wenn sie noch nicht vergeben sind. Wegen der eingesandten Recension schrieb man ihm etwa folgendermaßen:

Man verkenne die Vortheile nicht, welche durch die Naturphilosophie und durch die Lehre überhaupt, woraus solche hervorragende, den physikalischen Wissenschaften im ganzen Umfange zu Theil geworden,[68] doch wünsche man erst die Haupt- und Originalschriften in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitungen recensirt zu sehen, ehe man diejenigen, welche offenbar nur daher abgeleitet seyen, aufführen könne.

Ebenso wünsche man auch im Styl der Recensionen vorerst eine Terminologie vermieden, deren Werth bey gewissen theoretischen Darstellungen man gern zugebe, die aber doch noch immer einer großen Anzahl von Lesern allzuviel Apprehension gebe, um bey der Beurtheilung der Schriften ohne weitere Vorbereitung benutzt zu werden.

Scheint Ew. Wohlgeb. Vorstehendes zweckgemäß, so könnte uns vielleicht auf diesem Wege ein brauchbarer und thätiger Mann erhalten werden. Man hätte zwar deutlicher sprechen können, aber sapienti sat, und man hört, wie er sich in einer Antwort benimmt.

Weimar am 15. Februar 1804.

G.


[Beilage III.]

Zur Nachricht. Den 7. Februar waren erst zehn Blätter unserer Allgemeinen Literaturzeitung in Göttingen.

Haben Ew. Wohlgeb. die Güte, was Sie an mich gelangen lassen, auf einen solchen gebrochenen Bogen zu schreiben; dagegen werde ich meine Antwort wie heute geschehen einrichten.

[69] Die Voßische Angelegenheit wird sich auf eine sehr erwünschte Weise entscheiden.

Möchten Sie wohl dem Sohn die Recension der Mythologischen Briefe überlassen?

Weimar am 15. Februar 1804.

G.


17/4825.


An Friedrich Schiller

Indem ich abermals Zeitungen übersende, frage ich an, ob ich das Vergnügen haben kann Sie heute Abend bey mir zu sehen. Fr. v. Stael und Herr v. Constant werden nach 5 Uhr kommen. Ich will ein Abendessen bereit halten wenn man Lust hat da zu bleiben; es wäre sehr schön wenn Sie von der Gesellschaft seyn möchten.

Weimar am 16. Febr. 1804.

G.


Befehlen Sie die Stunde des Wagens.


17/4853.


An Christian Gottlob Voigt

Mit dankbarer Erwiederung folgt hier eine kleine Sendung.

Der Brief an Voß dünkt mir den Umständen ganz gemäß. Das einzige Wort vorerst auf der zweyten Seite wünschte entfernt, weil es ihm Ombrage geben[70] könnte, als wollte man in der Folge eine öffentliche Theilnahme von ihm verlangen. Vielleicht finden Sie im Abschreiben für die angestrichene Stelle auf der ersten Seite eine andere Wendung. Mit Ihre Genehmigung will ich nun auch mit dem jungen Mann in diesem Sinne sprechen. An der Eichstädtischen Nachricht wüßte nichts aussetzen. Freylich vertraut er etwas stark auf Ihre Gunst.

Sodann lege ich eine Art pro nota wegen der Bibliothekstreppe bey, wo ich eine allgemeine Ansicht künftiger Einrichtung, weil es verlangt worden, vorausgeschickt habe, am ende aber die Unabhängigkeit des Treppenbaues dargelegt. Ferner einen Vortrag wegen des Bibliothecarii. Sollten Sie etwas zu erinnern finden, so kann das Blat umgeschrieben werden. Überhaupt ist es mehr eine Veranlassung zu einer Entscheidung der Sache, als ein Vortrag.

Noch einige Horazische Episteln liegen bey, welche der j. Voß hier verfertigt. Sie haben recht viel Verdienst.

Wenn Herr Geh. Assistenz Rath Thon sie gelesen; so will ich den jungen Mann anmelden lassen, damit er sich auch dort persönlich zeige.

Mich bestens empfehlend.

W. den 17. Febr. 1804.

G.[71]


17/4854.


An Friedrich Schiller

Eben war ich im Begriff nach Ihnen und Ihrer Arbeit zu fragen, denn nichts von Ihnen zu sehen und zu hören wurde mir zuletzt doch allzulästig. Der Anblick des Stücks und der Rollenaustheilung hat mich sehr vergnügt. Ich sollte denken man müßte die Vorstellung vor Ostern zu Stande bringen, obgleich nur knapp; freylich mit dem Ausschreiben der Rollen müßte es behend gehen. Ich dächte man setzte einige Schreiber zusammen die zu gleicher Zeit schreiben müßten. Doch davon sobald ich gelesen habe. Jetzt nur recht herzlichen Dank.

Weimar am 19. Febr. 1804.

G.


17/4855.


An Friedrich Schiller

Das Werck ist fürtrefflich gerathen, und hat mir einen schönen abend verschafft. Einige Bedencklichkeiten wegen der Aufführung vor Ostern sind mir beygegangen. Mögen Sie um 12 Uhr fahren; so komme ich Sie abzuhohlen.

d. 21. Febr. 1804.

G.[72]


17/4856.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[22. Februar.]


[Brief Eichstädts:]

A. Brief und Recension von Reinhold. Glücklicherweise verbittet er jetzt Schleiermachers Schrift, auf die er anfangs so drang. Sein Brief aber bietet Veranlassung ihm über seine Recension einige Bedenklichkeiten vorzulegen.

Was Ew. Hochgeboren mir neulich für Stütz communicirten, ist treu besorgt worden. Vielleicht gefällt es Ihnen mich jetzt in Bezug auf Reinholds Recension mit etwas Ähnlichem zu versehen.


Leider ist die zuletzt überschickte Recension, wie jetzt die philosophischen gewöhnlich, polemisch, aber was will man machen? Es ist einmal der Zustand.

Meine Bedenklichkeiten wegen der ältern Recension habe ich auf ein Blättchen notirt; vielleicht geben Sie der Sache irgend eine andere Wendung.

Mir scheint auch hier die ganze Sache darauf zu beruhen, daß die Nahegesinnten, die unter sich nicht einig sind, alsdann sogleich zusammentreten, wenn es gegen einen dritten Entferntergesinnten losgeht.


B. Fünf Briefe von solchen, welche sich als Recensenten angeboten haben. Vielleicht, daß einer und der[73] andere Ew. Hochgeboren bekannter ist. Ich kenne nur Fleisch aus Kassel, aber als Plagiarius, und kochen als einen noch sehr unreifen Autor.


Von den Briefschreibenden kenne ich nur Herrn Caemmerer zu dem ich nicht rathen wollte.


C. Brief von Wolf aus Halle. Wenn der Freund nur ein wenig thätiger seyn wollte!

Möchten Ew. Hochgeboren auf Veranlassung dieses Briefs Herrn Riemer zu einer Berichtigung veranlassen? Es wäre doch lustig, wenn man den fleißigen Herren in Halle von hier aus (in unserm Intelligenzblatt) sagen müßte, was sie dort nicht zu suchen hätten. Berichtigungen dieser Art nahm ja auch das alte Intelligenzblatt häufig auf.


Freylich müssen wir abwarten inwiefern dieser Freund auch als Recensent thätiger beytritt, indessen ist seine Neigung schon von sehr großem Gewicht.

Wegen Riemer wünschte ich die Berichtigung nicht, besonders da er bey mir wohnt. Möchte doch alles vermieden werden können, was irgend einer Animosität ähnlich sieht!


D. Zwey Recensionen: die medicinische von Dr. Hagedorn in Dessau, die juristische von Bergk in Leipzig. Der letzte ist mir als ein sehr vorzüglicher Kopf gerühmt worden, welcher, weil er zugleich im Journalwesen lebt und webt, unsere Zeitung mannigfachen[74] Vortheil bringen würde, wenn er seinen Aufenthaltsort hier wählen könnte. Dort, in Leipzig, privatisirt er und lebt von Schriftstellerey. Bey dem jetzigen Mangel an Juristen würde er unserer Universität auch sonst gute Dienste leisten. Er hat sich hier an ein Buch gemacht, welches in der alten Allgemeinen Literaturzeitung, noch ehe es verkäuflich war, von Feuerbach überpriesen worden ist.


Die medicinische Recension kann wohl gelten; über die juristische behalte ich mir ein näheres Urtheil vor. Aus der schrecklichen Handschrift war mir nicht möglich den Sinn rein zu fassen und das ganze zu übersehen.


Könnte vielleicht Reichardt in Halle die oft gewünschten französischen Theater- und Musenalmanache von Weimar erhalten? Wegen des französischen Gesetzbuchs habe ich ihm geschrieben und um ein etwas deutlichere Bestimmung seines Vorschlags, oder vielmehr nur günstige Vorbereitung zu dessen Ausführung gebeten. Auch ist das Nöthige an Koch und Rudolstadt besorgt werden.


Diese Bücher sind noch nicht an fürstl. Bibliothek gelangt und soviel ich weiß auch noch nicht bey Serenissimo.[75]


E. Folgen einige Notizen von Professor Meyer für's Intelligenzblatt; sie können allenfalls unter den Strich gesetzt werden.

F. Recensionen von Hermann – soviel ich einsehe sehr brav, aber freylich lang.

Es wird wirklich einmal, noch ehe uns der Osterschwall über den Hals kommt, zu überdenken seyn, wie man die Recensenten zur Kürze leitet. Freylich im Anfange bey so bedeutenden Werken war die Ausführlichkeit nothwendig und gut.

Heute nur noch ein Lebewohl.

Wegen einiger der unsern, die wahrscheinlich nach Charkow gehen, wünsche ich nichts inserirt, bis ich Ew. Wohlgeb. selbst den Artikel sende.


17/4857.


An Carl Friedrich Zelter

Wie lange, verehrter Freund, habe ich Ihnen geschwiegen und wie oft habe ich mich Montag und Dienstag zu Ihnen gewünscht! Diesen Winter habe ich fast gar keine Musik vernommen, und ich fühle welch ein schöner Theil des Lebensgenusses mir dadurch abgeht.

November und December gingen vorzüglich hin auf die Vorbereitung unsers litterarischen Feldzugs. Der Januar behandelte mich nicht zum besten, doch hatte ich den Kopf frey und war nicht ganz unthätig.

[76] Im Februar nahm ich den Götz von Berlichingen vor, um ihn zu einem Bissen zusammen zu kneten, den unser Deutsches Publikum allenfalls auf einmal hinunterschluckt. Das ist denn eine böse Operation, wobey man, wie beym Umändern eines alten Hauses, mit kleinen Theilen anfängt und am Ende das Ganze mit schweren Kosten umgekehrt hat, ohne deßhalb ein neues Gebäude zu haben.

Desto mehr aus dem frischen Ganzen ist Schillers Tell, den Sie nun auch bald sehen werden.

Mit mancherley angenehmen Besuchen sind wir denn auch in dieser Zeit beglückt worden. Professor Wolf haben wir bey 14 Tage hier gesehen, Hofrath von Müller wohl eben so lang. Voß war nur einige Tage hier. Frau von Stael beglückt uns nun aber schon seit Weihnachten. Dieser seltnen Frau, die nun bald nach Berlin geht, gebe ich einen Brief an Sie mit. Suchen Sie solche ja gleich auf; es ist sehr leicht mit ihr leben und sie wird gewiß an Ihren musikalischen Leistungen große Freude haben, obgleich Litteratur, Poesie, Philosophie und was sich daran schließt, ihr näher steht als die Künste.

Herr von Müller wird Ihnen das große Siegel gebracht haben, ein kleineres soll auch bald folgen. Wegen des Ringes bin ich noch immer in Verlegenheit. Ich hatte einen schönen gelben Javanischen Karneol nach Dresden geschickt, in Hoffnung einen Ringstein von reizender Farbe zu erhalten, unglücklicherweise[77] fällt er beym Schleifen halb gemein und halb edel aus, ist also nicht zu brauchen. Demohngeachtet sollen Sie gewiß ein solches Andenken von mir erhalten; nur noch ein wenig Geduld mit dem Zaudernden.

Unsere Zeitung nimmt sich wohl genug aus; wenn nur erst die schweren Quadersteine im Grund liegen, wird sich das übrige schon leichter in die Höhe bauen. Möchten Sie, mein Bester, doch irgend Gelegenheit auch über Musik etwas recht fundamentales zu sagen; der Raum dazu soll Ihnen mit Freuden geöffnet seyn. Thun Sie es ja noch diesen Winter, ehe Frühling und Sommer Sie an Ihre Geschäfte ruft.

Mögen Sie mir bald etwas von sich sagen, so würden Sie mir ein großes Vergnügen machen; schon haben wir einander zu lang geschwiegen.

Soviel für heute mit dem herzlichsten Gruß.

W. d. 27. Febr. 1804.

Goethe.


17/4858.


An Severin Graf Potocki

[Concept.]

Ew. Exzellenz verehrliches vom 8/20 Jan. ist mir erst am 21. Febr. zugekommen. Ich habe sogleich denen Herren Schad und Schnaubert Hochdero Erklärungen und Entschließungen abschriftlich mitgetheilt,[78] worauf beyde den an sie ergangenen gnädigen Ruf gehorsamst angenommen, welches ich sogleich schuldig zu vermelden die Ehre habe. Es wird beyden Männern Pflicht seyn, wegen Beschleunigung der Abreise Ew. Exzellenz Befehle, so wie wegen der künftigen nützlichen und zweckmäßigen Anwendung ihrer Talente, von einem so erleuchteten Kenner der Wissenschaften und der Augenblicklichen Staatsbedürfnisse eine unmittelbare Leitung zu befolgen. Verzeihen Ew. Exzellenz die Kürze des gegenwärtigen, das ich der Abgehenden Post nicht vorenthalten darf.

Weimar am 27. Febr. 1804.


17/4859.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt


[Brief Eichstädts.]

Ew. Hochgeboren

Erhalten hier die Irene und Mohns Niederheinisches Taschenbuch. Es würde unserer Zeitung großen Gewinn bringen wenn es Ihnen gefiele über solche Producte auch nur ein flüchtiges Wort in heiteren Augenblicken zu sagen.


Werde ein paar kurze Anzeigen bald zu liefern suchen.


2. Delbrücks Recension von Schillers Braut. Ich möchte[79] Sie gern bald abdrucken lassen. Aber Eugenia dürfte dann auch nicht zu lange zögern – und Voßens Gedichte.


Siehe Beylage.


3. Einen Brief an Professor Becker in Dresden, vielleicht nicht uninteressant für Herrn Professor Meyer, dessen Recension vom Augusteum jener, wie es scheint, unserem Fernow zuschreibt.


Es geht öfters so, daß die Autoren auf ihrem Sinne bleiben und die Recensenten auch, wie dieses hier der Fall ist.


4. Einen Brief von Reichardt. Ich will das Schreiben an den Geheimen Rath Schmalz bis zur Freytagspost verschieben und wünschte sehr, daß Ew. Hochgeboren geneigt seyn möchten ein paar günstige Zeilen beyzulegen.


Ein Brief an Herrn Geh. Rath Schmalz soll mit der morgenden Post an Ew. Wohlgeb. abgehen.


5. Eine Recension der Schlesischen Blumensträuße, mit welcher Voß mich in große Verlegenheit setzt. Sie ist verfaßt von Herr Overbeck in Lübeck und Voßen zur Besorgung anvertraut worden.


5. Diese Recension können wir nicht wohl abdrucken, weil sie animos ist ohne gründlich zu seyn. Ich wünschte sehr, daß die ganze Angelegenheit der neuen italienischen und spanischen Übersetzungs- und Nachahmungsperiode bey uns recht ausführlich zur Sprache käme, und da möchte denn auch, wenn das Gelungene dargelegt[80] ist, das Verfehlte zur Sprache kommen. Aber einen Mann wie Schlegel, der so viel geleistet hat, dürfen wir nicht wie einen Schüler abfertigen.

Ich wünschte, daß unser vortrefflicher Voß sich mit uns überzeuge, daß bey einem solchen Unternehmen, wie die Allgemeine Literaturzeitung, gar manches angenommen werden muß, das nicht völlig mit unseren Überzeugungen zusammentrifft. Der Platz ist zu eng, als daß ich mehr sagen könnte. Künftig das Weitere.


6. Einen interessanten Brief von Walther aus Paris.


6. Hat mir viel Freude gemacht.


Von Schmidt in Wien ist numehr die erste Recension eingegangen. Gern hätte ich sie Ihnen gesandt, aber da einmal Medicin an der Reihe war, so wollte ich sie nicht bis zur nächsten Rückkehr der Fächer liegen lassen. Lichtvoller werden[81] wir auch schwerlich eine Recension über naturphilosophische Gegenstände erhalten als diese erste. Alea jacta est!


Auf die Schmidtische Recension bin ich sehr neugierig.


Auch von Spazier ist eine nach meinem Bedünken sehr vorzügliche Einleitungsrecension in die Pestalozzischen etc. Lehrbücher angekommenund aus der eben angeführten Sache ebenfalls schon in der Druckerey. Spazier wünscht vorzüglich Ihren Beyfall; ich glaube, daß sein Wunsch gewährt seyn wird, wenn Sie die Recension lesen.


Wird mir willkommen seyn.


Darf ich die noch bey Ihnen befindliche Recension von Spazier zurückerbitten?


Liegt sub signo [*Mond] bey.


7. Brief und zwey Recensionen von Hennings. Über die längere erbitte ich mir Ew. Hochgeboren Urtheil; die kürzere (ihm nicht aufgetragene) bleibt wohl ungedruckt?


Soll nächstens erfolgen.


Es ist gar keinem Zweifel unterworfen, daß unsere Zeitung der Hallischen an[82] innerem Gehalt der Recensionen weit überlegen ist; gleichwohl soll die letzte jetzo häufiger gekauft werden, als jemals. Der Umsatz der unsrigen ist noch mäßig. Das deutsche Publicum will gestoßen seyn. Ich habe zwar eine einfache Anzeige der ersten beyden Hefte schon vor vierzehn Tagen an mehrere Zeitungen geschickt, aber ich wünschte, daß Ew. Hochgeboren der Sache Ihre Überlegung schenkten, um durch verschiedene Notizen mehrere und kräftigere Wirkungen hervorzubringen.


Die Anzeige der Winckelmannischen Briefe habe gestern geschickt. Es wird auf Ew. Wohlgeb. ankommen, ob man gelegentlich einen Brief stückweise unter den Strich drucken soll.

Ich will sonst umherdenken, ob ich in einem Kreise etwas ähnlich Interessantes finde. Wäre nur unser Bibliothekswesen erst wieder in Ordnung, so würde sich auch von dieser Seite manches thun lassen.


Ist vielleicht über den verstorbenen Jagemann eine kleine Notiz von Weimar zu hoffen?


Will jemand aufzutreiben suchen, der dieses leistet.


Mich unterthänig empfehlend.

Jena den 26. Februar 1804.

Eichstädt.


Daß Kant gestorben ist, wissen Sie wahrscheinlich schon.[83]


[Beilage.]

Ad. 2.

Die Delbrückische Recension gefällt mir sehr wohl; er ist im Ganzen mit den Grundsätzen einverstanden, aus welchen der Verfasser arbeitet, und sieht recht gut ein, wo es mit unserer Tragödie hinaus will. Ich wünschte, daß Sie ihm auch Die Natürliche Tochter auftrügen, sowie den Alarcos, dessen er selbst erwähnt.

Die Recension der Natürlichen Tochter, welche sub signo [*Sonne] gleichfalls beyliegt, können wir nicht wohl abdrucken lassen. Ich bin sehr dankbar für die gute Meinung, welche der Verfasser von meinen Sachen überhaupt hegt, und ich habe mit der Art und Weise, wie er in das Stück eindringt, alle Ursache zufrieden zu seyn, allein man könnte uns verdenken wenn wir etwas, das dergestalt uns selbst zum Lobe gereicht, abdrucken ließen. Ew. Wohlgeb. Geben es dem Recensenten ja wohl auf eine freundliche Weise zu erkennen und suchen ihn für dieses Fach zu erhalten.

Mögen Sie bey Übertragung der Natürlichen Tochter an Herrn Delbrück eben wegen dieser Verhältniße einen Wink geben, so wird es wohl auch gut seyn.


Sub signo [*Merkur] lege das Februarstück des Mercurs bey.

Es ist sonderbar und gut, daß von allen Seiten das deutsche Sprachwesen zur Sprache kommt. Möchte[84] Unser Voß vielleicht mit wenigen Worten die Marcardische Gesinnung unter dem Strich prüfen, bestätigen, verwerfen – und das je eher je lieber! Wir haben den großen Vortheil, daß wir wöchentlich zum Publicum sprechen, und wir können immer interessanter werden, wenn wir uns dessen zweckmäßig bedienen.

Der Gedanke, die Schicksale der italienischen und deutschen Sprache zu parallelisiren, war sehr glücklich gefaßt und ist recht gut ausgeführt.

Das Mercurstück erbitte mir nach gemachtem Gebrauch zurück.

Weimar den 29. Februar 1804.

G.


Die Recension der Voßischen Gedichte hoffe nun bald zu liefern.


17/4860.


An August Wilhelm Schlegel

Frau von Stael wünscht Sie näher zu kennen, sie glaubt daß einige Zeilen von mir die erste Einleitung erleichtern. Ich schreibe sie gern, weil ich nun Dank von beyden Theilen verdiene, wo sich alles von selbst gegeben hätte. Erhalten Sie mir ein freundliches Andenken.

W. d. 1. März 1804.

Goethe.[85]


17/4861.


An Johann Georg Lenz

Aus den Beylagen werden Sie, bester Herr Bergrath, ersehen daß Sie nicht vergessen worden. Ich hoffe Blat und Siegel sollen Ihnen Freude machen.

Nächstens kommen die Abdrücke zu Ihren Händen und das Siegel selbst. Beydes hoffe ich zu bringen, manches neue bey Ihnen zu finden und mich über manche Einrichtungen zu besprechen. Der ich Wohl und Gedeihen wünsche.

W. d. 6. März 1804.

Goethe.


17/4862.


An Theodor Anton Heinrich Schmalz

[Concept.]

Seit ich das Glück hatte Ew. Hochwohlgeb. Kennen zu lernen, fand ich mich so oft im Falle an die guten Stunden zu denken, welche mir in Ihrer Gegenwart geschenkt waren; auch hätte ich manche Veranlassung ein näheres Verhältniß zu erwünschen. So gestehe ich gern, daß ich schon längst eine Einladung zu der jenaischen Litteraturzeitung würde gewagt haben, wenn es mir nicht in manchem Betracht schicklicher geschienen hätte solche aufzuschieben, bis ein Mustertheil dessen was man zu leisten hofft, vorläge. Möchten die Blätter, welche seit zwey Monaten geliefert werden,[86] Ew. Hochwohlgeb. Beyfall dergestalt erhalten, daß Sie geneigt wären, eine Gesellschaft solcher Art, durch Ihren unschätzbaren Beytritt, zu verstärken und auf diesem Wege dem In- und Auslande eine erwünschte Belehrung zu gönnen. Auch mich besonders werden Sie hierdurch verbinden und zu der Neigung, dem Vertrauen, welche ich Denenselben gewidmet habe, mir noch die angenehme Pflicht der Dankbarkeit auflegen.

d. 6. März 1804.


17/4863.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[7. März.]


[Brief Eichstädts:]

Ew. Hochgeboren

empfangen hier

1. den Zeitungen beygefügt die Hesiodische Weltkarte von Voß. Wir empfehlen sie Ihrer gütigen Besorgung, auch werde ich deshalb morgen noch an Herrn Professor Meyer besonders schreiben.

Die schwierigsten Worte sind auf beyliegendem Blatte noch deutlicher bezeichnet, wodurch vielleicht um so eher alle Irrungen vermieden werden können.


1. Die Tafel wird besorgt. Wenn sie bis auf einen gewissen Punct gelangt ist, werde ich den jungen Herrn Voß ersuchen herüber zu kommen und Correctur in loco vorzunehmen.

Empfehlen Sie mich bestens dem Hausvater und der ganzen Familie.


[87]

2. den deutschen Merkur mit dem verbindlichstem Danke. Voß hat einigen Gebrauch davon gemacht. Viel Worte, meint er, dürften an Herrn Marcard nicht verschwendet werden.


2. Es ist nur, daß man die erregte Aufmerksamkeit immer unterhält.


3. Einen Brief von Schlegel. (Wo werden wir nur mit den Schillerischen Schriften mit Vortheil ankommen?)


3. Lassen Sie uns das immer noch ein wenig hinhalten. Es findet sich auch dafür wohl noch ein tüchtiges Subject.


4. Bernhardi's Sprachlehre für Herrn Riemer, welcher wackere Mann unserer Zeitung bald einen Beytrag verleihen möchte!


4. Riemer ist nun bald mit dem Wörterbuch fertig und verspricht alsdann auch für die Zeitung zu arbeiten.


An Herrn Delbrück habe ich sogleich mit erster Post wegen der Natürlichen Tochter geschrieben, jedoch zweifelhaft über den Erfolg meiner Bitte. Ivh lege deshalb seinen letzterhaltenen Brief bey. Im Fall er nicht beyfällig antworten sollte, möchte dann nicht die Schaumannische Recension mit zweckmäßigen Veränderungen genommen werden können?


Suchen Sie Herrn Delbrück weiter zu interessiren. Sobald ich die Recension der Braut von Messina nochmals im Druck gelesen, sage ich mehr. Mich dünkt, da er einmal die Sache so durchdacht, so muß es ihm nun leicht werden die Principien auf andre ähnliche Producte anzuwenden.


[88]

Den Brief des Herrn Schaumann erbitte ich mir gelegentlich zurück, um zu sehen, was ihm geantwortet werden könne.


Die verlangten Briefe folgen hierbey sub g.


Auch die Briefe von Hupel und Bernhardi wünsche ich, wenn sie Ihnen gerade bey der Hand sind, zurückzuerhalten.

Die höchst interessante Ankündigung der Winckelmannischen Briefe ist abgedruckt. Einige Auszüge aus den merkwürdigsten Briefen würden eine herrliche Bereicherung des Intelligenzblattes seyn und unter den Strich vertheilt werden können.


Will an solche Auszüge denken.


An Herrn Schmalz in Halle habe ich vorgestern geschrieben und eine Zuschrift von Ew. Hochgeboren angekündigt, welche gewiß sehr wirksam seyn wird.


Ist abgegangen.


In den Göttinger Anzeigen Nr. 32 steht eine Anzeige von Fircks' Schrift über die Letten gegen Merkel; vielleicht könnten wir von derselben Hand eine Anzeige gewinnen.


Werde darnach schreiben.


[89]

Ich hatte den schönen Plan Herrn Fernow heute nach Weimar zu begleiten, aber ein Relegationspatent, das heute verfertigt werden mußte, trat der Ausführung in den Weg; deshalb werde ich auch, was dieses Blatt nich faßt, nächstens nachholen.


Ew. Wohlgeb. werden mir jederzeit willkommen seyn.


Mit den besten Empfehlung des Voßischen Hauses und mit dem gefühltesten Danke für die letzte reichhaltige Sendung schließe ich dieses Blatt, Ew. Hochgeboren mich unterthänig empfehlend.

Jena den 4. März 1804.

Eichstädt.


Nach heut erhaltenen Briefen ist es nicht unwahrscheinlich, daß der Hofrath von Müller in Berlin bleibt!


7. Herr Regierungsrath Voigt hat die Gefälligkeit gehabt die Recension von H. durchzugehen. Ew. Wohlgeb. machen ja wohl von den Bemerkungen Gebrauch.

[90] 8. Bei dem Regierungsblatt No. 6 mache Ew. Wohlgeb. auf die Allgemeine Schule der Deutschen aufmerksam und lege eine Anzeige bey, welche eine Gesellschaft auch hier verbreiten läßt. Möchten Sie doch wohl von Ihrer Seite sich erkundigen, wer die Herausgeber jener Hefte sind? Ich will es auch von der meinigen thun. Es ist immer der Mühe werth sich darüber ins Klare zu setzen.

Professor Schelver hat mir einige Recensionen zugeschickt, die mir recht wohl gefallen. Doch habe ich bey der vorausgeschickten Einleitung einiges zu erinnern, deswegen ich das Ganze ich an mir behalte; denn es wäre zu wünschen, daß eine Denkweise, die von der herrschenden abweicht, sich gleich recht klar vor dem Publicum ausspräche.

10. Anerbieten neuer Recensenten.

11. Kurze Recensionen einer nagelneuen Schrift, über welche mit leichten Fußspitzen hinzuschreiten für das Beste hielt.

Alles Gute wünschend.

Weimar den 7. März 1804.

G.


12. Druckfehler in der Sartorischen Recension.

13. Recension der Veränderung im Wiener Kriegsdepartement mit den Gesinnungen des Herrn Geh. Rath Voigt.[91]


17/4865.


An Friedrich Schiller

Mögen Sie wohl die zwey ersten Ackte ansehn. Wo das weiße Papier eingeheftet ist, fehlt eine Scene zwischen Weislingen und Adelheid. Wenn Sie nichts[94] zu erinnern haben ließe ich wenigstens von vorn herein die Rollen abschreiben.

d. 12. März 1804.

G.


17/4866.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

verzeihen, wenn ich heute nur Beyliegendes übersende; die Aufführung von Tell, welche auf Sonnabend festgesetzt ist, macht uns viel zu schaffen. Gleiche Entschuldigung bitte denen Herren Voß, Vater und Sohn, gefällig auszurichten.

Über die Industrieschule der Deutschen belehrt uns die Nationalzeitung Nummer 10 genugsam.

Die Karte ist in Arbeit und wird möglichst gefördert.

Mich bestens empfehlend Ew. Wohlgeb.

Weimar

ergebenster Diener

den 14. März 1804.

Goethe.


17/4867.


An Johann Heinrich Voß

Für Ihre vertrauliche Eröffnung bin ich herzlich danckbar und ob ich gleich diesmal nach Ihren Wünschen nicht wircken konnte, so füge ich doch die Bitte hinzu daß Sie in allen Fällen ein gleiches[95] Zutrauen fortsetzen. Wenn man unterrichtet ist; so kann man zum allgemeinen wie zum besondern Besten gar manches einleiten. Mündlich ein Mehreres, ich hoffe bald.

Auf das Programm warte ich mit Sehnsucht, die Karte wird fleißig bearbeitet. Einen Abdruck der Situation habe schon gesehen. Ein Exemplar der Karte zur Odyssee fand ich noch bey mir, das Sie mir früher gesendet, das hab ich dem Kupferstecher hingegeben, daß er sich darnach richte und mit der Sauberkeit des Stiches wetteifre. Er ist nun an den Worten und Nahmen. Die Veränderungen sind bemerckt. Biß heute über acht Tage will er fertig seyn. Ich schicke einen Abdruck zur Revision. Ein herzliches Lebewohl.

W. d. 20. März 1804.

Goethe.


17/4868.


An Johann Heinrich Voß d. J.

Die Rec. hat mir viel Freude gemacht, sie trifft mit einer Überzeugung und mit meinen Wünschen zusammen. Wäre an Form und Inhalt etwas zu erinnern, so wird es Herr Eichstädt finden, an welchen das Manuscript heute zurückgeht.

Da ich mich indessen der bildenden Kunst annehmen muß, so lassen Sie mich gegen ein Paar Ausdrücke rechten! S. 8 Nothbehelf klingt so unfreundlich,[96] da Sie selbst den verschiednen Künsten verschiedne Sprachen zugestehen. Ich würde Bedürfniß dafür setzen. Meißeln bringt uns eine verächtliche Technik vor Augen.

Die Karte ruckt vor. Heute über acht Tage kommt ein Probedruck, vielleicht besuchen Sie uns alsdann um die Vollendung zu dirigiren.

Das Programm erwarte ich mit Ungeduld, sowohl um der abgehandelten Materie selbst willen, als wegen des Einflusses den diese Bearbeitung auf die früheren Epochen der ganzen Antiquität haben muß. Die Kunstgeschichte, die mir besonders am Herzen liegt, wird auch dadurch nicht wenig gefördert werden.

Indem ich schließen will, kommt mir in den Sinn Ihnen folgenden Vorschlag zu thun. Heut über acht Tage erhalten Sie einen Probedruck, durch Herrn Riemer, welcher die Feyertage in Jena zubringen wird. Wenn Ihr Herr Vater gleich den Abdruck revidirt; so könnten Sie Donnerstag d. 29. mit meinem Wagen hierher zurückfahren und die Feyertage bey uns bleiben. Mein August freut sich schon Ihr Stubengenosse zu werden.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein mit den werthen Ihrigen.

W. d. 21. März 1804.

Goethe.[97]


17/4864.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[21. März.]


[Brief Eichstädts:]

Mit dem verbindlichsten Danke für die letzte sehr erfreuliche Sendung füge ich der gewöhnlichen Zeitungslieferung folgendes bey:

1. einen sehr interessanten Brief vom Professor Görres (Verfasser der Aphorismen über die Organonomie) zu Koblenz;


Ad. 1. Dieser Correspondent erregt Vertrauen; ich bin auf die erste Recension begierig. Könnten Sie mir die Aphorismen verschaffen?


2. eine Recension von Herrn Landvoigt zu Merseburg, über welche ich Ew. Hochgeboren Urtheil mir auch der Zukunft halber erbitte; die Nummer 58, Seite 459 abgedruckte Recension ist von demselben Verfasser;


Ad. 2. Hier wird ein mittelmäßiges Werk aus dem Standpuncte eines verständigen Lesers, nicht aber eines Kunstverständigen behandelt. Überhaupt wird über die sogenannte Belletristik einmal eigens zu sprechen seyn.


3. die Kupferplatte zu der Hesiodischen Welttafel. Ich habe zwar Herrn Professor Meyer bereits um freundschaftliche Besorgung gebeten,[92] aber die Sache wird doch Ew. Hochgeboren selbst wiederum manche Bemühung verursachen, an die ich in der That nicht ohne Verlegenheit denke. Der junge Voß wird auf den ersten Wink und sehr gern in Weimar erscheinen.


Ad. 3. Ist in Arbeit. Schon habe ich einen Abdruck der Situation gesehen, mit welchem man zufrieden seyn kann. Heute über acht Tage will sie der Stecher abliefern.

An Voß Vater und Sohn liegen Briefe bey.


Mein Vorrath der kleinen Aufsätze, welche unter den Strich gesetzt werden, ist nunmehr zu Ende, Voß ist mit seiner Abhandlung beschäftigt, Wolf schweigt und so werden Ew. Hochgeboren wohl allein aus der Noth helfen, vielleicht mittelst Winckelmannischer Briefe.


Soll ehestens etwas erfolgen.


Ich bin begierig Ihr Urtheil über die (a) Schmidtische Recension der Troxlerschen Schrift und über (b) Spaziers Aufsatz von Pestalozzi etc. zu vernehmen. (c) Auch Eschenburgs Selbstkritik ist interessant.


Ad. a. War mir sehr angenehm. Es ist ein Mann, der die Leser kennt und mit ihren Formeln sich zu benehmen weiß.

Ad. b. Meine Beschäftigungen waren diese Zeit von der Pedagogik so fern, daß ich in das Pestalozzische Wesen noch nicht ernstlich habe eingehen können.

[93] Ad. c. Ist eine artige Erscheinung. Freylich sind wir sehr glimpflich verfahren; denn, unter uns gesagt, ist der Sache bloß durch eine ganz neue Übersetzung zu helfen.


Nächstens folgt auch eine herrliche Recension von dem würdigen (d) Planck in Göttingen, welche unserm hiesigen Kirchenhistoriker wo möglich eine noch (e) bessere Meinung von unsrer Zeitung beybringen wird, als er nach Voßens Erzählung nun zum Nachtheil der hallischen allmählich zu fassen anfängt.


Ad. d. Gratulire.

Ad. e. Wird schon kommen. Lassen Sie uns nur wie bisher fortfahren. Die Zeitung wirkt nach allen Seiten vortheilhaft. Nach dem ersten Vierteljahr können wir schon weitere Überlegungen anstellen.

G.


Mit der größten Verehrung Ew. Hochgeboren unterthäniger Diener.

Jena den 11. März 1804.

Eichstädt.[94]


17/4870.


An Peter Wagner

Des Herrn Grafen von Thürheim Exzell. haben in einem, vor kurzem an mich abgelaßnen Schreiben[103] wegen Ihres lieben Sohnes die günstigsten Gesinnungen geäußert und zugleich für räthlich gefunden, daß die Preiszeichnungen zu München gesendet werden möge.

Indem ich nun, in so fern ich dabey einige Stimmung habe, in dieser Absendungen die gnädigen Gesinnungen Sr. Exzell. verehre, so will ich Ihnen, mein werthester Herr Hofbildhauer, die weitere Erklärung deßhalb und die Besorgung dieser Sache völlig überlassen. Vielleicht sprächen Sie mit Herrn Professor Schelling darüber, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte.

Inliegendes haben Sie die Gefälligkeit zu bestellen.

Weimar d. 23. März 1804.

Goethe.[104]


17/4869.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[21. März.]


[Brief Eichstädts:]

Ew. Hochgeboren

wollte ich vergangener Woche keine Unzeitige Störung verursachen; desto mehr folgt heute. Nämlich:

A. Ein Brief von Professor Wagner in Würzburg. Er zeigt sich auch darin ein Mann von Kraft und Unternehmung, aber sein Beytritt wird uns manche Noth machen.


Ad. A. Mit Herrn Wagner rathe sachte zu gehen. Der hochfahrende Thon seines Briefes gefällt mir nicht. womöglich verschaffen mir Ew. Wohlgeb. die Recensionen des Alarcos in den Süddeutschen pr. Annalen, daß man doch sehe inwiefern diese Klaue auf einen Löwen deute.


Selbst die beygefügte Anzeige würde schwerlich ohne Beleidigung des koburger Hofes in unserer Zeitung abgedruckt werden können.


Bin derselben Überzeugung. Auch ist es kein hübscher Zug, Notizen von ausgeschlagnem Ruf selbst ins Publicum zu bringen.


B. Briefe von Reichardt und Delbrück zu Berlin, die mir große Freude gemacht haben.


Ad. B. Beyde erfreulich.


C. Zwey politische Recensionen von Hennings.


Ad. C. No. 220 ist und bleibt eine traurige Nummer.


[98]

D. Eine belletristische von demselben und eine andere über dasselbe Buch von Schorch in Erfurt. Vielleicht aber ist's am besten den Schorch wie die Expectorationen in unserer Zeitung ganz zu übergehen. Ich erwarte darüber Ihren gütigen Wink.

E. Ebenso über die Recension von 276 (Herrn Bode in Weimar).


Ad. D. Wie schon gesagt: über sogenannte Belletristik müssen wir uns einmal recht aussprechen. Es giebt immer eine schreckliche Marmelade, wenn dilettantische Schriften von Dilettanten beurtheilt werden: der Nagel hat keinen Kopf und der Hammer trifft falsch. Hier tritt nun noch gar das Pasquillantische mit ein. Bin daher völlig Ihrer Meinung. So auch

ad E.


F. Antwortschreiben von Reinhold nebst Recension, die ich nochmals beylege. Vielleicht treffen Sie Selbst einige Änderungen im Ausdruck oder bezeichnen wenigstens die Ihnen anstößigen Stellen. Seite 14 und 19 habe ich einiges zu tilgen gewagt. Da auch Jacobi, der jetzo in Hamburg ist, um diese Recension gemahnt hat, so wird sie[99] kaum länger vorbehalten werden können, obgleich ich sehnlich der Sendung von Steffens entgegensehe.


Ad. F. Lassen Ew. Wohlgeb. die Recension nur drucken.

Die Milderungen sind glücklich; an einer Stelle, Seite 14, habe ich einen Vorschlag aufgeheftet.

Den interessanten Brief behalte ich hier, um ihn mit der Recension, wenn sie gedruckt ist, zu vergleichen.


G. Ideen über Pädagogik, welche Gruber, und Reflexionen, welche Falk unter den Strich gegeben haben. Ich unterwerfe alles, was auf dieses von Ihnen geheiligte Plätzchen Anspruch macht, Ihrer Würdigung, aber beides scheint mir an diesem Platze nicht recht geeignet, am wenigsten die Falki schen Aufsätze, welche Weitschweifigkeit mit Dunkelheit und Personalsatyre mit allzugeschraubtem Witze paaren.


Ad. G. Meo voto ließe man in einer ohnehin so schwierigen Materie erst Herrn Spazier eine Weile seinen Gang gehen, ohne ihm einzureden. Findet man späterhin nöthig sich zwischen den Recensenten und den Autor oder zwischen beyde und die Sache zu stellen, so muß es mit großem Vorbedacht geschehen. Daß ein so guter Kopf, wie Freund Falk ist, so wunderliche Dinge schreibt, die man in keinem Sinne billigen kann, ist betrübt und verdrießlich.


H. Brief und Recension von dem jungen Voß mit den besten Empfehlungen des mit jugendlicher Heiterkeit jetzt arbeitenden Vaters.


Ad. H. Die Recension gefällt mir sehr. Ew. Wohlgeb. als Sach- und Formkenner sey eine nähere Beurtheilung überlassen. Einige wenige Bitterkeiten wären wohl wegzulöschen. Bezüglich auf[100] unser Osterprogramm wird sie recht gut thun.

(Wegen der angestrichnen Ausdrücke Seite 8 habe ich dem jungen Voß geschrieben.)


I. Nachricht über die Jesuiten, aus Heilbronn eingesandt. Würden sie im Intelligenzblatt Anstoß finden?


Ad. I. Wäre wohl zurückzulegen. Wollten aber Ew. Wohlgeb. von solchen Notizen sich eine Sammlung machen (betreffend Jesuiten, geheime Gesellschaften, Kryptokatholicismus etc.) so könnte man vielleicht in einiger Zeit von Resultaten Gebrauch machen. Diese Gespenster und Unholden wird man nicht los.


K.Ugolino von Buehlendorff. Vielleicht gefällt es Ew. Hochgeboren ein Wort darüber zu sagen oder eine Anzeige anderswo zu veranlassen.


Ad. K. War schon im Manuscript bey mir und konnte ich ihm nichts abgewinnen, wie jetzt im Druck. Ich müßte mich sehr irren oder es ist eine von den Productionen, wie sie jetzt möglich werden: null ohne schlecht zu seyn. Null, weil sie keinen Gehalt hat; nicht schlecht, weil eine allgemeine Form guter Muster[101] dem Verfasser vorschwebt; dabey nicht unangenehm, weil eine leidliche Natur hervorblickt, nichts Unvernünftiges, Fratzenhaftes erscheint – ohngefähr wie Meyers Tobias. Man könnte im belletristischen Fache recht aufräumen, wenn man gleich ein paar Dutzend solcher Arbeiten zusammennähme und unter dieser Rubrik abfertigte. Leider aber machen die Mittelmäßigkeiten dem Urtheil mehr zu schaffen, als die guten und schlechten Werke.

Den Ugolino lasse ich noch kurze Zeit bey mir liegen. Halten Sie doch auch die Recension von Meyers Tobias noch zurück.


Ich erlaube mir noch die Fragen beyzufügen: (a) ob der Geheime Rath Schmalz geantwortet? und (b) ob von Voß Gedichten noch vor der Messe die Recension erwartet werden[102] darf? Dem guten Voß würden Sie durch Erfüllung dieses Wunsches eine große Freude bereiten.

Mich unterthänig empfehlend.

Jena den 18. März 1804.

Eichstädt.


Ad. a. Habe noch keine Antwort.

Ad. b. will ich mein mögliches thun. Wenn ich mich in meiner Lage nur concentriren könnte, so wäre dies und viel mehr zu thun.


L. Noch einen Brief von Rehfues. Da ich bald zu antworten gedenke, so beehren Ew. Hochgeboren mich vielleicht sonst noch mit Aufträgen.


Ad. L. Nach Rom wüßte ich jetzt nichts. Ich glaube wohl, daß uns Rehfues nützlich werden kann.


Für das Fach der italienischen Literatur hat sich auch Dr. Münter in Kopenhagen erboten, der alle vorzügliche Novitäten aus Italien bekommt.


Ist recht schön! Eine Abschrift des von Herrn Münter eingesendeten Schriftenverzeichnißes erbitte mir gelegentlich.


Sämmtliche Briefe erbitte mir baldigst zurück, weil ich bis dahin die Beantwortung derselben verschiebe.[103]


17/4871.


An Robert Langer

Sie haben, werthester Herr Langer, an unsern Weimarischen Kunstanstalten bisher so vielen Antheil genommen, daß ich mir getrosten Muthes die Freyheit nehme, Ihre Mitwirkung in einem neuern Falle aufzufordern, der für mich nicht anders als bedeutend seyn kann, indem das zu veranstaltende Werk zu Ehren eines fürtrefflichen deutschen Mannes beabsichtigt ist. Möchten Sie daher den auf dem nächsten Blatt ausgedruckten Wunsch gefällig erfüllen; so würden Sie meine bisher Ihnen schuldig gewordne[104] Dankbarkeit vermehren und eine mir durchaus schätzbare Connexion erneuern.

Der ich mit vielen Empfehlungen an Ihren würdigen Herrn Vater recht wohl zu leben wünsche.

Weimar d. 24. März 1804.

Goethe.


[Beilage.]

Moses, der die Quelle aus dem Felsen hervorruft, ist zum Gegenstand der Rückseite einer Medaille vorgeschlagen. Man wünscht nicht mehr Figuren als nöthig sind, die Hauptmotive der Handlung mit Sparsamkeit darzustellen.

Moses, der im Sinne Rafaels (siehe dessen Bibel) das Wasser mit einem Kurzen Stabe mehr hervorlockt, als gewaltsam hervorschlägt (ein langer Stab ist ohnehin nicht plastisch, vielleicht ließe man auch einen kleinern aus der Composition).

Mit dem Moses wenige Figuren (vielleicht nur zwey oder drey), doch groß gehalten, daß sie den Raum völlig und glücklich ausfüllen.

Verschiedene Künstler wollen die Gefälligkeit haben mir umrißne und ausgetuschte Entwürfe zu diesem Zwecke mitzutheilen; darf ich dieselben durch Gegenwärtiges auch darum ersuchen. Die Größe des Rundes der Zeichnung wünscht man etwa einen Fuß im Durchschnitt.[105]


17/4871a.


An Johann August Nahl

Sie haben, werthester Herr Nahl, an unsern weimarischen Kunstanstalten bisher so vielen Antheil genommen, daß ich mir getrosten Muthes die Freyheit nehme, Ihre Mitwirkung in einem neuern Falle aufzufordern, der für mich nicht anders als bedeutend seyn kann, indem das zu veranstaltende Werk zu Ehren eines fürtrefflichen deutschen Mannes beabsichtigt ist. Möchten Sie daher den auf dem nächsten Blatt ausgedruckten Wunsch gefällig erfüllen; so würden Sie meine bisher Ihnen schuldig gewordne Dankbarkeit vermehren und eine mir durchaus schätzbare Connexion erneuern.

Mich geneigtem Andencken empfehlend.

W. d. 24. März 1804.

Goethe.


[Beilage.]

Moses, der die Quelle aus dem Felsen hervorruft, ist zum Gegenstand der Rückseite einer Medaille vorgeschlagen. Man wünscht nicht mehr Figuren als nöthig sind, die Hauptmotive der Sammlung mit Sparsamkeit darzustellen.

Moses, der im Sinne Rafaels (siehe dessen Bibel) das Wasser mit einem kurzen Stabe mehr hervorlockt, als gewaltsam hervorschlägt (ein langer Stab ist[91] ohnehin nicht plastisch, vielleicht ließe man auch einen kleinern aus der Composition).

Mit dem Moses wenige Figuren (vielleicht nur zwey oder drey), doch groß gehalten, daß sie den runden Raum völlig und glücklich ausfüllen.

Verschiedene Künstler wollen die Gefälligkeit haben mir umrißne und ausgetuschte Entwürfe zu diesem Zwecke mitzutheilen; darf ich Dieselben durch Gegenwärtiges auch darum ersuchen. Die Größe des Rundes der Zeichnung wünscht man etwa einen Fuß im Durchschnitt.[92]


17/4872.


An Johann Martin Wagner

Moses, der die Quelle aus dem Felsen hervorruft, ist zum Gegenstand der Rückseite einer Medaille vorgeschlagen. Man wünscht nicht mehr Figuren als nöthig sind, die Hauptmotive der Handlung mit Sparsamkeit darzustellen.

Moses, der im Sinne Rafaels (siehe dessen Bibel) das Wasser mit einem Kurzen Stabe mehr hervorlockt, als gewaltsam hervorschlägt (ein langer Stab ist ohnehin nicht plastisch, vielleicht ließe man auch einen kleinern aus der Composition).

Mit dem Moses wenige Figuren (vielleicht nur zwey oder drey), doch groß gehalten, daß sie den Raum völlig und glücklich ausfüllen.

Verschiedene Künstler wollen die Gefälligkeit haben mir umrißne und ausgetuschte Entwürfe zu diesem Zwecke mitzutheilen; darf ich dieselben durch Gegenwärtiges auch darum ersuchen. Die Größe des Rundes der Zeichnung wünscht man etwa einen Fuß im Durchschnitt.


Durch eine Zeichnung nach vorstehender Anleitung würden Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen. Was zu Ihren Gunsten in Würzburg geschehen ist und in München vielleicht noch geschehen wird, erfahren Sie durch Ihren Herrn Vater. Lassen Sie mich von[106] Zeit zu Zeit hören, womit Sie sich beschäftigen und wie es Ihnen geht. Wenn Sie nach Rom gehen sollten, sind Sie Herrn v. Humboldt empfohlen. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 25. März 1804.

Goethe.


Mrs. Corbay. Perolle Parfumeur Rue de la Maure No. 10 Paris.

Pour Mrs. Desport et Comp. de Weimar.

Was Sie mir zu schicken haben, geben Sie gefällig an vorstehende Personen in Paris ab, so wird es ganz sicher an mich gelangen.


17/4873.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Da über Vorstehendes gestern schon mündlich verhandelt worden, so bleibt mir übrig nochmals zu versichern, wie angenehm Ihr gestriger Besuch mir gewesen, und mich geneigtem Andenken zu empfehlen.

Weimar den 28. März 1804.

Goethe.


17/4874.


An Christian Gottlob Frege

[Concept.]

Daß von Herrn Docktoren Schad und Schnaubert, beyden zu Jena, ein an sie ergangener Ruf auf die Academie Charkov angenommen, daß denselben in[107] dieser Rücksicht 200 Duc. in Golde ingl. 117 Ducaten in Silber zugesagt worden, solches hat unterzeichneter als durch welchen das Geschäft eingeleitet worden auf Verlangen bezeugen sollen.

W. d. 28. März 1804.

G.


17/4875.


An Johann Martin Wagner

Hier der Kürze wegen einige Empfehlungs-Blättchen. Ich wünsche Glück zu allem guten was Ihnen wiederfährt und ersuche Sie mir Nachricht zu geben wenn Sie in Rom angekommen sind

W. d. 28. März 1804.

Goethe.


17/4876.


An Charlotte von Stein

Mögen Sie, liebe Freundin, mich morgen früh um eilf Uhr besuchen; so machen Sie mir ein sehr großes Vergnügen. Ich empfange Sie in meinen vordern Zimmern und bitte im Wagen zu kommen. Der Weg durch den Garten ist seit dem letzten Schnee nicht prackticabel. Will noch irgend eine Freundinn von der Parthie seyn; so ist sie mir willkommen. Ich habe einiges interessante neue von Kupferstichen vorzuzeigen. Einen himmlischen Claude Lorrain.

d. 28. März 1804.

G.[108]


17/4877.


An Christian Gottlob Voigt

Da der junge Voß morgen herüberkommt und man von seiner Anstellung schon im Publicum spricht, auch ihn manche sogar zum Direcktor machen; so gebe ich zu bedencken ob Sie nicht etwa Herrn v. Wolfskeel auf irgend eine Weise vertraulich Eröffnung von Serenissimi Intention thäten, damit sich der junge Mann in Zeiten bey ihm vorstellen und auch seine Gunst erwerben könne.

Sonntags möchte ich ihn mit Kästner zusammenbringen. Doch soll alles unter Ihrer Leitung und nur mit vorgängiger Genehmigung geschehen.

Zum Abend Ruhe und Genügen wünschend.

d. 28. März 1804.

G.


17/4878.


An Carl Friedrich Zelter

So mancher Reisende zeugt von Ihren Wercken und Thaten, insofern sie erscheinen und nach aussen wircken; Ihr erquickender Brief läßt mich in's innre sehen, wo keine Stahlfeder treibt, sondern ein lebendiger Geist anregt. Wie schätz ich Sie glücklich daß Sie in diesem selbstgeschaffnen Elemente bildend fortwircken und daß Sie etwas hoffen können auch etwas für die Dauer geleistet zu haben. Dabey muß man denn[109] auch, däucht ich, der großen Masse zu Ehrenreden, auf die man oft schilt, die aber denn doch die bildsamen Organe hergiebt und auch Mittel verleiht das geleistete fortzupflanzen. Wir andern, in unsern engen Kreisen, thun, wie Zauberer, augenblickliche Wunder und sehen sogleich jedes aus der Luft gerissne Phantom wieder in die Luft zerfließen.

Haben Sie Abschrift oder Conzept Ihres eingereichten Aufsatzes; so theilen Sie mir ihn mit, daß ich mich daran labe. Was Sie davon melden ist ganz nach meinem Herzen.

Freylich haben die Menschen überhaupt gewöhnlich nur den Begriff vom Neben- und Miteinander, nicht das Gefühl von In- und Durcheinander, denn man begreift nur was man selbst machen kann, und man faßt nur was man selbst hervorbringen kann. Weil in der Erfahrung alles zerstückelt erscheint; so glaubt man das Höchste auch aus Stücken zusammensetzen zu können.

Von dem herrlichen Genuß den Sie so manchem gewähren bin ich leider getrennt; was ich mir davon im Geiste zueigne, ist mir schon ein großes Gut. Sagen Sie mir manchmal ein frohes, lebendiges Wort!

Fast möchte ich schließen, doch füge noch einiges besondre hinzu.

Was unser Schauspiel zu leisten vermag hat sich beym Tell gezeigt, der recht gehörig gegeben worden.

[110] Unsre Oper ist dagegen desto unerfreulicher. Gestern fand ich Ihre schönen Bemerckungen über so manche Orchesterpunckte, davon ich keinen Gebrauch machen können, weil ich das Chaotische Wesen eben aufgeben mußte. Darf ich etwa die kleinen Aufsätze in das Intell. Blatt der Jenaischen ALZ. einrücken lassen? unter den Strich, am Ende, wo Sie manche gute Bemerckung über Kunst und Sprache werden gefunden haben. Darf ich W. K. F. darunter setzen? Wodurch wir die Aufsätze bezeichnen, die von uns, oder ganz in unserm Sinne sind. Wo möglich geben Sie uns auch bald eine Recension.

Mein Schreiber ist von mir weggezogen und so muß ich, nach so vielen Jahren, selbst wieder die Feder ergreifen. Ob ich einen andern finde der mir eben so bequem ist? ob ich eigenhändig ein besserer oder schlimmerer Correspondent werde muß sich zeigen.


Eben finde ich Ihren Brief mit welchem Sie mir die Bemerckung über Orchester schickten. Gewiß, wenn Sie solche gedruckt sähen, würden Sie gereitzt werden auf diesem Wege weiter zu gehen und zu sprechen. Ich wünsche gar sehr Ihre Erlaubniß. So etwas, einmal im Publicum, bleibt nicht ohne Wirckung für uns alle.

Leben Sie recht wohl. Ich sinne wie es möglich seyn könnte Sie dieses Jahr auf irgend eine Weise zu sehen.

[111] Danck für die Commödienzettel. Fahren Sie mit dieser Gabe fort.

W. d. 28. März 1804.

Goethe.[112]


17/4878a.


An Christian Gottlob Voigt

Diese Böttcheriade zu pariren wird allerdings verdienstlich seyn. Es ist recht sonderbar, daß der Mann nicht einsieht daß die Stelle wirklich beleidigend ist.

Mit der Erklärung wegen des kindischen Vorsatzes und Antrags bin ich völlig einverstanden und werde den Ehrenmann darnach berichten.

G.

Bekommendes war eben gesiegelt. Für die Mittheilungen danke zum schönsten. Ritters Brief behalte ich noch. Böttcher ist unglücklicher weise zugleich bösartig und unklug. Wer wird eines Misverhältnisses zu einem Manne wie Herder öffentlich erwähnen? Wer wird sich dabey durch Unschuldigung anderer entschuldigen wollen? Doppelt und dreyfache Ungeschicklichkeit.

Eichständen deßhalb einige Winke zu geben würde wohl heilsam seyn. Morgen ein mehreres.

[Weimar] Gründonnerstag [29. März] 1804.[81]


17/4879.


An Johann Heinrich Meyer

Diese Tage habe ich angefangen Ihre Kunstgeschichte durchzugehen, werther Freund, und mich abermals daran erfreut. Nun sind die Stellen wegen der Medailleurs zu suppliren, wozu Sie schon im Einzelnen bey Gelegenheit meiner Sammlung vorgearbeitet haben, so wie ich durch Venuti in Stand gesetzt worden eine Übersicht des Ganzen zu scizziren.

Möchten Sie nun etwa Morgen früh Sich dran sezzen und die Medaillen durchgehen, sich das vorkommende notiren, und wir brächten auch diese Theile zu Stande. Ich wünschte daß das Manuscript in Ordnung wäre, wenn Cotta kommt, daß man es ihm gleich fertig anbieten könnte. Mögen Sie Morgen frühe um 9 Uhr, so wäre die Sache vielleicht in Einem Vormittag zu leisten. Ich lasse im Hinterstübchen einheizen und Sie arbeiten ungestört.

W. d. 31. März 1804.

G.[112]


17/4880.


An Friedrich Schiller

Sagen Sie mir doch wie es mit Ihnen und den Ihrigen steht? Ob Sie heute die Hussiten besuchen? Ob Sie mich heute Abend mit Ihrer Gegenwart erfreuen wollen? oder was Ihre Zustände sonst mit sich führen?

d. 2. Apr. 1804.

G.


17/4881.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt


[Brief Eichstädts:]

Ew. Hochgeboren

empfangen hiebey:

1. einen Kupferabdruck, von einem hiesigen Buchbinder gemacht; findet er Ihren Beyfall, so könnten vielleicht die nächsten Kupfer seiner Besorgung überlassen werden;


1. Zu dem jenaischen Kupferdrucker würde nicht rathen. Der eingesandte Druck ist schmutzig und unscheinbar. Möchte jedoch Ew. Wohlgeb. die Platte nicht gern nach Leipzig senden, so würde wohl hier am Orte dazu Rath werden. Kupferstecher Goetz will die Aufsicht übernehmen. Herr Professor Meyer besorgt gern das Weitere und ich[113] habe deshalb die Platte noch hier behalten.


2. die ersten Recensionen von Herrn Reichard in Gotha nebst Brief.


2. Sind sehr gut und zweckmäßig.


3. Antwortschreiben von Herrn von Stein zu Breslau, welches ich mir (sowie Nr. 2) bald zurückerbitte.


3. Die schlesischen Connexionen möglichst zu nutzen, wird freylich einige Kunst seyn. Indessen scheinen sie mir ganz interessant.


4. Die Recension der Braut von Messina für Herrn von Schiller, welche ich Ew. Hochgeboren mit der Bitte übersende, bey dieser Gelegenheit das Interesse desselben für unsere Zeitung ein wenig zu beleben.


4. Mit der Recension ist Herr Hofrath von Schiller wohl zufrieden.

Von Recensionen hätten wir schon etwas von ihm, wenn nicht für den, der zu produciren gewohnt ist, das Recensiren eine apprehensive Sache wäre. Doch verzweifle ich nicht an einem bedeutenden Beytrag, da seine Gesinnung für uns die besten sind.


Ihr eigenes Exemplar erfolgt mit den übrigen Stücken künftigen Sonntag. Seitdem ich die Ehre hatte Ihnen aufzuwarten, ist sonst nichts Erhebliches eingelaufen. Die Correctur[114] in der Voßischen Karte habe ich der gestrigen Sendung beygelegt.


Verzeihen Ew. Wohlgeb. wenn ich Sie vor dem Herrn GDZ warne: die Recension der Valérie ist die erste, die ich ungedruckt wünschte. Ich habe schon mit Herrn Hofrath von Schiller überlegt, wie man allenfalls der Sache eine Wendung gäbe – durch eine zweite Recension oder durch ein Wort unter dem Strich; doch haben wir noch nicht einig werden können. Vielleicht bin ich bald im Falle Ew. Wohlgeb. Rath mündlich darüber einzuholen.


Den neusten mir zugekommenen Nachrichten zufolge bleiben die beyden Frank in Wien.

Mit der innigsten Verehrung Ew. Hochgeboren

unterthänigster

Jena den 2. April 1804.

Eichstädt.


Voß ist munter, seine Bestallung wird ausgefertigt, mit seinen Obern und Collegen hat er schon Bekanntschaft gemacht. Wir wollen ihn nun baldigst einzurichten suchen. Recht wohl zu leben wünschend und mich bestens empfehlend.

Weimar den 4. April 1804.

G.


17/4882.


An Charlotte von Stein

Es ist mir doch heute das Vergnügen gegönnt Sie und Frau v. Helwig um eilf Uhr bey mir zu sehen.

W. d. 5. Apr. 1804.

G.[115]


17/4883.


An Georg Carl von Richter

[Concept.]

[5. April.]

Die beyden Docktoren J. B. Schad und Heinrich Schnaubert, gegenwärtig zu Jena, sind auf die russische Academie Charkov vocirt und denenselben auch schondas Reisegeld übermacht worden; da aber wahrscheinlich wegen weiter Entfernung des Herrn Curatoris Grafen Potosky Exzell. welche nach Petersburg gereißt, biß jetzt keine Pässe angekommen, die Abreise aber auf den Anfang May festgesetzt worden; so entsteht die Frage, ob man nicht von denen in Dresden befindlichen ansehnlich Russisch und Römisch Kayserlichen Gesandtschaften Pässe erhalten könnte, um gedachten Männern, Erstem mit Frau und Kinder, dem zweyten mit Frau, vielleicht mit einer männ- oder weiblichen Bedienung, durch die Römisch Kaiserlichen in die Russisch Kaiserlichen Lande, den Weg zu öffnen. Man würde gedachte Personen noch überdieß mit academischen und andern gerechtlichen Zeugnissen versehen. Der Weg geht über Lemberg soviel bekannt ist. Einen gefällige Gewährung dieses submissen Gesuchs würde eine lebhafte Danckbarkeit der sämtlichen Interessirten zur Folge haben.[116]


17/4884.


An Charlotte von Stein

Nebst einen schönen guten Morgen folgen hier die englischen Miscellen. Sie communiciren doch dieselben unsrer verehrten Herzoginn.

d. 6. Apr. 1804.

G.


17/4885.


An Christian August Vulpius

Herr Secr. Vulpius wird Herrn Schmidt das Werck über das Kloster Batalha vorlegen und demselben Gelegenheit geben einiges daraus abzuzeichnen.

W. d. 6. Apr. 1804.

Goethe.


17/4886.


An Friedrich Wilhelm Riemer

Da ich wohl glaube daß Sie, werthester Herr Riemer, Ihre Vorrede in der Jenaischen Abgezogenheit und Stille leichter und schneller bearbeiten werden; so kann ich Ihr längeres Aussenbleiben nicht misbilligen. Wäre August einigermassen geneigt für sich etwas zu leisten; so würde ich darüber noch beruhigter seyn.

Möchten Sie übrigens bey neuen Lockungen typographischer Freunde Zeit und Kräfte bedencken! denn[117] ich weiß nur zu gut daß junge sowohl als ältere Autoren sich dabey meist zu verrechnen pflegen.

Leben Sie recht wohl und empfehlen mich dem werthen Frommannischen Hause.

W. d. 7. Apr. 1804.

G.


17/4887.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

übersende sogleich die Kupferplatte, da die heute überschickten Abdrücke nicht übel sind. Es ist das Kupferdrucken freilich keine Hexerey, aber Aufmerksamkeit gehört dazu, und wenn Sie den Mann in Jena gleich bey den ersten 50 Abdrücken u.s.w. controlliren lassen, so wird er wohl aufpassen, und es ist für die Zukunft sowohl wegen der Bequemlichkeit als Kostenersparniß wichtig, daß Sie jemand, der das leistet, bey der Hand haben. Über alles übrige Mittwochs. Mit dem besten Lebewohl.

Weimar den 9. April 1804.

Goethe.


17/4888.


An Charlotte von Stein

Für die Mittheilung des artigen Briefs dancke recht sehr. Es ist mir als ob ich die Freundinn vor einem Berliner Hofspiegel vorbey gehen sähe.

[118] Hierbey etwas sehr gelehrtes, das Ihnen aber zum Theil schon bekanntes ausspricht. Nächstens mehr darüber. Den besten Abendgrus.

d. 9. Apr. 1804.

G.


17/4889.


An Charlotte von Stein

Darf ich fragen ob Sie mir den trüben Morgen erheitern mögen durch Ihre Gegenwart?

d. 11. Apr. 1804.

G.


17/4890.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Die Recension der Voßischen Gedichte sende ich endlich, damit sie fertig sey, nicht weil ich sie für fertig halte; ich hätte gern noch länger daran ausgeputzt. Möge sie als ein geringes Zeichen meines guten Willens gegen Ihr Institut und gegen unsern fürtrefflichen Freund erscheinen.

Bey Rücksendung des Mitgetheilten einiges.

Ad. A. Die Platte wird glücklich angekommen seyn.

Ad. AA. Würde vielleicht am besten mit Stillschweigen übergangen, doch will ich ein paar Worte darüber zu beliebigem Gebrauche senden.

Ad. B. Suchen Ew. Wohlgeb. ja Ehren Hennings nach und nach zu beseitigen. Das möchte ein sauberes[119] Institut werden, wo er mit zu Rathe säße. Inder einen Recension habe ich einiges durchgestrichen und etwas bemerkt; damit sie gebraucht werden kann, habe ich auch auf gut Glück corrigirt. Die andre ist gar zu nichtig.

Ad. C. Adelungen würde meo voto nicht geantwortet. Wenn man jemanden so tüchtig durchdrischt, so ist es billig, daß man in Gesichter schneiden lasse so viel er will. Durch Dupliken wird nichts ausgerichtet vor dem Publicum; es ist schon eine Art von defensiver Stellung, die niemals vortheilhaft ist.

Ad. D. Die Strichbemerkungen einzulassen oder abzuweisen sey unserm Voß anheimgestellt.

Ad. E. Die drey Breife enthalten nur Gutes und Wünschenswerthes, wozu ich Glück wünsche; Ew. Wohlgeb. werden die sämmtliche Anerbietung schon zu nutzen wissen. Herrn Huber könnte man meine Übersetzung des Mahomeds, Tancreds (wenn die alte Zeitung sie nicht schon hat) und Bodens Rodogüne übertragen und ihn ersuchen ja ohne alle Rücksicht zu sprechen. Er kennt beide Theater und ich wünschte, daß gerade er sich über diese Versuche expectorirte.


Auf die Fortsetzung des Programms warte ich mit Verlangen. Dürfte ich zugleich um ein paar besondere Exemplare desselben bitten? wenn es auch nur ordinäre sind.

[120] Sollte die Recension der Voßischen Gedichte nur ein Stück füllen, so wäre es desto besser; muß sie abgebrochen werden, so habe ich den Abschnitt bezeichnet. Haben Sie die Güte solche recht genau durchzugehen und wenn Sie etwas zu bemerken finden, mir solches mitzutheilen. Um genaue Correctur und Revision bitte gar sehr.

Die Bibliothekseinrichtung ist einer meiner liebsten Wünsche: der Ordnung in diesem Geschäft bey uns überhaupt, sowohl in Weimar, als in Jena, seh' ich entgegen wie Moses dem gelobten Lande und fürchte fast das Ziel nicht mehr zu erreichen.

Der ich mich geneigtem Andenken empfehle.

Weimar den 11. April 1804.

Goethe.


17/4891.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Inständig ersuche ich Sie die Erklärung gegen Adelung zu suspendiren. Mehr kann ich nicht sagen.

d. 12. April 1804.

G.


17/4892.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

danke recht sehr, daß Sie nach meinen Wünschen den Aufsatz gegen Adelung zurückgenommen haben. Bald hoffe ich einmal mündlich meine Gedanken über das[121] Schweigen und Abwarten mittheilen zu können; ganz allein dadurch kann bey dem schrecklichen Conflict ein literarisches Institut seine Wünsche behaupten.

Hierbey folgt mancherley.

1. Die Recensionen von Nees, die mir sehr zweckmäßig vorkommen. Ich lege Eschenmeyers Schrift bey wegen des bequemeren Abdrucks der Tabelle. Sie werden aber wohl den Recensenten ersuchen, die zweyte Tabelle des Schellingischen Systems nochmals auf einem breiteren Blatte aufgeschrieben zu übersenden. Dann werden Sie auch beym Druck die Einrichtung treffen lassen, daß man beyde Tabellen zugleich übersieht. Diese Dinge sind ohnehin von so abstruser Art, wenig faßlich, daß man in der Darstellung das Mögliche auch von technischer Seite thun muß.

2. Die von Görres ist wohl ein wenig seltsam, doch blickt ein sehr guter Kopf daraus hervor, der gut mit arbeiten wird. Da es wunderliche Bücher giebt, so kann man auch wohl eine wunderliche Recension für zeitgemäß halten. Überhaupt bin ich aber überzeugt, daß die Naturwissenschaft viel Vortheil bringen, indem sie alles der Art zur Sprache befördern. Eben dadurch wird sich's unter einander desto geschwinder rectificiren.

3. Stütz über Roeschlaub; dünkt mich gleichfalls sehr admissibel.

4. Zwey Recensionen von Sartori, welche Ew. Wohlgeb. gewiß angenehm seyn werden.

[122] 5. Die mit 240 bezeichnet ist aber leider ganz unbrauchbar. Bey diesem Recensenten wird, wie bey noch einigen, ein früher Undank besser seyn, als ein späterer. Dergleichen Salbadereyen stechen gar zu sehr gegen den übrigen Gehalt ab. Möchten wir doch bald die Rubrik Belletristik ganz auslöschen und Artistik dafür setzen können! Auch über diesen Punct wünsche weitläufig zu sprechen.

6. Die Abdrücke der Kupfertafel sind recht gut. Lassen Sie dem Mann nur auch bey den folgenden recht auf die Finger sehen, damit er im Guten verharre.

7. Das pariser Laufblatt lege ich bey und sende es künftig. Vielleicht läßt sich doch gelegentlich etwas daraus nutzen.

8. Zu den mitgetheilten hallischen Blättern was soll man sagen? Es ist eben ein unerfreuliches, unerquickliches, unerbauliches Wesen. Wenn man das Publicum nicht kennte, so wäre es unbegreiflich, wie solch Papier zu debitiren ist.

Das Kupfer ist freylich ominos genug.

9. Von Professor Meyer erhalten Sie bald eine sehr gute Recension der Tischbeinischen Vasengemählde.

Alles Gute wünschend.

Weimar den 14. April 1804.

Goethe.[123]


17/4892a.


An Christian Heinrich Ramann

Herr Ramann wird die Gefälligkeit haben 20 Flaschen Steinwein zu 1 rh. 8 Groschen von der mir neulich Probeweise zugesendeten Sorte an Herr Rath Stichling in Weimar und ebenfalls an Herrn Geh.[81] Hofrath Stark nach Jena mit beyliegenden Briefen zu übersenden. Und zwar Franco.

Zugleich wünsche ich Einen Eymer von dem ersten Wein wie ich ihn bisher erhalten und zugleich die Nota.

Der ich wohl zu leben wünsche.

W. d. 14. Ap. 1804.

Goethe.[82]


17/4893.


An Friedrich Schiller

I.

1) Mit Mackbeth und Boncko kommen einige, damit letzter fragen könne: Wie weit ist's noch nach Foris?


II.

2) Die Glocke ruft. Darf nicht geklingelt werden, man hört vielmehr einen Glockenschlag.

3) Der Alte sollte sich setzen, oder fortgehen. Mit einer kleinen Veränderung schlöße Mackduff den Ackt.


III.

4) Der Bursche der Mackbeth bedient wäre besser anzuziehen und einigermassen als Edelknabe herauszupuzzen.

5) Eylensteins Mantel ist zu enge. Es wäre noch eine Bahn einzusetzen.

6) Bey Banckos Mord sollte man ganz Nacht machen.

7) Die Früchte auf der Tafel sind mehr ins Rothe zu mahlen.

8) Banckos Geist sieht mir in den Wams zu prosaisch aus. Doch weiß ich nicht bestimmt anzugeben wie ich ihn anders wünsche.[124]


IV.

9) Die Hexen sollten unter den Schleyern Drahtgestelle haben daß die Köpfe nicht zu glatt erscheinen. Vielleicht gebe man ihnen Kränze die einigermassen putzten, zur Nachahmung der Sybillen.

10) Da nach der Hexen Scene bey uns der Horizont fällt, so müßte Mackbeth nicht sagen: Komm herein du draußen etc., denn dieß supponirt die Scene in der Höle.


V.

11) Lady wäscht oder reibt eine Hand um die andre.

12) Die Schilder wären aufzumahlen.

13) Mackbeth müßte sich doch, wenigstens zum Theil, auf dem Theater rüsten; sonst hat er zuviel zu sprechen was keinen sinnlichen Bezug hat.

14) Er sollte nicht im Hermelinmantel fechten.

d. 16. Apr. 1804.

G.


17/4894.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Hierbey folgt eine kleine Sendung.

A. Herr Landvoigt macht seine Sachen schon besser; die beyden Recensionen möchten wohl abzudrucken seyn. Freylich haben Ew. Wohlgeb. sehr recht: daß sich diese Dinge erst nach und nach geben können. Wenn[125] Herr Landvoigt fortfährt sich kurz zu fassen, so wird er brauchbares liefern.

B. Pag. 13 werden Sie Ihre Zeitung an der Spitze der übrigen finden. Es ist eine Kleinigkeit, aber günstig und bemerkenswerth.

C. Die zwey Briefe des nun wohl consolidirten Philosophen, dessen fernere Theilnahme sehr zu wünschen ist.

D. Herrn Schelling theilten Sie Ihre Bedenklichkeiten über seinen Antrag im Allgemeinen mit, nähmen aber wohl das Erbieten im gegenwärtigen Falle an, besonders wenn der Aufsatz nicht allzulang ist. Es ist erwünscht etwas von ihm zu erhalten, und dann ist die Materie jetzt so sehr im Schwung, daß etwas Treffendes darüber ausgebreitete Theilnahme erregt.

E. Sollte das Schlözersche Blättchen nicht wie ich es zugeschnitten zu brauchen seyn? Voß entscheide. Ew. Wohlgeb. könnte ihm ja wohl ein Compliment machen, die Weglassung der Härten entschuldigen und ihn zu weiterer Theilnahme auffordern.


1. Über Schwab nächstens.

2. Görres' Recension bitte mir nochmals zu communiciren; es sind mir bey der Erinnerung doch einige Scrupel aufgestoßen. Für das Buch danke ich. Auch in demselben zeigt sich ein sehr guter Kopf, ob man[126] gleich öfteres in Versuchung kommt den Titel in Organomanie umzuändern. Ich bin auf seinen Gang neugierig; es ist eine Natur, die man nicht aus dem Gesicht lassen muß.

3. Die Übersetzung der Valérie halten Sie zurück. Es ist ein verwünschter Fall! Man muß sich sehr in Acht nehmen nicht in Controvers zu gerathen. Das Buch ist null, ohnedaß man sagen kann es sey schlecht, doch eben diese Nichtigkeit erregt gerade bey vielen Menschen Gunst, ja sogar bey Herrn GDZ das höchste Entzücken.

4. Für die baldige Sendung der Recension sage ich vielen Dank. Ich wünsche nur, daß die Neigung, Mühe und Zeit, die ich an diese Arbeit verwendet, gute Wirkung hervorbringen möge.

5. Herr Geh. Rath Schmalz hat noch nicht geantwortet. Ich fürchte, Herr Reichardt hat uns zu einem falschen Schritte verleitet.

6. Folgen wieder einige pariser deutsche Blätter. Mit meinen besten Wünschen.

Weimar den 21. April 1804.

Goethe.


17/4895.


An Christian Gottlob Voigt

Hierbey die Tieckischen Entwürfe mit wenig Bemerckungen. Meyer sagte mir daß Sie die Gefangne nicht billigten, wir sind gleicher Meynung.

[127] Durch meinen Vorschlag dächt ich wäre der Sache so ziemlich geholfen.

Dem. Maas habe, nach genommener Abrede, mit Wache beehrt. Wegen der Dauer dieser Quasi Strafe wünsche Ihre gefällige Meynung. Wie schlägt man einen Tag Arrest zu Gelde an? ich bin immer so unglücklich dergleichen zu vergessen.

Seren. Gothanus ist denn auch zu seinen Vätern! Bitte um Communication einiger näheren Umstände seiner letzten Tage.

Mich bestens empfehlend

W. d. 23. Apr. 1804.

G.


17/4896.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

erhalten Sie zuerst gewünschten Nummern, das Übrige soll bald nachfolgen. Die Einruckung des Kretschmannischen Aufsatzes findet man hier ganz unbedenklich.

Mit Herrn Wagner bitte sachte zu gehen. Schellings und Hegels Kritisches Journal könnten Sie ihm übertragen; daran ist etwas zu thun und man lernt ihn kennen. No. 3 und 4 ist schon recensirt. No. 2 und 5 läßt man in suspenso.

Die sämmtlichen Schriften eines bedeutenden Mannes Einem Recensenten zu übertragen, ist ganz gegen[128] den Geist unsers Instituts. Er wird sich wohl mit einem Theile der Schellingischen Schriften bescheiden. Möchte doch ein jeder von den Herrn Urtheilern sich allein auf den Thron setzen. Sie werden das alles auf eine freundliche Weise zu leiten wissen. August Schlegel ist mit Frau von Stael hier und grüßt vielmals.

Weimar den 25. April 1804.

Goethe.[129]


17/4896a.


An Henry Crabb Robinson

H. Robinson wird auf diesen Mittag um ein Uhr höflichst eingeladen. W. d. 26. Apr. 1804.

Goethe.[20]


17/4897.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt


[Brief Eichstädts:]

Die mit der gestern eingegangenen Sendung verbundenen Aufträge und Winke werden pünctlich mit dem innigsten Danke gegen den so gütigen Rathgeber befolgt werden.

Gegenwärtig erhalten Ew. Hochgeboren

A. Hölty's Gedichte, welche Voß mir aufgetragen hat mit den besten Empfehlungen in seinem Namen zu überreichen.


Ad A. Vielen Dank!


B. Ein Avertissement von Herrn von Kretschmann, der um baldigste Insertion[129] bittet. Wir werden sie nicht verweigern können, obwohl ein paar harte Worte vorkommen. Die vormalige Redaction befolgt durchaus den Grundsatz: anonyme Aufsätze, welche beleidigend waren, abzuweisen, hingegen alle aufzunehmen, welche mit des Verfassers Namen unterzeichnet waren, weil dieser dann seine Sache vertreten muß. Die hallische Expedition, welche ihre Anfeindungen noch in diesem Augen blick fortsetzt, hat es fürwahr nicht um uns verdient, daß wir ihr zu Gunsten einen andern Grundsatz annehmen.


Ad B. Ist schon zurück.


C. Englische Journale und Pariser Laufbericht kehren mit dem verbindlichsten Danke zurück.

D. Ebenso die Nachricht von der Frankfurter Lesegesellschaft. Herr von Schwarzkopf hatte sie mir selbst geschickt und ich besorgte daraus den Auszug im Intelligenzblatt Nummer 32.[130]


Ad C & D. Sind angelangt.


Es hat mir viel Freude gemacht wahrzunehmen, wie Herr von Schwarzkopf sonst ein eifriger Anhänger des alten ALZ Systems, mir anfangs nur sparsame Beyträge, nicht ohne bedenklichkeiten und Verwahrungen zusandte, dann öfters und mit freymüthiger Billigung des Instituts, neulich sogar den Contract unterschrieben zurückschickte und nunmehr sogar manches liefert, was ich nicht wünsche. Von dieser Art ist

E. die Recension welche ich Ihrer Prüfung unterwerfe. (Die andere nicht beyliegende Recension ist eine statistische.)


Ad E. Könnte zur Noth passiren. Vielleicht mit kleiner Schrift am Schlusse eines Blattes.


F. Ebenso eine Recension von 237 (dem Pfarrer Meister in Zürich, der den Hallensern die französischen belles lettres zurecht macht. Von ihm war auch die ehemalige Recension der Delphine).


Ad F. Freylich keineswegs tröstlich, doch, dächt' ich, admissibel.


G. Brief und Recension von Nees von Esenbeck[131] nebst dazu gehörigen Gedichten.


Ad G. Diese Gedichte sind wirklich eine seltsame Erscheinung und die Recension brauchbar.


H. Erfreulicher Brief nebst Recension von Gentz in Wien.


Ad H. Hierzu gratulire und bitte viel Empfehlungen an ihn auszurichten.


I. Brief von Wagner aus Würzburg. Den neusten Nachrichten zufolge sucht derselbe jetzt Schellingen zu annihiliren. Der letzte hat auch bey der Regierung in Würzburg verloren. Es wird daher bey Herrn Wagner große Vorsicht nöthig seyn.


Ad I. Ist schon zurück.


K. Brief von Hirt aus Berlin. Der gute Professor Meyer wird nun Sorge tragen müssen, daß ich bey dem Publicum mit meiner Ankündigung (Nummer 18 der Zeitung) nicht zum Lügner werde.


Ad K. Warten wir wohl das zweyte Heft ab; über das erste möchte wohl, wie Hirt ganz richtig ausspricht, schwerlich mehr zu sagen seyn.


L. Wiederum eine literarische Zudringlichkeit, von Scherer.


Ad L. Höflich abzuweisen.


Manches andre nächstens. Mich hochachtungsvoll empfehlend.

d. 22. April.

Eichstädt.

d. 28. April 1804.[132]


Nachtrag.


[*Mars], Schadenhaufen, Brief und Recension. Wir werden ihm die Urania wegen der Assecuranz passiren lassen.

Mineralogische und bergmannische Gaben nimmt ja wohl die mineralogische Gesellschaft mit Dank an.

[*Venus], Schwabische Recensionen, wäre wohl aufzunehmen. Eine bunte Philosophie werden wir nach und nach aufstellen.

[*Mond], Ein erfreulicher Brief von Geh. Rath Schmalz, dergleichen Sie wohl auch erhalten haben.

Französische Nota verzeichnet.

Regierungsblatt, Würzburg.

Weimar den 28. April 1804.

G.


17/4898.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

verzeihen wenn ich heute nur meinen Glückwunsch zur glücklichen Wiederkehr abstatte. Die Gegenwart unseres lieben Voß und manche andere Obliegenheiten hindern mich mehr zu sagen. Meine Gedanken über das Übersendete nächstens. Nichts aber wünsche ich so sehr, als eine mündliche Unterhaltung, um zu vernehmen, wie es in Leipzig ergangen.

Alles Gute wünschend.

Weimar den 16. May 1804.

Goethe.[133]


17/4899.


An Johann Christian Heinrich Krause

[Concept.]

Wohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr!

Ew. Wohlgeb. beyde Schreiben so wie die Ausgaben des Vellejus habe ich seiner Zeit richtig erhalten und diesen schätzbaren Autor mit Vergnügen abermals in einer Bearbeitung gelesen, welche mir von Herrn Prof. Wolf schon gerühmt war.

Ihre Wünsche wegen des hiesigen Directorats habe ich sogleich den Behörden übergeben und kann gegenwärtig nur soviel melden, daß wegen dieser Stelle noch nichts entschieden ist. Indessen ist der ältere Sohn unseres wackren Voß als Professor beym Gymnasio angestellt.

Übrigens sollte es mir angenehm seyn in gegenwärtigem Falle für einen Mann, der mir von mehrern Freunden besonders gerühmt und empfohlen ist, etwas günstiges wirken zu können. Der ich pp.

Weimar am 18. May 1804.


17/4900.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Die communicirten Papiere werden hierbey dankbar und mit wenigen Bemerkungen remittirt.

a. Der philosophischen Recension möchte wohl ein Platz zu gönnen seyn.

[134] b. Die Recension der dramatischen Scene halte ich dagegen nicht für producibel; sie ist äußerst flach, steht in Wiederspruch mit sich selbst, und die Invectiven auf einen andern Schriftsteller sind gar nicht am Platze.

c. Schaumanns Brief ist gar interessant und läßt einen wackern Mann sehen, von dem ich für unser Institut noch manches Gute hoffe.

d. Reichardts Brief. Die Nähe von Steffens kann uns auch erfreulich seyn, sowie die Versicherung von Herrn Geheimde Rath Klein sehr angenehm ist.

e. Die Aufsätze von Horst scheinen mir nicht bedeutend genug um unter dem Strich figuriren zu können.


Dürfte ich Sie noch um ein gut Exemplar des Voßischen Programms ersuchen. Die Gegenwart dieses trefflichen Freundes hat mir viel Freude und Nutzen gebracht. In vierzehn Tagen bis drey Wochen denke doch auch wieder nach Jena zu kommen und von Ew. Wohlgeb. manches umständlicher zu vernehmen, wornach ich recht sehr verlange.

Der ich von Herzen wohl zu leben wünsche.

Weimar den 19. May 1804.

Goethe.[135]


17/4901.


An Christian Gottlob Voigt

Erlauben Sie daß ich den heutigen Tag mit einer kleinen Gabe feyre, von geringem aber wunderbaren Stoff, und mich zu dauernder Gewogenheit empfehle.

W. d. 22. May 1804.

Goethe.


17/4902.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Da ich Sonntag nach Jena zu kommen und Ew. Wohlgeb. umständlich über manches zu sprechen hoffe, so lege nur einen Schlegelschen Brief zu verschiedenen Zeitungsblättern und empfehle mich geneigtem Andenken.

Weimar den 23. May 1804.

Goethe.


17/4903.


An Charlotte von Stein

Es thut mir leid Sie heute nicht bey mir zu sehen, desto angenehmer ist mir die feyerliche Zusammenkunft. Wissen denn aber auch die übrigen Freundinnen? daß heute Ferien sind.

W. d. 24. May 1804.

G.[136]


17/4904.


An Christian Gottlob Voigt

Wegen dem verwünschten Puppenwesen noch einigermassen besorgt bin ich nicht so früh als ich mir vorsetzte abgereist. Nun höre ich Ihr Herr Sohn sey angekommen und bleibe mit Vergnügen diesen Morgen hier, in Hoffnung ihn noch zu sehen. Sollte es wircklich wahr seyn; so erbitte mir die Erlaubniß zu beliebiger Stunde aufwarten zu dürfen.

W. d. 27. May 1804.

Goethe.


17/4905.


An Johann Christian Lindenzweig

Mit dem 26. dieses Monats hört die zeitherige Gage des abgehenden Schauspielers Grüner auf, und von dieser Zeit an wird die Gage des gut einschlagenden Hofschauspielers Wolff von fünf auf

Sechs Thaler

wöchentlich erhöht, wovon der Fürstl. Hof Registrator und Theatercasse Rechnungsführer Lindenzweig hiermit benachrichtigt wird.

Signatum Weimar den 31. May 1804.

Fürstl. Hoftheater Commission das.

J. W. v. Goethe.

F. Kirms.[137]


17/4906.


An den Herzog Carl August

[5. Juni.]

Ein Billet von Schiller, zu huldvoller Beherzigung, folgt hierbey. Morgen werde bey Zeiten aufwarten.

Goethe.


17/4907.


An August Wilhelm Iffland

Auf Ew. Wohlgeb. vertrauliche Zuschriften war ich eben im Begriff zu antworten, als ich vernahm, daß Freund Schiller sich bey Ihnen befinde. Ich war überzeugt, daß er auch ohne Auftrag Sie meiner dauernden Hochachtung und meines aufrichtigen Zutrauens versichern würde.

Die theatralischen Verhältnisse haben so manches Wandelbare, daß man auf Veränderungen immer vorbereitet seyn muß, und wenn es gleich für uns einigermaßen unbequem ist, daß unsere Schauspieler auf größeren, und besser ausgestatteten Theatern eine gute Aufnahme finden, so müssen wir die Ehre für etwas rechnen, die uns dadurch erzeigt wird, und uns wenigstens einbilden, daß wir zu Beförderung der Kunst und der Künstler einiges beytragen. Übrigens ist nichts gegen ein neueres Engagement zu erinnern, das erst seinen Anfang nimmt, wenn der Termin des alten verlaufen ist; wobey ich jedoch bemerken will, daß[138] Dem. Maas um frühere Entlassung nachgesucht hat, welche wir jedoch auf keinen Fall gewähren können.

Wegen Götz von Berlichingen melde ich sogleich so bald er mir producibel ist. Leider will er sich noch immer nicht auf die Bühne fügen. Eine angebohrne Unart ist schwer zu meistern.

Der ich mich mit immer gleichen Gesinnungen unterzeichne

Ew. Wohlgeb.

Weimar

ganz ergebenster Diener

den 14. Juny 1804.

Goethe.


17/4908.


An Friedrich Schiller

Möchten Sie mir sagen wie Sie Ihren Tag einrichten? Biß etwa 7 Uhr würde ich im Garten zu finden seyn. Nachher im Hause.

d. 19. Jun. 1804.

G.


17/4909.


An Charlotte von Stein

Morgen früh hoffe ich Sie nebst den Freundinnen zu sehen. Vielleicht möchten Durchl. die Herzoginn uns noch einmal die Gnade erzeigen, da zunächst Ihre Abreise bevorsteht. Mit dem besten guten Morgen.

d. 20. Jun. 1804.

Goethe.[139]


17/4910.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Als gewiß kann ich nun wohl sagen, daß ich Sonnabend das Vergnügen haben werde Sie zu sehen, als wornach ich großes Verlangen trage.

Ew. Wohlgeb.

Weimar

ergebenster Diener

den 20. Juni 1804.

Goethe.


17/4911.


An Johann Heinrich Meyer

Hier, mein lieber Freund, drey Schüsseln.

1.) Jupiter und Leda enthält den ganzen Cyclus, des kommenden und befruchtenden Gottes, so wie des Hervorgebrachten. Ist wohl recht gut.

2.) Eine sich nach aussen beziehende Composition, wohin nämlich geschossen sey? doch macht sie sich noch artig genug in sich selbst.

3.) Eine spätere Arbeit wie die Denckweise und Behandlungsart andeutet. Auch ist der ganze Grund bedeckt und also das Gegentheil von dem was Sie erwarten.


Wählen Sie und befördern Sie nun. Auch lassen Sie Sich mein sogenanntes Museum öffnen, da werden Sie, ich glaube auf dem Tische im ersten Zimmer, finden eine Kupferplatte. Auf allen Fällen liegt sie neben den Papieren irgendwo.

[140] Den Brief nach Gotha schreib ich nächstens und schicke denselben.

In acht Tagen seh ich Sie wieder und benutze meine Einsamkeit möglichst.

Leben Sie recht wohl und gedencken mein.

Jena d. 28. Jun. 1804.

G.


Der Abdruck einer fürtrefflichen Gemme ist mir zu Handen gekommen, die Sie aus beyliegender Kritzeley schon beurtheilen werden. Es ist der vollkommenste Syrus der sich dencken läßt.


17/4912.


An Charlotte von Stein

[Juni.]

Verzeihen Sie wenn ich auf meine Weissagung: Moreau werde läßlich behandelt werden! etwas zu gute thue.

G.


17/4913.


An den Herzog Carl August

Schon lange hat man für räthlich gefunden sich der Mineralogischen Societät und des damit verbundnen Cabinets für die Academie Jena zu versichern, welches denn auch zum Theil durch die Sanctionirung ihrer gesetzlichen Einrichtungen und durch Erhebung derselben zu einer Herzogl. Societät geschehen. Nun[141] bleibt noch zurück daß man den Direcktor Bergrath Lenz, der die Vereinigung gestiftet, sie durch unermüdete Thätigkeit und weitverbreitete Correspondenz zu ihrem jetzigen allgemeinen Ansehn erhoben und die eingegangnen Geschencke nicht allein in die schönste den neueren Entdeckungen angemessene Ordnung gebracht hat; sondern auch durch lebhaften Vortrag und fortgesetzten Fleis der Academischen Jugend nützlich macht, in eine Lage versetze worin er den wiederhohlten Lockungen auswärtiger Academien theils für seine Person mit heiterem Muthe wiederstehe, theils den Gedancken standhaft abweise das Institut selbst an einen andern Ort auf irgend eine Weise zu translociren.

Ausser den oben angeführten Verdiensten um gedachtes Institut hat Bergrath Lenz auch noch durch mannigfaltige, für seinen Zustand bedeutende Auslagen sich ein besonderes Recht an die Besitzungen der Societät erworben, welches früh oder spat zur Sprache kommen könnte.

Denn ob er gleich von den ordentlichen Mitgliedern einige Receptionsgelder erhoben; so betragen diese doch nur einen geringen Theil der in der Beylage specificirten Summe, welche vorzüglich durch Fracht und Briefporto auf 726 rh. seit dem Febr. 1798 angewachsen. Da es aber gegenwärtig nicht auf eine völlige Restitution und Retribution angesehen seyn kann; so geschieht der unterthänigste Vorschlag, nach[142] mannigfaltiger Überlegung dahin, daß mehrgedachtem Bergrath Lenz gegenwärtig eine Summe von 400 rh., als soviel er wohl zu jenem Behuf erborgt haben mag, ein für allemal, ferner eine Erhöhung seines Gehaltes mit 50 rh. jährl. gnädigst zugestanden werde. Wobey die Erstreckung dieser Zulage als Pension auf seine dereinstige Witwe unterthänigst erbeten wird.

Dagegen würde er seine Ansprüche an die Societät gnädigster Landesherrschaft abtreten und so das diesseits schon einigermassen gegründete Recht verdoppeln, nicht weniger durch Eifer und Fleis, worauf alles ankommt, das Institut ferner beleben und nutzbar machen.

Diese schon lange gewünschte und bedachte Einrichtung wird gegenwärtig um so nöthiger, als bey dem durch Serenissimi Gnade eingetroffen ansehnlichen Zuwachs die bisher bestandene Absonderung verschiedenen Museen nur mit Unstatten beybehalten werden könnte, indem, wenn man eine neue kostspielige Einrichtung vermeiden will alle Räume in den vorhandenen Zimmern mit Mineralien zu belegen und die neuen Exemplare wo sich Platz findet unter zu bringen sind.

Finden diese unterthänigsten Vorschläge gnädigste Genehmigung, so soll alsdann das Nöthige nach Lage der Umstände möglichst besorgt werden, damit die nunmehr in Jena sich befindenden köstlichen Mineralien, zum Nutzen der Studirenden und zum Vergnügen der[143] Schaulustigen, in ein systematisches Ganze vereinigt aufgestellt erscheinen.

Was endlich die in Zukunft eintretenden Ausgaben für Porto und Fracht betrifft; so könnten solche aus der Casse des Museums um so mehr bestritten werden, als die Ausgabe für Mineralien gänzlich cessiren. Wobey jedoch eine genaue und sichere Einrichtung zu treffen.

Gnädigste Resolution erwartend.

Jena d. 3. Juli 1804.

Goethe.


17/4914.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Beykommendes Avertissement würde nach neulicher Abrede in die zweyte Spalte unmittelbar über den Strich, ganz wie es ist abgedruckt. Sodann folgte unter dem Strich das Distichon in zwey Zeilen wie es hier geschrieben steht.

Hat unser Voß etwas dabey zu erinnern, so bitte um Nachricht.

Alles Gute wünschend.

d. 4. Juli 1804.

G.


17/4915.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Möchten Ew, Wohlgeb. mir sagen, wie es unser Reisender vorhat? Ob ich seine Instrumente etwa[144] sehen könnte? Ob er das Museum betrachten will? Ich kann mich einrichten und werde es sehr gern thun, um noch einige Stunden mit einem so interessanten Manne zuzubringen.

d. 5. Juli 1804.

Goethe.


17/4916.


An Charlotte von Stein

Wenn ich nicht das Vergnügen haben soll Sie und die Freundinnen Morgen frühe zu sehen; so erlauben Sie daß ich Nachmittage anfrage wie das Bad bekömmt. Die Reichardtischen Briefe habe ich noch nicht wieder habhaft werden können, ich will mich aber sogleich darnach erkundigen.

d. 11. Jul. 1804.

G.


17/4917.


An Friedrich August Wolf

Eine Anzahl Briefe, die ich eben jetzt zu schreiben den Entschluß fasse, fängt durchaus mit Entschuldigung eines langen Stillschweigens an. Auch gegen Sie, verehrter Freund, habe ich mich eines so häßlichen Fehlers schuldig gemacht und auch jetzt würde ich, wie es bey Versäumnissen zu gehen pflegt, nicht Muth haben, mein Stillschweigen zu brechen, wenn ich nicht gegenwärtiges durch einen Boten senden könnte, der noch manches hinzuzufügen im Stande ist.

[145] Die gleichfalls allzulang zurückbehaltene Recension liegt hierbey; sie deutet auf einen sehr gebildeten Verfasser und ich wünschte mich wohl mit Ihnen, ja mit ihm selbst darüber mündlich zu unterhalten.

Die Haupterinnerung, die sich dagegen machen läßt, ist, daß er glaubt die Idee des Stücks aufzufassen und, wie aus der auf der ersten Seite angestrichnen Stelle hervorgeht, nur die Consequenzen der Erscheinung, jedoch mit vielem Geist und Scharfsinn, durchgesehen hat. Danken Sie ihm recht vielmals für die meiner Arbeit geschenkten Aufmerksamkeit.

Erhalten Sie mir und den Meinigen Ihre freundschaftlichen Gesinnungen und bleiben von den meinigen überzeugt.

W. d. 11. Jul. 1804.

Goethe.


17/4918.


An Robert Langer

Mehrern geschätzten Freunden habe ich seit einem halben Jahre zu antworten und zu danken versäumt, weßhalb ich jetzt manche Entschuldigungen nachbringen muß.

Ihre schöngedachte und trefflich ausgeführte Zeichnung ist zu rechter Zeit glücklich angekommen und hat uns viel Vergnügen gemacht. Auch diese neue Bemühung, diesen thätigen Antheil, den Sie an demjenigen nehmen, was wir in Bewegung zu setzen und[146] zu befördern wünschen, erkenne ich mit lebhaftem Danke.

Das Geschäft der zu prägenden Medaille selbst hat indessen geruth, jedoch sind bey mir noch zwey Zeichnungen eingegangen; da denn die Vergleichung zu bedeutenden und belehrenden Betrachtungen Anlaß giebt.

Wir hoffen, Sie werden auch dießmal unsere Ausstellung nicht ohne gefälligen Beytrag lassen.

Der ich mich auch Ihrem Herrn Vater zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar d. 11. Juli 1804.

Goethe.


17/4919.


An Nikolaus Meyer

Daß wir uns im Haus eins auf das andere verlassen haben, daß Vater, Mutter und Sohn immer eins von dem andern glaubte, daß für das Übersendete gedankt habe, ist nunmehr Ursach des scheinbaren Undankes geworden.

Sie hatten uns durch das Fäßchen Austern sehr überrascht. Es war bey warmem Wetter angelangt und der Inhalt fand sich völlig genießbar. Das beygefügte Stück ward sehr gut aufgenommen und wirklich, man hätte ein sehr bärbeißiger Recensent seyn müssen, wenn man unter solchen Umständen das Verdienst dieser Arbeit nicht hätte anerkennen wollen.

[147] Sehr oft wünschen wir bey manchem Genusse, daß Sie auch, wie vormals, daran Theil nehmen möchten. Besonders hat unser Theater durch die Aufführung des Tell zum Schluß des Winters etwas vorzügliches geleistet. Er wird erst gegen Michael in Druck erscheinen und das erste Exemplar, was mir zur Hand kommt, soll die Reise zu Ihnen sogleich antreten. Lassen Sie uns dagegen manchmal etwas von Ihren See- und Handelsproducten zukommen und versäumen Sie nicht uns von Zeit zu Zeit von Ihrem Befinden Nachricht zu geben.

Der ich mich und die Meinigen zu geneigtem Andenken angelegentlich empfehle.

Weimar am 11. July 1804.

Goethe.


17/4920.


An Friederike Bethmann-Unzelmann

Äußerst unangenehm ist mir's Sie so nah zu wissen und Ihnen nicht begegnen zu können. Wie mancherley mich hier fest hält wird Ihnen mein kleiner Hausgeist erzählen, der nicht ermangeln wird sich Ihnen vorzustellen.

Schreiben Sie mir wenigstens Ein Wort ehe Sie jene Gegenden verlassen. Auf alle Fälle erfahre ich wie lange Sie dort verweilen.

Ihren Sohn wird man womöglich nach Leipzig[148] auf einige Tage entlassen; die Bedingung daß er dort nicht spiele, mußte ich hinzufügen.

Leben Sie recht wohl und genießen des verdienten Beyfalls und gedenken meiner.

W. d. 11. Juli 1804.

Goethe.


17/4921.


An Johann Heinrich Meyer

Es ist mir sehr erfreulich zu hören daß es Ihnen in Gotha wohl geht und daß Ihre Arbeit fördert. Für die Nachrichten danke ich. Sehen Sie Sich ja recht um, besonders auch unter den modernen Medaillen. Wäre etwas bedeutendes darunter; so verschaffen ja wohl Herr Schlichtegroll und Döll einen Bleyabguß. Von unsrer Seite versprechen Sie dagegen alle bona officia.

Sehen Sie doch ob auf der Schlangenprinzessin nicht hinte Hermione steht.

Möchten Sie inliegende alte Schuld an Döll zahlen?

Der Aufsatz wird abgeschrieben, und sodann gedruckt. Wir verlangen Sie wieder zu besitzen.

W. d. 12. Jul. 1804.

G.[149]


17/4922.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Hierbey die Recension zurück. Herr Geheimde Rath Voigt hat etwas weniges durchgestrichen, übrigens hält er sie für zulässig.

Zugleich folgt eine ganz eigene Antikritik im Namen der Verlagshandlung und eine sonderbare Zumuthung des Autors dem Recensenten bey allenfallsiger Replik Zaum und Gebiß anzulegen. Ich antworte wohl ablehnend? Geben Sie mir doch einige Argumente dazu.

Recht wohl zu leben wünschend.

Weimar am 12. Juli 1804.

Goethe.


17/4923.


An Johann Gottlob Vent

So eben sehe ich bey dem Biblithecks Bau nach und finde Zaubitzern unter Bretern und Gerümpel recht tüchtig schmauchen. Ich ersuche Sie, werthester Herr Hauptmann, diesen alten Burschen recht derb abstrafen zu lassen, um so mehr als ich ihn oft genug gewarnt, und es ihm oft genug verboten habe, und mir wie es geschehen gefällige Nachricht zu geben.

W. d. 12. Jul. 1804.

Goethe.[150]


17/4924.


An Carl Friedrich Zelter

Ihr Aufsatz, verehrter Freund, hat mir und einigen Eingeweihten, denen ich solche communicirt, viel Vergnügen gemacht, ja er hat uns erbaut und wir sind in unserer Überzeugung vom Guten und Rechten gestärkt worden. Er ist ganz aus dem Grunde des Charakters und Talents hervorgegangen und muß auf einigermaßen empfängliche Gemüther die lebhafteste Wirkung hervorbringen. Was wird aber die Welt daran finden und daraus machen? die nicht gern hören mag, wenn man die Klagepuncte gegen sie articulirt, und die freylich nicht daran denken kann einen würdigen Genuß zu schaffen, den sie nicht kennt, sondern vielmehr nach einem flüchtigen hascht, der sich aus ihr selbst gebildet hat und ihr also gemäß ist.

Sehr schlimm ist es in unsern Tagen, daß jede Kunst, die doch eigentlich nur zuerst für die Lebenden wirken soll, sich, insofern sie tüchtig und der Ewigkeit werth ist, mit der Zeit im Widerspruch befinden und daß der ächte Künstler oft einsam in Verzweiflung lebt, indem er überzeugt ist, daß er das besitzt und mittheilen könnte was die Menschen suchen.

Wir sind darin mit Ihnen einverstanden, daß der Musik zuerst und allein durch den Kirchengesang zu helfen sey und daß für ein Gouvernement selbst in[151] jedem Sinne nichts wünschenswerther seyn müßte als zugleich eine Kunst und höhere Gefühle zu nähren und die Quellen einer Religion zu reinigen, die dem Gebildeten und Ungebildeten gleich gemäß ist. Sie haben hierüber sich schön und bündig ausgedrückt, daß man nichts hinzusetzen wüßte.

Nun wollten wir aber der Wirkung willen Ihnen ans Herz legen, daß Sie womöglich die Opposition, in der Sie mit der Zeit stehen, verbärgen, auch überhaupt mehr von den Vortheilen welche Religion und Sitten aus einer solchen Anstalt ziehen, als von denjenigen sprächen welche die Kunst zu erwarten hat. Zu dem Guten, von dem wir überzeugt sind, die Menschen zu bewegen, dürfen wir uns nicht unserer Argumente bedienen, sondern wir müssen bedenken, was ohngefähr die ihrigen wären.

Heute sage ich nicht mehr, damit gegenwärtiges, das ich schon so lange verschoben, fortkomme. Der Aufsatz liegt bey, den ich mir habe abschreiben lassen, um ihn manchmal wieder zu lesen und solchen Freunden mitzutheilen, die sich daran erquicken.

Wie sehnlich wünschte ich Sie in dem Wirkungskreise zu sehen, außerhalb dessen Sie, wie ich wohl fühle, nicht zufrieden leben können.

Haben Sie irgend eins meiner, oder eines Freundes Lieder componirt, so bitte ich mir solche gefällig zuzusenden. Es ist zwar jetzt alles ton- und klanglos um mich her, aber was von Ihnen kommt, verschaffe[152] ich mir doch zu hören und ich fühle mich wieder auf eine ganze Zeit erfrischt.

Noch darf ich nicht vergessen, daß Sie in Berlin die Acquisition eines sehr interessanten Mannes gemacht haben, es ist Herr Doctor Tralles, Neufchatel. Seine Cultur ruht auf mathematischem Grund und Boden, auch ist er in physischen und naturhistorischen sehr bewandert und ein durchaus heller und freyer Kopf. Ich habe ihm empfohlen Sie aufzusuchen und ersuche Sie nun um das Gleiche. Es sollte mich wundern, wenn Sie nicht mit ihm in ein schönes Verhältniß kommen können.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein und schreiben mir bald wieder.

W. d. 13. Juli 1804.

G.


17/4925.


An Ferdinand von Lamezan

Hochwohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr.

Für die seiner Zeit richtig eingegangene Medaille verbindlichst zu danken habe so lange angestanden, bis ich von Ew. Hochwohlgeb. die Beseitigung der eingetretenen politischen Hindernisse erführe. Gegenwärtig kann ich gehorsamst so viel melden, daß schon zwey Zeichnungen zur Rückseite bey mir eingegangen sind, welche viel Verdienst haben, aber noch einiges[153] zu wünschen übrig lassen. Drey andere sind mir versprochen, denen ich mit Ungeduld entgegensehe.

Ferner würde das Bildniß zu bedenken seyn. Könnte mir ein gutes Profilportrait zugesendet werden, so würde ich solches, zu dem vorgesetzten Zweck, durch einen geschickten Künstler, in gehöriger Größe, ausführlich zeichnen und so dem Medailleur vorarbeiten lassen; dabey wäre die Bekleidung und die Umschrift zu bestimmen.

Was die Ausführung betrifft, so wünsche ich noch immer daß sie in Rom geschehe, weil dadurch allein das Denkmal zu einer wahren Kunstwürde erhoben werden kann. Allein bey näherer Erkundigung und Betrachtung zeigen sich manche Schwierigkeiten. Daher ich vorerst folgenden Vorschlag thue. Es ist nöthig, daß wir einen Mittelsmann finden, der die Bestellung mache, und den ganzen ökonomischen und mercantilischen Theil über sich nehme. Sie haben bey sich in Mannheim Herrn Fontaine, der viele Connexion nach Italien hat, in so fern möchte er wohl derjenige seyn, der in diesem Falle am sichersten wirken könnte. Ich würde alsdann zu diesem Zweck Ew. Hochwohlgeb. ein italiänisches Promemoria zuschicken, welches Herr Fontaine an Mecandetti senden, oder durch irgend einen Freund in Rom bestellen könnte; da Herr von Humboldt bey seinen vielen Geschäften wohl eine gefällige Einsicht in das Geschäft nicht versagen, eine Einleitung und Leitung desselben aber ablehnen[154] dürfte. Wobey ich nicht unbemerkt lassen kann, daß ich bey meinen ersten Hoffnung vorzüglich auf Frau von Humboldt, eine geborene von Dacheröden rechnete, die sich als eine thätige Kunstfreundin immer bewiesen hat, nunmehr aber, nach einem Besuch in Thüringen, sich in Paris befindet.

Mögen Ew. Hochwohlgeb. mir hierüber gefällig Ihre Gedanken sagen; so werde ich nicht versäumen das Übrige nachzubringen.

Auf alle Fälle habe ich mich um die Talente deutscher und französischer Medailleurs mehr umgethan und hoffe auch davon bald mehr Rechenschaft geben zu können.

Für die übersendete Schwendimannische Medaille erstatte nochmals meinen lebhaftesten Dank. Aus derselben ersehe schon genugsam dieses wackren Künstlers Art und Kunst. Kommt die spätere Ew. Hochwohlgeb. einst zu Handen, so bitte meiner zu gedenken.

Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle und mich mit vorzüglicher Hochachtung zu unterzeichnen die Ehre habe.

Ew. Hochwohlgeb.

Weimar

ganz gehorsamster Diener

am 13. July

J. W. v. Goethe.

1804.[155]


17/4962.


An Justus von Schmidt-Phiseldeck

Wohlgeborner

Insonders Hochgeehrtester Herr!

Ew. Wohlgeb. schätzbares Handbuch der Diplomatik kam eben zu der Zeit bey mir an, als ich mich mit alten Siegeln beschäftigte, aus denen die Vorstellungen auf Münzen und Medaillen der mittlern und neuernZeit offenbar entsprungen sind. Ich konnte daher selbst sogleich den Unterricht schätzen, der aus Ihren Werken für die Freunde des Alterthums hervorgeht, so wie ich auf einige Seltenheiten aufmerksam gemacht wurde, die ich selbst besitze und deren Werth mir sonst nicht bestimmt bekannt war. Ich bin überzeugt, daß die gelehrte Welt nicht nur Ihre Bemühungen im Stillen nutzen, sondern sie auch öffentlich anerkennen und dadurch ihre Wirkung verbreiten wird.

Der ich, dankbar für das geneigte Andenken, die Ehre habe mich besonderer Hochachtung zu unterzeichnen

Ew. Wohlgeb.

Weimar

ergebenster Diener

am 13. July 1804.

J. W. v. Goethe.[156]


17/4927.


An Christiane Vulpius

Ich habe mich lange nicht so wohl befunden als diese Tage her, sogar habe ich wieder Lust zum Götz, deßwegen ist mirs doppelt lieb daß du auch vergnügt in Lauchstedt bist. Bleibe so lange dort als es dir gefällt und laß dir vom Cassier geben was du brauchst. Von deiner Leipziger Reise hoff ich gutes zu hören. Es ist recht artig daß du diese Stadt auch einmal ausser der Messe siehst.

Die Geschichte von der Stall Cassiren wird Genast ausführlich erzählen. Die Dummheit ist noch größer als das Verbrechen. Schlagt es euch aus dem Sinne; denn weiter ist nichts zu thun.

Lebe recht wohl und vergnügt. Im Hause geht alles recht ordentlich und zu meiner Zufriedenheit. Dein scheint darin umzugehen und alles anzuordnen. Alles grüßt.

W. d. 17. Jul. 1804.

G.[157]


17/4927a.


An Friederike Bethmann-Unzelmann

Weimar d. 17 Jul. 1804.

Sie so nahe zu wissen und nicht vom Flecke zu können ist ein recht peinlicher Zustand. Ich will[137] Ihnen nicht eine Litaney vorklagen was mich alles zurückhält; es ist aber so manches augenblicklich zusammentreffende das mir eine Abwesenheit unmöglich macht.

Sehr angenehm war es mir in dieser Lage daß Sie mit meinem kleinen Hausgeist zusammentrafen und ihm einige angenehme Stunden machen wollten. Er wird Ihnen vertraut haben wie sehr ich Sie liebe und schätze und wie ich nichts mehr wünsche, als daß Sie an Ihrem Carl mögen Freunde gefunden haben. Lassen Sie mich ja von Sich hören, ehe Sie diese Gegenden veranlassen. Tausendfaches Lebewohl

Goethe.[138]


17/4928.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb

sende hierbey verschiedenes zurück.

1. Die Huberische Recension, wobey Freund Schiller manche Bedenken hegt; er wird sie Ihnen auf mein[157] Ersuchen mittheilen. Überhaupt wünsche ich, daß Sie den jenaischen Aufenthalt dieses vortrefflichen und einsichtsvolles Mannes auch zum Vortheile Ihres Instituts bestens nutzen.

2. Den Aufsatz über Majolicagefäße, bey dessen Correctur und Revision ich möglichste Aufmerksamkeit erbitte.

3. Die zwey Recensionen der Münzwerke, zu welchen gratulire. Ein Nachfolger Eckhels zeigt sich im ganzen recht wacker darin; das Einzelne liegt außerhalb meiner Kenntniß.

4. Die Reinholdische Recension halte ich wohl für admissibel, ob wir gleich nie erleben werden, daß ein Philosoph gegen den andern einen guten Willen habe. Fichte's Ernst verdiente wenigstens ernstlich behandelt, nicht persiflirt zu werden.

5. Langte etwas von dem quedlinburger Cramer ein, so bitte mir solches mitzutheilen, ingleichen

6. Was Reichardt sendet.

7. Die Auskunft wegen des Tobias finde ich sehr glücklich, hingegen

8. die Recension von Meiner's Reise allzugrob. Nach meiner Überzeugung sollte ein Mann von Alter, Verdiensten und Ruf, selbst wenn er sich irrt, anders behandelt werden, als ein Gelbschnabel. Hätte der Recensent seinen Unmuth in Persiflage gekleidet, möchte nichts dagegen einzuwenden seyn.

Soviel für diesmal. Die Gegenwart unseres lieben[158] Voß, der auch eine wahre Freundschaft für Sie hegt, macht uns viel Freude. Herr Tieck ist mit seiner Büste beschäftigt, von welcher Arbeit man sich viel Gutes versprechen kann.

Leben Sie recht wohl und gedenken unser.

Weimar am 19. Juli 1804.

Goethe.


17/4929.


An Severin Graf Potocki

[Concept.]

Gehorsamstes Promemoria.

Gegen die hälfte des May sind die beyden, für die Academie Charkof bestimmten Personen von Jena abgereist und werden schon längst, nach den Briefen, die wir von Lemberg erhalten, an dem Ort Ihrer Bestimmung angelangt seyn.

Vor der Abreise traf es sich durch einen besondern Zufall, daß ein junger Mann, Nahmens Antonius Reinisch, ein Geistlicher aus der aufgehobenen Abtey Weingarten, dessen Lebenslauf hier beyliegt, den Professor Schad besuchte und den Entschluß faßte, ihn auf seiner Reise zu begleiten. Es konnte dieses um so zulässiger seyn, als er im pädagogischen Geschäfte nicht unerfahren schien und ein von des Herrn Curatoris Exzell. eingegangenes Schreiben nach dergl. Subjecten sich erkundigte; auch Herr Reinisch weder Reisegeld, noch auch das bestimmte Versprechen einer[159] Anstellung verlangte, sondern diese große Tour auf seine Kosten und Gefahr zu übernehmen sich bereit zeigte, so daß alles höherer Beurtheilung anheim gestellt ist.

Es wird also nunmehr darauf ankommen, daß ich Nachricht erhalte, ob das Pädagogische Bedürfniß zu Charkof befriedigt ist, oder ob man noch andereSubjecte dorthin wünschen möchte.

Wegen eines Lehrers der Staatswirtschaft bin ich nicht glücklich gewesen. Herr Prof. Sartorius in Göttingen, der dieses Feld am besten übersieht und diejenigen, die darin arbeiten, vollkommen zu beurtheilen vermag, schreibt mir in diesen Tagen:

»Wegen eines Professors der Staatswirthschaft, Statistik pp kann ich gar keinen Vorschlag thun. Die einigermaßen bekannten Herren in diesen Fächern haben, wie ich höre, die Russischen Anträge bereits abgelehnt; unter meinen Zuhörern findet sich aber gegenwärtig niemand, der dazu geignet wäre; frühere sind bereits angestellt und wollen nicht weichen.«

Zu Besetzung der Professur der Thierarzneykunst ist eher Hoffnung. Im Darmstädtischen soll sich ein hiezu tauglicher Mann befinden, dessen Nahmen man mir aber noch nicht genannt hat; sobald ich etwas näheres erfahre, gebe ich auch hiervon Nachricht.

Mich mit Verehrung unterzeichnend.

Weimar am 14. Juli 1804.

[160] Aus beyliegendem gehorsamsten Promemoria werden Ew. Exzellenz zu ersehen geruhen, was bisher in Absicht auf die Professuren zu Charkof geschehen, wobey ich Ew. Exzellenz Zufreidenheit nur einiger maßen erreichen zu haben wünsche. Von dem weiteren Erfolge soll seiner Zeit gleichfalls der schuldige Bericht erstattet werden, bis dahin ich mich Ew. Exzellenz günstigen Gesinnungen angelegentlich empfehle. Da mir Dero Aufenthalt nicht bekannt, so habe ich ein Duplicat des Gegenwärtigen nach Lemberg gesendet.

Der ich mich verehrend unterzeichne.

W. d. 19. Jul. 1804.


17/4930.


An Wilhelm Christoph von Diede

[Concept.]

Wenn die fürtrefflichen Personen, mit denen man das Glück hat zu gleicher Zeit zu leben, gleichsam wie Sterne an unserm Horizonte stehen, zu denen man oft den Blick hinwendet und sich auch in der Entfernung an ihnen ergötzt und erquickt, so ist es ein schmerzlicher Übergang, wenn sie sich von unserm sinnlichen Horizonte verlieren und sie das Gefühl in der idealen Hemisphäre unseres Daseyns aufsuchen muß. Mit solchen Empfindungen feyre ich auch das Andencken Ihrer unvergeßlichen Gemahlin und dancke, daß Sie mir die Anstalten den Raum um Ihr Grab[161] zu sichern und zu verschönern in Abbildung mittheilen wollen.

Was hingegen ein etwa ferner zu errichtendes Monument betrifft; so erlauben Ew. Exzellenz, daß ich einen kleinen Aufsatz beylege, den ich in einer ähnlichen Angelegenheiten vor kurzem einem Freund zusandte. Er ist ganz aus meiner Überzeugung, vielleicht etwas zu lebhaft geschrieben.

Wäre es möglich, daß Ew. pp durch den fürtrefflichen Canova nach vorhandenen Bildern eine Büste der Verewigten könnte fertigen lassen, so würde dadurch ein unschätzbares Geschenk für die Mitlebenden, so wie für die Nachwelt entstehen. Wäre dieß nicht zu erreichen, so würde ich zu jedem andern plastischen Andenken, welches, nicht groß, aber fürtrefflich gearbeitet, die Zierde eines Zimmers aus machen könnte, ohnmaaßgeblich rathen, wozu uns die Alten so vortreffliche Muster hinterlassen haben.

Der ich, mit ehrfurchtsvollem Dank Ew. Exzellenz vertrauliches gnädiges Andenken verehrend, mich unwandelbar unterzeichne.

Weimar am 19. Jul. 1804.


17/4931.


An Christiane Vulpius

Dein Brief mit der Post kam zu rechter Zeit an, auch der heutige durch den Boten. Ich wünsche dir Glück daß alles so gut geht und freue mich herzlich[162] darüber. Hier im Hause geht alles auch in der Ordnung. Voßens waren vier Tage hier und da war das Essen recht ordentlich. Es ist noch kein Verdruß vorgefallen. Carl besonders macht alles nach meinem Sinn.

Ich bin am Götz und wenn ich noch vierzehn Tage fortfahre; so kann ich damit zu Rande kommen.

Nun dächte ich du schicktest Sonntag den 29ten den Wagen, da könnte Dienstag d. 31. Jul. Gustel und Herr Riemer abfahren und es hinge von dir ab Montag d. 6. Aug. oder acht Tage später zurückzukommen. Solange dir's Freude macht, solange bin ich es auch zufrieden. Die Stunde die ich sonst mit dir verplaudere arbeite ich am Götz und so wird auch dir ein Vergnügen auf deine Rückkunft bereitet.

Grüße die Theaterfreunde und mache ihnen begreiflich daß die freymüthigen und eleganten Misgönner erst ihren Zweck erreichen, wenn man sich ärgert. Freylich muß es die Neider verdrießen wenn die Königin Mutter von Preußen überall sagt und wiederhohlt daß sie in Berlin so eine Vorstellung nicht zusammenbringen wie die vom Tell die sie in Lauchstedt sah. Das macht bös Blut und Galle die sie dann in ihren Blättern ausschütten.

Lebe recht wohl und vergnügt, und schreibe fleißig. Waschwasser kommt mit, Wein soll folgen.

W. d. 24. Jul. 1804.

G.

Dem Herrn Kanzler die besten Empfehlungen.[163]


17/4932.


An Friedrich Schiller

Schon einige Zeit ließ ich die Allgemeine Zeitung uneröffnet und da ist auch Ihr Exemplar zurückgeblieben. Hier kommen sie auf einmal und dienen wohl zur Unterhaltung.

Ich habe mich die Zeit über an den Götz gehalten und hoffe ein rein Manuscript und die ausgeschriebnen Rollen zu haben eh die Schauspieler wiederkommen; dann wollen wir es ausser uns sehen und das weitre überlegen. Wenn es mit der Länge nur einigermassen geht; so habe ich wegen des übrigen keine Sorge.

Schreiben Sie mir daß Sie thätig und daß die Ihrigen wohl sind.

Haben Sie Dank daß Sie Eichstädt gut aufgenommen, worüber er große Freude hegt.

Leben Sie wohl und gedenken mein.

W. d. 25. Jul. 1804.

G.


17/4933.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Der Werneburgische Aufsatz möchte sich wohl eher in ein physikalisches Journal, als in unser Intelligenzblatt schicken. Ich wäre wohl neugierig zu erfahren, was Herr Bernhardi im Busen trägt, nur daß wir ihn freylich nicht veranlassen können sich zu[164] expectoriren. Möchten Sie mir wohl nochmals die Apelischen Recensionen bennenen? ich bin leider gar zu vergessen.

Hiebey ein Distichon, das ich genau wie es geschrieben ist unter den Strich abgedruckt wünsche. Es schadet nicht, wenn wir wieder einmal Händel anfangen. Der kasseler Herr Merkel dagegen, welcher wie es scheint seinem Namen Ehre machen will, erhält meo voto keine Antwort.

Über jeden Antheil, den Freund Schiller an unserm Institute nehmen will, freue mich recht sehr.

Recht wohl zu leben wünschend.

Weimar den 25. Juli 1804.

Goethe.


17/4934.


An Johann Georg Lenz

Das in beyliegenden Briefe angezeigte Kästchen sende sobald es bey mir angelangt ist.

Wollten Ew. Wohlgeb. mir ein besiegeltes und unterschriebnes Diplom schicken, das ich mit einer Dancksagung an die Durchl. Herzoginn Amalie ausfüllen wollte, welche Ihro Sammlung vesuvianischerSteine der Gesellschaft verehrt. Sie stehen eingepackt in meinem Hause. Über manches andre nächstens.

W. d. 25. Jul. 1804.

Goethe.[165]


17/4935.


An Ferdinand von Lamezan

Hochwohlgeborner

Hochzuverehrender Herr.

Seit meinem letzten, vielleicht zu besorglichen Schreiben, ist der angenehme Umstand eingetreten, daß ich erfahre wie Herr Mercandetti sich angelegentlich Connexion in Deutschland wünscht, wobey ich veranlaßt werde über jede Bedenklichkeit hinaus zu gehen und mich mit ihm in Verhältniß zu setzen. Unter diesen günstigen Aspecten werde ich nicht ermangeln unsere Angelegenheit unmittelbar einzuleiten und seiner Zeit Ew. Hochwohlgeb. schuldige Nachricht ertheilen. Könnte indessen das Portrait gefördert werden, so würde sich die Rückseite auch wohl entscheiden und das ganze der Ausführung näher kommen. Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle, und mich zu unterzeichnen die Ehre habe

Ew. Wohlgeb.

Weimar

ganz gehorsamsten Diener

d. 25. Juli

J. W. v. Goethe.

1804.


17/4936.


An C. W. von Welser

[Concept.]

P.P.

Ew. Hochwohlgeb. verzeihen, wenn ich den mir übersendeten Catalog erst gegenwärtig zurückschicke; man[166] hat denselben erst auf unserer Bibliothek durchsehen lassen und dabey gefunden, daß die bedeutendste darin verzeichnete impressa wirklich schon vorhanden sind. Ob man nun gleich den vorzüglichen Werth der angebotenen Sammlung keineswegs verkennt; so trägt man denn doch, wegen des entfernteren Interesses, Bedenken auf Acquisition derselben einzugehen und es erfolgt daher der Catalog mit vielem Danke zurück.

Der ich mich mit vorzüglicher Hochachtung die Ehre habe zu unterzeichnen.

Weimar am 26. July 1804.[167]


17/4936a.


An Carl Ludwig Fernow

Hierbey folgen ein Paar Promemorias, welche Sie in das Italiänische zu übersetzen die Gefälligkeit haben[20] wollten. Wenn Ihnen noch irgend ein Fragepunckt beygeht, den Sie nöthig und nützlich hielten, so haben Sie die Güte ihn beyzufügen. Möchten Sie die Übersetzung gleich auf Postpapier schreiben daß ich sie direckt wegschicken könnte.

Das italiänische Blat lege ich bey.

Viele Empfehlungen bitte auszurichten. Ich hoffe bald aufzuwarten und meinen Danck abzustatten.

W. d. 26. Jul. 1804

G.[21]


17/4937.


An Christiane Vulpius

Die Kutsche ist glücklich angekommen und August war ausser sich vor Freude als er vernahm wo es hinaus sollte. Er kommt nun mit Riemer und ich wünsche euch zusammen viel Vergnügen. Ich freue mich sehr daß dir alles nach Wunsch geht und bin recht wohl zufrieden daß du d. 6. August auf deinen Geburtstag nach Tische bey mir wieder eintreffest. Ich will eine Flasche Champagner parat halten um dich gut und freundlich zu empfangen. Denn mich verlangt sehr dich wieder zu haben. Im Hause geht alles ordentlich. Nach Lauchstedt kann ich nicht. Sage aber der Gesellschaft daß wie sie angekommen Leseprobe[167] vom Götz seyn wird. Grüsse alles. Und gedencke mein. Auf baldiges Widersehn.

W. d. 28. Jul. 1804.

G.


17/4938.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

übersende hier die von mir und Professor Meyer durchgesehene Revision. Er hat zu unserm Zweck noch einige schöne Sachen in Gotha gefunden und die Zeichnungen mitgebracht. Nun soll es über die Platte gehen. Wenn Sie die Abdrücke zu den guten Exemplaren der Zeitung colorirt haben wollen, so wird es keinen großen Aufwand machen und einen sehr guten Effect thun, weil bey der Majolica so viel auf die Farbe ankommt, die den Charakter des Ganzen lebhaft ausdrückt.

Hat unser Voß nichts bey den beygelegten Distichen zu erinnern, so wünschte ich solche zugleich, so wie sie geschrieben sind, unter dem Strich zu sehen.

Ferner sende mit Dank zurück:

1. den Brief wegen Pestalozzi. Diese Sache wird sich ja auch nach aufklären und man wird ein gedeihliches Wort darüber sagen können; denn bis jetzt ist das alles doch nur ein schwankendes pro und contra.

2. das Schreiben von Bardili, welches mir viel[168] Vergnügen gemacht hat. Der Effect, den wir wünschten, ist also erreicht. Lassen Sie uns ja mit den Philosophen es so forthalten. Ich hoffe, Herr Wagner wird auch noch einsehen lernen, daß man in einem kritischen Blatt dieser Tage keinen Philosophen allein darf reden lassen.

3. Schreiben von Spazier, dem ich die Strafe herzlich gönne. Das Klatschpack stört in alle Verhältniße und richtet manches Unheil an und dann schreit es, wenn ihm noch Verdienst wiederfährt. Übrigens stimme völlig in Ew. Wohlgeb. Wünsche für das Seelenheil dieses eleganten Herrn.

Auch folgen einige Regierungsblätter.

Sehr angenehm war mir's die Nachricht von Herrn Hofr. von Schillers Genesung zugleich mit der Nachricht von seiner Krankheit zu erfahren.

Der ich mich zu geneigtem Andenken bestens empfehle.

Weimar am 29. Juli 1804.

Goethe.


17/4939.


An Carl Friedrich Zelter

Für die durch Dem. Amelang überschickten Comödienzettel danke vielmals. Auf das Schillerische Lied freue ich mich; es soll so gut als möglich executirt werden, sobald unsere Umgebung wieder zu klingen anfängt.

[169] Von meinem Götz von Berlichingen hoffe in vier Wochen Leseprobe zu halten. Daß es damit so weit kommt, bin ich Ihnen ganz allein schuldig. Ich begriff nicht, warum ich seit einem Jahr in dieser Arbeit Penelopisch verfuhr und was ich gewoben hatte, immer wieder aufdröselte. Da las ich in Ihrem Aufsatz: was man nicht liebt, kann man nicht machen. Da ging mir ein Licht auf und ich sah recht gut ein, daß ich die Arbeit bisher als ein Geschäft behandelt hatte, das eben auch so mit andern weggethan seyn sollte, und deswegen war es auch geschehen, wie es gethan war, und hatte keine Dauer. Nun wendete ich mehr Aufmerksamkeit und Neigung, mit mehr Sammlung, auf diesen Gegenstand und so wird das Werk, ich will nicht sagen gut, aber doch fertig.

Nun wollte ich Sie um ein paar kleine Stücke Musik bitten, erstlich zu Georgens Lied: Es fing ein Knab ein Vögelein, das Sie, wie ich glaube, schon componirt haben. Zweytens um einen sanften, andächtigen, herzerhebenden vierstimmigen Gesang, mit lateinischem Text, der ohngefähr acht Minuten dauert. Es kann ein Stück aus einer Messe seyn, oder was es auch sonst ist.

Wie sehr wünschte ich, daß wir uns näher wohnten, oder beyde mobiler wären; denn es ist nicht zu berechnen, was dauernde wechselseitige Mittheilung hevorbringt. Lassen Sie uns also wenigstens von Zeit zu Zeit schriftlich communiciren.

[170] Schiller hat in seinem Tell ein treffliches Werck geliefert dessen wir uns alle zu erfreuen haben.

Tausend Lebewohl.

W. d. 30. Jul. 1804.

Goethe.


17/4940.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

[30. Juli.]

Vorliegendes Blättchen No. 1 hatte ich schon vor Monaten an Ihre liebe Dame geschrieben; sie ist die Zeit hier gewesen und ich habe das Vergnügen gehabt mich mit ihr zu unterhalten; sie ist, wie ich höre, glücklich in Paris an- und niederkommen. Möge sie nun auch bald Ihren Herrn Bruder dort umarmen, der für uns gewissermaßen von den Todten wieder aufersteht. Ihr lieber Brief vom 25. Februar ist mir seiner Zeit auch richtig geworden und ich merke jetzt indem ich die lange Pause, worin ich nichts von mir hören lassen, überdenke, in welchen sonderbaren Bewegungen mir diese Zeit verstrichen.

Schillers Tell ist schon eine Weile fertig und gespielt, ein außerordentliches Product, worin seine dramatische Kunst neue Zweige treibt und das, mit Recht, eine große Sensation macht. Sie werden es auch bald erhalten; denn es wird schon daran gedruckt.

Ich habe mich zu einem Versuch verführen lassen meinen Götz von Berlichingen aufführbar zu machen.[171] Dieß war ein fast unmögliches Unternehmen, indem seine Grundrichtung antitheatralisch ist, auch habe ich, wie Penelope, nun ein Jahr immer dran gewoben und aufgedröselt, wobey ich viel gelernt, ich fürchte aber, zu dem vorliegenden Zweck, nicht alles geleistet habe. In ohngefähr sechs Wochen denke ich ihn zu geben und Schiller wird Ihnen wohl ein Wort darüber sagen.

Ist Ihnen denn unsere Jenaische Litteratur Zeitung von diesem Jahr zu Gesichte gekommen? und hat irgend etwas darin enthaltenes Ihr Interesse erregt?

Für die sehr angenehme Nachricht, die Sie mir von einer Improvisatrice geben, bin ich Ihnen sehr dankbar. Dürfte ich wohl davon in dem Intelligenz Blatt der Litteraturzeitung Gebrauch machen? Auf alle Weise würde ich das Gesagte dergestalt modificiren, wie das Verhältniß zum Publikum, das nicht alles zu wissen braucht, es mit sich bringt. Können Sie mir aus dem Schatz Ihrer Beobachtung manchmal etwas dergleichen mittheilen, so würden Sie uns eine große Freude machen.

Nach dem Tod von Jagemann ist Fernow bey der Herzogin Mutter Bibliothek angestellt und sein Verhältniß ist für ihr Haus, und die daselbst sich versammelnde Societät unschätzbar, er belebt die Liebe zur italienischen Litteratur und giebt zu geistreicher Lectüre und Gesprächen Anlaß.[172]

Überhaupt ist man in Weimar wie im Himmel, seitdem der Böttigerische Kobold weggebannt ist; auch geht es auf unserer Schule recht gut. Voßens ältester Sohn ist als Professor angestellt, der von seinem Vater diese gründliche Neigung zum Alterthum und besonders von der Sprachseite geerbt hat, worauf doch alles bey einem Schulmanne ankommt.

Riemer hält sich in meinem Hause auch recht gut und ich bin mit den Fortschritten meines Knaben, der freylich mehr Neigung zum Gegenstand als zum Ausdruck hat, ganz leidlich zufrieden.

Das Project der Frau von Stael einen Theil des Sommers hier zuzubringen ist durch den Tod ihres Vaters vereitelt worden. Sie hat Schlegeln von Berlin mitgenommen, sie sind zusammen in Coppet und werden wohl gegen den Winter nach Italien kommen. Ein solcher Besuch muß Ihnen, werther Freund, erfreulicher seyn als mancher andere.

Für die Mittheilung der übersetzten Pindarischen Ode danke zum schönsten, sie hat mir und Riemern eine sehr angenehme Stunde der Unterhaltung verschafft.

Beyliegendes Promemoria an Mercandetti haben Sie ja wohl die Güte bestellen zu lassen und den Mann etwa selbst über die Sache zu sprechen. Dann haben Sie ja wohl unter Ihren dienstbaren Geistern irgend jemand, der auf die Sache in der Folge ein Auge hätte. Ich möchte gern unserm alten Gönner[173] ein solches öffentliches Zeichen des Dankes gebracht wissen, das auch von Seiten der Kunst bedeutend wäre; aber freylich in so weiter Ferne etwas zu bestellen ist immer gewagt, deswegen ich Sie um freundliche Theilnahme bitte.

Vor allen Dingen kommt es darauf an, daß Mercandetti leidlich fordere. Für seinen Alfieri, den er anbietet, verlangt er drey Piaster, welcher so groß als sein Galvani werden soll. Wenn er nun für die Erzkanzlerische Medaille, welche bestellt wird und nicht größer seyn soll, etwas mehr fordert, so darf es doch nicht viel seyn, und wenn er verhältnißmäßig recht billig ist, so getraue ich mir ihm 200 Subscribenten zu verschaffen, und er macht sich, wie auch schon im Promemoria bemerkt ist, durch diese Medaille in Deutschland bekannter als durch irgend sonst eine Arbeit, woran ihm bey der Suite von berühmten Männern des vorigen Jahrhunderts, die er herausgeben will, viel gelegen seyn muß. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen zu Ihren vielen Geschäften auch noch diese Last mache; suchen Sie aber doch die Sache dergestalt einzuleiten, daß es nicht viel Hin und Herschreibens braucht und daß sich Mercandetti in einer Antwort auf das Promemoria annehmlich erklärt; die Briefe zaudern jetzt unerträglich, einer von Florenz hierher läuft zwanzig Tage und drüber.

Daß Sie an meiner natürlichen Tochter Vergnügen gehabt, gereicht mir zu großem Troste. Denn[174] wenn ich gegen meine abwesenden Freunde so lange stumm bin, so ist mein Wunsch durch das was ich im Stillen arbeite, mich endlich auf einmal wieder mit Ihnen in Verhältniß zu setzen. Leider bin ich von dieser Arbeit abgekommen und weiß nicht, wenn ich die Folge werde leisten können.

Haben Sie die zwanzig lyrischen Gedichte gesehen, die in einem Taschenbuche dieses Jahres von mir herausgekommen sind? Einiges befindet sich darunter das Ihnen nicht mißfällig seyn sollte. Vergelten Sie nicht gleiches mit gleichem und schreiben mir bald. Theilen Sie mir manche Bemerkungen über Länder, Nationen, Menschen und Sprachen mit, die so belehrend und auffordernd sind. Versäumen Sie nicht mir von Ihrer und der lieben Ihrigen Gesundheit etwas zu melden.


17/4941.


An Christiane Vulpius

Daß Ihr den Montag wiederkommt freut mich sehr, ich wollte Ihr wärt schon da. Wenn man zusammen ist; so weiß man nichts was man hat, weil man es so gewohnt ist. Wir wollen recht vergnügt diese Monate noch zusammen leben.

Im Hause geht alles recht gut und ich kann durchaus zufrieden seyn. Auf deine Erzählungen freue ich mich sehr, auch hier passirt einiges merckwürdige.

[175] Schiller ist leider in Jena sehr kranck gewesen, aber wieder ausser Gefahr. Die Frau ist glücklich von einer Tochter entbunden.

Lebet recht wohl und vergnügt euch und kommt glücklich wieder. Ich liebe dich von ganzem Herzen.

W. d. 1. Aug. 1804.

Goethe.


17/4942.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

sende hiebey einiges zurück.

Die Recension von No. 93 ist nicht zu schelten, aber die von 342 macht mir wenig Freude. Dieses guten Mannes Standpunkt ist nicht hoch, und darauf kommt doch alles an. Wie kann man sagen: »Sie (gewisse Schriften) würden reine Kunstwerke seyn, wenn sie es gesollt hätten«? Freylich sollten sie es, wenn es der Verfasser vermöchte, und so liegt das Unglück der didaktischen Halbgedichte keineswegs im Stoff, sonder darin, daß der Verfasser ihn nicht zu überwältigen weiß. Man weiß wirklich hier nicht, was man rathen soll. Man kann vieles in der Welt als gleichgültig ansehen, es ist aber doch auch fatal in solchen grundfalschen Maximen den Theil des Publicums, den der Recensent repräsentirt, zu bestärken.

No. 48 gefällt mir schon besser und ich sollte denken, man machte den Versuch mit ihm.

[176] Es ist ein Stück herausgekommen: Kurfürst Johann Friedrich, das ich als Theatervorsteher lesen mußte. Theilen Sie es niemand zu; ich will sehen, ob ich über dieses mittelmäßige Werk etwas lustiges sagen und Eingang machen kann, Ihnen künftig über den neuen Theaterwust hinauszuhelfen.

Die Platte zu der Majolica wird recht artig.

Professor Meyer besucht mich eben, als ich so weit dictirt hatte, und alles wird nach Abrede geschehen. Heut nicht mehr, als viele Empfehlungen an unsern Voß und die Seinigen.

Weimar den 1. August 1804.

Goethe.


17/4943.


An Christian Gottlob Voigt

Um gefällige Umänderung beykommenden Postscripts nach den Bleystiftbemerkungen am Rand bitte nunmehr gehorsamst, damit die Expedition an Ackermann abgehen könne.

NB. Die 18 Thaler, welche hier zugelegt werden, hatte Geh. Rath Loder schon dem vorigen Anatomiewärter aus seinem Beutel gegeben, eine Ausgabe, welche Herrn Ackermann unter den gegenwärtigen Umständen nicht zuzumuthen ist.

Weimar den 1. August 1804.

Goethe.[177]


17/4944.


An den Herzog August von Sachsen-Gotha

[Concept.]

Ew. Durchl.

haben dem Prof. Meyer, welcher vor kurzem das Glück hatte aufzuwarten, die Gnade erzeigt, daß er die, um Höchstdieselben versammelten Kunstschätze, zu seinen Absichten, bequem benutzen können. Diese einem mirso werthen Freunde erzeigte vorzügliche Gunst würde mich zu unterthänigstem Danke auffordern, wenn auch nicht daraus für mich selbst zunächst mancher Vortheil entspränge. Da aber unsere Studien und Thätigkeiten dergestalt verbunden sind, daß alles was dem einen nützt, den andern zugleich mit fördert, so habe ich jenes ihm wiederfahrene Gute als mir selbst geschehen anzusehen und halte für Pflicht meinen unterthänigsten Dank dafür um so mehr auszusprechen, als ich schon früher eine Gelegenheit zu ergreifen wünschte Ew. Durchl. um Fortsetzung der gnädigen Gesinnung zu bitten, womit Höchstdieselben mich von je her beglückt haben, so daß zugleich diejenige Gnade, welche ich von Ihro Höchstseligem Vater genossen, aufs neue bestätigt und der, durch seinen frühern Hinritt, erstandene schmerzliche Verlust gelindert und die von Höchstdenenselben glücklich angetretene Regierung auch mir als einem von Ihro ungehörigen erfreulich und segenreich werde.

[178] Der ich in Hoffnung bald persönlich aufwarten zu dürfen mich verehrend unterzeichne.

Weimar am 3. August 1804.


17/4945.


An Johann Martin Wagner

Die Nachricht, daß Sie glücklich in Rom angekommen sind, war mir sehr erfreulich, so wie ich Ihnen vielmals danke, daß Sie meinen Wunsch wegen einer Zeichnung haben erfüllen wollen. Möchten Sie dieselbe um ein Stäbchen rollen und, in Wachstuch wohl eingenäht, unter meiner Adresse dem Courier mitgeben. Personen, welche sich länger in Rom befinden, Werden Ihnen hierin mit Rath an Handen gehen.

Wenn Sie einige Zeit in Rom sind, so lassen Sie mich doch etwas näheres von Ihren Studien wissen, auch was Sie unter den neuen Gegenständen vorzüglich angezogen hat.

Wenn ich nicht irre, so kommt Herr von Humboldt manchmal auf kurze Zeit in die Stadt; versäumen Sie doch nicht darnach zu erkundigen und ihn bald aufzusuchen. Es wird mich immer freuen zu hören, daß Sie sich wohl befinden und vorwärts gehen.

Die Zeichnung des Polyphems werde ich, wenn sie zurückkommt als ein freundliches Andenken aufbewahren.

Weimar d. 4. August 1804.

Goethe.[179]


17/4946.


An Friedrich Schiller

Ihre Hand wieder zu sehen war mir höchst erfreulich. Über Ihren Unfall, den ich spät erfuhr, habe ich gemurrt und mich geärgert, so wie sich meine Schmerzen gewöhnlich auslassen. Sehr herzlich freue ich mich daß es besser geht. Halten Sie Sich nur ruhig in dieser heißen Zeit.

Von Zelter folgt hier ein Brief an mich und Sie. Es ist eine grundwackre und treffliche Natur, die unter Päpsten und Kardinälen, zu recht derber Zeit, hätte sollen gebohren werden. Wie jämmerlich ist es ihn, Auf diesem Sand, nach dem Elemente seines Ursprungs schnappen zu sehen.

Graf Geßler grüßen Sie auf's beste; wenn mir es möglich ist komme ich in der nächsten Woche hinüber.

Die Kotzeb. Recension betr. trete ich gern Ihrer Meynung bey. Wollten Sie Hofr. Eichstädt darnach berathen; so würde ja auch diese Ladung auslaufen können.

An dem Wohl der Ihrigen, der ältern und der neusten, nehme ich aufrichtig Antheil und wünsche uns bald wieder vereinigt zu sehen.

Fr. v. Wohlzogen viel Empfehlungen.

W. d. 5. Aug. 1804.

G.[180]


17/4947.


An den Prinzen August von Sachsen-Gotha

[Concept.]

Prof. Meyer, welcher mir die günstige Aufnahme erzählt, welche er bey Ew. Durchl. genossen, erinnert mich an die Pflicht Höchstdenenselben nach so langer Zeit einmal wieder ein Wort der Verehrung und Liebe zu schreiben.

Ich habe mich jederzeit sorgfältig bey allen Gothanern, um Ew. Durchl. Befinden erkundigt und mit Vergnügen vernommen, daß Ihre Heiterkeit, wie immer, diejenigen Übel überwiegt, denen man mehr oder weniger nicht ausweicht. Um von mir zu reden, so habe ich bisher in allerley unerwarteten und unerwünschten Thätigkeiten gelebt, und wie war manches in der Welt einen umgekehrten Gang nimmt, so häufen sich die Forderungen, die an uns geschehen, mit dem Alter, das uns ihnen genug zu thun unfähiger macht, anstatt daß wir in der Jugend aus Mangel an Einsicht und Verbindungen oft nicht wissen, wo wir mit unsern Kräften hin sollen. Erlauben mir Ew. Durchl. diese allgemeine Betrachtung anstatt der besondern, die sich mir beym Schreiben aufdringen, und vergönnen mir die Erzählung manches Erfreulichen und Unerfreulichen bis auf den Augenblick zu versparen, in welchem ich das Glück haben werde aufzuwarten, den zu beschleunigen mir jetzt eine wahre Angelegenheit ist. Unter manchen andern[181] Dingen beschäftigt mich gegenwärtig die Umarbeitung des Götz von Berlichingen, wobey ich mir wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt, als ein wahres Symbol der zeitlichen Ewigkeit vorkomme. Ohngefähr in sechs Wochen hoffe ich ihn spielen zu lassen und nach dreyßig Jahren von diesem wiedergebornen Mondkalb zum zweyten mal entbunden zu werden.ist es mir möglich, so halte ich meinen Kirchgang zu Ihnen; wenigstens will ich mich auf dieses Fest, wenn es mir auch nicht gewährt seyn sollte, zum Voraus freuen. Erhalten Sie mir ein gnädiges Andenken, empfehlen Sie mich dem verehrten Franckenbergischen Hause und bleiben meiner, obgleich oft stumm, doch ewig treuen Anhänglichkeit versichert.

Abgeschickt d. 6. Aug. 1804.


17/4948.


An Johann Christian von Mannlich

[Concept.]

Hochwohlgeborener

Insonders hochgeehrtester Herr

Die von Ew. Hochwohlgeb. an mich gebrachte Streitfrage läßt sich nach meiner und meiner hiesigen Freunde Überzeugung nicht so wohl entscheiden als vergleichen. Da nämlich Einerley Sache auf verschiedene Weise gethan, Ein Zweck auf verschiedene Weise erreicht werden kann; so möchten wohl, nach Beschaffenheit der Umstände, beyderley Arten eine Sammlung von Gemälden aufzustellen gar wohl zulässig und[182] diejenigen, welche Ew. Hochwohlgeb. erwählt, in gewissen Fällen der anderen vorzuziehen seyn.

Der Künstler mahlt eigentlich sein Bild nicht, daß es einer Gallerie aufgestellt werden soll; er mahlt es für einen Altar, für die Wand eines Saales, oder Zimmers, und denkt es, oft als isolirtes, immer aber als ein abgeschlossenes Ganze. Daher wäre nichts wünschenswerther als fürtreffliche Sachen allein, in ruhigen Zimmern, aufgehangen zu sehen. Weil aber hiezu, bey großen Besitzungen, ein ungeheurer Platz nöthig wäre; so ist es der Sache ganz gemäß, daß man das Vortreffliche zusammenbringe, indem die besten Meister, in ihren glücklichen Augenblicken, sich der höchsten Kunst nähern, wo die Individualität verschwindet und das was durchaus recht ist hevorgebracht wird.

Dem Liebhaber wird durch eine solche Einrichtung ein großer Genuß bereitet und dem Kenner Gelegenheit zu den interessantesten Vergleichungen gegeben. Findet man noch außerdem, durch eine Reihe von Bildern die mehr ein Streben bezeichnen als ein Gelingen darstellen, zur andern Art von Vergleichung, welche man die Historische nennen kann, gleichfalls Gelegenheit; so bleibt, wie uns dünkt, nichts zu wünschen übrig und das Publikum hat eine solche Einrichtung wohl dankbar zu erkennen. Dieses ist im allgemeinen unsere Überzeugung, welche weiter ausgeführt in der Jenaischen allgemeinen Litteraturzeitung öffentlich erscheinen[183] könnte, wenn Ew. Hochwohlgeb. nach geendigtem Druck mir die Katalogen übersenden wollten. Wobey uns besonders angenehm seyn soll zu Ew. Hochwohlgeb. Beruhigung, nach unserm besten Wissen und Gewissen, das mögliche beyzutragen.

Der ich mit vorzüglicher Hochachtung zu unterzeichnen die Ehre habe

Ew Hochwohlgeb

Weimar

ganz gehorsamster Diener

d. 6. Aug. 1804.

J W v Goethe


Nachschrift

Erlauben mir Dieselben zugleich eine kleine, auf Kunst sich beziehende Bitte. Ich bin, bey Gelegenheit der Übersetzung und Bearbeitung des Cellini, auf die kleineren plastischen Werke der neuern Kunst aufmerksam geworden und habe, um zu einem Anschauen der Verdienste manches Künstlers zu gelangen, eine Sammlung von bronzenen, gegoßnen und geschlagnen Medaillen angelegt, welche sich von der Hälfte des 15. Jahrhunderts bis auf die neuen Zeiten erstreckt. Da ich besonders bemerken können, daß in den Pfälzischen Häusern sehr merkwürdige und kunstreiche Medaillen gegossen und geprägt worden, so nehme die Freyheit bey Ew. Hochwohlgeb. anzufragen: ob mir Dieselben vielleicht einiges davon verschaffen könnten, so wie vielleicht in München, wegen der Nähe von Italien, manches alte Stück auf Päpste, Cardinäle, Fürsten und verdiente Leute, besonders des 15. und 16. Jahrhunderts, gegossen und geprägt befindlich seyn könnte, welches der Besitzer einzelner Stücke dem Liebhaber um ein billiges überließe, besonders weil dieses eine Art von Kunstwerken ist, die man von dem historischen Standpuncte aus zu betrachten hat, da kaum etwas darunter vorkommt, das man unbedingt[184] fürtrefflich nennen könnte. Daß ich nur bronzene oder kupferne Exemplare wünsche, erhellt aus dem obigen.

Abgesendet d. 6. Aug. 1804.


17/4949.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Von der Ankunft unsers jungen Freundes hoffe ich das Beste, der sich eine Veränderung als was unmögliches denkt.

Darf ich bitten beyliegendem Codex die Nummern der Recensenten anfügen zu lassen, damit bey meiner nächsten Abwesenheit in Jena ich mich geschwinder orientire.

Noch einiges liegt bey, anders hoffe bald zu bringen.

Alles Gute wünschend.

Weimar d. 7. Aug. 1804.

Goethe.

Bitte um die Bodische Recension, da er selbst noch etwas daran zu thun gedenkt.


17/4950.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey eine Anweisung, wogegen Herr Bartholomä 25 rh. auszahlen wird, wovon die Fracht und das Porto zu bestreiten und fürstl. Commission zu berechnen wäre.

[185] Keine neue Bücher sind indessen anzuschaffen, auch vorerst die Allgem. deutsche Bibliothek nicht fortzusetzen weil möglichst Ersparniß zu wünschen. Eben so wäre auch ohne Vorwissen und Genehmigung fürstl. Commission nichts einzubinden; über welche Punckte nächstens mündlich mehr.

W. d. 7. Aug. 1804.

G.


17/4951.


An Charlotte von Stein

Möchten Sie sich wohl, verehrte Freundinn, erkundigen ob wir Morgen unsre gnädige Fürstinn in der kleinen Versammlung zu sehen hoffen dürfen? Werden Sie und Frau v. Schardt mich durch Ihre Gegenwart erfreuen? Kämen vielleicht Helvigs?

Alles bleibe Ihnen anheimgestellt! Ich werde mich bereit finden lassen.

Nach Herrn v. Aretin Gedächtniß Recept ist schon geschrieben.

W. d. 8. Aug. 1804.

G.


17/4952.


An Carl Friedrich Zelter

Für die baldige Übersendung des Liedchens danke ich zum allerschönsten, und will nun etwas näheres wegen des Chors zu Götz sagen. Es wird eigentlich[186] zur Trauung von Maria und Sickingen gefunden. Der einfache Kirchzug geschieht mit Gesang übers Theater, eine Orgel kann man recht gut von weitem hören, und da die Capelle zunächst ist, so hört man auch den Gesang fort, indessen außen eine Scene vorgeht. Sie werden daher die Güte haben etwa Worte aus einem Psalm zu wählen. Der Charakter ist, wie Sie bemerken, feyerlich und sanft, ins Traurige ziehend, wegen der Umstände, und die folgende Scene vorbereitend, wo die eben erst Getrauten vom Götz gleichsam fortgetrieben werden. Alles wohl überlegt, so haben Sie völlig recht, daß acht Minuten zu lang ist; wir wollen uns mit vieren begnügen, welche auszufüllen völlig in meiner Gewalt steht.

Wegen des Tabacks kann ich folgendes melden:

Er war allerdings von unserer gnädigen und gütigen Fürstin, der Herzogin Mutter, welche diese Schachtel in Neapel hatte geschenkt bekommen und diesen Schatz lange Zeit aufbewahrt hatte. Wo also eine gleiche herzunehmen? wäre eine schwer zu beantwortende Frage. Nun kommt es darauf an, ob sich etwa ein ähnlicher irgendwo entdecken läßt. Hie und da möchte wohl noch etwas dergleichen in den Garderoben unserer hohen Gönner zu finden seyn, an Erkundigung soll es nicht fehlen und sobald sich etwas zeigt, soll es übersendet werden. Es wird mir eine große Freude seyn, wenn ich Ihnen wieder eine Provision verschaffen kann.

[187] Die Melodie des Ständchens ist sehr angenehm und paßt freylich besser auf mein Lied, als mein Lied auf die Reichardtische sehr lobenswürdige Melodie paßt, wofür Ihnen also der schönste Dank gebracht seyn soll.

Das Liedchen für Georg ist ganz zweckmäßig ohne Instrumental Musik. Wir wollen sehen wie sich das Knäblein herauszieht.

Ich verlange sehr diesen umgearbeiteten Götz außer mir zu sehen. Ich wäre schon lange damit fertig, wenn mich nicht seine Länge incommodirt hätte; denn indem ich das Stück theatralischer machen wollte, so wurde es eher länger als kürzer; das Zerstreute wurde zwar gesammelt, aber das Vorübergehende wurde beharrlich; es wird immer noch nahe an vier Stunden spielen. Sollte es in Berlin gegeben werden, so bitte ich Sie gar sehr mir gleich von dem ersten Eindruck zu schreiben, den es auf Sie macht; denn Außer der Exposition der ersten anderthalb Acte, welche fast ganz geblieben sind, ist das Stück durchaus decomponirt und recomponirt.

Grüßen Sie mir Ihre liebe Frau und danken Sie Ihr für den Antheil an meinen Söhnen und Töchtern. Leider steht es mit der Fortsetzung der natürlichen Tochter noch im weiten Felde. Ja ich bin sogar manchmal versucht den ersten Theil zu eigentlich theatralischen Zwecken zu zerstören und aus dem Ganzen der erst intendirten 3 Theile ein einziges[188] Stück zu machen. Freylich würden die Situationen, die nach der ersten Anlage vielleicht zu sehr ausgefürt sind, nunmehr allzu skizzenhaft erscheinen. Leben Sie wohl und verzeihen heute ein confuses Geschreibe.

W. d. 8. Aug. 1804.

G.


17/4953.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Hierbey die mitgetheilten Recensionen.

No. 342. Macht seine Sachen in den mittleren Region recht gut.

No. 298. Bessert sich, so scheint mir's, im Styl. Es ist freylich keine geringe Aufgabe diese abstrusen Materien leicht und licht zu behandeln.

Über Bernhardi's Brief nächstens.

Heute über acht Tage hoffe ich bey Ihnen zu seyn.

Weimar d. 11. Aug. 1804.

Goethe.


17/4954.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Möchten Ew. Wohlgeb. mir das Verzeichniß der Recensenten zuschicken?

Jena d. 14. August 1804.

Goethe.[189]


17/4955.


An Jacob Fidelis Ackermann

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. erhalten anbey:

1. Eine Copie des gnädigsten Rescripts worin Serenissimus das künftige Verhältniß eines anatomischen Museums festsetzen.

2. Das Verzeichniß der Ew. Wohlgeb. am 4. Juli dieses Jahrs übergebenen Präparaten von fürstl. Commission unterzeichnet.

3. Copie des gnädigsten Rescripts wegen der künftigen Befolgung des Anatomiewärters und denen dazu verwilligten Naturalien.

4. Nervenzeichnung des Angesichts auf Pappe.

5. Andre dergleichen auf Papier.

6. Neun Blätter Zeichnungen der Gehörpräparate. Das übrige zu mündlicher Erörterung vorbehaltend.

Jena d. 14. Aug. 1804.

Ew. Wohlgeb.


17/4956.


An Johann Heinrich Voß

Da ich mich heute früh schon entfernen muß; so nehme ich schrifftlich Abschied, wünsche glückliche und fröhliche Reise und gleiche Wiederkehr von Herzen.

Jena d. 15. Aug. 1804.

G.[190]


17/4957.


An Charlotte von Stein

Darf ich Sie heute erwarten und die kleine Freundinn? Ich habe einiges artig aus fremden Landen mitzutheilen.

Käme vielleicht Durchl. die Prinzess und Frl. Knebel? Ich würde Sie bitten das einzuleiten. Auch folgen Zeitungen, die ich nach vollbrachtem Lesen an Prof. Meyer zu senden bitte. Morgen dencke ich nach Lauchstedt zu gehen.

W. d. 16. Aug. 1804.

G.


17/4958.


An den Herzog Franz von Coburg-Saalfeld

[Concept.]

Mit aller Bereitwilligkeit habe ich den jungen Mann, der mich durch Überbringung Ew. Durchl. gnädigsten Schreibens beglückte, schuldigermassen aufgenommen, und werde, sobald ich mich mit seinen Fähigkeiten und Talenten bekannt mache, ihm gern zu seinen Zwecken beyräthig seyn. Er findet hier manche gute Gelegenheit sich bis auf einen gewissen Grad auszubilden und sich zu der höhern Kunst vorzubereiten, wobey es denn hauptsächlich darauf ankommt, wie viel Zeit er auf ernste Studien wenden kann. Möge das was der junge Oettel hier profitirt, von der Art seyn, daß Ew. Durchl. höchste Zufriedenheit[191] dadurch erzweckt wird, wozu ich, um Ew. Durchl. gnädigstes Vertrauen schuldigst zu verehren, was an mir liegt, gern mit Eifer beyzutragen hoffe.

d. 16. Aug. 1804.


17/4959.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ehe ich nach Lauchstädt abgehe, lasse ich Beykommendes für den morgenden Botentag zurück.

Professor Meyer wird die Illumination der Kupfer besorgen.

Hiebey folgt:

1. Kunstnachrichten von Petersburg. Wenn Sie diesen Platz gönnen wollen, so ist weiter nichts dagegen einzuwenden. Freylich sieht man in eine unendliche Leere und Insufficienz hinein. Doch wo ist es besser!

2. Recension von Schwarz kann wohl gehen. Es ist ein verständiger Empiriker, der das a priori zu schätzen weiß und wieder recht gut fühlt, wo es nicht eingreift.

3. Recension von Landvoigt möchte hingehen. Er trifft freylich den Nagel nicht auf den Kopf; ist ein sinniger Liebhaber der Kunst, aber kein Kunstverständiger, deswegen er drum herum geht, ohne recht anzugreifen. Er giebt in dem gegenwärtigen Fall weder vom Gedicht, noch vom Dichter ein anschaulich Bild,[192] welches doch so leicht gewesen wäre. Baggesens fratzenhaftes Talent ist gar nicht schwer zu beurtheilen.

4. Recension von 373 – etwas lang, aber sehr gut. Da dieses naturphilosophische Eisen einmal heiß ist, so können wir zufrieden seyn einen Schmied gefunden zu haben, der gut draufschlägt. In Bezug auf eine solche Recension kann er sich künftig kurz fassen.

5. Der Brief von Johannes Müller hat mich gefreut; ich werde ihm ehstens schreiben.

6. Beyliegendes Blatt von Herrn Dr. Schelle bitte gelegentlich nach Leipzig abgehen zu lassen.

Sobald ich von Lauchstädt zurück bin, habe ich das Vergnügen Sie wiederzusehen.

Weimar d. 17. Aug. 1804.

Goethe.


17/4960.


An Johann Peter Langer

[Anfang September.]

Hochwohlgebohrner

Insonders Hochgeehrtester Herr.

Manchmal treffen so sonderbare Umstände zusammen, daß man mit dem besten Willen nicht zu seinem Zwecke gelangen kann. In einem solchen Falle habe ich mich wegen des Gemähldes Ihres Herrn Sohnes befunden, welches noch recht gerne bey mir aufbewahren will, weil ich nicht im mindesten zweifle,[193] daß es, besonders um den sehr billigen Preis, seinen Liebhaber finden werde, wovon ich je eher je lieber Nachricht zu geben wünsche. Bleiben Ew. Hochwohlgeb. überzeugt, daß ich an dem wachsenden Talent Ihres Herrn Sohnes lebhaften Antheil nehme und von seiner neuern Arbeit bald etwas zu sehen hoffe.


17/4961.


An Friedrich Schiller

Hier eine sonderbare, fast möcht ich sagen traurige Lectüre. Wenn man nicht soviele falsche Tendenzen gehabt hätte und noch hätte, mit halbem Bewußtseyn; so begriffe man nicht wie die Menschen so wunderliches Zeug machen könnten. Ich hoffe Sie heut zu sehen.

d. 10. Sept. 1804.

G.


17/4962.


An Friedrich August Wolf

Aus dem mannigfachen Drang der Geschäfte und Beschäftigungen sehe ich mit Heiterkeit zurück auf die schönen Tage die ich mit Ihnen verlebt und wünsche nichts mehr als daß ein ähnliches mir bald in meinem Hause werden möge.

Hier der Zelterische Aufsatz und ein kleines Verzeichniß von Büchern, das in einer nahen Hallischen Aucktion durch irgend jemand zu besorgen bitte.

[194] Mehreres nächstens, sobald der Götz auf die Breter gebracht. Viele Empfehlungen und Minchen von uns allen.

W. d. 10. Sept. 1804.

G.


17/4963.


An Carl Friedrich Zelter

Heute nur das Wort daß mir Ihre Symphonie sehr angenehm seyn soll. Das Stück fängt mit der Herbergs Scene an. Ich stecke im Probiren. Alles ginge gut, nur fürcht ich mich vor der Länge. Sobald es gespielt ist erhalten Sie Nachricht und dann bereden wir uns wegen der Zwischenackte. Tausend Lebe wohl und Danck für Ihren Herz und Sinn stärckenden Brief.

W. d. 10. Sept. 1804.

G.


17/4964.


An Severin Graf Potocki

[Concept.]

P. P.

Aus beyliegenden Papieren werden Ew. Excell. geneigt ersehen, wie Herr Hauptmann Pilger in Gießen zur Professur der Vieharzneykunst, ingleichen Herr von Leuvarden, gegenwärtig zu Göttingen, zum Professor der Staatswissenschaft empfohlen worden.

[195] Was Ew. Exzellenz deßhalb zu beschließen und anzuordnen geruhen, werde sogleich schuldigst zu besorgen ohnermangeln.

Mich mit besonderer Verehrung unterzeichnend. pp.

Weimar am 13. Sept. 1804.


17/4965.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Die Theilnahme des Herrn Bernhardi an unserm Institute ist von solcher Bedeutung, daß ich sehr wünsche, man möchte sich auch über den gegenwärtigen Fall vereinigen. Ich theile nur im Allgemeinen und wie die Stunde mich drängt, aus dem Stegreif meine Gedanken mit.

Jeder Dichter baut sein Werk aus Elementen zusammen, die freylich der Eine organischer zu verflechten vermag, als der Andere, doch kommt es auch viel auf den Beschauer an, von welcher Maxime dieser ausgeht. Ist er zur Trennung geneigt, so zerstört er mehr oder weniger die Einheit, welche der Künstler zu erringen strebt; mag er lieber verbinden, so hilft er dem Künstler nach und vollendet gleichsam dessen Absicht.

Man kann in Raphaelischen Frescogemälden zeigen, wie sie theilweise ausgeführt worden, wie die Arbeit dem Künstler einen Tag besser gelang, als den andern; dazu muß man aber das Bild ganz nah untersuchen,[196] und jedes Bild will doch aus einiger Ferne genossen seyn.

Wenn gewisse mechanische Behandlungsweise, wie Kupferstiche und Mosaik, in der Nähe vor dem Auge sich in ihre technische Atome zerlegen, so fallen die höchsten Kunstwerke, Odyssee und Ilias, vor dem Scharfblick eines trennenden Kritikers auseinander. Ja, wer wird läugnen, daß selbst Sophokles manchmal seine Purpurgewänder mit weißem Zwirn zusammengenäht habe.

Das alles soll nur soviel andeuten, daß der Dichter, besonders der moderne, der lebende, Anspruch an die Neigung des Lesers, des Beurtheilers machen und voraussetzen darf, daß man constructiv mit ihm verfahre und nicht durch eine disjunctive Methode ein zartes, vielleicht schwaches Gewebe zerreiße oder den etwa schon vorhandenen Riß vergrößere.

Herr Bernhardi scheint die Härte seiner trefflichen Bemerkungen selbst zu fühlen, indem er sagt: manches scheint hier hart, weil das individuell bindende Princip nicht ausführen kann, weil die Verhältniße fehlen zur absoluten Kunst etc.; ferner: bey dem edlen Dichter erscheint Disharmonie als irdische Bedingung einer schönen Natur, als Menschliche Schwäche einer edlen Seele, als negatives Glied eines schönen Gegensatzes.

Könnte Herr Bernhardi bey Beurtheilung der Werke unseres Freundes von diesen lebendigen und[197] belebende Principien ausgehn, könnte er bey der Behandlung mit billiger Milde verfahren, so brauchte nichts von den Gesinnungen und Überzeugungen verschwiegen zu werden und das Resultat müßte dem Dichter, seinen Freunden und dem Publicum höchst erwünscht seyn.

Noch eins! Bey strenger Prüfung meines eignen und fremden Ganges im Leben und Kunst fand ich oft, daß das, was man mit Recht ein falsches Streben nennen kann, für das Individuum ein ganz unentbehrlicher Umweg zum Ziele sey. Jede Rückkehr vom Irrthum bildet mächtig den Menschen im einzelnen und Ganzen aus, so daß man wohl begreifen kann, wie dem Herzensforscher ein reuiger Sünder lieber seyn kann, als neunundneunzig Gerechte. Ja, man strebt oft mit Bewußtseyn zu einem scheinbar falschen Ziel, wie der Fährmann gegen den Fluß arbeitet, da ihm doch nur darum zu thun ist gerade auf dem entgegengesetzten Ufer anzulanden.

Wie man endlich unserm Dichter durchaus die Lieblichkeit absprechen könne, will mir nicht zu Sinne. Sollte nicht z.B. im Wallenstein sich das Verhältniß zwischen Max und Thekla und was daher entspringt in hoher, wünschenswerther Anmuth darstellen?

Freylich müßte es erst recht erfreulich und belehrend seyn, sich mit einem Mann wie Herrn Bernhardi über unsere literarische Angelegenheiten mündlich ausführlich zu unterhalten; alsdann würde das, was in[198] aphoristische schriftliche Wechselerklärung streng, hart und einseitig erscheint, sich bald in lebhafte Schätzung der unbedingten Kunst und in milde Würdigung des bedingten dichterischen Individuums auflösen.

Jena den 15. September 1804.

G.


17/4966.


An Robert Langer

Erst heute den 18. erhalte ich Ihre angenehme Sendung und wünsche nur, daß dieser mein Dank Sie noch in Ihrer Vaterstadt antreffen möge.

Mit sehr viel Freude habe ich das Zeugniß Ihres immer wachsenden Talentes und geneigten Andenkens erhalten. Sie erlauben uns, daß wir, so wie früher, also auch dießmal unsere Gedanken öffentlich mittheilen.

Wie sehr wünsche ich Ihnen Glück, daß Sie in dieser schönen Jahrszeit nach Italien abreisen! Möchten Sie gesund dort ankommen und sich recht lange der großen Vortheile bedienen, welche ein Aufenthalt daselbst anbietet, bey so trefflicher Vorbereitung kann es Ihnen an dem besten Succeß nicht fehlen. Lassen Sie mich von dort her manchmal erfahren wie Sie leben. Empfehlen Sie mich vor Ihrer Abreise Ihrem Herrn Vater recht vielmals, so wie bey Ihrer Ankunft in Rom dem Herrn von Humboldt,[199] und bleiben meines fortdauernden lebhaften Antheils versichert!

Weimar am 18. Sept. 1804.

Goethe.


17/4967.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Bey vorliegender Recension ist kein Bedenken; sie kann vielmehr als wohlgefällig angesehen werden.

Weimar den 19. September 1804.

Goethe.


17/4968.


An Johann Friedrich Cotta

Die überschickten Taschenbücher haben mich als Zeugnisse Ihres Andenkens besonders erfreut; auch sind sie von der Art, daß Ihnen der Beyfall des Publicums nicht fehlen kann.

Die Winckelmannischen Briefe sind gedruckt, die Kunstgeschichte ist unter der Presse. Die Vollendung des Ganzen wird sich bis nach Michaelis verziehen, wodurch aber das Werk nur gewinnen kann. Herr Professor Wolf in Halle interessirt sich für die Sache und wird mich in den Stand setzen Winckelmann auch seinen philologischen Verdiensten nach zu schildern.

Von der neuen Bearbeitung des Götz von Berlichingen lege ich einen Zettel bey. Es war mancherley zu thun, die heutige Aufführung zu Stande zu bringen.

[200] Indessen denke ich, soll er sich eine Weile auf dem Theater halten.

Die hervorstehende Ankunft unseres Erbprinzen und seiner Gemahlin Hoheit giebt auch viel zu denken und zu schaffen. Darüber wollen wir aber unsere übrige Pflichten und unsere auswärtigen Freunde nicht vergessen.

Der ich mich bestens empfehle.

Weimar am 22. Sept. 1804.

Goethe.


Noch ein Wort.

Es ist Ihnen wohl kein großes Opfer wenn Sie mir noch einige complete Exemplare der Propyläen, so wie des Cellini abgeben. Sie haben die Gefälligkeit etwa Ihrem Leipziger Commissionair deshalb Auftrag zu geben.

G.


17/4969.


An Carl Friedrich Zelter

Durch Herrn Levi sende abermals eine Portion Spaniol; unsere theure Herzogin Amalia übergab mir denselben, mit vielen Grüßen an Sie. Ich wünsche, daß er so gut seyn möge wie der vorige und daß es mir gelingt Ihnen mehr zu schicken.

Der Götz ist gespielt, ich sende hier den bunten Zettel. Herr Levi übernimmt Ihnen von dem Stück und der Aufführung zu erzählen. Ich würde es selbst[201] gut heißen, wenn es nicht übermäßig lang wäre. Die nächsten Male laß ich es theilweise spielen und dann wird sich finden, welche einzelne Partien das Publicum am liebsten missen will, die mögen dann heraus bleiben.

Herr Levi wird Ihnen sagen, daß Ihr Chorgesang sich gar schön und liebenswürdig ausgenommen und den bedeutenden Augenblick recht zweckmäßig hervorgehoben habe. Auch einen Bogen unserer dießjährigen Kunstausstellung liegt bey. Nächstens mehr, lassen Sie ja bald von sich hören.

Weimar am 24. September 1804.

Goethe.


17/4970.


An Wilhelm Carl Friedrich Succow

Mit dem lebhaftestem Danke habe ich zu erkennen, wenn die naturforschende Gesellschaft mir die Ehre erzeigt, mich zu ihrem Präsidenten zu erwählen. Da mir aber hiebey neue Obliegenheit zuwachsen, so wünschte ich, ehe ich mich im Stande befinde, diese ehrenvolle Pflicht zu übernehmen, von der Verfassung, wie von der gegenwärtigen Lage der Societät und ihren fernern Absichten und Vorsätzen unterrichtet zu seyn. Möchten Ew. Wohlgeb. bey meiner nächsten Anwesenheit in Jena mir hierüber die nöthigen Aufschlüsse geben, so würde ich alsdann mit Zeit und Kräften zu Rathe gehen und noch den Zwecken der[202] Gesellschaft einen Entschluß zu fassen im Stande seyn. Ist es mir möglich, an dem Feste vom 30. Januar Theil zu nehmen, so würde ich es mit Vergnügen thun und mit Rührung das Andenken eines Mannes feyern, der von den Wissenschaften und von seinen Freunden zu früh geschieden ist.

Weimar den 26. Septbr. 1804.

Goethe.


17/4971.


An Friedrich Schiller

Hier auf Ihre gestrige Anregung ein Aufsatz! mögen Sie ihn gefällig durchdencken und mir mit Ihrem guten Rathe beystehen!

d. 2. Octbr. 1804.

G.


17/4972.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

hoffte diese vergangenen Tage entweder hier zu sehen oder in Jena zu besuchen; da mir beydes nicht geglückt, so will ich nunmehr schriftlich Verschiedenes mittheilen.

1. Die wiederholte Bemühungen von Huber sind alles Dankes werth. Wollten Sie nun die Güte haben die Recension von Tancred und Mahomet, wie er es wünscht, zuerst drucken zu lassen; die andere kann gelegentlich nachfolgen.

[203] 2. No. 436 ist eine gute Acquisition, ein Mann, der das unendlich Kleine des botanischen Wissens recht gut zu kennen scheint und dem es auch an Übersicht des Ganzen nicht fehlen mag, soviel sich aus diesem ersten Specimen urtheilen läßt.

3. No. 374 scheint kein Hexenmeister, die Recension aber, dächt' ich, könnte neben mancher dieses Faches gar wohl bestehen.

4. No. 220 ist und bleibt ein unendlicher Salbader.

5. Auf Windischmanns Recension bin ich sehr neugierig.

6. Hierbey auch Reinholds Brief zurück. Es ist recht lustig, daß wir diese Herren durch ihre Verehrer dergestalt ängstigen, daß sie lieber in die Hände ihrer Feinde fallen möchten. Das giebt uns vielleicht im nächsten Jahre Gelegenheit unsere Maxime zu ändern und den Herrn Philosophen, statt einer darstellenden, eine polemische Arena zu eröffnen.

7. Die würdige Verfasserin der Charlotte Corday hätte besser gethan sich ein warmes Unterröckchen für den Winter zu stricken, als sich mit dem Drama zu befassen. Ich würde rathen es etwa an Schaumann zu geben, der kein unbarmherziger Recensent ist.

8. Eine kurze Anzeige von dem dritten Bande der Reichardtischen Briefe erhalten Sie nächstens von mir.

Mich bestens empfehlend.

Weimar den 3. October.

Goethe.[204]


17/4972a.


An Franz Kirms

Da Lohmann manches für sich anzuführen hat, das Ew. Wohlgeb. selbst bekannt ist; so dächte ich gewährte man seine Bitte, damit er nicht er nicht allein unerhört bleibe.

W. d. 9 Octbr 1804.

G.[82]


17/4973.


An Nikolaus Meyer

Wilhelm Tell erscheint nach meinem Versprechen hier sogleich, ich wünsche, daß mir der Buchhandel nicht zuvorkömmt. Dieses fürtreffliche Werk, am dem Sie große Freude haben werden, sollte, nach meinen Absichten, in jenen Gegenden zuerst in Ihren Händen seyn.

Götz von Berlichingen ist nun auch gegeben und ich kann hoffen, daß er in seiner jetzigen Gestalt sich auf dem deutschen Theater ausbreiten werde.

Schreiben Sie mir doch, wie es mit dem dramatischen Wesen in Bremen aussieht und ob Sie noch Lust behalten noch manchmal etwas dafür zu thun. Theilen Sie mir mit was Sie, zu öffentlichen oder Privatzwecken, entweder selbst oder durch Gleichgesinnte, leisten.

Ihr Herr Bruder war sehr freundlich, mir von dem sonderbaren Lippischen Mineral, dessen Entstehung man dem Blitze zuschreibt, einige bedeutende Stücke zu übersenden. Ich danke Ihnen, daß Sie meines Wunsches gegen ihn haben erwähnen wollen, und werde ihm für die Erfüllung desselben selbst danken.

Die übersendeten Gemählde sind glücklich angekommen und haben unsere Theilnahme erregt; darf ich aber aufrichtig seyn, so muß ich sagen: ich wünschte, es wäre nur Eins, und der wackre geistreiche Künstler,[205] der so brav mit seinem Pinsel herumzuspringen weiß, hätte sich mit einer genialischen Sorgfalt zusammen genommen, um einen kleinen Raum mit ächtem Kunstwerth zu füllen, wie es schon gewißermaßen bey dem kleinsten Bilde geschehen ist. Wer so viel vermag sollte die Leinwand, die er vor sich nimmt, als einen heiligen Raum ansehen. Das geistreiche Skizziren betrübt uns, indem es uns in Erstaunen setzt.

Was unsere kleinen Abrechnungen betrifft, so haben Sie doch die Güte uns darüber mit wenigen Worten zu belehren. Wir haben einige 50 Thlr. (die Quittung ist mir nicht gleich zur Hand) nach Tannroda bezahlt. Bemerken Sie mir doch was dadurch saldirt ist, und was wir Ihnen noch schuldig sind. Können Sie mir vor dem Frost noch von gutem alten Franzwein etwas überschicken, so werde ich es dankbar erkennen. Sollte überhaupt von unserer Seite irgend eine Antwort stocken, so sparen Sie einen Brief nicht, um etwa anzufragen und die Sache ins Gleis zu bringen. Sie wissen, daß es bey uns lebhaft hergeht und ein Interesse das andere jagt, so daß manchmal Monate hingehen, bis ein behaglicher Augenblick sich findet, um einem abwesenden Freunde ein behagliches Wort zu sagen.

Demohngeachtet bleiben Sie überzeugt, daß Vater, Mutter und Sohn Ihrer oft mit wahrer Theilnehmung gedenken und daß es immer ein Fest ist, wenn etwas von Ihnen ankömmt. Versäumen Sie[206] nicht uns diesen Winter auch Zeichen Ihres Andenkens zu geben, wir wollen dagegen auch von dem neuen Leben, das uns durch das Fürstliche junge Ehepaar gebracht wird, möglichst mitzutheilen suchen.

Leben Sie recht wohl und nehmen lebhafte Grüße von uns allen.

Weimar den 10. Oct. 1804.

Goethe.[207]


17/4973a.


An Amtsrath H. W. Meyer

Sie haben, werthester Herr Meyer, mir eine besondere Gefälligkeit erzeigt, durch die Übersendung einiger schöner Stücke des Minerals, dessen Entstehung man dem Blitze zuschreibt, ich verfehle nicht, meinen besten Dank deshalb zu entrichten. Können Sie Ihre Bekannten in jener Gegend zu weiteren Untersuchungen auffordern, könnte man erfahren, ob das Phänomen öfter vorkommt, könnte Sie mir von dem Lippischen, oder auch von dem Osnabrückschen, gleichen oder ähnlichen[82] Stücken, ferner Einiges verschaffen, so würden Sie meine Dankbarkeit verdoppeln und mir Gelegenheit geben, nähere Untersuchungen und Betrachtungen über diese Naturgegenstände anzustellen. Dagegen würde es mir sehr angenehm seyn, wenn ich in unseren Gegenden etwas dienstlich erwiedern könnte.

Der ich recht wohl zu leben wünsche

Weimar, am 10. Oktober 1804.

Goethe.[83]


17/4973b.


An Johann Christian von Mannlich

Hochwohlgebohrner

Insonders Hochzuehrender Herr!

Eine Antwort auf die Anfrage des gefälligen Correspondenten zu Rom habe auf einem besondern Blättchen verfaßt, damit solches ohne weitere Beschwerde dorthin abschickt werden könne.

Was Ew. Hochwohlgeb. mir von Bayerischen und Pfälzischen Medaillen auch nur in Zinn verschaffen können soll mich zu besonderer Dankbarkeit verpflichten, so wie mir besonders angenehm seyn wird bald etwas von Ihren Bemühungen zu Verbreitung der Kunst und des Geschmacks näher zu sehen und zu betrachten.

Der ich mich mit besonderer Hochachtung die Ehre habe zu unterzeichnen

Ew. Hochwohlgeb.

ganz gehorsamsten Diener

Weimar am 10. October 1804.

J. W. v. Goethe.[21]


17/4973c.


An Johann Christian von Mannlich

Ew. Hochwohlgeb.

ersuche Dero gefälligen Correspondenten in Rom die Erzählung zugehen zu lassen: daß auch die kleineren bronzenen Schüsselchen und Medaillen, auch alle nur einseitig gegossen, runden, ovalen und viereckten kleinen Basrelieffe, welche von frühen Zeiten an in Florenz und Rom verfertigt wurden, für meine Rechnung um billige können angeschafft werden.

Da ich in solchen Falle der Werth blos von der Liebhaberey abhängt, so ist eine unbedingte Commission für beyde Theile immer bedenklich. Ich wünschte daher daß der Römische Freund dergleichen Kunstwerke, welche freylich gut gegossen und gut erhalten seyn müßten, überhaupt für 10 bis 15 Zechinen anschaffte und solche, wohlgepackt, an Ew. Hochwohlgeb. versendete, mir beygefügten Preisen der einzelnen Stücke, damit man erführe wie hoch dergleichen Dinge dort gehalten würden und man, wegen fernerer Aufträge, nähere Entschließung fassen könnte.

Mit besonderem Dank wiederhole ich diese Bitte und empfehle mich zu geneigtem Andenken.

Weimar den 10. October 1804.

Goethe.[22]


17/4974.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Könnten Ew. Wohlgeb. mir auf kurze Zeit Hermann und Dorothea verschaffen, so geschähe mir ein besonderer Gefalle.

Mich bestens empfehlend.

Jena 22. October 1804.

Goethe.


17/4975.


An den Herzog Carl August

Aus den beygehefteten Papieren ist der Wunsch des Geheimen Hofrath Ackermann von Jena ersichtlich: daß das ehemalige Loderische Auditorium auf Herrschaftliche Kosten zu einem Ostension-Theater eingerichtet werden möge. Auf alle Fälle ist eine solche Anstalt höchst wünschenswerth, damit der Professor der Anatomie, dem eine solche Einrichtung in der Nähe abginge, nicht etwa veranlaßt werden möge,[207] die Präparate der Demonstration auf das Anatomische Theater holen zu lassen, wodurch denn manche Beschädigung sich ereignen könnte.

Da nun dem Geheimde Hofrath Ackermann, bey der gegenwärtigen Lage der Academie, wohl nicht zuzumuthen seyn möchte einen solchen Aufwand selbst zu machen, auch derselben bey seiner Thätigkeit alle Aufmunterung und Nachhülfe verdient, so wäre wohl bey Serenissimo unterthänigst hiermit anzufragen, ob Höchstdieselben erlauben wollen, daß man die gebetene Einrichtung träfe? Wobey jedoch zu bemerken ist, daß sich bey dem Anschlag allenfalls etwas ersparen ließe, von der andern Seite aber das Weißen des Zimmers und das Anstreichen des Holzwerks sich wieder nöthig machte. Wollten Höchstdieselben die runde Summe von 100 rh. dazu aufsetzen, so würde man wohl alles auf eine zwar bescheidne, doch schickliche Weise einrichten können.

Weimar am 28. October 1804.

Goethe.


17/4976.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Es that mir sehr leid Ew. Wohlgeb. gestern nicht zu sprechen und beyliegenden Brief persönlich zu überreichen. Bald nach unsern Feyerlichkeiten hoffe ich das Vergnügen Sie in Jena zu sehen, wenn Sie nicht früher geneigt sind uns zu besuchen.

[208] Haben Sie doch die Güte mir sagen zu lassen, ob nicht ein Band des European Magazine sich bey Ihnen befindet?

Der ich mich mit vorzüglicher Hochachtung bestens empfehle.

Weimar den 28. October 1804.

Goethe.


17/4977.


An Friedrich Schiller

Möchten Sie mir das Rochlitzische Stück, Lor. Stark, und die beyden andern wieder zukommen lassen; so würde ich für die Zukunft einiges überlegen und einleiten. Nächstens mündlich mehr.

d. 28. Octbr. 1804.

Goethe.


17/4978.


An Johann Friedrich Rochlitz

Das mir übersendete Stück ist zur rechten Zeit angekommen, verzeihen Ew. Wohlgeb., wenn ich deshalb nicht früher etwas meldete. Herr Hofrath von Schiller und ich haben es mit Aufmerksamkeit gelesen und wohl erwogen, treffen aber darin überein, daß wir solches auf unserm Theater zu geben nicht unternehmen möchten. Einen ersten Vorsatz, weitläufiger die Ursachen dieser Negative anzugeben, muß ich in gegenwärtiger Lage fahren lassen, da wir in Erwartung[209] unserer jungen gnädigsten Herrschaften auf mancherley Weise beschäftigt und gedrängt sind. Bleiben Sie überzeugt, daß ich an allem was Sie betrifft, recht lebhaften Antheil nehme und erhalten mir ein fortdauerndes Wohlwollen.

W. d. 28. Octbr. 1804.

Goethe.


17/4979.


An Carl Ludwig Fernow

Da Sie, mein werthester, nicht abgeneigt sind Ihre Carstens im Ganzen wegzugeben und Durchl. der Herzog einige Lust dazu gezeigt; so bitte um Ihre Bedingungen. Auch lege ich zu Erleichterung eines Verzeichnisses die Liste deren bey die sich auf der Ausstellung befinden, noch einige habe ich im Hause.

Mit dem Wunsch eines fröhlichen Tages.

d. 31. Octbr. 1804.

Goethe.


17/4980.


An Friedrich Schiller

Ich möchte Sie nicht stören, und doch erfahren wie die Geschäfte stehen und gehen? Sagen Sie mir ein Wort und ob man Morgen zusammen käme?

d. 5. Nov. 1804.

G.[210]


17/4981.


An Carl Friedrich Zelter

Gleich nach der ersten Vorstellung des Götz von Berlichingen ging Herr Levi von uns ab, ein junger Mann, den ich in Lauchstädt kennen gelernt. Ich gab ihm eine verklebte Schachtel von jenem berühmten Spaniol mit und versprach Ihnen von der Aufführung des Stücks möglichst Rechenschaft zu geben. Da ich aber die Zeit über von Ihnen gar nichts gehört, so fürchte ich fast, er ist länger unterwegs geblieben als er sich vorgesetzt und wohl gar noch nicht in Berlin angekommen.

Darf ich Sie wohl hierüber um einige gefällige Nachrichten bitten; das ist unter mancherley Anliegen dasjenigen, welches ich heute allein vorbringen kann.

Wir erwarten unser junges hohes Paar und da giebt es mancherley zu besorgen.

Noch eins. Möchten Sie mir wohl die Partitur von Ihrem Wohl auf Cameraden zuschicken. Ich finde sie nicht, eben da sie für diesen Winter einstudirt werden und den alten Gassenhauer vertreiben soll. Den besten Gruß von mir und Schiller.

Weimar am 5. Nov. 1804.

Goethe.[211]


17/4982.


An Wilhelm Carl Friedrich Succow

Wohlgeborner

Insonders hochgeehrtester Herr!

In diesen Tagen hoffte ich nach Jena zu kommen, mit Ew. Wohlgeb. noch manches zu conversiren und die von der naturforschenden Gesellschaft übertragene Präsidenten Stelle ausdrücklicher und förmlicher, als es bisher geschehen, mit Dank zu übernehmen.

Ich wünsche, das in mich gesetzte Vertrauen dergestalt erwiedern zu können, daß die allgemeinen wissenschaftlichen Zwecke sowohl, als die besondern einer ansehnlichen Societät dadurch möglichst gefördert werden. Zu meiner eignen Belehrung wird diese neue Verbindung nicht wenig beytragen, wie ich mir denn zu dem Anlaß, Ew. Wohlgeb. und die würdigen Herren Directoren, denen ich mich bestens empfehle, öfters zu sehen, Glück wünsche. Der ich mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne.

Weimar den 5. November 1804.

Goethe.


17/4983.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Die drey zurückfolgenden Recensionen sind lobenswürdig, leider die Neesische etwas lang. Doch freylich reicht ein kurzer Faden nicht zu, um sich aus diesen[212] Labyrinthen herauswickeln. Künftig wird man sich in bezug auf solche Ausführungen kürzer fassen.

Herr Spazier ist wirklich ein mekwürdiges Subject. Möchten Sie wohl Beyliegendes unter den Strich drucken? Es ist aus einem Briefe von Humboldt. Übrigens hoffe ich nächstens Raum zu finden aus dieser Correspondenz manches zu diesem Zweck auszuziehen.

Soviel für heute mit vielen Empfehlungen an Herrn Voß und herzlichen Wünschen für Ihr Wohlbefinden.

Weimar am 7. Nov. 1804.

G.


Beyliegende Anzeige haben Sie ja wohl die Güte abdrucken zu lassen?


17/4984.


An den Prinzen August von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[7. November.]

Man soll doch niemals hoffen, daß nach einem vollendeten Geschäft eine Epoche der Ruhe eintreten werde, wo man in eine gewisse Freyheit übergehen und sich einen guten Tag machen könne. Selbst nach der ersten Aufführung hat mich Götz noch eine Zeitlang beschäftigt; das Stück war noch zu lang, wie Ihnen wohl auch durch Augen- und Ohrenzeugen wird zugekommen seyn, und es mußte also daran noch eine Operation versucht werden, welches erst nach[213] der zweyten Aufführung geschehen konnte. So gingen vierzehn Tage vorüber und nun traten sogleich die Vorbereitungen ein mannigfaltiger Festlichkeiten zum Empfang des jungen Paars. Da denn hiebey nach löblicher Sitte alles bis zuletzt verschoben war, so gab es mancherley zu bedenken und zu thun, welches, je näher die Epoche heranrückt, sich eher vermehrt als vermindert. Ich bin also abermals für diese Zeit ausgeschlossen Ihnen, bester Fürst, und meinen übrigen gnädigsten Gönnern in Gotha in dieser Zeit aufzuwarten, weshalb ich um Entschuldigung auf das lebhafteste bitte und auf nichts lebhaftester hoffe als auf eine Zeit, in der ich mich persönlich wieder einmal überzeugen kann, daß Sie, verehrter Fürst, Ihre Huld und Gnade noch wie in vorigen Zeiten über mich walten lassen.[214]


17/4984a.


An Carl Adolph Schultze

Euer Wohlgeboren

ersuche ich gar sehr, die vor die Ehrenpforte geschlagenen Bretter wegnehmen zu lassen. Wenn auch durch den Zudrang des Volkes inwendig etwas verdorben werde sollte, so schadet's nichts. Es wird durch die angebrauchte Vorsorge entstellt. Allenfalls könnte man irgend einen Taglöhner hinpostiren, der einigermaßen Acht hätte. Sonst ist ja Alles recht schön und zu Höchster Zufriedenheit gerathen und abgegangen.

Weimar, 7. November 1804.

Goethe.[83]


17/4985.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Mit unserm lieben Professor Voß bin ich einig geworden Beyliegendes als eine Antwort auf die Astische Erklärung vorzuschlagen. Finden Ew. Wohlgeb. etwas dabey zu erinnern, so wünschen wir es zu vernehmen. Lassen Sie uns ja womöglich zu verhindern, daß der Riß zwischen zwey verdienten jungen Leuten, die in einem Felde sich bemühen, nicht unheilbar werde.

[214] Herr von Humboldt hat mir nur unter Bedingung der Verschweigung seines Namens die Erlaubniß gegeben von Stellen seiner Briefe Gebrauch zu machen.

Nächstens hoffe meine Schulden abzutragen, am sehnlichsten aber wünsche ich bald wieder einige stille Tage in Jena in Ihrer Nähe zu verleben.

Der Fürst Bischof von Oldenburg, sagt man, treffe heut bey uns ein; sobald ich es erfahre, laß' ich es wissen. Mag der theure Voß bey mir vorlieb nehmen, so findet er wenigstens ein ruhiger Stübchen, als im Wirtshaus.

Die besten Grüße!

Weimar den 14. November 1804.

Goethe.


17/4986.


An Nikolaus Meyer

Für die Nachricht, die schönen Naturalien betreffend, danke ich zum besten, ob ich gleich von dem Anerbieten gegenwärtig Gebrauch zu machen nicht im Falle bin. Das Jenaische Cabinet richtet gegenwärtig seine ganze Aufmerksamkeit auf Mineralogie und besitzt schon manches von den angebotenen Dingen, und was mich selbst betrifft, so möchte ich mein Haus nicht noch voller pfropfen als schon geschehen ist.

Ihre gütigen Sendungen sind glücklich angekommen, wenn wir auch gleich nicht alles angezeigt haben. Professor Lenz dankt vielmal für den Torf, so wie die[215] Naturalien Augusten viel Freude gemacht haben. Der bronzirte Abguß des Indianischen Götzenbildes ist recht gut gerathen. Es ist sehr angenehm, daß auf diese Weise die Mittheilung eines Kunstproductes möglich wird.

Die zweyte Sendung der Menkischen Gemählde und Zeichnungen ist gleichfalls wohlbehalten angekommen, so wie auch die kleinen Radirungen. Durchaus bemerkt man ein schönes Talent, das sich aber meist nur allzusehr dem Impuls und dem Zufall überläßt.

Es fehlt diesen Arbeiten nicht an Geschmack und Eleganz, aber auch bey diesen Gegenständen ließe sich eine strengere wohl und in ernsteres Bestreben nach dem Bedeutenden erwarten, so wie man auch in diesem Genre eine fleißige Ausführung nicht entbehren mag. Freylich fehlt es diesem geschickten Mann an einer bessern Umgebung. Lebte er in Italien, so würde die Natur an sein schönes Naturell ganz andere Forderungen machen. Schließlich danke nur noch für die Bricken und den Wein, welche glücklich angekommen sind. Lassen Sie uns bald unsere Schuld erfahren. Wenn unsere Feyerlichkeiten vorüber sind, erfahren Sie mehr. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 15. Nov. 1804.

Goethe.[216]


17/4986a.


An Johann Christian von Mannlich

Hochwohlgebohrner

insonders hochgeehrtester Herr,

Die gestochnen Blätter nach Raphael sind glücklich angekommen und ihr Verdienst wird nächstens in der Jen. allg. Litt. Zeitung anerkannt werden. Auch habe ich die kupferne Medaille erhalten, welche mir viel Vergnügen gemacht haben. Es waren an der Zahl zwölfe, alle bedeutend und nur zweye darunter die ich schon besaß und auch diese waren bessere Exemplare. Dancken Sie daher dem römischen Freunde in meinem Nahmen recht sehr. Auch der Preis ist billig. Nach diesem Verhältniß, das duzzend bedeutende wohl konservirter bronzener Medaillen werde immer gern[138] 3 Zechinen zahlen. Erlauben Sie daß ich diese kleine Schuld notire und sie bey der nächsten Sendung abtrage, wie ich denn auch mich Porto oder sonstigen Auslagen nicht zu verschonen bitte. Alles erstatte mir Danck und unterzeichne mich mit vollkommenster Hochachtung

Ew. Hochwohlgeb.

ganz gehorsamster

Diener

Weimar d. 20 Nov. 1804.

J. W. v. Goethe.[139]


17/4987.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

kennen, wie ich höre, einen Studirenden, der nicht alle Farben unterscheidet. Dürft' ich um seinen Namen und sein Quartier bitten?

Den 20. November 1804.

Goethe.


17/4988.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Die hier zurückkommende Recension des Reilischen Werks ist interessant genug. Freylich dringt sie mit Animosität Auf die schwachen Seiten dieser Schrift, läßt dem Guten wenig Gerechtigkeit widerfahren und schließt auf eine sehr tückische Weise. Gerade im Gegentheil hat unser Recensent mit angenehmer und liebevoller Manier die Sache behandelt und doch auch nichts, was zu erinnern war, außer Acht gelassen.

Den Aufsatz über die Gallische Schädellehre finde vorzüglich gut; wer wird aber die über diese Materie herausgekommenen Schriften recensiren, wenn es dieser Verfasser nicht selbst thut? dem es am leichtesten werden würde, weil hier nun schon eine Ansicht der Gallischen Leistung vorhanden ist und fernerhin das Verhältniß seiner Gönner oder Widersacher zu ihm selbst darzulegen wäre, wie es bey den französischen[217] Schriften schon glücklich geschehen; denn freylich ist die Arbeit von 275 mit dieser nicht zu vergleichen.

Auch folgen die Briefe von 373 wieder zurück. Ich freue mich, daß Sie es mit diesem wackern Mann so gut zu lenken wissen; denn wenn er nach und nach seine Recension ins Engere zu ziehen bewogen wird, so werden wir an ihm einen so brauchbaren, als vorzüglichen Mitarbeiter besitzen.

Die Recension von dem Weberischen Wilhelm Tell will mir nicht behagen, wenigstens müßte man die Überschätzung des Kunstverdienstes der Kupfer etwas herabstimmen; es deutet gar zu sehr auf einen Fremdling im Fache der bildenden Kunst. Ich behalte sie deswegen noch zurück.

Die beyden andern Briefe sind sehr angenehm. Ich werde bey Gelegenheit beyden Männern ein Wort des Dankes und der Theilnahme an ihrem Wesen und Wirken zu schreiben nicht verfehlen.

Leider ist der nächste Sonntag noch ein zu kurzer Termin für mich, als daß ich von Ihrer gefälligen Einladung, wie ich sehr wünschte, erfreulichen Gebrauch machen könnte. Ich werde leider nur in Gedanken bey Ihrem Feste gegenwärtig seyn und wünsche mir sodann Anfang Decembers gutes Wetter, um eine ruhige und frohe Zeit bey Ihnen zuzubringen.

Unserm theuren Voß die besten Grüße.

Den 21. November 1804.

G.[218]


17/4989.


An Carl Joseph Hieronymus Windischmann

Die mit Ungeduld erwarteten Ideen zur Physik sind nunmehr angelangt, ich sage dafür den besten Danck und hoffe zunächst auf einige ruhige Winterabende um mir den Gehalt dieses Wercks zuzueignen. Die mir früher bekannte Übersetzung des Timäus habe ich mit ihren Zugaben wiederhohlt gelesen und mich schon dabey gleicher und ähnlicher Gesinnung gefreut. Wie angenehm muß es mir seyn, wenn dasjenige was ich im einzelnen Schauen, im Ahnden und Hoffen lange für wahr gehalten, nun auch im allgemeinen An- und Überschauen gültig bleibt.

Fände sich Gelegenheit mich dem Andencken Ihres vortrefflichen Herrn und Meisters zu empfehlen; so bitte sich nicht zu versäumen. So wie ich wünsche daß es Ihnen gefällig seyn möge an unserm jenaischen Litterarischen Institut, lebhaft theilnehmend mitzuwirken.

Weimar d. 23. Nov. 1804.

Goethe.


17/4990.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Beykommendes ist vergangenen Mittwoch liegen geblieben; ich füge noch einiges hinzu mit wiederholtem Bedauern, daß ich morgen an Ihrem Feste nicht theilnehmen kann.

[219] Die Anzeige wegen unserer Ausstellung bitte gefällig einrücken zu lassen.

Die Ideen zur Physik von Windischmann habe vom Verfasser erhalten. Ich erinnere mich nicht mehr, wem Sie es zur Recension geben wollten; es bedarf eines tüchtigen, in dem neustplatonischen Wesen wohlbewanderten Mannes.

Es sind vierstimmige Lieder zur geselligen Freude angezeigt, bey Fiedlern zu haben; wollten Sie mir wohl solche übersenden und ins Debet schreiben?

Wir haben auf der weimarischen Bibliothek einen Anfang gemacht Chirographa von bedeutenden Männern alter und neuer Zeit zu sammeln; wollten Sie uns aus Ihrem reichen Vorrathe von Correspondenz nicht hiezu auch einigen Beytrag liefern? Irgend ein Brief, allenfalls auch nur eine Namensunterschrift mit Ort und Datum würde schon hinreichend seyn.

Es ist eine neue Ausgabe von Montsaucon angekündigt auf Subscription oder Pränumeration, man hat aber das Zeitungsblatt oder Journal vergessen, wo diese Ankündigung zu finden; vielleicht können Sie mir Nachricht davon geben.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und viele Grüße an Herrn Voß auszurichten bitte.

Weimar den 24. November 1804.

Goethe.[220]


17/4991.


An Carl Friedrich Zelter

Es war mir sehr angenehm zu hören, daß die Ungeschicklichkeit des Herrn Levi. von der mir wirklich etwas ahndet, Sie nicht um den trefflichen Spaniol gebracht hat. Dieses Product wird eigentlich in dem District von Lecce im Tarentinischen verfertigt, und ich will sehen ob es nicht möglich ist, durch Herrn von Humboldt etwas von dorther zu erhalten. Indessen hat er, welchen ich zweymal übersendet, den großen Vorzug, daß er schon über 14 Jahr alt ist: denn so lang wird er schon in Deutschland aufbewahrt. Auch habe ich Spur von einem solchen Schatz, der noch irgendwo vergraben liegt. Kann ich ihn beschwören, so sollen Sie ihn auch erhalten; indessen bitte haushältisch mit dem Vorrathe umzugehen.

Gegen Ihre Beschreibung des Bildes von Judas Ischariot erhalten Sie, auf dem nächsten Blatt, die Beschreibung eines alten Bildes, das uns leider verloren gegangen ist, dem von Ihnen beschriebenen e Diametro entgegengesetzt. Um die dabey zudringenden Reflexionen abzukürzen, zeichne ich auf der Rückseite ein Schema, wie wir neustens Philosophen uns bildlich und kürzlich gegen einander auszudrücken pflegen. Ich bin überzeugt,[221] daß es Ihnen klar wie die Sonne entgegen leuchten wird.

1804

Alles Gute.

d. 24. Nov. 1804.

G.


[Beilage.]

Meles und Kritheis.

Fabel.

Die Quellnymphe Kritheis liebt den Flußgott Meles, aus den beyden, ionischen Ursprungs, wird Homer geboren.


Bild.

Meles, im frühen Jünglingsalter vorgestellt. Von seiner Quelle, deren Auslauf ins Meer man zugleich sieht, trinkt die Nymphe ohne Durst, sie schöpft das Wasser und scheint mit der rieselnden Quelle zu schwätzen, indem ihr liebevolle Thränen herabfließen.

Der Fluß aber liebt sie wieder und freut sich dieses zärtlichen Opfers.

[222] Die Hauptschöne des Bildes ist in der Figur des Meles. Er ruht auf Krokos, Lotos und Hyacinthen, blumenliebend, der Jugend gemäß. Er zeigt eine jugendliche und weiche Gestalt, aber ausgebildet, man möchte sagen, seine Augen können auf etwas poetisches.

Wodurch er sich aber am anmuthigsten erweist, ist, daß er nicht heftiges Wasser ausströmt, sondern, indem er mit einer Hand über die Oberfläche der Erde hinfährt, läßt er das sanftquellende Wasser durch die Finger rauschen, so daß es ein Wasser zu seyn scheint, geschickt Liebesträume hervorzubringen.

Aber kein Traum ist's Kritheis! Deine stillen Wünsche sind nicht vergebens. Bald werden sich die Wellen bäumen und, unter ihrem grün purpurnen Gewölbe, dich und den Gott liebebegünstigend verbergen.

Wie schön das Mädchen ist, wie zart ihre Gestalt und ganz ionisch! Schaumhaftigkeit ziert die Bildung und gerade diese Röthe ist hinlänglich für die Wangen.

Das Haar ist unter dem Ohr gebunden und mit purpurner Binde geschmückt. Sie schaut aber so süß und einfach, daß auch die Thränen das Sanfte nicht verändern. Schöner ist der Hals, weil er nicht geschmückt ist, und wenn wir die Hände betrachten, finden wir weiche lange Finger, so weiß als der Vorderarm, der unter dem weißen Kleid noch weißer erscheint. So zeigt sich auch in wohlgebildeter Busen.

[223] Was aber haben die Musen hier zu schaffen? An der Quelle des Meles sind sie nicht fremd; denn schon führten sie, in Bienengestalt, die Flotte atheniensischer Colonien hierher.

Wenn sie aber gegenwärtig hier leichte Tänze führen, so erscheinen sie als freudige Parzen, die einstehende Geburt Homers zu feyern.


17/4992.


An Charlotte von Stein

Hierbey, verehrte Freundinn, englische Miszellen und ein Gartenkalender der vielleicht Ihrem Herrn Sohn in Kochberg Freude macht. Mir dient er nicht, da ich mich für immer von der Erde im ökonomischen und ästhetischen Sinne losgesagt habe. Morgen hoffe ich Sie bey mir zu sehen, unsre gnädigsten Damen werden uns auch beglücken. Präsentirte wohl Ihr Schach den Herrschaften die Chocolade. Meine Leute sind eben ganz neu und ungeschickt. Den schönsten guten Abend.

W. d. 28. Nov. 1804.

G.[224]


17/4992a.


An N.N.

Rolle und Brief hat Überbringer richtig abgeliefert

W. d. 2 Dez. 1804.

Goethe.[83]


17/4993.


An Carl Friedrich Ernst Frommann

Das wieder zurückkommende frühere Manuscript, zum 19ten Bogen gehörig, bittet man nochmals[224] durchzugehen und die Veränderung im Druck einzuschalten.

W. d. 5. Dec. 1804.

Goethe.


17/4994.


An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

erhalten eine kleine Sendung, um deren Verzögerung ich Verzeihung bitte.

1. Die sehr vorzügliche Recension des Sophus No. 457 haben Sie alle Ursache warm zu halten.

2. Die Recension der Armida. Etwas zu umständlich, doch mag es hingehen, weil es auch gut ist, daß dieses fatale Genre mit Sorgfalt und Billigkeit geprüft werde. Ich würde rathen diesem Recensenten den Lacrymas, Pelegrin und dergleichen, wenn es noch nicht vergeben wäre, zuzuwenden. Doch haben wir noch dergleichen noch viel zu erwarten.

3. An dem Anfange der Recension von Kanne's Liedern hab' ich einiges verändert; das große Lob paßte nicht zu den Erinnerungen der Recension selbst.

4. Den philosophirenden Bienenfreund könnte man wohl passiren lassen. Er hat nach meiner Überzeugung in der Sache recht, nur das Barocke seiner Constructionen macht die Leute stutzen. Vielleicht sagte man einmal unterm Strich ein paar Worte über die Sache und brächte sie auf menschlichen Grund und Boden.[225]

5. Die Recension von Wilhelm Tell ist leider nicht zu brauchen. Ich wollte den Eigang verändern, aber das Urtheil geht durch das Ganze durch. Vielleicht nähme Delbrück dieses elende Opus noch mit und thäte es kurz ab.

6. Windischmanns Ideen zur Physik würde Steffens oder Schleiermacher anbieten, wenn vom ersten nur etwas zu hoffen wäre; der andre würde die Form, worauf es hier hauptsächlich ankommt, genugsam würdigen.

7. Wenn ich die Recensionen von Wagners Schriften, die zunächst erscheinen, nochmals werde gelesen haben, sage ich auch über dessen Brief meine Gedanken. Welchen Dünkel muß der Mann haben, der an Schelling nichts als Dünkel sieht! Wie schön hat dagegen Windischmann in seinen Ideen die letzten Verirrungen Schellings nicht relevirt, sondern mit tiefer Einsicht zurechtgelegt und mit zarter Hand ausgeglichen.

8. Werneburgen wird schwer zu helfen seyn. Sollte Stahl das Werk nicht übernehmen? Werneburg ist gewiß nicht ohne Verdienst, es stickt aber in so wunderlichen Schlacken, daß sich wohl schwerlich jemand findet, der es scheiden möchte.

9. Folgen einige Regierungsblätter.

10. Um Bezifferung des dritten Bandes bitte zum schönsten.

11. Das Programm ist in voller Arbeit und soll auch Ihre übrigen Wünsche zu befriedigen bald Rath werden.

[226] 12. Für die Greife, die gut um sich gegriffen haben, danken Sie Freund Voß aufs beste.

Gruß und Heil!

Den 12. December 1804.

G.


Das Kupfer zum Programm wäre wohl diesmal hier zu drucken?[227]


17/4994a.


An Christian August Vulpius?

Gegen eilf Uhr wird sich

Benjamin Wagner

bey Ihnen melden der sich zum Schreiben erboten hat. Machen Sie einen Versuch mit ihm und lassen ihn von den Zetteln welche in den Nominal Catalog inserirt werden sollen einige Bogen abschreiben. Sehen Sie wie er sich benimmt und was er auch in Absicht auf Zeit leistet, und berichten Sie alsdann.

W. d. 12 Dec. 1804.

Goethe.[23]


17/4995.


An Carl Friedrich Zelter

Hier der verlangte Brief. Nächstens werde manches mittheilen das Ihnen Vergnügen machen wird.

Die Partitur des Reuterlieds habe aus den Stimmen herstellen lassen. Bemühen Sie Sich deshalb nicht weiter damit. Tausend Lebewohl.

d. 13. Dez. 1804.

G.


17/4996.


An Carl Friedrich Zelter

Sie erhalten den verlangten Brief, den ich mir gelegentlich wieder erbitte. Ich glaube wohl, daß Judas Ischarioth in Berlin wenig Glück gemacht hat. Man muß ein Sonntagskind seyn, wenn man das Verdienst eines solchen Gegenstandes gewahr werden will. Dagegen findet sich in dem Verzeichniß der Berliner Ausstellung manche Seite, ja manches[227] Blatt, worauf geschrieben stehet, was auf dem Gemählde nicht zu sehen ist und nicht zu sehen seyn kann.

Daß ich nicht an Ihren Vorlesungen Theil zu nehmen im Stande bin, thut mir sehr leid. Zwar ist es meiner Natur gemäß an einem kleinen Orte zu leben; aber das schlimmste ist, daß man da fast nichts zu genießen hat, als was man sich selbst auftischt, da man an großen Orten oft und bequem zu Gaste gehn kann.

Bey Gelegenheit des zu Gaste Gehens fällt mir ein irdisch Bedürfniß ein, das Sie recht gut befriedigen können. Schicken Sie mir doch mit dem Postwagen einen halben Scheffel ächte märkische Rübchen, nur lassen Sie solche gut emballiren, damit sie nicht gleich von der Kälte leiden. Dagegen sende ich nächstens wieder einige griechische Früchte, die den großen Vorzug haben, daß sie Leib und Seele zugleich erquicken. Tausend lebe wohl.

W. d. 16. Dez. 1804.

J. W. v. Goethe.


17/4997.


An Charlotte von Stein

Dancke zum schönsten für Ihr liebreiches Andencken. Diesmal habe ich mir von der Kranckheit geholfen, daß ich mich gleich für kranck gab.

[228] Leider kann ich mich aber Morgen noch nicht des Anblicks meiner gnädigen Gönnerinnen und Freundinnen erfreuen. Über acht Tage hoffe ich soll alles wieder im gleichen seyn. Das Buch behalten Sie ja noch bey sich und versuchen hie und da zu lesen.

Die Anrede an Physiker am Ende wird Ihnen gewiß auch, wenigstens stellenweise, einen schönen Genuß geben.

Den freundlichsten guten Abend.

d. 19. Dez. 1804.

G.


17/4998.


An Friedrich Schiller

Verzeihen Sie bester wenn ich noch nicht auf das bewußte antworte. In meinem Kopfe siehts noch gar wüst aus.

Nur muß ich melden daß die Minerva Belletri angekommen ist und ganz verwundert aussieht das Christfest mitfeyern zu sollen. Alles gute.

d. 20. Dez. 1804.

G.


17/4999.


An Friedrich Schiller

Mit einer Anfrage, wie Sie sich befinden, will ich über unsere Angelegenheit nur einiges sagen, damit Sie vorläufig erfahren, wie es steht. Die Hälfte der[229] Übersetzung glaube ich in der Mitte Januars, die andre Hälfte zu Ende abliefern zu können. Mit dem was dabey zu sagen wäre sieht es schon etwas weitschichtiger aus. Anfangs geht man ins Wasser und glaubt, man wolle wohl durchwaten, bis es immer tiefer wird und man sich zum schwimmen genöthigt sieht. Die Bombe dieses Gesprächs platzt gerade in der Mitte der französischen Literatur und man muß sich recht zusammennehmen, um zu zeigen, wie und was sie trifft. Überdieß lebt Palissot noch im 74sten Jahre, wenn er nicht vergangenes Jahr gestorben ist; um so mehr muß man sich hüten keine Blößen zu geben.

Auch ist manche kritische Bestimmung innerhalb des Dialogs schwerer als ich anfangs dachte. Das Stück, die Philosophen, erscheint darin als ein erst kurz gegebenes und es ward den 20. May 1760 zum erstenmal in Paris gespielt. Der alte Rameau lebte noch. Dieß setzte die Epoche wenigstens vor 1764, wo er starb. Nun wird aber der trois siecles de la Literature françoise gedacht, die erst 1772 herausgekommen sind. Man müßte also annehmen, daß der Dialog früher geschrieben und nachher wieder aufgefrischt worden sey, wodurch solche Anachronismen wohl entstehen können. Bis man aber in solche Dingen etwas ausspricht, muß man sich überall umsehen. Wann also diese Zugaben fertig werden könnte, ist schwerer zu berechnen, da ich auch vor Ostern die[230] Schilderung Winckelmanns liefern muß, die doch auch nicht aus dem Stegereif gemacht werden kann. Welches alles ich zu gefälliger Betrachtung einstweilen habe melden sollen. Übrigens befinde ich mich ganz leidlich und nicht ganz unthätig. Der ich in Erwartung eines bessern ein Gleiches wünsche.

Den 21. December.

Goethe.


17/5000.


An Friedrich Schiller

[24. December.]

Gern hätte ich Sie heut besucht um Ihnen zu sagen, daß die Arbeit frisch fort geht, wenn ich mich nur an die Luft wagen dürfte. Über einige Bedenklichkeiten möchte ich mir Ihren Rath erbitten. Ich denke es wird sich alles machen lassen, nur dürfte vorläufig keine Anzeige ins Publicum. Wenn das Werk erscheinen soll so muß es unvorbereitet und unerwartet kommen, doch hievon mündlich.

Leben Sie heiter und thätig.

G.


17/5001.


An den Berliner Freundeskreis

[Ende 1804 oder Anfang 1805.]

Den Herrn Ehlers, der deutsche Lieder zur Guitarre zu singen versteht, empfehle ich allen Freunden eines herzerfreuenden Gesanges.[231]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 17, S. 227-232.
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