572. Der Mönch auf dem Schlosse zu Quedlinburg.669

[518] In Quedlinburg auf dem Schlosse ist früher ein Mönch viel umgegangen, der hat überall auf Ordnung gesehen und bald hier bald da das Hauswesen revidirt, aber Niemandem, der seine Pflicht gethan und ihm nicht in den Weg gekommen, hat er etwas zu Leide gethan. Ein alter Kuhhirt erzählt, wie sie einmal eine Viehmagd gehabt hätten, die habe immer früh Morgens die Augen voll Schlafs gehabt und hätte sich gar nicht recht ermuntern können, da habe er sie denn einmal, als sie zusammen in den Kuhstall gegangen, vorangehen lassen, und wie sie mit halb offenen Augen so hingetaumelt sei, habe sie eine Ohrfeige bekommen, daß ihr die Zähne gewackelt hätten. Da habe er ihr gesagt: »Siehst Du, thu die Augen auf, dann kommst Du dem Mönch nicht in den Weg.«

669

S. Kuhn und Schwarz S. 205.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 518.
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