158. Der Tumult in der Kirche zu Stendal.216

[146] Am Sonntag Oculi 1640, als eben der Pastor zu St. Marien in Stendal das Evangelium predigte, ist ein übel beleumundeter Bürger, der namentlich das sechste Gebot oft verletzt und in seiner letzten Krankheit sich gar selbst zu erschießen gesucht hatte, ganz von Pulver geschwärzt mit umgekehrtem Schafpelz in die Kirche gedrungen, ist bei dem Gotteskasten dem Prediger gegenüber niedergekniet und betete laut: Gott sei mir Sünder gnädig. Darüber hat sich der Geistliche so entsetzt, daß er sofort krank geworden und bald darauf gestorben ist. Darauf ist der Gottlose aus der Kirche und zur Stadt hinausgelaufen, aber bald nachher auf der Straße nach Tangermünde todt gefunden worden.

216

S. Anweisung zur Chronik von Stendal. Halle 1747. S. 53.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 146.
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