61. Die drei Boten Gottes.106

[76] Im Jahre 1557 ist einem Manne in der Marck nachfolgend Gesicht erschienen. Als er aus einem Walde gangen, hat er ein Kindlein auff einer Stauden sehen sitzen, welches Angesicht lieblich anzusehen gewesen, braunfärbig, mit einem weißen Hembdlein bekleidet vnd mit einem kahlen Kopffe, darauff es gar kein Haar gehabt. Diß Kindlein hat angefangen vnd zu ihm gesaget: Wo wiltu hin? thue deinen Spieß von Dir, denn wir wollen nicht fechten. Als er sich aber gefürchtet vnd für Schrecken nicht hat reden oder etwas sagen können, hat es jhm den Hut mit einem Stabe vom Haupte gestoßen vnd befohlen, etwas näher zu ihm zu treten, sintemal es weiter mit jhm zu reden hätte. Hat darauff gesagt: fürchte Dich nicht, denn ich wil Dir kein Leid thun, ich habe Dein lange gewartet, biß Du mir zu Henden kommen bist, vnd Du aber bist der, dem ich anzeigen wil, was ich thun vnd was ich der Welt verkündigen sol. Gott hat vnser drey außgesand in die Welt, daß wir der Welt verkündigen sollen folgende Dinge. 1. Daß die Wucherer von jhrem Wucher abstehen vnnd das Getreyde nicht so thewer verkäuffen. 2. Daß sich die Leute enthalten von jrem grewlichen Fluchen vnd Schweren, damit sie Gott im Himmel lästern. 3. Daß sich die Jugend sonderlich deß Fluchens enthalte. 4. Daß auch die Gewaltigen vnd Spitzhüte dauon abstehen. Auch hats gesagt, es were eine solche große Pestilentz vorhanden, daß der vierdte Mensch nicht würde lebendig bleiben. Item es würde nach dieser Zeit ein voll vnd reich Jahr kommen, aber wenig würden desselben gebrauchen. Weiter hats gesagt, der Mann solt Solches nachsagen vnd nicht verschweigen, hat jhm daneben gedrewet, wenn ers verschweigen würde, solte jhm wehe vnd bange werden, vnnd wenn er schon vber hundert Meilen von dannen were, wolte es nicht ferne von jhm seyn. Würde ers aber außbreiten, so würde ihm kein Arges, widerfahren. Auch hats gesagt, es wolte jhm wol ein Zeichen geben, aber es dürffte nicht. Doch hats ihm souiel gesagt, daß es ein Engel were.

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Nach Angelus a.a.O. S. 355.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 76.
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