883. Otto's des Schützen Andenken zu Spangenberg.

[764] (S. Winkelmann Bd. II. S. 270. VI. S. 328. Lyncker S. 206.)


Nachdem Otto der Schütz130 mit seiner Gemahlin der Prinzessin von Cleve in sein Vaterland zurückgekehrt war, gab ihm sein Vater, Heinrich der Eiserne, Spangenberg als Residenz, wo er seiner alten Neigung gemäß in den wildreichen Forsten, welche diese Stadt umgeben, dem Waidwerk oblag. Einst, als er auf den nahen Bromsberg zur Jagd geritten war und all zu eifrig ein flüchtiges Wild verfolgte, stürzte er vom Pferde und brach den Hals und seine Diener trugen ihn todt nach Hause. In einer Kammer des Schlosses zu Spangenberg, hinter dem sogenannten Kirchensaal, ziert ein altes mit verblichenen Farben übermaltes Relief die vordere Einfassung des Rauchfangs, der hier über einer Feuerstelle angebracht ist. Es stellt eine Jagd vor, der Jäger, unter dem man sich Otto zu denken hat, scheint eben im Begriff gewesen zu sein, den Wurfspieß einer vor ihm herspringenden Sau nachzuschleudern, als das Pferd auf die Kniee fällt und den Reiter kopfüber zu Boden schleudert.

Lange zeigte man noch zu Spangenberg die mit den Wappen von Cleve und Hessen bemalte Brautlade Elisabeth's, und Otto's Bogen von einer Walfischrippe, mit Schlangenhaut überzogen und mit Balken von Elfenbein, auch seine beiden Jagdtaschen, die später in die fürstliche Kunstkammer nach Cassel kamen. Ein Buchsbaumzweig, den er zu Cleve an seinen Hut gesteckt und in Spangenberg neben der Schloßmauer eingepflanzt hatte, war zum stattlichen Baume emporgewachsen. Landgraf Carl ließ ihn 1678, weil er verdorrt war, abhauen und aus dem Holze Büchsenschäfte machen. Jetzt steht dafür an der Mauer, wo er stand, eine steinerne Denktafel mit folgender Inschrift: »Anno 1353 ist durch Landgrave Otto Schuetzen dieser Buchsbaum gepflanzet und darunter Hat gestanden u. gegrunt dieses Orts 325 Jahr ist hoch gewachsen 12 Schu dick anderthalb Schue ist Ao. 1678 verdort abgehauen u. nach Cassel gebracht.«

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Nach den Chroniken starb er aber an Gift, welches ihm sein Feind Abt Heinrich VII. von Fulda hatte beibringen lassen. S.a. oben Bd. I. S. 696.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 764.
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