585. Der Name Heyligwald.

[567] (S. Hennenberger S. 157.)


Heyligwald ist ein kleines Wäldchen in Samaiten, hart an der Preußischen Grenze, darin standen schöne hohe Birken, darunter auch Kattich oder Wachholderbeerholz90 wächst, welches Holz die Samaiten noch jetzt für heilig[567] halten. Hier durfte man sonst nichts abhauen, damit die Götter, die darin wohnten, nicht verletzt würden, und dies geschah auch dann noch, als die Samaiten längst Christen waren.

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Hierüber berichtet J. Loccenius (Lib. I. Antiq. Sueo-Goth. c. 3) aus seiner eigenen Zeit Folgendes: »Vor sieben Jahren wollte ein Knecht in dem Kirchspiele Osterhanningen in Südermannland in Schweden nahe bei dem Gute Wendelsoo für seinen Herrn einen Wachholderbaum, der auf einem lustigen und runden Ort mit Bäumen verschiedener Art umgeben war, und seine Aeste schön ausbreitete, zum häuslichen Bedarf umhauen, da ist auf einmal eine Stimme gehört worden: Haue den Wachholderbaum nicht um.« Der Knecht meinte, einer seiner Kameraden habe die Worte aus Scherz gesprochen, sah sich allenthalben um und da er nichts sah, machte er sich wieder an den Baum. Als er aber die Axt aufhob und eben zuhauen wollte, hörte er dieselbe Stimme rufen: »Ich sage Dir, haue den Wachholderbaum nicht um!« Da erschrack der Knecht sehr, ließ den Baum stehen und hieb dagegen andere herumstehende Wachholderstauden ohne irgend ein Hinderniß um.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 567-568.
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