[64] Still und stark im hohen hoffen / heimlich und verborgen seyn:
sich nit rühren / wann der grund aller Erden wird beweget;
sein unüberwindlich-stark / wann sich jetzt die schwachheit leget;
Aller Welt gerüstes Kriegs-Volk überwinden ganz allein;
in geheimen Herzens-abgrund / bergen klaren warheit schein;
dulten / daß der boßheit Rauch Ehren-flammen niderschläget.
Daß / vor holde Rosenblüh / Tugendstrauch Haß-Dornen träget:
ist ein Himmlisch Herz gewürke / aber kein gemeine Pein.
HERR! hilff meiner schwachheit streiten; sie ist ohne dich ein Glas:
du bist ihres schildes bild; wer dich siht / wird starr erstäunet.
Giess' allüberwindungs safft / in diß schwach und Eyren Faß!
meiner schwachheit spinngeweb / wann es deine Krafft umzäunet /
kan die stärksten Wallfisch fangen. Meine blödheit irrt mich nicht:
sie ist ursach / daß der höchste durch mich etwas groß verricht.
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Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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