Ein Finanz-Gedicht

[273] Der Franke sinnt auf einen Streich.

Der Russe mehrt ein starkes Reich.

Ein Anlehn! Ein Anlehn!

Macht alles wieder gleich.


Der lange Friede Segen schafft,

Wir platzen fast vor innrer Kraft.

Ein Anlehn! Ein Anlehn

Verdünnt den Lebenssaft.


Bankbanus ist nicht unser Mann,

Wir nehmen einen andern an.

Ein Anlehn, ein Anlehn

Zeigt gleich, wieviel er kann.


Doch hält die Lehne länger nicht.

Wenn Bank und Fuß, der Zinsfuß bricht,

Lehn an, lehn!

Dann liegen wir und lehnen nicht.

Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 273.
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