[Ihr Blätter/ Wetterspiel/ ihr Vortrab frischer Früchte]

[82] Sie sind wohlbehaltens würdig/ und daher auch Wiederholens/ sagete hierauf Montano: Ich will aber auch diß Orts etwas schlechtes erwänen/ so es denen wehrten Anwesenden nicht mißbelieblich/ womit ich diesen Mittage Laub und Gras besungē. Wir wollen darüm noch gebeten haben/ versetzete Strephon. Hierauf sange Montano hiesiges:[82]


Ihr Blätter/ Wetterspiel/ ihr Vortrab frischer Früchte/1

Des Zephyrs Buhlgewächs/ ihr leichte Lentzenbruht/

Ihr macht/ daß unsre Ruh im Schattē prächtig ruht/

Wie solten wir dann nicht euch dichten ein Gedichte.

Der Zweige Zittern rauscht/ und weidet das Gesichte/

Von euch kömmt/ daß wir oft aufklären Sinn und Muht.

Nun Flora schütz euch fort für harter Hagels-Wut/

Es mache spätlich euch der Bläste Brast zu nichte/

Du aber/ fettes Gras/ Smaragden nahgesipt/

Du Blumenbunter Rokk der Wöchnerinn der Erden/

Wir zimmern ober dir oft unsrer Sorgen Sarg/

Die Heerden speisest du/ und bist uns nimmer karg.

Wohlan/ du müssest auch spat abgestreiffet werden/

Spat werde deine Zier vom Nordwind abgeknipt.

Fußnoten

1 Sonnet. Lobspruch/ Vber Laub unn Gras.


Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer/ Sigmund von Birken/ Johann Klaj: Pegnesisches Schäfergedicht. Tübingen 1966, S. 82-83.
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