|
[28] Aus der Offenbarung Joh. 7, 9. 13.
Nach der Stimme: Allein zu Dir, HERR Jesu Christ, usw.
1.
Schau hin, mein gantz entzucktes Hertz,
Dort in des Himmels Höhen!
Schau die, so gleich der SonnenKertz
Mit Gold begläntzet stehen.
Ihr Kleid ist hell und Silberweiß,
Sie geben GOTT Lob, Ehr und Preiß
Und tragen mit erfreuter Hand
Der Sieger Pfand,
Die Palmenzweig' im Himmelsland.
2.
Woher sie kommen, fragestu,
Und wer sie so bekleidet?
Es ist die Schaar, die sonder Ruh
Auf dieser Welte leidet.
Aus mancher Trübsal Threnenflut
Hat sie deß OpferLämmleins Blut
Errettet und gewaschen rein:
Der helle Schein
Wird ewig ihre Kleidung seyn.
3.
Nun sind sie freudig angelangt
Für ihres Gottes Throne,
Ein jeder gantz verkläret prangt
Und dienet Gottes Sohne.
Sie halten alle gute Wacht
In seinem Tempel Tag und Nacht.
Es wohnt an so verlangter Stell
Immanuel,
Die Freude der verklärten Seel.
4.
Das Elend in deß Lebens Stand
Ist nunmehr weggenommen:
Durst, Hunger und der Sonnen Brand
Kan nicht zu ihnen kommen.
Sie werden von dem Lamm gespeist,
Das ihnen Lebensquellen weist
Und wischt ab ihre Threnen Flut;
Deß Vatters Mut
Erfüllt sie mit dem Höchsten Gut.
5.
Lob, Ehre, Weißheit, Danck und Krafft
Sey unsrem GOTT gesungen,
Der seinen Heiligen Ruhe schafft,
Die ritterlich gerungen.
Von Ewigkeit zur Ewigkeit
Sey Gottes Lamm gebenedeyt.
Wir schauen Gottes Angesicht!
Deß Glaubens Liecht
Macht sehen, was man siehet nicht.
Buchempfehlung
Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.
68 Seiten, 4.80 Euro