»Lobet den Herrn, all ihr Werke des Herrn.«

[152] (Daniel 3.)


Die Lerche hoch in Lüften

Preist Dich mit süßer Stimme Klang;

Das Veilchen lobt mit Düften

Dich still sein ganzes Leben lang.


Das Meer geht hoch in Wogen

Und jauchzt Dir sein gewaltig Lied;

Dein siebenfarbner Bogen

Drob friedestrahlend niedersieht.


Es fliegt die kleine Imme

Und sammelt Wachs und süßen Seim,

Und ihres Summens Stimme

Preist Dich, trägt sie die Bürde heim.


Die Sonne sendet Gluthen

Und lobet Dich in Flammenpracht;

Das Fischlein in den Fluthen

Preist schwimmend, schwebend Deine Macht.
[153]

Dir zirpt die kleine Grille

Den immer gleichen leisen Klang;

Durch meiner Kammer Stille

Schwirrt froh ihr heis'rer Abendsang.


Dich preist der Stürme Sausen,

Des Wetters Strahl, des Donners Graus;

Dir streckt aus enger Klausen

Das Schnecklein froh die Hörner aus.


Des Mondes mildes Schimmern,

Des Schnee'es wunderklares Weiß,

Der Sternlein zuckend Flimmern:

Sie schimmern, flimmern Dir zum Preis.


Der Bäume grüne Kronen,

Sie strecken sich nach Dir, nach Dir,

Und Nachtigallen wohnen

In ihrer Hut und singen mir.


Es lehrt wohl süß're Weisen

Mich ihrer reinen Stimme Schall.

O lernt' auch ich Dich preisen,

O Herr, trotz Lerch' und Nachtigall!


Wiedenbrück, 1855.


Quelle:
Louise Hensel: Lieder. Paderborn 41879, S. 152-154.
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Lieder (Ausgabe von 1879)
Lieder: Ausgabe von 1879
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