Gruß dem Kindlein

[194] Lasset uns zur Krippe gehen,

Drin das Jesuskindlein ruht.

Laßt uns froh das Wunder sehen,

Das der Herr uns Menschen thut.


Lasset uns das Kindlein grüßen:

Zartes Kind! Gewalt'ger Held!

Sieh, wie unsre Thränen fließen –

Sei willkommen auf der Welt!


O, Du trägst in Deinen Händen

Alles, was uns Armen fehlt,

Und Du wirst die Knechtschaft enden,

Die seit Adam uns gequält.


Ja, Du willst uns ew'ges Leben,

Sel'ge Füll' und Herrlichkeit,

Ew'gen Frieden willst Du geben,

Rufst uns All' zur Seligkeit.
[195]

Und wir sollten Dich nicht hören,

Dich, Der uns so innig liebt?

Sollten selbst der Gnade wehren,

Die uns Dein Erbarmen giebt?


Nein, o nein! mein Erdenleben

Will ich Dir zum Opfer weihn.

All mein Denken, all mein Streben

Soll zu Deiner Ehre sein.


Immer will ich mit Dir ziehen,

Will allein auf Dich nur sehn,

Mit Dir nach Aegypten fliehen,

Mit Dir in den Tempel gehn.


Mit Dir in der Wildniß wandeln,

Willig gehn durch Kies und Sand,

Mit Dir kämpfen, leiden, handeln,

Mit Dir ziehn durch Stadt und Land.


Mit Dir weinen, mit Dir flehen,

Treu Dir sein in Noth und Tod,

Mit Dir selig auferstehen,

Mit Dir schweben auf zu Gott.


Berlin, 1818.


Quelle:
Louise Hensel: Lieder. Paderborn 41879, S. 194-196.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Lieder (Ausgabe von 1879)
Lieder: Ausgabe von 1879
Lieder aus dem Nachlaß