Eifersucht

Die Straße wird zu einem breiten Strich.

Die Häuser werden weiß wie eine Wand.

Die Sonne wird ein Mond. Und unbekannt,

Gleichgültig, fremd, ein jedes Angesicht.


Sie sehen aus wie Blätter von Papier,

Weiß, unbeschrieben. Aber hinten winkt.

Ein schlankes blaues Kleid, das fern versinkt

Und wieder auftaucht, und sich fern verliert.


Auf seinem Nacken sitzt die Eifersucht.

Ein altes Weib, gestiefelt. Einen Dorn

Bohrt in das Hirn sie ihm, und haut den Sporn

In ihres Reittiers weicher Flanken Bucht.

Quelle:
Georg Heym: Dichtungen und Schriften. Band 1, Hamburg; München 1964, S. 18,144.
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