Die Töchter der Gärtnerin

[122] Die eine füllt die großen Delfter Krüge,

Auf denen blaue Drachen sind und Vögel,

Mit einer lockern Garbe lichter Blüten:

Da ist Jasmin, da quellen reife Rosen

Und Dahlien und Nelken und Narzissen ...

Darüber tanzen hohe Margeriten

Und Fliederdolden wiegen sich und Schneeball

Und Halme nicken, Silberflaum und Rispen ...

Ein duftend Bacchanal ...

Die andre bricht mit blassen feinen Fingern

Langstielige und starre Orchideen,

Zwei oder drei für eine enge Vase ...

Aufragend mit den Farben die verklingen,

Mit langen Griffeln, seltsam und gewunden,

Mit Purpurfäden und mit grellen Tupfen,

Mit violetten, braunen Pantherflecken

Und lauernden, verführerischen Kelchen,

Die töten wollen ...

Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Band 1: Gedichte, Dramen, Frankfurt a.M. 1979, S. 122-123.
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