Scena II.

[35] Schmeckebier. Voland. Grimwalt. Wolrath.


SCHMECKEBIER.

Nu moth ick hyr ein wenig wachtn,

Vnde mith flyte darhen trachtn,

Dat ick den försten kryg tho wort,

Ick habb wol ehr dat sprickwort hort:

Dat by der Schmeed tho aller frist,

Am besten tho beschlagen ist.

VOLAND.

Wen sucht jhr hie mein guter Man?

SCHMECKEBIER.

Wold gern den Försten spreken an.

GRIMWALDT ridens.

Das werden sein gar wichtig sachn.

SCHMECKEBIER.

Myn Fründ, jdt ys my truwn neen lachn:

Gy Hoffdeener wethn nicht daruan,

Wat lyden moeth ein arm Buerman,

Gy leeuen steeds in goeden dagn.

GRIMWALT.

Ja wer euch Schelmn noch thet beklagn?

Man kan euch nicht triblirn genug:

Wann jhr fried habt ligt jhr im Krug

Seid Gottloß, roh, frech, keck vnd wilt.

VOLAND.

Ey Bruder, du redest zu milt,

Etlich sind from, Gottfürchtig, still.

GRIMWALT.

Warlich der find man heut nicht viel:

Trotz, mutwil, freuel, list, vntrew,

Vnd stoltz ist bey jhnen nicht new.

SCHMECKEBIER.

Kümpt tho Haue ein arm Buerman,

Auer den man will vnde kan,

De moeth hören spöttische wort,

Vam einem hyr, vam andern dorth.

Gy Deenre willn vns steeds vaxern,

Lathn yuw mehr düncken als de Heern.

Bringn yuw daermeed van deensten aff,

Geradn offtmahl an Beddelstaff,

Edder ydt wardt yuw jo so suer,

Als my vnd einem andern Buer.

VOLAND subridens.

Der sagt die warheit vns fein schlecht.[36]

GRIMWALD.

Es ist ein knol vnd Tülpel recht.

SCHMECKEBIER.

Menger vam andern quades secht,

De sülfst nicht goeds im boesem drecht.

Wehr ydt dy vor dynn Kop geschreeuen,

Wat du dyn dage heffst bedreeuen,

Du scholdest dy vaken bedenckn,

Einm andern syne Ehr nicht krenckn.

GRIMWALD verberaturus Rusticum.

Du loser Hautler, das maul halt.

VOLAND.

Slag nicht, sie komn: slag nicht Grimwald.

SCHMECKEBIER ad Volandum.

Myn goede Fründ, ick bidd gantz sehr,

Welck ys doch vnse gnedig Heer

Welck ys he doch? segt my ick bid.

VOLAND subridens.

Der ists der dort geht in der mitt.


Redit putativus ille Princeps e Sacello, Rusticus ei vult exhibere libellum supplicem, quem accipit Cancellarius.


WOLLRATH.

Kom hin vmb eins auffn nachmittag

Für die Cantzley: hörst was ich sag?

SCHMECKEBIER.

Heer geefft my hyr doch myn Affscheid.

WOLRATH.

Du soltn bekommen zu der zeit.


Quelle:
Ludwig Hollonius: Somnium Vitae Humanae. Berlin 1970, S. 35-37.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Papa Hamlet

Papa Hamlet

1889 erscheint unter dem Pseudonym Bjarne F. Holmsen diese erste gemeinsame Arbeit der beiden Freunde Arno Holz und Johannes Schlaf, die 1888 gemeinsame Wohnung bezogen hatten. Der Titelerzählung sind die kürzeren Texte »Der erste Schultag«, der den Schrecken eines Schulanfängers vor seinem gewalttätigen Lehrer beschreibt, und »Ein Tod«, der die letze Nacht eines Duellanten schildert, vorangestellt. »Papa Hamlet«, die mit Abstand wirkungsmächtigste Erzählung, beschreibt das Schiksal eines tobsüchtigen Schmierenschauspielers, der sein Kind tötet während er volltrunken in Hamletzitaten seine Jämmerlichkeit beklagt. Die Erzählung gilt als bahnbrechendes Paradebeispiel naturalistischer Dichtung.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon