Cantata von der Zufriedenheit eines tugendhafften Gemüths

[56] Aria.


Meine Seele bleibt doch Edel/

Ob mein Glücke Sclaven gleich.

Besser ist/ an Geist und Sinnen

Ehr und Schätze zu gewinnen/

Als wer nur an Gelde reich.


Da Capo.


Der Adel/ der vom Himmel kommen

Der Helm und Schild in wahrer Tugend schaut/

Dem kluge Wissenschafft selbst Pyramiden baut/

Muß warlich vielmehr rühmlich seyn/

Als der/ wie insgemein

Von Gütern wird und Ahnen bloß genommen.[56]

Das Hertz ist selber Cronen wehrt/

Das wahre Tugend nur begehrt/

Und/ wenn sein Glück in Ketten liegt/

Zufrieden ist/ und sich auch selbst besiegt.


Aria.


Welche schöne Sinnen Weide

Kan das Aug' im Lentzen sehn!

Auf so viele rauhe Zeiten

Sind die vorgen Lieblichkeiten

Und die Hoffnung wieder schön.


Da Capo.


Und wenn mein Glücke

Mir noch die frohen Blicke

Auf eine Zeit versagt/

Kan Großmuth unverzagt

Doch Rosen brechen.

Die Ungedult

Mag andre gleich den Dornen stechen.

Ein edler lebt in sich vergnügt/

Wird gleich das Hertz bekriegt:

Je grösser wird ein Held geschätzt/

Je tapfrer er die Feinde hat besiegt.

Denn nur gemeine Hertzen

Die schertzen/

Wenn sie das Glück ergetzt.

Ward Cæsar auch im Sturm erschreckt?

Nein/ aufgeweckt.


Aria.


Hertzen die sich edel machen/

Können stets auf Dornen lachen.

Hoffnung blüth

Unmuth flieht/

Liljen der Zufriedenheit/

Tuber-Rosen künftger Zeit

Wachsen stets in edlen Hertzen/

Und verjagen alle Schmertzen.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 56-57.
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