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[217] den April 1781.
– defunctorum enim amicorum memoriam poculis adjicere mos erat –
Thormod Thorfaei. Rer. Norwegic.
T. VIIII. C. 25.
Als, an Kriegs- und Ehren-Tagen,
Noch ein deutscher Rund-Gesang
Laut, bey fröhlichen Gelagen,
Bey der Väter Halle klang,
Ließen sie das Lob verstorbner Helden
Ihren ersten Becher melden.
Freund! nach alter Weise schenken
Diesen Becher wir voll Wein;
Und er soll dem Angedenken[218]
Deines Leßings heilig seyn,
Der, wie Kleist, mit ungefärbtem Lieben
Dein bis in sein Grab geblieben.
Doch die Stätte des Erblaßten,
Wo mit ihm, vom süßen Licht
Ach so fern! die Todten rasten,
Nenne mein Gesang dir nicht!
Laß uns nur den vollen Becher weihen,
Seines Lebens uns zu freuen:
Daß, vor Tausenden zu glänzen,
Er den hohen Geist empfing;
Aber zwischen Lorber-Kränzen
Demuthsvoll, in Zweifeln ging,
Ob er nicht des großen Ziels verfehlte,
Nicht für Wahrheit Irrthum wählte;
Daß er bey geprüften Schötzen
Alter Kunst voll Einfalt saß,
Nach der Schönheit Urgesetzen[219]
Jedes seiner Werke maß,
Freyen Muth in Frevel nie verkehrte,
Nie der Sprache Recht entehrte;
Daß er gläubig die Gebote
Reiner Liebe nicht verließ,
Und dem Priester, der ihm drohte,
Seines Lebens Unschuld wies;
Daß den Mann, den sie zur Hölle bannten,
Arme Wittwen selig nannten;
Daß sein letzter Tag gekommen
Ohne Schrecken, leis' und mild,
Wie das Wandlen eines frommen
Jünglings, wie das holde Bild,
Das er uns im Schlafes-Bruder zeigte,
Welcher Kranz und Fackel neigte1.
[220]
Nimm, o Gleim, den Freuden-Becher,
Füll' ihn lange noch mit Wein,
Um des Freundes Freund und Rächer
Einst, wenn Alles schweigt, zu seyn:
Denn es rauscht des falschen Eifers Flügel
Auch um stille Todes-Hügel.
1 In der Schrift: Wie die Alten den Tod gebildet.
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