An W.***. Als er den Tod Peter des dritten beklagte

[52] Gleich einem Frühlings Morgenroth,

O Freund, gieng er uns auf!

Abscheulicher, grausamer Tod!

O welch ein Lebenslauf!


Er zog aus wilden Wüsteneyn

Unglückliche; so zieht

Aus kalter Erde Sonnenschein,

Die Blume, welche blüht.


Aus seiner grossen Seele flog

Ein holder Freundschaftsblick,

In unsre Länder, plözlich zog

Schwarz Sturmgewölk zurück!
[53]

In unsern Seelen ward es Licht,

Wir sahen froh empor!

Und stellten Gottes Angesicht,

Uns wieder gnädig vor!


Bewundrung und Empfindung ganz

Für Friedrich unsern Held,

Trug Peter einen Sieges-Cranz

Schon, ohne Zug ins Feld!


Ach tausend Donner auf einmahl

Erschrecken uns. O Weh!

So trift ein Ungewitter Strahl,

Den Leuchte-Thurm der See!


An Gottes, und an Friedrichs Freund

Hat sich der Tod gewagt?

Die Muse singet nicht, sie weint

Sie jammert und wehklagt!

Quelle:
Anna Louisa Karsch: Auserlesene Gedichte, Berlin 1764, S. 52-54.
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