Lobgesang nach tödtlichem Schmerz unter meinen Kindern gesungen

[136] am 6ten December 1789.


Lobet den Schöpfer, der Himmel und Erde gegründet,

Der uns wohlthätig die Fackel des Tages entzündet,

Der für die Nacht flimmernde Sterne gemacht,

Lieblich den Monden geründet.


Lobet den Helfer, den mächtigen Retter aus Nöthen,

Feurige Pfeile des Todes, die wollten mich tödten;

Aber ich blieb, habe die Rosen schon lieb,

Die sich mir künftig noch röthen.


Danket dem großen allgütigen Vater mein Leben,

Daß ich nun wieder dies Auge kann freudig erheben;

Feyert ein Fest, daß er im Hause mich läßt,

Mir durch den König gegeben.
[136]

Preiset den Herrscher, der Ströme mit Ufern umschränket,

Der auch wie Bäche die Herzen der Könige lenket;

Preiset ihn laut, daß er mir Gaben vertraut,

Daß er mir Freunde geschenket.


Meine Gefühle des Dankes die sollen ihm glühen,

Bis mir die lobende Seele vom Munde wird fliehen,

Ueber den Mond, wo sie Gefilde bewohnt

Ewig geschaffen zum Blühen.
[137]

Quelle:
Anna Louisa Karsch: Gedichte von Anna Louisa Karschin, geb. Dürbach. Berlin 1792, S. 136-138.
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