3. Jesuitenlied

[129] Hussa! Hussa! die Hatz geht los!

Es kommt geritten klein und groß;

Das springt und purzelt gar behend,

Das kreischt und zetert ohne End –

Sie kommen, die Jesuiten!


Da reiten sie auf Schlängelein

Und hintennach auf Drach und Schwein;

Was das für muntre Bursche sind!

Wohl graut im Mutterleib dem Kind:

Sie kommen, die Jesuiten!


Huh! wie das krabbelt, kneipt und kriecht!

Und wie's so infernalisch riecht!

Jetzt fahre hin, du gute Ruh!

Geh, Grete, mach das Fenster zu!

Sie kommen, die Jesuiten!


Von Kreuz und Fahne angeführt,

Den Giftsack hinten aufgeschnürt,

Der Fanatismus als Profoß,

Die Dummheit folgt als Betteltroß:

So kommen die Jesuiten!


O Schweizerland, du schöne Braut,

Du bist dem Teufel angetraut!

Ja, weine nur, du armes Kind!

Vom Gotthard weht ein schlimmer Wind –

Sie kommen, die Jesuiten!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 129-130.
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