10. Das Gärtlein dicht verschlossen

[342] Das Gärtlein dicht verschlossen

Hältst wohl du, frommes Kind,

Da diese Heckensprossen

So eng verwachsen sind?


Doch blüht die Unschuld immer

Darin, soviel ich seh;

Sonst war es Lilienschimmer,

Nun ist es weißer Schnee!


Als hätt der gnadenreichen

Maria reinste Hand

Im Sonnenschein zum Bleichen

Ihr Hemdlein ausgespannt.


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 342.
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