Schlachtlied

[254] Mit unserm Arm ist nichts gethan;

Steht uns der Mächtige nicht bey,

Der Alles ausführt!


Umsonst entflamt uns kühner Muth;

Wenn uns der Sieg von dem nicht wird,

Der Alles ausführt!


Vergebens fliesset unser Blut

Fürs Vaterland; wenn der nicht hilft,

Der Alles ausführt!


Vergebens sterben wir den Tod

Fürs Vaterland; wenn der nicht hilft,

Der Alles ausführt!
[255]

Ström' hin, o Blut, und tödt', o Tod

Fürs Vaterland! Wir trauen dem,

Der Alles ausführt!


Auf! in den Flammendampf hinein!

Wir lächelten dem Tode zu,

Und lächeln, Feind', euch zu!


Der Tanz, den unsre Trommel schlägt,

Der laute schöne Kriegestanz,

Er tanzet hin nach euch!


Die dort trompeten, hauet ein,

Wo unser rother Stahl das Thor

Euch weit hat aufgethan!


Den Flug, den die Trompete bläst,

Den lauten schönen Kriegesflug,

Fliegt, fliegt ihn schnell hinein!


Wo unsre Fahnen vorwärts wehn,

Da weh auch die Standart hinein,

Da siege Ross und Mann!
[256]

Seht ihr den hohen weissen Hut?

Seht ihr das aufgehobne Schwert?

Des Feldherrn Hut und Schwert?


Fern ordnet' er die kühne Schlacht,

Und jetzo da's Entscheidung gilt,

Thut ers dem Tode nah.


Durch ihn, und uns ist nichts gethan;

Steht uns der Mächtige nicht bey,

Der Alles ausführt!


Dort dampft es noch. Hinein! hinein!

Wir lächelten dem Tode zu!

Und lächeln, Feind', euch zu!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 1, Leipzig 1798, S. 254-257.
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