Der 2. Absatz.

Von denen Händen und Fingeren.

[224] Die Händ samt denen Fingeren seynd gar nutzlich-und nothwendige / schön und wohl proportionirte Glieder / ohne welche der Mensch in vilen Dingen ihme selbsten gar nicht helffen kunte und elendiglich wäre.8 Sie seynd dem Menschen von GOtt und der Natur gegeben worden zur sonderlichen Zierd und Beyhülff die Früchten zu pflantzen und einzusammlen / die Speiß zu bereiten / die Kunststuck zu verfertigen / den Leib zu bekleiden / die Handthierungen und Gewerb zu treiben / und tausenderley andere Ding zu verrichten / welche zur Nothdurfft und Bequemlichkeit des menschlichen Leibs erforderlich seynd. Vermög der Nerven und des Gelenck-Beins wird die Hand bald in die Fläche ausgestreckt / bald gebogen /bald in eine Faust zusammen gezogen. Die rechte Hand wird dextra genannt à dando, das ist / vom Geben / die lincke aber sinistra à sinendo, vom Zulassen / was die rechte thut.

In Heil. Schrifft werden gemeiniglich durch die Händ unsere Werck verstanden / sie seyen gleich gut oder böß; dann vermittelst der Händen thun wir unsere äusserliche Werck verrichten.9 In solchem Verstand pflegt man auch die Kunst-Stuck eines Künstlers seine Hand zu nennen / und zu sagen: dises Gemähld / diese Statua ist die Hand dieses oder jenes Künstlers. Doch also / daß gemeiniglich durch die rechte Hand die gute Werck / durch die lincke aber die böse verstanden werden. Massen[224] geschrieben stehet: Nesciat sinistra tua, quid faciat dextra tua:10 Laß dein lincke Hand nicht wissen / was dein rechte thut. Das ist / deine gute Werck sollen also rein und lauter seyn / daß sie mit keinem Unrecht oder Boßheit vermischt seynd. Ja nicht nur die äusserliche Werck /sondern auch die innerliche Vorhaben und Anschläg /die Kräfften der Seelen / und schier der gantze innerliche Mensch wird durch die Händ einiger massen angezeigt und vorgestellt.

Es wird durch die Händ angedeutet der Verstand /der Willen und Gedächtnuß / dieweilen / gleichwie der Verstand sich selbsten und all andere Ding erkennet / und der Willen seine Begierd und Verlangen über sich selbsten und über andere Ding erstrecket /auch die Gedächtnuß sich ihrer selbst und anderer Dingen erinneret / also berühret die Hand sich selbsten und all andere Ding / sie nimmt alles von sich selber an / sie zeiget alles / und sich selber an.

Die Händ seynd gar schön gestaltet / und wohl proportioniret / mit 10. Fingeren versehen / welche Zahl ein Ursprung aller anderen Zahlen ist / weilen andere nur eine Multiplicirung und Wiederholung dieser zehenden Zahl ist: und deßwegen seynd auch die Händ einiger massen ein Anzeigen unzahlbarer / ja aller anderen Dingen.

Daß kein anderer Theil des Leibs die Intention oder das Vohaben / und die Erfindungen des Verstands deutlicher repræsentire / daß keiner das Verlangen des Willens fleißiger exequire oder vollziehe /daß auch keiner die Schätz der Gedächtnuß getreuer behalte / als eben die Hand / erscheinet aus dem / daß sie vermittelst einer Feder / und weniger Dinten / oder durch einen Pemsel und etlicher Farben klar und deutlich anzeigen und entwerffen kan alles / was der Verstand erkennet / der Willen verlanget / und die Memori gedencket. Die Hand ist ein getreuer Dollmetsch der innerlichen und geheimisten Gedancken / Begierd-und Anschlägen des Menschens: und was das Hertz verlanget / nach dem strecket sich die Hand aus / hingegen was das Hertz hasset / das wirfft oder schiebt sie hinweg.

Die Hand ist es / welche auf wenig Blättlein Papier vil unterschidliche schön- und gelehrte Concept entwürffet / längst-geschehene Sachen als gegenwärtig herstellet / in Künsten und Wissenschafften unterweiset: die Hand ist es / welche verursachet / daß vermittelst eines Brieffleins / die / so auf 100. Meil weit entlegen seynd / gleichsam als gegenwärtig mit einander sprechen können. Die Hand ist ein allgemeines Instrument oder Werckzeug der Künsten und Handthierungen / ein Beförderung des menschlichen Commercii und Handelschafft / ein Beherrscherin der wilden Thieren / ein Bezwingerin der Elementen / ein Uberwinderin der Land und Leuthen. Sie ziehet an sich die Vögel aus dem Lufft / die Fisch aus dem Wasser /und die Metall oder Mineralien aus dem Ingewaid der Erden.

In GOTT aber finde ich im sittlichen Verstand eine vierfache Hand: nemlich die Hand der erschaffenden und erhaltenden Allmacht / der freygebigen Mildigkeit / der herrschenden Klugheit / und der straffenden Gerechtigkeit.11 Dann durch die Allmacht hat GOTT alles aus nichts / ohne Zuthuung oder Mitwürckung einiger Creatur erschaffen: Und von dieser stehet geschrieben: Omnipotens manus tua creavit orbem terrarum ex materia invisa:12 Dein allmächtige Hand hat den Erdboden aus nichts erschaffen. Mit dieser Hand beschützt er die Gerechte: In umbra manus suæ protexit me:13 Er hat mich unter seiner Hand Schatten bedeckt: und vertilget die Gottlose: Manus tua gentes disperdidit:14 Du hast mit deiner Hand die Heyden vertrieben. Mit der Hand der freygebigen Gütigkeit theilet er alle natürliche und übernatürliche Gaben und Gnaden aus: Aperis tu manum tuam, & imples omne animal benedictione:15 Du thust deine Hand auf / und erfüllest alles / was lebt mit dem Seegen. Durch diese Hand richtet er auf die / so gefallen[225] seynd / er stärcket die Schwache / beschützet die in Gefahr stehende / und belohnet die Arbeitende. Durch die Hand der herrschenden Klugheit und Fürsichtigkeit verordnet und leitet er alles zu seinem vollkommnisten Zihl und End: In manu tua Domine omnes fines terræ,16 in deiner Hand seynd die Erd der Welt. Durch die Hand der straffenden Gerechtigkeit aber thut er die Ubelthaten der Sünder rächen und abstraffen.

Von dieser schweren Hand GOttes stehet geschrieben: In duritia manus tuæ adversaris mihi:17 Du bist mir zuwider in der Härtigkeit deiner Hand. Und wiederum: Gravata est super me manus tua:18 Dein Hand ware schwer wider mich. Diese Hand aber der Gerechtigkeit strecket GOtt über den Menschen aus / eintweders ihne zu corrigiren oder zu verbesseren / zu probiren / oder endlich zu verdammen.

Aber die menschliche Händ betreffend / sollen sich selbe auf dreyerley Weiß zeigen: bald sollen sie sich geistlicher Weiß in die Höhe erheben / durch das eyfrige Gebett und reine Anmuthungen / wie der Psalmist sagt: In nomine tuo lavabo manus meas:19 Meine Händ will ich in deinem Namen aufheben; nach dem Exempel des Propheten Moysis / welcher zur Zeit währender Schlacht seine Händ gen Himmel aufgehoben / und den Israeliteren von GOTT den Sieg wider ihre Feind erbeten hat. Deßgleichen ermahnet uns der Apostel: Volo viros orare levantes manus puras20 / wir sollen im Gebett die reine Händ aufheben. Bald sollen sich selbige ausstrecken durch die Freygebigkeit in Reichung des Allmosens: nach dem Exempel des starcken Weibs / von welchem der weise Mann sagt: Manus suas aperuit inopi, & palmas suas extendit ad pauperem:21 Sie hat ausgebreitet ihre Händ zu den Armen / und gereichet ihre Händ den Dürfftigen. Bald sollen sie sich zusammen ziehen oder innhalten / durch die Continenz oder Einhaltung von aller Ungebühr und schädlichem Uberfluß: und wiederum durch die heilsame Mortification oder Abtödtung / durch die Abstraffung unserer eignen oder anderer Sünden / also daß an ihnen erfüllet werde / was geschrieben stehet: Manus meæ distillaverunt myrram:22 Meine Händ tropffnen von Myrren. Dann / obwohlen die Myrren bitter und unangenehm ist / so ist sie doch sehr tauglich zu der Artzney / und gesund / gibt auch einen guten Geruch von sich. Und dessentwegen bedeutet sie die brüderliche Correction und Bestraffung / oder die Schärpffe der Gerechtigkeit / welche / obwohl sie denen Straffmäßigen saur und bitter zu seyn geduncket / oder ihnen hart ankommt / so ist sie doch vil besser und nutzlicher / als das falsche Hönig des Liebkosens und der Schmeichlerey. Ubrigens ist die Ausstreckung der Händ ein Zeichen des Gebetts / die Auflegung aber derselben ein Zeichen des Seegens / wie es in Heil. Schrifft vilfältig zu sehen ist.

Hingegen gibt es auch im sittlichen Verstand vil böse und schädliche Händ.23 Dann erstlich haben die unbarmhertzige Regenten gar hart und schwere Händ / mit welchen sie darein schlagen / und auch die weit Entfernte treffen / wie das Sprichwörtlein des Poeten andeutet:


An nescis longas Regibus esse manus.


Der König grosse Macht und G'walt

In Forcht auch die Entfernte halt.


Unreine Händ haben die / so der Geilheit und Ungerechtigkeit ergeben; von welchen der Prophet sagt: Manus vestræ sunt sanguine plenæ:24 eure Händ seynd voll des Bluts. Händ / so mit dem Aussatz behafftet seynd / haben die jenige / die eine Simoni und geistliches Gewerb oder Wucher treiben; dann wann ein solcher die Hand in den Busen seines Gewissens stecket / da werden an ihme erfüllt jene Wort: cùm misisset manum in sinu, protulit leprosam:25 er steckte die Hand in Busen / und zog sie herauß gantz aussätzig. Haarige und rauhe Händ haben die Gleißner und Betrüger / von[226] welchen kan gesagt werden: vox quidem vox Jacob est, sed manus sunt manus Esau:26 die Stimm ist Jacobs Stimm / aber die Händ seynd Esaus Händ: dann sie haben zwar süß und gelinde Stimm / aber hart und rauhe Wort oder Werck. Krumm und lahme oder contracte Händ haben die faul- und träge Müßiggänger / wie auch die Geitzige / von welchen kan gesagt werden: seine rechte Hand war verdorret; und wiederum: manus languescunt, die Händ werden dahin sincken. Bemackelte Händ haben die Todtschläger / von welchen geschrieben stehet: Eure Händ seynd mit Blut bemacklet / und eure Finger mit Missethat.27 Böse und schädliche Händ endlichen haben die / so die Gerechtigkeit ums Geld verkauffen / und alle die jenige /von welchen der Psalmist sagt: in deren Händ Ungerechtigkeiten seynd / und ihre rechte ist voller Geschenck.28

So solle dann ein jeder Mensch ihme selbsten fleißig auf die Händ (ich will sagen auf seine Werck) schauen und Achtung geben / wie sie beschaffen seyen / und wessen sie uns erinneren thun.29 Dann ein jede Hand hat 5. Finger / und deßwegen erinneren sie uns der 5. Sinnen und deren behutsamen Gebrauchs / durch welche alle äusserliche Werck verübt werden; massen alles / was wir thun / das thun wir mit Sehen / Hören / Kosten / Riechen oder Antasten.

Ein jeder Finger hat 3. Juncturen der Gelaich: und dieses will uns andeuten / daß wir alle unsere Werck sollen verrichten zu Ehren des Drey-Einigen GOttes: daß wir selbige sollen gründen in dem Glauben /Hoffnung und Lieb; dann / gleichwie der Glaub ohne Werck todt ist / also seynd auch die Werck ohne Lieb todt und nichtig. Von der Hoffnung aber sagt der Prophet: Nolite timere, & confortentur manus vestræ:30 Förchtet euch nicht / und eure Händ werden gestärcket.

Es ist ein alter und bekannter Brauch / wann man einem etwas ernstlich versprechen / oder sich seiner aufrichtigen Freundschafft versicheren will / da gibt man einander die Hand darauff / wie es der Jehu und Jonadab gemacht haben; mithin ist die Hand auch ein Zeichen oder Bedeutung der menschlichen Treu und Glaubens: doch mehr die rechte als die lincke Hand.31

Die rechte Hand bedeutet den geistlichen Stand und das beschauliche Leben / die lincke aber den weltlichen Stand / und das würckende Leben: dann die Betrachtung und Würckung seynd gleichsam 3. Händ des sittlichen Leibs der Catholischen Kirchen / und einer jeden Christlichen Gemeind / mit diesen thut sie alles was zu thun ist.32

Gleichwie aber einige Menschen / welche Ambidextri seynd / linck und recht zugleich / also / daß sie mit der lincken Hand eben so wohl alles thun können / als mit der rechten / zum Exempel fechten / oder arbeiten etc. also ist es sehr gut und wohl anständig /wann ein geistlicher Vorsteher sittlicher Weiß ambidexter ist / und die lincke Hand der Würckung so wohl und geschicklich brauchen kan / als die rechte der Contemplation: ich will sagen / wann er die geistlich- und weltliche Geschäfft wohl versehen kan /wann er sich auf die Oeconomi oder Haußhaltung so wohl verstehet / als auf die Clösterliche Disciplin. Doch aber / wann nicht allzeit beyde zugleich seyn können / da soll die rechte Hand / das ist / die Clösterliche Disciplin (als die fürnehmste Obligenheit eines geistlichen Vorstehers) den Vorzug haben /nach dem Befehl Christi in dem Evangelio / da er gebotten hat: Primum quærite Regnum DEI & justitiam ejus etc.33 Suchet zuerst das Reich GOttes und seine Gerechtigkeit / so wird das andere für sich selber nachfolgen. Dann / quid prodest homini, si universum mundum lucretur etc.34 was hilffts den Menschen / wann er die gantze Welt gewinnete /und nehme Schaden an seiner Seel? Die Weeg /die zur Rechten seynd / die weiß der HErr / aber verkehrt seynd / die zur Lincken seynd.35[227]

Was jetzund weiters die 5. Finger einer jeglichen Hand insonderheit belanget / so wird der erste / oder Daumen-Finger Pollex genannt à pollendo; weilen er stärcker ist als die andere / auch die meiste Krafft der Hand in ihm enthalten ist: und deßwegen bedeutet er die Tugend der Gerechtigkeit / welches die stärckiste und standhafftigiste ist unter denen sittlichen Tugenden.36 Der andere wird Index, das ist / der Zeiger genennt; weil wir durch denselben zeigen oder andeuten / was wir haben wollen: und darum bedeutet er die Klugheit / welche anzeiget / was zu thun oder zu lassen ist. Der dritte ist Medius, oder der Mittlere; weilen er das mittlere Orth in der Hand occupirt: deßwegen er ein Anzeigen der Mäßigkeit / die in allen Sachen das Mittel hält. Der vierdte heiß Annullaris, oder der Ring-Gold-Finger / weil man pflegt die guldene Ring daran zu stecken / mit welchen er gleichsam gecrönt wird: deßwegen er die Stärcke in der Beharrlichkeit anzeiget; dann finis coronat opus, ein gutes End ist die Cron oder Zierd eines jeden Wercks. Der fünffte endlich heißt Auricularis, weil man mit demselben in den Ohren stöhret um besser zu hören /und darum bedeutet er mit den 3. Gelaichen den dreyfachen Gehorsam gegen GOTT / gegen den Oberen /und der eignen Vernunfft: von welchem geschrieben stehet: in auditu auris obedivit mihi:37 es gehorchet mir mit gehorsamen Ohren.

Ich lise von wunderbarlichen Fingeren gewisser Heiligen folgende Begebenheiten.38 Als einstens der Heil. Patritius auf der Reiß von der finsteren Nacht überfallen wurde / und sein Fuhrmann des Wegs unerfahren / darüber bestürtzt und erschrocken war / da zoge der heilige Mann von seiner rechten Hand den Handschuh ab: und sihe Wunder! seine gebenedeyte 5. Finger warffen gleich so viel Liecht und Glantz von sich / daß sie rings um ihne herum die finstere Nacht in einen hellen Tag verwandleten.

Dem Heil. Columbæ gienge einstens zu Nacht bey Lesung geistlicher Bücher das Liecht aus: er aber erhebte mit grossem Vertrauen zu GOtt sein rechte Hand in die Höhe / und seine Finger schienen also klar und hell / daß er in dem Lesen ungehinderet fortfahren kunte.

Gleichfalls / als der Heil. Adalbertus, Ertz-Bischoff zu Prag / um Christi willen gemarteret worden / da haben ihm seine Verfolger den Finger / welchen er bey Lebs-Zeiten unter dem Predigen öffters aufzuheben oder auszustrecken gepflegt hat / Spott-weiß abgeschnitten / und in den nächsten See geworffen: ein Fisch aber denselben aufgefangen und verschluckt hat / fienge gleich an gantz hell zu leuchten als wie eine Latern: die Fischer solches gantz unvermerckend / setzten dem Fisch mit allem Fleiß nach / als sie ihne aber gefangen und geöffnet haben / da fanden sie in seinem Ingeweid den Finger des Heil. Adalberti als wie ein helle Fackel brinnen.

Was sollen aber diese wundersame und hellscheinende Finger uns andeuten? Mich gedunckt / sie geben uns den Finger-Zeig auf die obgemeldte 5. Tugenden / nemlich die Gerechtigkeit / Klugheit / Mäßigkeit / Beharrlichkeit und den Gehorsam / welche 5. Tugenden wir in unseren Wercken / so durch die Händ und Finger beditten werden / in Obacht nemmen und üben sollen.


Quelle:
Kobolt, Willibald: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738, S. 224-228.
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