Letzte Scene.


[202] Die Vorigen ohne Karl.


FÜRST. Das ist also unsere heutige Bildung? Impertinente Anmaßung, hochtrabender Unsinn, und gänzliche Mutlosigkeit.[202]

BARON bei Seite. Ich möchte bersten!

FÜRST. Wenn diese Pest um sich greift, was soll aus der menschlichen Gesellschaft werden! – Weinen Sie nicht, Madame. Er verdient Ihr Mitleid, nicht Ihren Zorn. Ein paar Jahre im Tollhause werden ihn schon zur Vernunft bringen. – Zu Hans. Nun, mein lieber junger Freund, Sie sagen gar nichts zu dem Allen?

HANS. Ich, Ew. Durchlaucht? ich habe auch gar nichts davon verstanden.

FÜRST. Desto besser für Sie.

HANS. Ach nein, gnädigster Herr. Wenn ich Alles verstanden hätte, so würde ich vielleicht meinen Bruder zu vertheidigen wissen.

FÜRST. Schwerlich. Auch gehört das nicht in Ihr Departement, Herr Oberforstmeister.

BARON. Oberforstmeister? Wie? Alle stutzen.

FÜRST. Sie stutzen? kann ich denn weniger für einen Mann thun, der mir diesen Morgen vielleicht das Leben gerettet hat?

HANS ganz verblüfft. Ew. Durchlaucht –

FRAU VON BERG. Gnädigster Fürst –

FÜRST. Keinen Dank. Ich will das nicht. Es war längst mein Vorsatz, in Einem Ihrer Söhne die Verdienste seiner Vorfahren zu belohnen. Der Zufall im Wald macht mir diese Belohnung jetzt zur persönlichen Pflicht.

FRAU VON BERG Hans umarmend. Gott! so warst du mir zum Versorger erkohren! du, an dem ich mich oft durch Geringschätzung versündigt habe!

FÜRST. Es geschieht nicht selten, Madam, daß Eltern den simpeln, aber nützlichen Menschen vernachlässigen, und[203] den Feuerkopf zum Liebling wählen, der Alles durcheinander wirft, aber nichts wieder in Ordnung stellt.

BARON. Gnädigster Herr – ich bin so bewegt – komm' her, Vetter – laß dich an mein Herz drücken! Auch ich habe dir abzubitten. Ja, du bist ein wackerer Mensch, und ein guter Oberforstmeister. Du verstehst Wälder anzupflanzen, die einst unsern Nachkommen Schatten und Wärme geben werden; jener Bube versteht nur Alles auszuwurzeln, was unsern Vorfahren und uns Schatten und Wärme gab.

HANS. Mein Gott, ich habe nichts gethan, und Sie loben mich Alle.

BARON. Weil du ein löblicher Mensch bist. Ja, Hans, du sollst mein Erbe werden, mein Schwiegersohn.

HANS. Oheim! – um Gotteswillen! ist das Ernst?

BARON. Ernst, Herr Oberforstmeister.

HANS. Wird Malchen wollen?

BARON. Den Hals drehe ich ihr um, wenn sie noch an dem Tollhäusler hängt.

HANS ängstlich zu Malchen. Cousine – Schwester –

MALCHEN. Nichts mehr davon – Sie reicht ihm freundlich die Hand. Dein Weib.

HANS an ihre Brust sinkend. Ach! das verdien' ich nicht!

BARON. Verzeihen Ew. Durchlaucht, es ist wider den Respekt.

FÜRST. Was? – doch wohl nicht diese Scene? – Was könnte einem Fürsten willkomm'ner sein, als das häusliche Glück seiner Unterthanen!


Der Vorhang fällt.
[204]

Fußnoten

1 Karl trägt rund geschnittenes Haar, und seine Kleidung ist sehr nachlässig.


2 Lucinde pag. 182.


3 Fragmente pag. 63.


4 ibid. pag. 63.


5 ibid. pag. 73.


6 Fragmente pag. 125.


7 ibid. pag. 126.


8 ibid. pag. 63.


9 ibid. pag. 92.


10 ibid. pag. 92.


11 Fragmente pag. 15.


12 ibid. pag. 15.


13 Fragmente pag. 105.


14 ibid. pag. 7.


15 ibid pag. 5. seq.


16 Belle et bonne, man kennt den französischen Ausdruck, so viel wie derb.


17 Fragmente pag. 130.


18 Fragmente pag. 119.


19 ibid. pag. 56.


20 ibid. pag. 78.


21 ibid. pag. 79.


22 Lucinde pag. 115.


23 Lucinde pag. 71.


24 ibid pag. 76.


25 ibid. pag. 8.


26 ibid. pag. 9.


27 ibid pag. 10.


28 Lucinde pag. 20.


29 ibid pag 68.


30 ibid. pag. 17.


31 ibid. pag. 45.


32 ibid. pag. 105.


33 Lucinde pag. 107.


34 ibid pag. 69.


35 ibid. pag. 14.


36 ibid. pag. 101.


37 Lucinde pag. 120.


38 ibid. pag. 30.


39 ibid. pag. 116.


40 Fragmente pag. 10.


41 ibid. pag. 10.


42 ibid. pag. 25.


43 Lucinde pag. 142.


44 Fragmente pag. 11.


45 Fragmente pag. 11.


46 ibid. pag. 11.


47 Lucinde pag. 14.


48 Fragmente pag. 16.


49 Fragmente pag. 74.


50 ibid. pag. 35.


51 Lucinde pag. 40.


52 ibid. pag. 9.


53 ibid. pag. 77.


54 Lucinde pag. 116.


55 ibid. pag. 116.


56 ibid. pag. 116.


57 ibid. pag. 38.


58 Lucinde pag. 51.


59 Fragmente pag. 100.


60 Fragmente pag. 81.


61 ibid. pag. 17.


62 Lucinde pag. 113.


63 ibid. pag. 113.


64 Fragmente pag. 4.


65 Fragmente pag. 71.


66 Lucinde pag. 71.


67 Fragmente pag. 101.


68 Fragmente pag. 143.


69 ibid. pag. 20.


70 ibid. pag. 57.


71 ibid. pag. 118.


72 ibid. pag. 118.


73 ibid. pag. 118.


74 Fragmente pag. 134.


75 ibid. pag. 134.


76 ibid. pag. 46.


77 ibid. pag. 74.


78 Fragmente pag. 143.


79 Lucinde pag. 85.


80 ibid. pag. 77.


81 ibid. pag. 78.


82 Lucinde pag. 115.


83 ibid. pag. 96.


84 Lucinde pag. 96.


85 Fragmente pag. 139.


86 ibid pag. 146.


Quelle:
August von Kotzebue: Theater. Leipzig und Wien 1840.
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