Herbst

[52] Nun ist es Herbst, die Blätter fallen,

Den Wald durchbraust des Scheidens Weh;

Den Lenz und seine Nachtigallen

Versäumt ich auf der wüsten See.


Der Himmel schien so mild, so helle,

Verloren ging sein warmes Licht;

Es blühte nicht die Meereswelle,

Die rohen Winde sangen nicht.


Und mir verging die Jugend traurig,

Des Frühlings Wonne blieb versäumt;

Der Herbst durchweht mich trennungschaurig,

Mein Herz dem Tod entgegenträumt.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 52-53.
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