100.

Von einer Fürstin

[628] Alles, was heilsam, was löblich sich nennet,

Was sich selbst herrlich und witzig bekennet,

Kumme mit Eile, den Fehler zu büssen,

Lege der Fürstin sich nieder zun Füssen.

Alles, was gläntzet, was funckelt, was strahlet,

Alles, was schmücket, was zieret, was mahlet,

Kumme mit Eile, Genade zu flehen,

Lasse demütig und dienstbar sich sehen.[628]

Schämet euch, daß ihr euch dessen gerühmet,

Was euch nicht eignet, und was sich nicht ziemet!

Ey, wie so habt ihr euch schändlich vergessen,

Was ihr nicht waret, euch doch zu vermessen!

Alles, was heilsam, was löblich zu nennen,

Alles, was herrlich, was witzig zu kennen,

Hat sich an unsere Heldin verbunden;

Anderswo wird es so tauglich nicht funden.

Alles, was gläntzet, was funckelt, was strahlet,

Alles, was schmücket, was zieret, was mahlet,

Hat sich an unsere Göttin ergeben,

Bey ihr zu dienen, ihr eigen zu leben.

Kummet und schauet deß Landes Gerühme;

Kummet und rühmet der Schönheit Geblüme;

Kummet und sehet den Spiegel der Jugend;

Kummet und schätzet die Schätze der Tugend!

Alles, was schallet, was singet und klinget,

Alles, was fleuget, was wandert und springet,

Freue sich solcherley himmlischer Gaben,

Die wir zu Hulden und Gnaden uns haben.

Quelle:
Friedrich von Logau: Sämmtliche Sinngedichte, Tübingen 1872, S. 628-629.
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Die tapfere Wahrheit. Sinngedichte. Insel-Bücherei Nr. 614
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