Innhalt

Des Sechsten Buches.

Aller Welt Gedancken über Augustens Tod; Und wer sein Nachfolger im Reich werden solle. Tiberius verwaltet es indessen. Alles Volck leistet ihm Gehorsam. Augustus Leiche wird in Begleitung vielen Volckes nach Rom getragen; daselbst verehret und angebetet. Tiberius läßt den Rath beruffen / und des Käysers letzten Willen eröffnen. Der Römer insonderheit des Valerius Messala Gedancken und Heucheley wegen seines Begräbnüsses und des Tiberius Verdruß darüber. Die Herolde ruffen drey Tage hinter einander sein Begräbnüs aus. Die Gassen werden besetzt. Grosse Menge Zuschauer und seltzame gute und böse Reden von seinem Tode. Der Anfang des Begräbnüsses geschicht aufm Ochsen-Marckte. Durch die Stadt werden allenthalben prächtige Ehren-Säulen / Siegs-Bogen und Altäre mit nachdencklichen des Augustus Thaten und gantzes Leben abbildenden Sinnbildern und Uberschrifften aufgesetzt. Beschreibung des prächtigen Leichbegängnüsses. Drusus lieset dem Volcke vor dem Rathhause eine Lob-Rede vom Käyser ab. Dergleichen thut Tiberius auf der andern Seite des Marckts; worüber alles Volck weinet. Endlich wird die Leiche unter Pfeiffen und tausenderley Klag- Geschrey oder Römischen Leich-Gebräuchen verbrennet; Und hernach die Asche in seinem Begräbnüs-Tempel beygesetzt. Beschreibung des Grabmaales. Livia bleibet fünf Tage bey der Leiche sitzen; Läßt Altäre bauen / flehet das Volck an dem Augustus nicht zu fluchen. Der Leiche wird geopffert. Tiberius ordnet gewisse Verwalter und Einkunfften dis Begräbnüs bauständig zu halten. Setzet des Augustus güldnes Bild ins Capitolium unter andere Götter-Bilder; Der Römische Rath aber erkläret Livien zu des Käysers Priesterin / und ordnet an / daß in Rom und allen Ländern dem Käyser Ehren-Tempel gebauet werden solten. Tiberius lässet allerhand Spiele halten / ein Trauer-Mahl und Bäder ausrichten. Eine ertztene Taffel mit einer Lobschrifft wird ins Grabmaal gesetzet. Schmäh-Schrifften auf Livien und den Tiberius. Weissagung von dem gebohrnen grossen Gott der Juden. Tiberius schickt davon eine Abschrifft dem Judischen Land-Pfleger. Den dreißigsten Tag wird das Trauren aufgehoben. Der Rath bittet im Tempel der Eintracht den Tiberius das Käyserthum zu übernehmen. Tiberius entschuldigt sich. Seine und der andern Rathsherren Ursachen. Des Tiberius Mißtrauen gegen den Germanicus / und Vorsatz den Krieg zu seinem Vortheil wider die Deutschen zu führen. Worzu Adgandester und Sentia tapffer helffen. Aufruhr in Pannonien. Tiberius[937] sucht ihn zu stillen / und schickt sei nen Sohn Drusus zu ihnen. Dessen Lebens Gefahr; der ihm aber ein Monden-Finsternüs zu nütze zu machen weiß. Verweiset ihnen ihr Verbrechen / und bringt sie zur Erkäntnüs. Aufruhr unter des Germanicus Legionen in Deutschland. Hertzog Herrmanns /Ingviomers und Jubils Rathschläge mit dem Arpus über Deutschlands Nutzen. Welcher aber mit seinen Räthen den Krieg wider den Germanicus widerrathen. Des Feldherrn Taffel-Gespräche mit den deutschen Fürsten von furchtsamen und hertzhafften Räthen. Effern bringt von Agrippinen Antwort auf Thußneldens Glückwunsch; und erzehlt wie sie dem Germanicus vergebens in Ohren gelegen / daß er ihm die Legionen schweren lassen solle. Germanicus eilet nach dem Ubischen Altare / die aufrührischen Legionen zu bestillen / redet ihnen deßhalben beweglich zu. Dieser Verantwortung; wünschen dem Germanicus Glücke / und erbieten sich ihm zum Käyserthum beforderlich zu seyn. Dessen Unwillen hierüber. Die Aufruhr wird gefährlicher. Germanicus Vorsicht und Klugheit. Etliche Legionen schweren dem Tiberius zu Meyntz. Ein neuer Aufruhr an der Emse. Germanicus rettet den Obersten Memmius aus der Aufrührer Händen; und stillet auch diesen Aufruhr. Hält mit dem Melo heimliche Gespräche; welches den Soldaten verdächtig ist /der Aufruhr regt sich von neuem / Germanicus und Plancus sind in Lebens-Gefahr; sendet seine Gemahlin und Kinder aus dem Lager. Germanicus stillet unterschiedliche Aufrühre unter den Römern klüglich /aber auch mit Gefahr seines Lebens. Zu Rom wird das Volck über dem Tiberius schwierig; welcher ihnen listig begegnet. Die Rädelsführer in des Germanicus Aufruhr straffen einander selber ab. Flavius bringt vom Tiberius dem Germanicus Befehl / die Legionen wider den Feind zu führen. Germanicus schlägt mit Hülffe der Sicambrer eine Brücke über den Rhein. Arpus bereuet: daß er des Feldherrn Rath nicht geglaubt; dieser aber schickt ihm Cherusker zu Hülffe. Germanicus überfällt zuerst die das Fest der Hertha feyernden Marsen / und hauset übel mit ihnen. Malovend muß die Flucht nehmen. Hertzog Hermann schlägt unweit des Tanfanischen Tempels des Germanicus Vordrab in die Flucht / trifft auch das gantze Römische Heer in Schlacht-Ordnung an / theilet sein Volck in vier Hauffen. Dergleichen thut auf Römischer Seite auch Stertinius / und läßt durch den Emilius den Tanfanischen Tempel verbrennen. Des Priesters Libys bewegliche Rede gegen ihn / worüber die Römer bestürtzt werden. Der Feldherr Herrmann tödtet Cariovaldens Bruder / der Graf Nassau den Fürstenberg im Gefechte / und jagen die Römer / Bataver und Tencterer in die Flucht. Germanicus muß auf Einrathen seiner Obersten das Monden-Altar verlassen. Steinfurth / Malovend / Bentheim und Ingviomer fallen die Römer in Gepüschen an. Germanicus redet den furchtsamen Römern ein Hertz ein. Dergleichen Ingviomer seinen Deutschen. Der Ritter Wi enthal verwundet den Centronius. Des Stertinius Kriegs-List durch Aufsteckung falscher Adler-Fahnen. Der Feldherr entsetzet den Ingviomer; und warnigt ihn wegen des Stertinius; fodert auch den Germanicus zur Schlacht aus. Dessen Entschuldigung / und heimliche Flucht. Malovend wil ihnen nachsetzen. Herrmann und Ingviomer widerrathen solches zu seinem Verdruß. Dem Flavius fällt seine Hoffnung. Tiberius lobt im Rath des Germanicus Thaten. Ingviomer /[938] Arpus /Catumer / Jubil und Malovend halten zu Deutschburg mit dem Feldherrn Rath; und bekräfftigen ihren vorigen Bund über der Taffel mit Wein. Malovend kriegt vom Graf Diepholt aus Rom Schreiben / daß es dem Käyser kein Ernst sey mit den Deutschen Krieg zu führen / sondern nur daß Germanicus dadurch umkommen möchte. Der deutschen Fürsten Gedancken hierüber; und ob solches zu glauben sey. Der Feldherr beredet aufs beweglichste die Deutschen zu Fortsetzung des Krieges; welche ihm alle beystimmen / und die Eintheilung / was jeder gestellen soll / machen /auch unterschiedene Gesandten an andere Fürsten abfertigen. Germanicus rüstet sich gleichfals. Bekommt vom Tiberius Hülffs-Völcker / sucht die Deutschen in einander zu hetzen. Worzu Tiberius sich des Adgandesters und Sentiens sich bedienet; diese fangen es mit Ganaschen / Bojocaln / dem Melo und Malorich an / welche die andern Fürsten gegen den Herrmann zu verhetzen suchen. Die Cheruskisch- und Cattischen Gesandten reden es ihnen klüglich aus / und stellen ihre Gefahr für Augen / nemlich Arenberg dem Melo / der Graf von Lingen dem Ganasch / Graf Hohenstein dem Malorich / und der Graf von der Lippe dem Bojocal. Der Römer List und Kunstgriffe die Deutschen zu gewinnen. Adgandester und Cariovalda schreiben falsche Brieffe vom Könige Frotho an den Ganasch und Herrmann. Worüber Ganasch sich aus Ungedult zu den Römern schlägt / und den Domitius mit guter Antwort abfertigt. Dieser reiset hierauf zum Malorich und bekommt gleichfals gewünschte Antwort. Sentia bemühet sich Bojocaln durch Geilheit zu gewinnen. Hält für ihn vier schöne funfzehn jährige Mägdlein / eine Scythische Amazonin / eine Britanniern / eine aus Gottland / und eine Mohrin. Als er aber mit selbigen seine Begierden gesättiget; stellet sie sich ihm selbst auf; lehnet aber doch seine Anmuthungen klüglich ab / also daß Bojocal verliebter und lüsterner wird. Beyder Liebes-Gespräche; und in was die Schönheit der Menschen bestehe. Bojocal beschreibet Sentien den Unterscheid der Geilheit / so er mit ihren vier Jungfrauen gepflogen / und zeucht Sentiens Schönheit allen vor. Woher der Mohren Schwärtze kommet / und welche Farbe die beständigste oder lebhaffteste ist. Bojocal wird aufs hefftigste verliebet / und betheuret gegen Sentien seine Liebe durch Schwüre / worinnen die Schönheit bestehet. Sentia verläst den verliebten Bojocal in grosser Verwirrung / worüber er in grosse Traurigkeit geräth. Eine von ihm bestochne Grichische Sklavin läßt ihn in ihr Schlafzimmer / welcher sie küsset und umarmet; also daß sie mit zorniger Gebehrdung aufwachet / und über Bojocaln hefftig entrüstet ist; dieser aber ihr kniende Abbitte thut. Sentia begehret / daß er auf Römische Seite sich erklären solle; welches er ihr verspricht / und auf ihr Verlangen schrifftlich versichert. Dieses Bündnüs wird durch beyder geile Brunst besiegelt. Die Liebe ist eine Urheberin / so wol des bösen als guten. Sentia verfügt sich zum Hertzog Melo / allwo Domitius vom Hertzog Ganasch und Malorich mit guter Verrichtung angelangt. Sie legt ihnen Bojocals schrifftliche Bündnüs für Augen. Beyde Theile rüsten sich gewaltig gegen einander. Germanicus führet sein Kriegsheer auf und ab / um die Deutschen irre zu machen. Hertzog Arpus begegnet ihm zwar tapffer / muß sich aber wegen zertheilt er Macht über den Lohn-Strom flüchten. Germanicus bauet auf dem Taunischen Gebürge die von den Catten zerstörte Festung wieder auf. Arpus[939] entgehet dem Germanicus und Melo / und stösset bey Berleburg zum Catumer. Germanicus äschert Mattium ein. Ganasch und Bojocal stoßen an der Weser zusammen. Der Feldherr sätzt ihnen entgegen. Segesthes wil sich in diesen Krieg nicht mischen. Der Graf von Schaumburg kommt den Catten zu Hülffe. Ingviomer und Malovend stehen auch mit ihren Völckern fertig. Der verliebte Siegesmund nimmt Sentien gegen Zirolanen zu Hülffe; welche ihm Rath und Hülffe verspricht. Er auch im Deutschburgischen Walde unter währender Andacht / Thußnelden nebst ihrem Sohne Thumelich /Ismenen / Zirolanen / die Gräfin von der Lippe und Nassau / wie auch den Priester Libys raubet. Die Cherusker setzen ihnen nach; der Graf von Schaumburg und Limburg halten sich tapffer / und verwunden den Siegesmund; belägern auch Arensberg; dahin der erfreute Germanicus die Gefangenen zu schauen kommt. Segesthes empfängt ihn / übergibt ihm etliche dem Varus abgenommene Beute / und bezeuget seine Treu gegen die Römer durch eine trefliche Rede. Germanicus versichert ihn alles guten / und grüsset die Gefangenen. Diese bezeigen sich großmüthig und freudig. Ihr Gespräch mit dem Germanicus. Er läßt sie mit Versprechung der Sicherheit nach dem Ubischen Altare führen. Hertzog Herrmann greifft bey Trintenstad den Melo hertzhafft an; dieser aber entgeht ihm. Arensberg wird entsätzt. Schaumburg getödtet. Rittberg und Limburg harte verwundet. Der Feldherr ist über Wegführung der Gefangenen hefftig entrüstet; seine Cherusker ermahnen ihn die Römer zu verfolgen. Limburg und Ritberg widerrathen den Angrief. Des Feldherrn Antwort / und tapffere Rede. Sesitachs Gegen-Antwort. Graf Limburg und Nassau fallen ihm bey. Des Feldherrn Schluß entweder zu sterben oder zu siegen. Unterschiedliche Cheruskische Ritter bringen Völcker zusammen. Setzen über die Ruhr. Der Feldherr stellet sein Heer in Gestalt einer Sichel oder halben Mohnden in Schlacht-Ordnung. Tapffere Rede zu seinen Soldaten. Sesitach und Eberstein greiffen der Deutschen Hülffs-Völcker; Steinfurth aber das Römische Läger an. Des Germanicus tapffere Gegenwehr. Sesitach wird im Römischen Lager zwar eingesperret / er entkommt aber wieder daraus / verliert den Lautenberg und Wenden. Die Deutschen fodern mit Vorzeigung der eroberten Beute das Römische Lager aus. Germanicus ziehet sich auf eingelauffene böse Zeitung des Nachts stille aus dem Lager. Arpus / Catumer und Jubil beschließen den Silius in einem Walde. Germanicus aber macht ihm Lufft. Schreibt an den König Marbod seine Verrichtungen. Agrippine bewillkommt an dem Ubischen Altare die Gefangenen mit Thränen. Ihr allerseitiges Gespräche und Trost-Reden über dem unbeständigen Glücke. Sie bitten Agrippinen zu helffen / damit sie nicht im Siegs-Gepränge eingeführet werden möchten. Agrippine weinet aus Mitleiden / und vertröstet sie alles guten. Cäcina lässet mit Uberschickung des gefangenen Fürsten Dietrich den Germanicus seinen Nothstand wissen / worüber er bekümmert ist. Adgandester wünschet im Nahmen König Marbods ihm Glück / und bittet ihn / daß er dem Flavius zu seinem väterlichen Erbtheile helffen möchte. Zu welchem Ende sein König ein groß Theil seines Volckes an der Hermundurer Gräntze führen würde. Dergleichen thut auch Flavius selber. Germanicus macht Anstalt darzu / und rüstet eine grosse Schiffs-Flotte aus; vertrauet dem Flavius alle[940] Deutsche und Ausländer. Der Feldherr rüstet sich dargegen. Gibt dem Grafen von Regenstein / Schauenberg / Spiegelberg / Bentheim und Mannsfeld Befehl an unterschiedenen Orten gute Aufsicht auf der Römer Vorhaben zu halten. Die Römer machen an unterschiedenen Orten Lermen und Spiegelfechten. Germanicus und Flavius setzen an der Flevischen See aus. Ingviomer und Mansfeld kriegen davon Zeitung. Der Feldherr trachtet der Römer und des Melo Zusammenstossung zu verhindern. Ingviomer mühet sich dem Cäcina den Weg zu verbeugen. Malovend macht dem Stertinius genung zu schaffen. Bekommt aber einen Streich / weil ein verrätherischer Bructerer den Römern alle Wege zeiget. Malovend ermuntert seine Deutschen tapffer zu fechten; stellt sie in Schlacht-Ordnung. Nortingen und Groben schlagen die Gallier und Menapier. Der Graf von Zutphen empfängt die Ubier und Trierer tapffer / und schlägt sie in die Flucht. Scharffes Treffen der Deutschen und Römer. Die Römer machen den Deutschen Lufft. Und erobern eine vorhin verlohrne Adler-Fahne. Ihr Frolocken. Cäcina erreicht den Vider-Strom. Das gantze Römische Heer ziehet sich zusammen. Germanicus läst die Ursachen seines Kriegszugs ausruffen / und daß er den Flavius nur in sein väterlich Erbtheil einsetzen wolle. Kein Cherusker will sich zum Flavius finden. Sesitach bittet für seinen Vater Segimer / daß der Feldherr ihm das Heer an der Weser anvertrauen möchte. Dessen Entschuldigung. Worauf sich Sesitach verlieret. Germanicus ziehet sich an den Ort / wo Varus umkommen. Klägliches Anschauen über der Wallstadt und den Gebeinen. Alle denckwürdige Gelegenheiten werden dem Germanicus angewiesen; weßwegen ihm die Augen übergehen. Er gräbet den ersten Rasen zu der Gebeine Beerdigung / welches ihm alle Römer nachthun. Tiberius tadelt solches. Der Feldherr entschleust sich sie daselbst noch einmahl anzugreiffen; thut solches auch durch den Ritter Ingelheim dem Ingviomer zu wissen. Germanicus stellet sich den Deutschen entgegen. Sacrovir macht ein groß Geschrey. Der Ritter Löwenburg schlägt die Gallier. Kwerenfurt tödtet den Sacrovir. Julius Florus bricht ein Bein; muß weichen; ingleichen auch Flavius. Falckenstein hält sich tapffer. Waldeck erlegt den Derulach. Unterschiedliche Grafen und Ritter halten sich tapffer. Der Graff von Ascanien sticht mit der Lantze dem Flavius ein Auge aus. Worüber dessen untergebenes Heer in Unordnung und Flucht geräth. Pedo und Silius müssen ihnen zu Hülffe rücken. Beyde Feldherren ziehen sich mit guter Art von sa en. Flavius ist in Todes-Gefahr. Arpus belägert den Visellius Varro auf dem Taunischen Gebürge; und Catumer den Aviola. Der Soldaten abergläubische Erzehlungen. Seltzame Vorbedeutungen; welche Germanicus den Seinigen ausredet. Des Varus Geist erscheinet ihm /und heißt ihn weichen; welches er auch thut / und dem Cäcina eben diß befiehlet. Dieser aber wird vom Ingviomer und etlichen Rittern tapffer angegriffen / daß er die Flucht nehmen muß. Herrmann und Ingviomer wundern sich über des Germanicus und Cäcina Flucht. Unterschiedliche deutsche Ritter setzen ihnen nach / und jagen sie weiter. Nach diesem auch der auf Chauzische Landes-Art verkleidete Graf Lingen mit funffzig außerlesenen Reutern; welcher durch Hülffe etlicher bestochenen Fischer die Römischen Schiffe anzündet. Der Ritter Gespräche mit den Fischern über der Fürsten Zustande / und[941] daß sie offt Unwahrheit und List dem Staat zum besten gebrauchen müssen. Ganasch ertapt sie / und erfähret / daß sie die Römische Schiffe in Brand gesteckt. Germanicus leidet bey Epp und Flutt Schiffbruch. Segimer und Sesitach fallen auf der Römer Seite. Cäcina leidet vom Herrmann und Ingviomer in den Tämmen und Sümpffen mit den Römern Noth. Apronius wird verwundet. Die Deutschen zernichten der Römer aufgeworffene Schantzen / und Tämme mit Auffschwellung der Gewässer. Cäcina leget selber Hand zur Besserung an. Die Deutschen machen sich des Nachts darauf lustig; die Römer aber sind traurig. Dem Cäcina erscheinet im Traume Q. Varus. Herrmann und Ingviomer gehen auffs neue auff die Römer loß. Grausame Schlacht beyder Theile. Herrmann rennt den Cäcina vom Pferde. Der Deutschen Begierde zur Beute macht den Römern Lufft zu entweichen. Ein entrissenes Pferd verursacht im neugemachten Römischen Lager ein Lermen und Schrecken. Cäcina verweiset den Römern die Furcht und Unbesonnenheit / und ermahnet sie zu beständiger Tapfferkeit. Das deutsche Heer verlangt das Römische Lager zu stürmen. Herrmann aber wiederräthet solches. Ingviomer ist der Gedancken / der Römer Furcht sich zum Vortheil zu bedienen / und ihr Lager zu stürmen. Welchem Malovend beyfällt. Worauff der Sturm mit grosser Hefftigkeit fortgesetzt wird / unter Anführung des Ingviomers / Grafens von Horn / Bentheim / und Tecklenburg. Der Römer tapffere Gegenwehr / und Gespötte mit den Deutschen. Ingviomer wird verwundet. Des Cäcina Kriegs-List; kommt mit den Seinigen davon. Bauet an der Lippe und Elße die Festung Aliso / und kommt nach dem Ubischen Altar; allwo Agrippine die Legionen mit grossem Lobe empfängt / ihnen Kleider / Waffen /Artzneyen / und Geld austheilet; welches den Tiberius hefftig verdreust; und in grossen Argwohn geräth; Sejanus auch solchen vermehret. Weßwegen Tiberius den Soldaten Geld austheilet. Der Scharbock reisset unter ihnen wegen der gesaltzenen Lufft und schlechten Kost hefftig ein. Eines Friesischen Artztes Mittel dafür. Des Tiberius Künste die Soldaten zu gewinnen; verstattet dem Cäcina / Apronius / und Silius ein Sieges-Gepränge. Der Deutschen Vergnügung wegen der über den Rhein gejagten Römer. Der Feldherr beschenckt sie mit Waffen und Pferden. Ingviomer erinnert den Melo / Malorich / und Bojocal / als Feinde des Vaterlandes übern Hauffen zu werffen; Herrmann aber meint / man solle sich lieber mit ihnen vertragen. Worauff Gesandten an sie geschickt werden. Jubil erzehlt seine und der andern Deutschen Verrichtungen /und was Adgandester gegen der Hermundurer Gräntze für Spiegelfechten gemacht. Auch was Arpus verrichtet; Und wie der Römer Läger / und des Drusus Festung erobert worden; Wie Catumer die Gallier geschlagen / und durch was List er das von den Römern den Deutschen zur Schmach aufgerichtete Gedächtnüs-Maal erobert; Und nebenst der Uberschrifft / ungeachtet des Römischen Priesters beweglicher Zurede und Verdammung derer / welche Gräber und Ehren-Maale verstören / auf Einrathen des Ritters Kronberg und anderer Catten zernichtet / auch solche Festung besetzt habe. Ferner erzehlet er / wie Germanicus nach verrichtetem Opffer auf dem Ebersteine ins Wasser gefallen sey / und alle Weinstöcke auszurotten befohlen habe.

Quelle:
Daniel Caspar von Lohenstein: Großmütiger Feldherr Arminius, Zweyter Theil, Leipzig 1690, S. 934-935,937-942.
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