LXXVIII.

1Ein Vnterweisung Assaph.


HOre mein Volck mein Gesetze / Neiget ewre ohren zu der rede meines mundes.

2JCh wil meinen mund auffthun zu Sprüchen / Vnd alte Geschichte aussprechen. Matth. 13.

3Die wir gehört haben vnd wissen / Vnd vnser Veter vns erzelet haben.

4Das wirs nicht verhalten sollen jren Kindern / die hernach komen / Vnd verkündigeten den Rhum des HERRN / vnd seine Macht vnd Wunder / die er gethan hat.

5ER richtet ein Zeugnis auff in Jacob / vnd gab ein Gesetz in Jsrael / Das er vnsern Vetern gebot zu leren jre Kinder.

6Auff das die Nachkomen lerneten / Vnd die Kinder die noch solten geborn werden.

7Wenn sie auffkemen / Das sie es auch jren Kindern verkündigeten.

Das sie setzten auff Gott jre hoffnung / Vnd nicht vergessen der thatten Gottes / vnd seine Gebot hielten.

8Vnd nicht würden wie jre Veter / ein abtrünnige vnd vngehorsame Art / Welchen jr Hertz nicht fest war / vnd jr Geist nicht trewlich hielt an Gott.

9Wie die kinder Ephraim1 so geharnischt den Bogen füreten / Abfielen zur zeit des streits2.

10Sie hielten den bund Gottes nicht / Vnd wolten nicht in seinem Gesetz wandeln.

11Vnd vergassen seiner Thatten / Vnd seiner Wunder / die er jnen erzeiget hatte.

12FVr jren Vetern thet er Wunder in Egyptenland /Jm felde Zoan.

13Er zurteilet das Meer / vnd lies sie durch hin gehen / Vnd stellet das Wasser / wie eine Maur. [310a] Exod. 14.

14Er leitet sie des tages mit einer Wolcken / Vnd des nachts mit einem hellen Fewr. Exod. 13.; Psal. 105.

15Er reis die Felsen in der Wüsten / Vnd trencket sie mit Wasser die fülle. Exo. 17.; Num. 20.

16Vnd lies Beche aus den felsen fliessen / Das sie hinabflossen wie Wasserströme.

17NOch sündigeten sie weiter wider jn / Vnd erzüneten den Höhesten in der Wüsten.

18Vnd versuchten Gott in jrem hertzen / Das sie Speise fodderten fur jre Seelen. Num. 11.

19Vnd redten wider Gott vnd sprachen / Ja Gott solt wol können einen Tisch bereiten in der Wüsten?

20SJhe / er hat wol den Felsen geschlagen / das Wasser flossen / Vnd beche sich ergossen. Num. 20.

Aber wie kan er Brot geben / Vnd seinem volck Fleisch verschaffen?

21DA nu das der HERR höret / entbrand er / Vnd Fewr gieng an in Jacob / vnd zorn kam vber Jsrael. Num. 11.

22Das sie nicht gleubten an Gott / Vnd hoffeten nicht auff seine Hülffe.

23Vnd er gebot den Wolcken droben / Vnd thet auff die thüre des Himels.

24Vnd lies das Man auff sie regenen / zu essen /Vnd gab jnen Himelbrot. Exod. 16.; Joh. 6.;Sap. 16.

25Sie assen Engelbrot / Er sandte jnen Speise die fülle.

26ER lies weben den Ostwind vnter dem Himel /Vnd erregt durch seine stercke den Sudwind.

27Vnd lies Fleisch auff sie regenen wie staub /Vnd Vogel wie sand am Meer.

28Vnd lies sie fallen vnter jr Lager allenthalben /Da sie woneten.

29Da assen sie vnd wurden all zusat / Er lies sie jren Lust büssen.

30Da sie nu jren lust gebüsset hatten / Vnd sie noch dauon assen. Num. 11.

31Da kam der zorn Gottes vber sie / vnd erwürget die Fürnemesten vnter jnen / Vnd schlug darnider die Besten in Jsrael.

32Aber vber das alles sündigeten sie noch mehr /Vnd gleubten nicht an seine Wunder.

33Darumb lies er sie da hin sterben / das sie nichts erlangeten3 / Vnd musten jr lebenlang geplaget sein.

34WEnn er sie erwürget / suchten sie jn / Vnd kereren sich früe zu Gott.

35Vnd gedachten / das Gott jr Hort ist / Vnd Gott der Höhest jr Erlöser ist.

36Vnd heuchelten jm mit jrem munde / vnd logen jm mit jrer zungen /

37Aber jr hertz war nicht feste an jm / vnd hielten nicht trewlich an seinem Bunde.


38ER aber war Barmhertzig / vnd vergab die Missethat / vnd vertilget sie nicht / Vnd wendet offt seinen Zorn ab / vnd lies nicht seinen gantzen zorn gehen.

39Denn er gedacht / das sie Fleisch sind / Ein wind der da hin feret / vnd nicht wider kompt.

40Sie erzürneten jn gar offt in der Wüsten / Vnd entrüsteten jn in der Einöde.

41Sie versuchten Gott jmer wider / Vnd meisterten4 den Heiligen in Jsrael.

42Sie dachten nicht an seine Hand / Des tages da er sie erlösete von den Feinden.

43WJe er denn seine Zeichen in Egypten gethan hatte / Vnd seine Wunder im lande Zoan.

44Da er jr wasser in Blut wandelt / Das sie jre Beche nicht trincken kundten.

45Da er Vnzifer vnter sie schickt / die sie frassen /Vnd Kröten die sie verderbeten.

46Vnd gab jre gewechse den Raupen / Vnd jre saat den Hewschrecken.

47Da er jre Weinstöcke mit Hagel schlug / Vnd jre Maulberbewme mit Schlosen.

48Da er jr Vieh schlug mit Hagel / Vnd jre Herde mit Stralen.

49Da er böse Engel vnter sie sandte / in seinem grimmigem zorn / Vnd lies sie toben vnd wüten / vnd leide thun. [310b]

50Da er seinen zorn lies fortgehen / vnd jrer Seelen fur dem Tode nicht verschonet / Vnd lies jr Vieh an der Pestilentz sterben.

51Da er alle Erstegeburt in Egypten schlug / Die ersten Erben in den hütten Ham. Exod. 12.

52VND lies sein Volck ausziehen wie Schafe /Vnd füret sie wie eine Herde in der Wüsten.

53Vnd er leitet sie sicher / das sie sich nicht furchten / Aber jre Feinde bedeckt das Meer.

54VND bracht sie in seine heilige Grentze / Zu diesem Berge / den seine Rechte erworben hat.

55Vnd vertreib fur jnen her die Völcker / Vnd lies jnen das Erbe austeilen / Vnd lies in jener Hütten die stemme Jsrael wonen.

56ABer sie versuchten vnd erzürneten Gott den Höhesten / Vnd hielten seine Zeugnis nicht.

57Vnd fielen zu rück / vnd verachteten alles / wie jre Veter / Vnd hielten nicht / Gleich wie ein loser Bogen.

58Vnd erzürneten jn mit jren Höhen / Vnd reitzeten jn mit jren Götzen.

59VND da das Gott höret / entbrand er / Vnd verwarff Jsrael seer.

60Das er seine Wonunge zu Silo lies faren / Die Hütten da er vnter Menschen wonet. 1. Reg. 4.

61Vnd gab jre Macht5 ins Gefengnis / Vnd jre Herrligkeit in die hand des Feindes.

62Vnd vbergab sein Volck ins schwert / Vnd entbrand vber sein Erbe.

63Jre junge Manschafft fras das Fewr / Vnd jre Jungfrawen musten vngefreiet bleiben.

64Jre Priester fielen durchs Schwert / Vnd waren keine Widwen / die da weinen solten.

65VND der HERR erwachet wie ein Schlaffender /Wie ein Starcker jauchzet / der vom wein kompt.

66Vnd schlug seine Feinde im Hindern / Vnd henget jnen eine ewige Schande an. 1. Reg. 5.

67VND verwarff die hütten Joseph / Vnd erwelet nicht den stam Ephraim.

68SOndern erwelet den stam Juda / Den berg Zion / welchen er liebet.

69Vnd bawet sein Heiligthum hoch / Wie ein Land / das ewiglich fest stehen sol.

70VND erwelet seinen knecht Dauid / Vnd nam jn von den Schafstellen. 1. Reg. 16.

71Von den saugenden Schafen holet er jn / Das er sein volck Jacob weiden solt / vnd sein Erbe Jsrael.

72Vnd er weidet sie auch mit aller trew / Vnd regiert sie mit allem vleis.


1 Vor den Königen stund das Regiment im stam Ephraim / Die füreten den harnisch vnd bogen / Aber sie waren stoltz vnd traweten Gott nicht / Darumb ward es von jnen genomen / vnd Silo verstöret vnd ward in Juda auffgericht.

2 Streit heisst hie anfechtung fahr vnd not.

3 Das sie das verheissen land nicht kriegeten vnd vmbsonst gezogen waren aus Egypten.

4 Sie stelleten Gott jmerdar zeit vnd weise wenn vnd wie er flugs gegenwertig vnd greifflich helffen solt / vnd wolten nicht trawen / noch hoffen auffs zu künfftig. Jtzt wöllen sie Fleisch / jtzt Wasser / jtzt Brot haben / Aber so setzen vnd leren / wie es Gott machen sol / das heisst Gott versuchen.

5 Das ist / Die Lade des Bunds / darauff sie sich liessen etc.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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