165. Der Böchsenwolf1.

[108] Böchsenwolf nennt man im Schaumburgischen den Werwolf. Hier denkt man sich unter Böchsenwölfen Menschen, welche mit dem Teufel im Bunde stehen, durch Umschnallen eines Riemens die Gestalt von Thieren annehmen können und andere Leute hinterlistig überfallen und quälen. Man kann sie entlarven, wenn man einen Stahl über sie hinwirft. Es giebt wohl kein Dorf, worin sich nicht Jemand fände, der nicht schon einmal einen Böchsenwolf, welcher ihm auf den Nacken gesprungen, eine Strecke Weges keuchend hätte fortschleppen müssen.

Mündlich.

1

Böchse, Buchse = Hose.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CVIII108.
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