167. Der Irrwisch.

[109] Im vorigen Jahrhundert gingen die Erzählungen vom Schlagen der Irrwische im cappeler Felde bei Marburg sehr häufig. Man pflanzete sogar den Kindern ein, nicht zu sagen: Irrwisch leuchtet wie Haberstroh. Ein Bürger aus Homberg brachte ein Faß Weins gefahren; ein Rad brach ihm am Wagen. Da ließ sich ein Irrwisch sehen; jener wünschte ihm die ewige Ruhe. Der Irrwisch leuchtete ihm beim Einstecken des Rades und den ganzen Abend. Denn man glaubete, derjenige, welcher Grenzsteine verrücket oder sonst Uebeles gethan, müsse in der Irre feurig herumwandern.

Marburger Anzeigen v.J. 1765. S. 10.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CIX109-CX110.
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