194. Geldwerth in alter Zeit.

[125] An manchen Orten haben sich Sagen von der großen Fruchtbarkeit oder auch von dem hohen Werthe des Geldes in früherer Zeit erhalten.

Als die Elisabether-Kirche in Marburg gebaut wurde, stand es den Arbeitern frei, ihren Lohn in Geld oder Korn zu nehmen. Drei Heller galten gleich einer Meste Korn, und sie nahmen doch lieber die drei Heller.

Ebenso bei dem Bau der Kirche in Wolfhagen, wo gar ein Heller einer Metze Korn gleichgesetzt war und die Leute gleichfalls vorzogen, den Heller zu nehmen.

Auch von dem Schlosse bei Grebenstein erzählt man, daß es zu jener Zeit gebaut worden, wo die Metze Korn noch drei Heller gegolten habe.

Als man die Neustädter Kirche in Eschwege baute, ward eine Metze Korn einem Groschen im Lohne gleichgesetzt, es gab aber unter den Arbeitern viele, die es vorzogen den Groschen zu nehmen.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CXXV125.
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