233. Der ungeborene Reinhard.

[162] Auf dem Weidelberge, zwischen Naumburg und Wolfhagen, an der waldeckschen Grenze, wohnte ein stolzer tapferer Ritter, Reinhard von Dalwigk, vom Volke schlechtweg der »ungeborene Reinhard« genannt, denn er war durch den Kaiserschnitt zur Welt gekommen und bis zur Reife in den Leibern geschlachteter Schweine warm gehalten worden. Nachmals, als er zum Manne geworden, hatte er viele Feinde und Neider und man erzählt, daß er diese einst, als sie ihm bei der Belagerung seinem Schlosses auflauerten, lange dadurch zu täuschen gewußt habe, daß er seinem Pferde die Hufeisen hatte verkehrt aufnageln lassen.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CLXII162.
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