255. Die Sprachröhre.

[182] In grauer Vorzeit wohnten um Neustadt herum drei Ritter, einer auf der Nellenburg, der andere auf der Wüsburg und der dritte auf dem Forst (wo nach einer andern Sage ein Kloster dieses Namens gestanden). Jeder besaß ein Sprachrohr, durch das er den beiden andern sich verständlich machen konnte. Wenn sie nun in ihren Burgen daheim waren und sich langweilten, ging einer ans Fenster, setzte das Sprachrohr an den Mund und entbot den beiden Nachbarn seinen Gruß. Diese thaten ein Gleiches und alsdann pflegten sie sich mit einander zu unterhalten, ungeachtet des Raumes, der sie trennte.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CLXXXII182.
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