298. Landgraf Philipp und der Bauer.

[215] Als Landgraf Philipp im Jahr 1537 unter anderm einen feisten Hirsch in der Karthause auf dem Eppenberge zerlegen ließ, sprach er: »Das Thier hat viel Weiß.« Da antwortete ein Bauer von Hilgershausen, der dabei stand: »Ja, gnädigster Herr, das kostet uns unsere guten Körnlein, die sie uns im Felde abätzen.« Darauf sagte der Landgraf: »Wie mögt ihr nur verlangen, daß ich eure Kühe in meinen Wäldern weiden lasse, da ihr euch beschwert, daß meine Kühe in eure Felder gehen?« Gleichwohl ließ er dem Bauern durch den Rentschreiber zu Felsberg zwei Viertel Korn an seinen Zinsen absetzen.

Winkelmann, V, 584.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. CCXV215.
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