56. Trenda wird vertrieben.

[38] Einst zog sich ein schreckliches Gewitter über Trendelburg zusammen und stand sieben Tage und sieben Nächte über dem Orte. Da beschlossen die bedrängten Einwohner, die Trenda (Trendela) zu vertreiben, weil sie glaubten dadurch den Himmel zu versöhnen. Sie führten sie auf das Feld hinaus; dort war sie kaum allein, als eine Wolke sich herabsenkte und sie verschlang. Der Donner verhallte alsbald und die Noth hatte ein Ende. Die Wolke ließ zwei tiefe Löcher im Felde von Trendelburg zurück, welche noch bis auf diesen Tag zu sehen sind und die Wolkenborste genannt werden. Das größere dieser Löcher, an dem sich von Zeit zu Zeit eine weiße Jungfrau sehen läßt, ist mit Wasser angefüllt1.[38]

Die Trenda war eine Riesin und wohnte zu Trendelburg; ihre Schwestern Saba und Gisela wohnten zu Sababurg und Giselwerder.

Mündlich.

1

Man vgl. unten Nr. 251 und 252.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. XXXVIII38-XXXIX39.
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