64. Die Riesin.

[41] Im Eingange der noch in ihren Trümmern bewundernswerthen Stiftskirche zu Hersfeld, durch welchen die Domschüler ein- und auszugehen pflegten, sah man noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts links an der Wand ein Gemälde, welches eine große Frau darstellte, unter deren Füßen ein sehr kleines Kind lag. Die Frau soll eine Riesin und die Letzte ihres Geschlechts gewesen sein. Sie lebte mit einem Manne, welcher dem kleinen Menschengeschlechte angehörte, und gebar ein Kind, das gegen sie so klein war, daß sie es verächtlich mit den Füßen zertrat.

Hess. Zeitr. v.J. 1730.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. XLI41-XLII42.
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