Das Irrlicht

[120] In die tiefsten Felsengründe

Lockte mich ein Irrlicht hin:

Wie ich einen Ausgang finde,

Liegt nicht schwer mir in dem Sinn.


Bin gewohnt das irre Gehen,

'S führt ja jeder Weg zum Ziel:

Unsre Freuden, unsre Wehen,

Alles eines Irrlichts Spiel!


Durch des Bergstroms trockne Rinnen

Wind' ich ruhig mich hinab –

Jeder Strom wird 's Meer gewinnen,

Jedes Leiden auch ein Grab.

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 120.
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