Rast

[120] Nun merk' ich erst, wie müd' ich bin,

Da ich zur Ruh' mich lege;

Das Wandern hielt mich munter hin

Auf unwirthbarem Wege.
[120]

Die Füße frugen nicht nach Rast,

Es war zu kalt zum Stehen,

Der Rücken fühlte keine Last,

Der Sturm half fort mich wehen.


In eines Köhlers engem Haus

Hab' Obdach ich gefunden;

Doch meine Glieder ruhn nicht aus:

So brennen ihre Wunden.


Auch du, mein Herz, im Kampf und Sturm

So wild und so verwegen,

Fühlst in der Still' erst deinen Wurm

Mit heißem Stich sich regen!

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 120-121.
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