Der greise Kopf

[116] Der Reif hatt' einen weißen Schein

Mir über's Haar gestreuet.

Da meint' ich schon ein Greis zu sein,

Und hab' mich sehr gefreuet.
[116]

Doch bald ist er hinweggethaut,

Hab' wieder schwarze Haare,

Daß mir's vor meiner Jugend graut –

Wie weit noch bis zur Bahre!


Vom Abendroth zum Morgenlicht

Ward mancher Kopf zum Greise.

Wer glaubt's? Und meiner ward es nicht

Auf dieser ganzen Reise!


Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 116-117.
Lizenz:
Kategorien: