König Wein

[77] Der König, dem ich diene,

Als treuer, tapfrer Held,

Er ist der größte König

In Gottes weiter Welt.


Die Fahne, der ich folge,

Sie ist ein grüner Zweig,

Der weht vor allen Schenken

In meines Königs Reich.


Ich trage seine Farbe

In meinem Angesicht:

Auf Kragen und Rabatten

Sieht unser König nicht.


Hochroth ist seine Farbe,

Glänzt wie ein Edelstein,

Die Farbe unsrer Feinde

Hat matten, bleichen Schein.


Ihr General und König

Wird Durst auf Deutsch genannt,

Zieht sengend und verbrennend

Durch unsres Königs Land.


Bibamus, eh bibamus!

Ist unser Feldgesang,

Und unsre Schlachttrompete

Ist voller Gläser Klang.
[77]

Auch fehlen nicht die Trommeln,

Auch donnert mancher Schuß:

Wir schlagen auf die Tische,

Wir stampfen mit dem Fuß.


Wir haben scharf geladen,

Wir führen gut Gewehr:

Kanonen sind die Flaschen,

Von edlem Safte schwer.


Wohlauf, wohlauf zum Siege!

Die Nase und der Bart

Sind besser, als im Helme,

In einem Glas bewahrt.


Und wirft ein Hieb mich nieder

In diesem wilden Strauß,

Ich schlafe jede Wunde

In wenig Stunden aus.


Heil dir, mein großer König,

Heil dir und deinem Thron,

Und allen treuen Brüdern

In deinem edlen Frohn!

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 77-78.
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