Meine lieben Kameraden!

Aber Kinderchens, was habt Ihr nur gemacht, und was habt Ihr nur gedacht! Sinne ich mir Euch zuliebe das schönste Preisrätsel aus und schreibe mir dann an fuffzigtausend Fax-Emilien die Hände wund! Grad ooch so viele Male habe ich mich cum Federhut in Schtahl schtechen lassen, denn ich dachte mir: »Hobble-Frank, von Deinen Kamerrädchens ist jeder einzelne ein Pfiffikus.« Und was is die Folge? Kommt da der Postbote und bringt mir sage 33 Ufflösungen, anschtatt een halbes Hunderttausend! Und als ich nun meinen Mononkel ins Ooge klemme, um diese Exempels durchzulesen, da finde ich, daß nur sechse richtig sind! Ich war schtarr vor Schreck! Is denn Deutschlands beste Jugend so wenig in der Geschichte derheeme, daß sie nich mal den mongolischen Eroberer Dammarlack kennt, Dammarlack Elias Niebuhrlenk, der die Karthager bei Pultawa, und die La Plata-Schtaaten bei Dennewitz offs Haupt geschlagen hat! Er war mal mit dem Fuße zwischen die Walzen eenes Leierkastens (?) geraten und ging seit diesem Unglücksfalle lahm. Und daß Hobble-Frank e Gelehrter und zwar eener ist, der sehr hinkt, das weeß doch ooch e jeder. Die eenzig richtige Antwort off meine Preisfrage war also:


»Sie hinken alle beede.«


Das war so kinderleicht, und doch nur sechs Löser! Die anderen Einsender scheinen den Helden Dammarlack ganz unbegreiflicherweise mit irgend eener Art von Fußbodenfirnis verwechselt zu haben. Welche Zusammenschtellung und welcher Nonsens! Nu bleibt mir nischt übrig, als die Namen der sechs Löser hiermit öffentlich der Nachwelt zu überliefern, nämlich:

F. Förtsch in Schtraßburg; Rudolf Morgenroth in Neu-Ulm; Heinrich Lachenmeyer in Pirmasens; Joh. Dicke in Hamburg; Felix von Thon Dittmer in Schtraßburg und C. Brodbeck in C.; wovon der letztere hiermit offgefordert wird, seinen Heimatswohnsitz ausführlicher anzugeben, da ich den Ort C. off der Eisenbahnkarte nich finden kann. Lobend erwähnen will ich noch:

Karl Mayer in Pilsen und Eugen Trümpy in Ennenda, welche beede zwar off den Mongolen aber nich offs Hinken gekommen sind.

Den anderen Fuffzigtausend Fehlenden wollte ich eegentlich een ernstliches Testamentum pauvre Datum erteilen, werde es aber diesmal noch nich thun, weil ich sie doch zu lieb habe, als daß ich die braven Boys so tief betrüben möchte. Wenn sie sich von jetzt an fleißiger offs Schtudium legen, werden sie schon soweit kommen, ihren Onkel Hobble-Frank besser zu verschtehen.

Am Schlusse dieses Perpetuum apostolorum nehme ich die Gelegenheit, allen guten Kameraden meinen lieben und teuern Freund Mijnheer Willen van Aardappelenbosch zu empfehlen. Die alte, gute Haut is mir ans Herz gewachsen; ich könnte Euch viel von ihm erzählen und bitte Euch, ihn een bißchen lieb zu haben, wenn Ihr ihn ooch nich gerade so bewundern könnt wie

Euern eenzig daschtehenden

Hobble-Frank,

Villa »Bärenfett«.[111]


Quelle:
Meine lieben Kameraden! […] Euern eenzig daschtehenden Hobble-Frank. In: Der Gute Kamerad. 3. Jg. Nr. 7. S. 111. – Berlin, Stuttgart (1888), S. 111-112.
Euern eenzig daschtehenden Hobble-Frank, Villa »Bärenfett«. In: Der Gute Kamerad. Spemanns Illustrierte Knaben-Zeitung. [Jahrgangstitel: Der Gute Kamerad. Spemanns Illustriertes Knaben-Jahrbuch]. 3. Jg. Nr. 7. S. 111. – Berlin, Stuttgart: W. Spemann (1888). Reprint in: Karl May. Kong- Kheou, das Ehrenwort. Reprint mit einer Einführung von Christoph F. Lorenz. Hamburg: Karl-May-Gesellschaft 1984.
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