Capitel 10.
Wie wir nach Wolgast reisen und daselbsten gute Kaufmannschaft halten.

[55] Zwei Tage darauf, sagt mein Töchterlein, die alte Ilse aber meint drei Tage (und weiß ich nit was wahr ist) seind wir endiglichen zur Stadt gewest, angesehen Meister Rothoog die Kiste nit eher fertig hatte. Mein Töchterlein deckete ein Stück von meiner seeligen Frau ihrem Brautkleid darüber so die Kaiserlichen zwar zerfetzet, doch als sie es darauf wohl draußen liegen lassen, von dem Winde in den Pfarrzaum war getrieben, wo wir es wiederfunden. War auch schon vorher ziemlich unlieblich, sonst achte ich, hätten sie es wohl mit sich geführet. – Umb der Kisten willen aber nahmen wir die alte Ilse gleich mit, so selbige tragen mußte, und da Birnstein eine fast leichte Waare ist, gläubete sie es leichtlich, daß nur etwas Eßwaar in selbiger vorhanden sei. Setzeten also bei Tages Anbruch mit Gott unsern Stecken vor uns. Bei dem Zitze1 lief ein Haase vor uns über den Weg, was nichts Gutes bedeuten soll; ach ja! – Als wir darauf gen Bannemin kamen, fragte ich einen Kerl, ob es wahr sei, daß hier eine Mutter ihr eigen Kind für Hunger geschlachtet, wie ich vernommen. Er sagte ja, und nannte das alte Weib Zissesche. Der liebe Gott aber hätte sich für solchem Gräuel entsetzet, und es hätte ihr doch nicht geholfen, massen sie sich so sehr bei dem Essen gespeiet, daß sie davon den Geist aufgegeben. Sonsten meinte er, stünd' es im Kapsel schon etwas besser, dieweil der liebe Gott sie reichlich mit Fischen sowohl in der Sehe als im Achterwasser gesegnet. Doch wären auch hier viel Leute für Hunger gestorben. Von seinem Pfarrherrn Ehre[55] Johannes Lampius2 verzählete er, daß sein Haus von den Kaiserlichen gebrennet sei, und er in einer Kirchenbude3 läge. Ich ließ ihne grüßen, und möcht er doch bald einmal sich zu mir aufmachen (welches der Kerl auch zu besorgen versprach), denn Ehre Johannes ist ein frommer gelehrter Mann, und hat auch etzliche lateinische Chronosticha auf diese elendig Zeit in metro heroico gestellet, so mir sehr gefallen, muß ich sagen4.

Doch auf der Hälfte des Weges zwischen Coserow und Wolgast, jetzt Zinnowitz geheißen.

Als wir nun über die Fähr kamen, sprachen wir auf den Schloßplatz bei Sehms ein, so ein Krüger ist, welcher uns verzählete, daß die Pest noch immer nit ganz in der Stadt aufgehöret, worüber ich fast erschrake, zumalen er auch noch viele andere Gräuel und Leiden dieser betrübten Zeit, so hier und an andern Orten beschehen, uns für Augen stellete, e.g. von der großen Hungersnoth im Land zu Rügen, wo viele Menschen für Hunger so schwarz wie die Mohren geworden, ein wunderlich Ding, so es wahr ist, und möchte man daraus fast gießen, wie die ersten Mohren entstanden seind5. Aber das lassen wir jetzt in seinen Würden. Summa als Meister Sehms uns verzählet, was er Neues wußte, und wir daraus zu unserm Troste sahen, daß der Herr uns nicht allein heimbgesuchet in dieser schweren Zeit, rieffe ich ihn in eine Kammer, und fragete[56] ihn, ob es hier nicht wo Gelegenheit hätte, ein Stück Birnstein zu versilbern, so mein Töchterlein an der Sehe gefunden. Aber er sagte erstlich nein, darauf aber sich besinnende hub er an: »halt laß Er sehen. Denn es seind hier beim Schloßwirth Niclas Grecken zwo holländische fürnehme Kaufleute in Herberge, als: Dieterich von Pehnen und Jakob Kiekebusch, welcher Theer und Bretter kaufen, item Schiffholz und Balken, vielleicht daß diese auch auf Seinen Birnstein feilschen, doch geh Er selbsten auf das Schloß, dennich weiß nit mehr vor gewis, ob sie heute noch hier seind.« Solliches thate ich auch, obwohl ich bei dem Manne noch nichts verzehret, angesehen ich erst absehen wöllte, wie's mit dem Handel abliefe, und die Witten so der Kirchen gehörten, bis so lange verspaaren. Kame also auf den Schloßhof. – Aberdu lieber Gott, wie war auch Sr. fürstlichen Gnaden Haus seit kurzer Zeit fast zur Wüstenei worden. Den Marstall und das Jagdhaus hatten anno 1628 die Dänen gebrochen; item viele Zimmr im Schlosse geruiniret, und in Sr. fürstlichen Gnaden des Herzogen Philippi Locament, wo er mich ao. 22 mit meinem Töchterlein, wie man weiter unten lesen wird, so mildiglich getractiret, hausete jetzt der Schloßwirth Niclas Graeke, und waren all die schönen Tapecereyen, worauf die Wallfahrt Sr. fürstlichen Gnaden weiland Bagislai x. gen Jerusalem fürgestellet wär, heraußergerissen und die Wände grau und garstig6. Solliches sahe mit betrübtem Herzen, fragte darum alsobald nach den Kaufleuten, welche hinter dem Tische saßen, und schon Abschiedszeche hielten, dieweil ihr Reisegeräthe allbereits umb sie lag, umb damit nacher Stettin aufzubrechen. Als nun der eine[57] von der Zeche aufsprange, ein kleiner Kerl, mit einem gar stattlichen Wanst, und einem schwarzen Pflaster über der Nasen, und mich fragete: was ich wölle? nahme ich ihn abseiten in ein Fenster, und sagte: daß ich schönen Birnstein hätte, und ob er gesonnen, mir solchen zu versilbern, was er gleich zu thun versprach. Und nachdem er seinem Gesellen etwas ins Ohr gemurmelt, wurd er fast lieblich aussehen, und reichte mir auch erst den Krug, bevorab wir in meine Herberge gingen. That ihm also recht wacker Bescheid, da ich, wie obbemeldet noch nüchtern war, so daß mir gleich baß umbs Herze wurde. (Du lieber Gott, was gehet doch über einen guten Trunk so es mit Maßen geschieht!) Darauf schritten wir in meine Herberge, und mußte die Magd die Kiste abseiten in ein Kämmerlein tragen. Doch hatte ich selbige kaum aufgethan, und das Kleid davon gezogen, als der Mann (so Dieterich von Pehnen war, wie er mir unterwegs gesaget) für Freuden die Hände in die Höhe hub, und sagete: daß er solchen Segen in Birnstein noch niemals nit gesehen, und wie ich dazu gekommen? Antwortete also, daß ihn mein Töchterlein an der Sehe gefunden, worüber er sich sehr verwunderte, daß es hier so viel Birnstein hätte, und mir gleich vor die ganze Kiste 300 Fl. böte. War für Freuden über solchen Bot außer mir, doch ließ mir nichtes merken, besondern feilschte mit ihme bis auf 500 Fl. und söllte ich nur mit ins Schloß kommen und dorten gleich mein Geld haben. Bestellete dahero gleich bei dem Wirth einen Krug Bier, und vor mein Töchterlein ein gutes Mittagbrod, und machte mich mit dem Mann und der Magd, so die Kiste truge wieder ins Schloß auf, bittende: er wölle aber, umb gemeiner Verwundrung willen, nichtes nicht von meinem großen Seegen zu dem Wirth oder sonst zu männiglich hier in der Stadt sagen, und mir mein Geld sonderlich7 aufzählen, massen man auch nit wissen könnte ob mir die Schnapphanichen8[58] nicht unterweges aufpaßten, wenn sie solches erführen, welches der Mann auch thät. Denn er mürmelte gleich seinem Gesellen wieder ins Ohr, worauf dieser seinen ledernen Rock aufthät, item sein Wams und seine Hosen, und sich ein Kätzlein von seinem Wanst schnallete, so trefflich gespicket war, und er ihme reichete. Summa: es währete nit lange, so hatte ich meinen Reichthumb in der Taschen, und bate der Mann noch überdies, wenn ich wieder Birnstein hätte, sölle ich ja gen Amsterdamm an ihn schreiben, was ich auch zu thun versprach. Aber der gute Kerl ist, wie ich hernachmals erfahren in Stettin an der Pest mit seinem Gesellen verstorben, welches ich ihm nicht gewünschet.9 Darauf wäre bald in große Ungelegenheit kommen. Denn da ich mich sehnete auf meine Kniee zu fallen, und die Zeit nit abwarten konnte, wo ich meine Herberge erreichet, lief ich die Schloßtreppe bei vier Stufen hinauf, und trat in ein klein Gemach, wo ich mich für dem Herrn demüthigte. Aber der Wirth Niclas Gräke folgte mir alsbald, und vermeinete, daß ich ein Dieb sei und wollte mich fest halten, wußte dahero nicht anders los zu kommen als, daß ich fürgabe, ich wäre trunken worden von dem Wein, so mir die fremden Kaufleute gespendet (denn er hatte gesehen, welchen trefflichen Zug ich gethan) angesehen ich heute Morgen noch nüchtern gewesen, und hätte mir ein Kämmerlein aufgesucht umb ein wenig zu schlummern, welche Lüge er auch gläubete (so es anders eine Lüge war; denn ich war ja auch in Wahrheit trunken, ob gleich nit vom Wein, sondern von Dank und Andacht zu meinem Schöpfer) und mich derohalben lauffen ließ. –[59]

Doch nun muß ich erstlich meine Historie mit Sr. fürstlichen Gnaden verzählen, wie mir oben fürgenommen. Als ich Anno 22 von ungefährlich mit mein Töchterlein, so damals ein Kind bei 12 Jahren war, hier in Wolgast in dem Schloßgarten lustwandelte, und ihr die schönen Blumen zeigete, so darinnen herfürgewachsen waren, begab es sich, als wir umb ein Buschwerk lenketen, daß wir meinen gnädigen Herrn Herzog Philippum Julium mit Sr: fürstlichen Gnaden dem Herzogen Bogislaff so hier zum Besuche lag, auf einem Hügel stehen und disputiren sahen, wannenhero wir schon umbkehren wollten. Da aber meine gnädige Herren alsbald fürbaß schritten, der Schloßbrücken zu, besahen wir uns den Hügel, wo dieselben gestanden, und erhobe mein klein Mädken alsbald ein laut Freudengeschrei, angesehen, sie einen kostbaren Siegelring an der Erden liegen sahe, so Ihro fürstliche Gnaden ohn Zweifel verloren. Ich sagete dannenhero: komme, wir wollen unsere gnädigen Herren ganz eilend nachgehen, und sagstu auf lateinisch: Serenissimi principes quis vestrum hunc annulum deperdidit10? (Denn wie oben bemeldet hatte ich mit ihr die lateinische Sprach schon seit ihrem siebenten Jahr traktiret) und sagt nun einer: ego; so giebstu ihm den Ring. Item fräget er dich auf lateinisch, wem du gehörest, so sei nit blöde und sprich: ego sum filia pastoris Coserowiensis11 siehe so werden Ihre fürstlichen Gnaden ein Wohlgefallen an dir haben, denn es seind beide freundliche Leute, insonderheit aber der große, welches unser gnädiger Landesherr Philippus Julius selbsten ist.

Solliches versprach sie zu thun; doch da sie im Weiterschreiten merklich zitterte, redete ich ihr noch mehr zu und versprach ihr ein neu Kleid so sie es thäte, angesehen sie schon als ein klein Kind viel umb schöne Kleider gegeben. Als wir dahero auf dem Schloßhof kommen, blieb ich[60] bei der Statue Sr: fürstlichen Gnaden des Herzogen Ernst Ludewig12 stehen, und blies ihr ein, nunmehro dreust nachzulaufen, da Ihre f.G. nur wenige Schritte für uns gingen, und sich schon gegen die große Hauptthüre wendeten. Solliches thät sie auch, blieb aber plötzlich stehen und wollte wieder umbkehren, weil sie sich vor den Sporen Ihrer f.G. gefürchtet, wie sie nachgehends sagete, maßen dieselben fast heftig geknarret und gerastert.

Dieses sahe aber meine gnädige Frau, die Herzoginne Agnes aus dem offenen Fenster, in welchem sie lage und rief, S.f.G. zu: »mein Herre, es ist ein klein Mädchen hinter Euch, so Euch sprechen will, wie es mir scheinet«, worauf Sr.f.G. sich gleich niedlich lächelnd umwendete, so daß meinem kleinen Mädken der Muth alsobald wiederkehrete und sieden Ring in die Höhe haltende auf lateinisch sagete, wie ihr geboten. Darüber verwunderten sich beide Fürsten über die Maßen, und nachdeme Se. fürstliche Gnaden, mein gnädiger Herzog Philippus sich an den Finger gefühlet, antwortete er: Dulcissima puella, ego perdidi13 worauf sie ihm solchen reichete. Davor klopfete er ihr die Wangen und fragte abermals: Sed quaenam es et unde venis?14 worauf sie dreust ihre Antwort thät, und zugleich nach mir an der Statuen mit dem Finger wiese, worauf Se. fürstliche Gnaden mir winketen, näher zu kommen. Dieses Alles hatte auch meine gnädige Frau aus dem Fenster mitgesehen, war aber mit einem Male wegk. Doch kam sie schon zurücke, ehe ich noch zu meinen gnädigen Herren demüthig herangetreten, winkete alsbald meinem Töchterlein, und hielt ihr eine Blinsche15 aus dem Fenster welche sie haben sollte. Da ich ihr zuredete lief sich auch hinan, aber Ihre fürstliche Gnaden kunnte nit[61] so tief niederlangen, und sie nit so hoch über sich umb selbige zu greifen, wannenhero meine gnädige Frau ihr gebot, sie sölle in das Schloß kommen und da sie sich ängstlich nach mir umbschauete mich auch heranwinkete, wie mein gnädiger Herr selbsten, der alsobald die kleine scheue Magd bei der Hand fassete und mit Sr: fürstlichen Gnaden dem Herzogen Bogislaff vorauf ging. Meine gnädige Frau kam uns aber allbereits bei der Thüren entgegen, liebkosete und umbfing mein klein Töchterlein, so daß sie bald dreust wurde, und die Blinsche aß. Nachdem nun mein g. Herr mich gefraget, wie ich hieße, item warumb ich seltsamer Weiß meinem Töchterlein die lateinische Sprache gelernet, antwortete ich: daß ich gar viel durch einen Vetter in Cöln von der Schurmannin16 gehöret und da ich ein fast trefflich ingenium bei meinem Kinde verspüret, auch in meiner einsamen Pfarren genugsam Zeit dazu gehabt, hätte ich nit angestanden, sie von Jugend auf fürzunehmen[62] und zu unterweisen, maßen ich keine Knäblein beim Leben hätte. Darüber verwunderten sich I.I.f.f.G.G. und thaten annoch einige lateinische Fragen an selbige, welche sie auch beantwortete, ohne daß ich ihr etwas einbliese, worauf mein gnädiger Herr, Herzog Philippus auf deutsch sagete: wenn du groß geworden bist und einmal heirathen wilt, so sags mir, dann solltu von mir wieder einen Ring haben und was sonsten noch vor eine Braut gehöret, denn du hast mir heute einen guten Dienst gethan, angesehen mir dieser Ring ein groß Kleinod ist, da ich ihn von meiner Frauen empfangen. Ich blies ihr darauf ein, Sr: fürstlichen Gnaden vor solches Versprechen die Hand zu küssen, was sie auch thät.

(Aber, ach, du allerliebster Gott, versprechen und halten, seind zweierlei Ding! Wo ist jetzt Se: fürstlichen Gnaden? Darumb laß mich immer bedenken: nur Du bist allein wahrhaftig und was Du zusagst hälltstu gewis. Ps. 33, 4. Amen.)

Item als Se. fürstliche Gnaden nunmehro auch nach mir und meiner Pfarren gekundschaftet und gehöret, daß ich alt adlichen Geschlechtes und mein Salarium fast zu schwach sei, rief sie dero Canzler D. Rungium, der draußen an dem Sonnenzeiger stund und schauete, aus dem Fenster und befahle ihme, daß ich vom Kloster zu Pudgla, item von dem Kammergut Ernsthoff eine Beilage haben sollte, wie oben bemeldet. Aber Gott seis geklagt, habe selbige niemalen erhalten, obwohl das Instrumentum donationis17 mir bald hernach auch durch Sr: fürstlichen Gnaden Canzler gesendet ward. –

Daraufgab es vor mich auch Blinschen, item ein Glas wälschen Wein aus einem gemalten Wappenglas, worauf ich demüthig mit meinem Töchterlein meinen Abtritt nahm.

Umb nun aber wieder auf meine Kaufmannschaft zu[63] kommen, so kann männiglich vor sich selbsten abnehmen, welche Freude mein Kind empfand, als ich ihr die schöne Dukaten und Gulden wiese, so ich vor den Birnstein erhalten. Der Magd aber sagten wir, daß wir solchen Segen ererbet durch meinen Bruder in Holland, und nachdem wir abermals dem Herrn auf unsern Knieen gedanket, und unser Mittagsbrod verzehret, hielten wir gute Kaufmannschaft an Fleisch, Brode, Salz, Stockfisch, item an Kleidern, angesehen ich vor uns drei von dem Wandschneider die Winternothdurft besorgete. Vor mein Töchterlein aber kaufte noch absonderlich eine gestrickte Haarhaube und ein roth seidin Leibichen mit schwarzen Schurzfleck und weißem Rock, item ein fein Ohrgehänge, da sie fast heftig darumb bat, und nachdem ich auch bei dem Schuster die Nothdurft bestellet, machten wir uns endiglichen, da es fast schon tunkel ward, auf den Heimbweg, kunnten aber fast nit alles tragen, so wir eingekaufet. Derohalben mußte uns ein Bauer von Bannemin helfen, so auch zur Stadt gewesen war, und als ich von ihm erforschet, daß der Kerl, so mir die Schnede Brod gegeben, ein Katenmann, Namens Pantermehl gewest, und an der Dorfstraßen wohne, schobe ich ihm zwo Brode in seine Hausthüre, als wir davor gekommen, ohne daß er es gemerket, und zogen darauf unserer Straßen bei gutem Mondschein weiter, so daß wir auch mit Gotts Hülfe umb 10 Uhren Abends zu Hause anlangeten. Dem andern Kerl hatte ich auch vor seine Mühe ein Brod geben, obwohl er es nit verdient, angesehen er nit weiter als bis zum Zitze mit uns gehen wollte. Doch laß ihn laufen, habs ja auch nit verdienet, daß mich der Herr so gesegnet! –

1

Dorf auf der Hälfte des Weges zwischen Coserow und Wolgast, jetzt Zinnowitz geheißen.

2

In dem hiesigen Pfarrarchiv sind auch noch einige, obgleich sehr kurze und unvollständige Andeutungen von seinen Leidenstagen während jenes Schreckenskrieges vorhanden.

3

Bude, davon Büdner, eine Hütte.

4

Der alte Herr hat sie sogar unter die noch vorhandenen Kirchenrechnungen gesetzt, und mögen ein Paar davon zur Probe hier stehen:

auf 1620/VsqVe qVo DoMIncCerIs, sIs nobIs pater!

auf 1628/InqVe tVa DeXtra fer operaM tV ChrIste benIgne!

5

Auch Micraelius im alten Pommernlande, v. 171, 12. gedenket dieses Umstandes, sagt aber blos: »Die nach Stralsund überliefen waren ganz schwarz vom erlittenen Hunger anzusehen.« Daher wohl die seltsame Uebertreibung des Wirths und der noch seltsamere Schluß unsers Autors.

6

vergl. Hellers Chronik der Stadt Wolgast, S. 42 ff. die Unordnung rührte wohl daher, weil der Nachfolger von Philippus Julius († 6ten Febr. 1625) und zu gleich der letzte Pommersche Herzog, Bogislaus XIV. in Stettin residirte. Zur Zeit ist das Schloß eine gänzliche Ruine, und nur noch mehrere große mit Kreuzgewölben versehene Keller sind vorhanden, in welchen die dortigen Kaufleute zum Theil ihre Waaren-Niederlagen haben.

7

besonders, privatim.

8

Räuber.

9

Auch Micraelius gedenket dieser holländischen Handelsleute, a.a.O.V., S. 171, behauptet aber, die Ursache ihres Todes sei zweifelhaft gewesen, und habe der Stadtphysikus Dr. Laurentius Eichstadius in Stettin, einen eigenen medizinalischen Discurs darüber geschrieben. Doch nennt er einen derselben Kiekepost anstatt Kiekebusch.

10

Gestrenge Fürsten, wer von Euch hat diesen Ring verloren?

11

ich bin die Tochter des Pfarrers zu Coserow.

12

Der Vater von Philippus Julius † zu Wolgast den 17ten Junius 1592.

13

mein süßes Mädchen, ich habe ihn verloren.

14

Aber wer bist du und woher kömmst du?

15

Vielleicht Plinze, eine Art Kuchen.

16

Anna Maria Schurmann geb. zu Cöln am 5ten Novbr. 1607, gestorben zu Wiewardin d. 5ten May 1678 wär nach dem übereinstimmenden Zeugniß ihrer Zeitgenossen ein Wunder der Gelehrsamkeit und vielleicht das gelehrteste Weib, das je auf Erden lebte. Der Franzose Nande urtheilt von ihr; was die Hand bilden und der Geist fassen kann, trifft man bei ihr allein. Keine malt besser, keine bildet besser in Erz, Wachs und Holz. In der Stickerei übertrifft sie alle alten und neuen Weiber. Man weiß nicht in welcher Art der Gelehrsamkeit sie sich am mehrsten ausgezeichnet. Nicht mit den europäischen Sprachen zufrieden, versteht sie hebräisch, arabisch, syrisch und schreibt ein Latein, daß kein Mann, der sein Leben darauf verwendet, es besser kann. Der berühmte Niederländer Spanheim nennt sie »eine Lehrerin der Gratien und Musen«, der noch berühmtere Salmasius gesteht: er wisse nicht in welcher Art der Gelehrsamkeit er ihr den Vorzug geben sölle, und der Pole Rotyer nennt sie gar »das einzige Exemplar aller Wunderwerke an einem gelehrten Menschen, und ein gänzliches Monstrum ihres Geschlechts doch ohne Fehler und Tadel.« Denn in der That behielt sie bei ihrem außerordentlichen Wissen eine bewunderswürdige Demuth, wiewohl sie selbst gesteht, daß die unmäßigen Lobsprüche der Gelehrten sie jezuweilen zu eigener Selbstverblendung verleitet hätten. In späteren Jahren trat sie zu der Gemeine der Labadisten über, welche manche Aehnlichkeit mit den neuem Muckem gehabt zu haben scheint, starb aber unvermählt, da eine frühe Liebe (schon in ihrem 15ten Jahre) mit dem Holländer Caets sich zerschlagen hatte. Als Seltsamkeit von ihr wird angeführt, daß sie gerne Spinnen gegessen. Ihre gesammelten Werke gab der berühmte Spanheim unter dem Titel: Annae Mariae a Schurmann opuscula, Leyden 1648, zuerst heraus.

17

Schenkungsurkunde.

Quelle:
Wilhelm Meinhold: Maria Schweidler. Die Bernsteinhexe. Frankfurt am Main 11978, S. 55-65.
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