Auf Ponte Sisto

[198] Süß ist das Dunkel nach Gluten des Tags! Auf dämmernder Brücke

Schau ich die Ufer entlang dieser unsterblichen Stadt.

Burgen und Tempel verwachsen zu einer gewaltigen Sage!

Unter mir hütet der Strom manchen verschollenen Hort.

Dort in der Flut eines Nachens Gespenst! Ist's ein flüchtiger Kaiser?

Ist es der »Jakob vom Kahn«1, der Buonarotti geführt?

Gellend erhebt sich Gesang in dem Boot zum Ruhme des Liebchens.

Horch! Ein lebendiger Mund fordert lebendiges Glück.

1

In den dreißiger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts setzte Meister »Jakob vom Kahn« zwischen Ponte Sisto und S. Angelo die Leute über den Tiber.

Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 198.
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