27. Am Ostermontage

[222] Actor. 10.


Auff den 135. Psalm

Lobt deß Herren werthen Nam.


Petrus, Gottes treuer Knecht,

That den Mund auff und fieng an:

Nun erfahr ich wol und recht,

Daß der Herr nichts ansehn kan

Und ohn Unterscheyd sich gibt

Dem, der from ist und ihn liebt.


Seine Predigt ist bekandt,

Seinen Frieden, wie ihr wißt,

Hat er Israel gesandt,

Durch den Herren Jesum Christ,

Welcher uns und alle Welt

Unter seinem Zepter helt.


Wie Johannes hat gelehrt

Von der Tauff und Gnadenzeit,

Ward das Trostwort angehört

Durch Judea weit und breit,

Fieng in Galilea an,

Das hiervon noch sagen kan.


Jauchtze, Nazarener-Land,

Jesus, deine Zier und Pracht,

Ward gesalbt von Gottes Hand,

Mit deß heil'gen Geistes Macht,

Mit den Kräfften, die allein

Gott zu geben müglich sein.


Er ließ weit durch Land und Meer

Hören seinen weisen Mund,

Zohe ferren hin und her,

Machte kranckes Volck gesund,

Er vertreibt der Teuffel Schar,

Weil Gott selber in ihm war.


Wir, die er geliebet hat,

Haben selber angesehn

Die berümbte Wunderthat,

So durch seine Krafft geschehn;

Es ist dir, Judeerlandt,

Dir, Jerusalem, bekandt.


Zwar man hat ihn umbgebracht,

An ein schmälichs Holtz gestreckt,

Dennoch hat ihn Gottes Macht,

Auff den dritten Tag erweckt;

Nicht der Pöfel, wir allein

Können dessen Zeugen seyn,


Wir, die vorerwehlte Schar,

Unter der er für und für

Nach der Aufferstehung war,

Lebte, tranck und aß mit ihr.

Nun hat er uns außgesand,

Diß zu lehren alles Landt.


Er soll richten, was noch lebt

Und was schon ist für uns hin;

Ihr Propheten selber gebt

Wares Zeugniß, daß durch ihn,

Wer an ihn gläubt recht und wol,

Aller Sünden frey sein soll.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 222.
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